Dieser Artikel beschreibt das Melodram aus dem Jahr 2008; fur das belgisch-franzosische Melodram des Jahres 1989 siehe
Sehnsucht nach Australien
.
Australia
ist ein
monumentales
Melodram
, das in den Jahren 2007 und 2008 von
Baz Luhrmann
in den
Vereinigten Staaten
und
Australien
gedreht wurde.
Nicole Kidman
und
Hugh Jackman
spielen die Hauptrollen, deren abenteuerliche Liebesgeschichte ? beginnend im Jahr 1939 ? sich vor dem historischen Kontext des
Zweiten Weltkriegs
in Australien abspielt, insbesondere dem
Luftangriff auf Darwin
am 19. Februar 1942. In den Kinos der Produktionsstaaten lief der Film nach Terminverschiebungen
[3]
am 26. November 2008 an; der deutsche Kinostart erfolgte am 25. Dezember.
1939: Die englische Adlige Sarah Ashley reist ihrem Ehemann ins australische
Northern Territory
nach. Dieser fuhrt dort die 30.000 Quadratkilometer große Rinderfarm ?Faraway Downs“ und wird von Sarah verdachtigt, eine Affare zu haben. Als sie in Australien ankommt, bringt ein Viehtreiber (englisch ?drover“, statt eines Namens wird fur ihn nur diese Berufsbezeichnung verwendet) sie zur Farm, in der sie nur noch den Leichnam ihres ermordeten Mannes findet.
Die Polizei verdachtigt den
Aborigine
King George. Dieser ist der Großvater eines Jungen namens Nullah, dessen Mutter auf der Farm arbeitet. Nullahs Vater ist der Verwalter Neil Fletcher, der Nullahs Mutter seit langem zu einer Affare notigt, wahrend er Nullah allerdings nicht als seinen Sohn anerkennt. Der Junge fuhlt sich als Kind eines Weißen und einer Aborigine keiner der beiden Welten zugehorig.
Fletcher ist Verwalter der Farm in dritter Generation und hat Sarahs Mann getotet, weil er sich als moralischer Besitzer der Farm fuhlt. Als Sarah dahinterkommt, dass er Nullah schlagt, entlasst sie Fletcher. Dieser verlasst die Farm und ein Großteil der Belegschaft folgt ihm. Spater findet Sarah heraus, dass er heimlich Viehbestande an ?King“ Carney, den ubermachtigen Konkurrenten ihres Mannes, verkauft hat. Sie steht kurz vor dem Verkauf der Farm.
Erst als "der Drover" ihr hilft, mit einer Handvoll Leute eine Viehherde nach
Darwin
zu treiben, kann sie die Farm retten. Fletcher versucht aus verletztem Stolz und als Angestellter von King Carney, den Transport der Herde zu sabotieren. Nach seinem Scheitern besucht Sarah einen Ball zugunsten von Mischlingskindern aus Verbindungen zwischen Weißen und Aborigines und setzt sich fur Nullah ein.
King Carney erfahrt auf diesem Ball von ihr, dass Fletcher ihren Mann ermordet hat. Daraufhin droht King Carney Fletcher, der mit Carneys Tochter verlobt ist, um an Carneys Besitz zu kommen. Die Drohung Carneys, ihn vom Erbe auszuschließen, veranlasst Fletcher, ihn im
Outback
Krokodilen zum Fraß vorzuwerfen. Daraufhin heiratet er dessen Tochter und ist damit der Nachfolger von King Carney.
In der anschließenden Regenzeit kommen sich Drover und Sarah naher und wachsen mit Nullah zu einer Familie zusammen.
Als
1941 Pearl Harbor angegriffen
wird, braucht die US-Armee Nachschub aus Australien in Form von Vieh. Drover wird dabei fur einen Viehtrieb quer durch Australien eingesetzt. Nullah wird von den Behorden in eine Missionsstation ?fur Mischlingskinder“ auf einer Insel vor Darwin gebracht. Sarah will ihn ? mit Hilfe des Einflusses ihres Gegners Fletcher und gegen den Verkauf ihrer Farm an diesen ? von dort zuruckholen. Sie begibt sich deshalb nach Darwin, gerade als der Ort
von den Japanern bombardiert
wird. Drover, der Sarah liebt, kehrt kurz nach dem Bombardement nach Darwin zuruck. Er geht allerdings davon aus, dass diese in der zerstorten Stadt umgekommen ist und fahrt zur Missionsstation auf der ? ebenfalls bombardierten ? Insel. Dort rettet er den uberlebenden Kindern das Leben.
Nachdem Drover Sarah wiederfindet, beschließen die drei, nach Faraway Downs zuruckzukehren. Fletcher, der bei dem Luftangriff seine Frau verloren hat, will Nullah toten, da er annimmt, dieser habe ihn verflucht. Nullahs Großvater rettet Nullah vor dem Mord durch seinen Vater und totet diesen dabei. Auf dem Weg zuruck nach Faraway Downs beschließt Sarah, Nullah fur seinen
Initiationsritus
mit seinem Großvater ziehen zu lassen. Der Film endet mit der Einblendung, dass die Aborigines bis 1973
rassistisch
diskriminiert wurden (sogenannte
Gestohlene Generationen
) und dass sich die australische Regierung erst im Jahre 2008 dafur entschuldigt habe.
Am 22. Februar 2006 erwahnte Luhrmann bei einem Interview in
Queensland
erstmals sein neues Filmprojekt fur
20th Century Fox
, das die Geschichte des Bombenangriffs auf Darwin erzahlen werde und in Stil und Epik vergleichbar sein solle mit Klassikern des Genres wie
African Queen
[4]
(1951),
Giganten
(1956) oder
Jenseits von Afrika
(1985), insbesondere aber von
Victor Flemings
Vom Winde verweht
(1939) inspiriert sei, was die Kombination von ?Komik, Romantik, Action und Drama“ betreffe.
[5]
Der Vorbereitungsprozess habe sich bereits uber zehn Jahre hingezogen und nach sorgfaltiger Arbeit mit historischen Quellen und Buchern zu einer ?mythologischen Erzahlung“ gefuhrt.
[6]
Als Hauptdarsteller wurden zu dieser Zeit
Nicole Kidman
, die selber in Australien aufwuchs, und der geburtige Neuseelander
Russell Crowe
gehandelt. Auch den Rest der Darsteller hoffte Luhrmann mit Australiern besetzen zu konnen.
Nachdem die fur Marz 2006 angesetzten Proben sich verzogerten und Luhrmann am Ende des Monats bekannt gab, dass nicht wie geplant im Juli 2006 mit den Dreharbeiten begonnen werden konne, verschob sich der Produktionsprozess zunachst. Die Presse ließ seit dem 30. Mai 2006 verlauten, Russell Crowe sei durch
Heath Ledger
(ebenfalls ein Australier) ