Die
Polen
sind eine
westslawische
Ethnie
. Sie stellen in der
Republik Polen
etwa 95 Prozent der Gesamtbevolkerung.
[1]
Daneben gibt es polnische Minderheiten in
Litauen
,
Belarus
und der
Ukraine
sowie eine weltweit verbreitete
polnische Diaspora
insbesondere in
Mittel-
und
Westeuropa
sowie
Nord-
und
Sudamerika
.
Polen sprechen das zum
lechischen
Sprachzweig der
westslawischen
Sprachen gehorende
Polnisch
. Im Fruhmittelalter
pagan
, gehoren sie in ihrer Mehrheit seit der
Christianisierung
im 10. Jahrhundert der
romisch-katholischen Kirche
an.
Konfessionelle
Minderheiten bilden jedoch auch Anhanger der
orthodoxen Kirche
und des
Protestantismus
. Religiose Minderheiten bilden die
Juden
und die
Muslime
, darunter die autochthone Gruppe der weitgehend
polonisierten
muslimischen
Lipka-Tataren
.
Die Bezeichnung ?Polen“ (polnisch ?
Polacy
“) leitet sich vom
indogermanischen
Wort ?
pele
“
[2]
fur deutsch ?
Feld
“ ab; gleich wie seine
semantischen
Aquivalente ?
Champagne
“, ?
Kampanien
“ oder das Suffix ?
-falen
“.
[3]
?
Inter
Alpes Huniae
et
Oceanum
est Polonia, sic dicta in eorum idiomate quasi Campania
“, schrieb 1211 der Rechtsgelehrte
Gervasius von Tilbury
in seinem
Otia Imperalia
. Demnach ist der Name Polens von den ?Feldbewohnern“ abgeleitet.
Entstanden sind die Polen im
Fruhmittelalter
in
Mitteleuropa
in Folge der Vereinigung westslawischer Stamme unter der Herrschaft des Geschlechts der
Piasten
, die selbst dem Stamm der
Polanen
angehorten. Deren ursprungliches Siedlungsgebiet rund um die
Warthe
und die
Netze
zwischen den Stadten
Posen
(
Pozna?
) und
Gnesen
(
Gniezno
) wurde um Siedlungsgebiete der
Wislanen
und
Masowier
zwischen den Stadten
Krakau
(
Krakow
) und
Warschau
(
Warszawa
) entlang der
Weichsel
erweitert. Spater fielen auch die
Pomeranen
und
Slensanen
sowie weitere kleinere Stamme unter den Einflussbereich der Piasten.
Mit der Grundung
Polen-Litauens
unter der Herrschaft des Geschlechts der
Jagiellonen
kam es zu einer teilweisen
Polonisierung
weiterer Gebiete in
Osteuropa
. Zudem siedelten viele Polen im Gebiet des heutigen sudostlichen
Litauen
, der heutigen Westhalfte von
Belarus
, dem heutigen westlichen Drittel der
Ukraine
, dem heutigen Nordosten
Tschechiens
und den heutigen nordlichen Grenzregionen der
Slowakei
.
Im 19. Jahrhundert siedelten mit der Industrialisierung viele Polen im
Ruhrgebiet
(siehe
Ruhrpolen
) und in den industriellen Zentren
Osterreich-Ungarns
. Nach dem
Zweiten Weltkrieg
wurden die Polen aus
Ostpolen
, das nun zur
Sowjetunion
gehorte,
aus ihrer Heimat vertrieben
und in den sogenannten
Wiedergewonnenen Gebieten
(
Hinterpommern
, in
Ostpreußen
mit
Ermland
und
Masuren
,
Pommerellen
und
Danzig
,
Ostbrandenburg
,
Niederschlesien
sowie
Oberschlesien
) anstelle der zuvor daraus
vertriebenen deutschen Bevolkerung
angesiedelt.
Durch kulturhistorische Besonderheiten sind im Laufe der Geschichte innerhalb der Ethnie der Polen neue eigenstandige Volksgruppen entstanden. Hierzu zahlen die
Goralen
, die
Masuren
und die
Schlesier
. Nur noch 51 Prozent der Letztgenannten sehen sich laut einer Volkszahlung von 2011 zugleich als Polen, dafur betrachten sich ganze 93 Prozent der als eigene Ethnie geltenden
Kaschuben
auch als Polen.
[4]
In den letzten 200 Jahren wanderten Polen in verschiedene Teile der Welt aus, wo sie sich verschieden stark assimilierten.
Schatzungen gehen davon aus, dass es weltweit 44 bis 60 Millionen Polen gibt.
Als historische und anerkannte nationale Minderheiten leben Polen in vielen mittel- und osteuropaischen Landern:
Lettland
(2,5 % der Bevolkerung),
Litauen
(6,74 %),
Slowakei
(0,1 %),
Tschechien
(0,5 %),
Ukraine
(0,45 %),
Ungarn
(3800),
Belarus
(4 %).
[5]
Viele Polen sind in westeuropaische Lander ausgewandert.
Weitere Ziele polnischer Auswanderer waren
Brasilien
(1 Mio. Polnischstammige),
Frankreich
(1 Mio., eine der bekanntesten Angehorigen war
Marie Curie
),
Deutschland
(2 Mio. Polnischstammige),
Kasachstan
(25.000), die
USA
(10,6 Mio.
Polish Americans
) und
Kanada
(650.000). Ferner leben in
Großbritannien
etwa 850.000 Menschen polnischer Abstammung und in
Irland
seit dem EU-Beitritt Polens etwa 120.000 Einwanderer. Außerdem wohnen Polen auch in
Argentinien
,
Sudafrika
,
Australien
,
Russland
,
Rumanien
,
Schweden
,
Belgien
,
Danemark
, den
Niederlanden
,
Osterreich
,
Griechenland
und
Italien
. In
Island
und
Norwegen
[6]
stellen sie die großte Minderheit dar.
[7]
Die Zahl von Polen in Frankreich wird mit 1.050.000 und in Kanada mit 800.000 angegeben. Von den uber 10 Millionen polnischstammigen US-Amerikanern (amerikanische Volkszahlung von 2000) sprechen nur noch 667.414 Personen (0,25 % der Bevolkerung) zu Hause polnisch.
Große Teile der polnischen Auswanderer haben sich im Laufe der Zeit assimiliert. Werden alle Menschen einbezogen, die in den letzten 150 Jahren einen polnischen Vorfahren hatten, ergibt dies eine Gesamtzahl von uber 100 Millionen Menschen.
Fur die Mitglieder der polnischen Diaspora wurde eine Urkunde eingefuhrt, die die Angehorigkeit ihres Besitzers zum polnischen Volk bestatigt: die
Karta Polaka
.
Die Zahl der derzeit in der
Bundesrepublik Deutschland
wohnenden Polen lasst sich nicht exakt beziffern. Nach dem
Zensus 2011
leben zwei Millionen Menschen mit polnischem
Migrationshintergrund
in Deutschland.
[8]
Auch in Polen geht man von zwei Millionen
[9]
(Schatzwerte der Stiftung
Wspolnota Polska
, 2007) Menschen mit einer ganz oder teilweise polnischen ethnischen, kulturellen oder sprachlichen Identitat aus. Die Zahl der Personen mit
ausschließlich
polnischer Staatsburgerschaft
liegt bei 740.962 (2015);
[10]
zudem leben etwa 690.000 (2011) Personen mit deutscher und polnischer Staatsangehorigkeit in Deutschland.
[11]
1992 lebten in den
Nachfolgestaaten der Sowjetunion
schatzungsweise 1,13 Millionen Polen, die meisten davon in Litauen, Belarus und der Ukraine (vergleiche mit den Zahlen oben).
Seit dem 14. Jahrhundert sind Polen in diese zum polnisch-litauischen Reich gehorenden Gebiete eingewandert. Sie bildeten bis ins 20. Jahrhundert die politisch und sozialokonomisch dominierende Schicht in Gebieten des heutigen Litauens, der Ukraine und von Belarus. Aufgrund der drei
Teilungen
von
Polen-Litauen
zwischen 1772 und 1795 kam der großte Teil zum
russischen Reich
, das polnische Kerngebiet wurde zunachst
Kongresspolen
, dann
Weichselgebiet
genannt. Die ab 1918 erstandene
Zweite Polnische Republik
erlangte in mehreren Kriegen Gebietszuwachse mit mehrheitlich polnischsprachigen Regionen im Osten, verlor diese Gebiete 1939 aber wieder infolge des
Hitler-Stalin-Paktes
, und endgultig 1945 durch den mit der
Sowjetunion
geschlossenen Grenzvertrag. Die meisten dort lebenden Polen wurden anschließend in die neuen Westgebiete der
Volksrepublik Polen
umgesiedelt, ein anderer Teil verblieb jedoch in der ehemaligen Heimat. Noch heute gibt es starke polnische Minderheiten in Litauen und in Belarus, daneben auch kleinere Gruppen in der Ukraine und anderen Nachfolgestaaten der Sowjetunion. Hervorzuheben sind hier die
Polnische Minderheit in Litauen
und die
Polnische Minderheit in Belarus
.
[12]
Die polnische Minderheit in Ungarn war in der Mitte des 19. Jahrhunderts sehr bevolkerungsreich. Die erste permanente Sonntagsschule wurde 1922 gegrundet. Wahrend des Zweiten Weltkrieges gab es in Ungarn 27 polnische Grundschulen und ? einzigartig in Europa ? eine polnische Hochschule und ein Lyceum in
Balatonboglar
. Von offizieller Seite wird die heutige Anzahl der Polen in Ungarn mit 3.800 angegeben, wahrend Minderheitenorganisationen die Anzahl auf 10.000 schatzen.
[13]
- ↑
Dieter Bringen, Krzysztof Ruchniewicz (Hrsg.):
Landerbericht Polen.
Bundeszentrale fur politische Bildung, Bonn 2009,
ISBN 978-3-593-38991-2
, S. 362.
- ↑
Joseph Bosworth:
A dictionary of the Anglo-Saxon languages,
S. 275;
planus, plain, flat
; from Indo-Germanic
pele
, flat, to spread, also the root of words like plan, floor, and field. [In:] John Hejduk:
Soundings,
1993, S. 399; “the root
pele
is the source of the English words ‘field’ and ‘floor’. The root ‘plak’ is the source of the English word ‘flake’”. [In:] Loren Edward Meierding:
Ace the Verbal on the SAT,
2005, S. 82.
- ↑
?Tak jak nazwa Polanie, rownie? nazwa Polska pochodzi od poł uprawnych, podobnie jak nazwa Szampania we Francji (od
le champ
? pole) czy Kampania we Włoszech (od
campo
? pole).” In:
Jerzy Topolski
:
Historia Polski.
Wydawnictwo Pozna?skie, S. 42.
- ↑
Struktura narodowo-etniczna, j?zykowa i wyznaniowa ludno?ci Polski - NSP 2011
, Głowny Urz?d Statystyczny.
- ↑
Fischer Weltalmanach
2006,
ISBN 3-596-72006-0
- ↑
ssb.no:
Immigration and immigrants 2010
(PDF; 1,2 MB)
- ↑
CIA World Factbook
(
Memento
des
Originals
vom 10. Mai 2013 im
Internet Archive
)
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@1
@2
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- ↑
Zensusdatenbank ? Ergebnisse des Zensus 2011.
9. Mai 2011,
abgerufen am 25. April 2015
.
- ↑
Wspolnota Polska ? Polonia w liczbach.
- ↑
Anzahl der Auslander aus Polen in Deutschland von 2007 bis 2015
- ↑
Vier Millionen Deutsche besitzen zwei Passe
, zeit.de
- ↑
Rudolf A. Mark
:
Die Volker der ehemaligen Sowjetunion.
1992
- ↑
Mailing List von Flags of the world
(
Memento
des
Originals
vom 4. Dezember 2012 im
Internet Archive
)
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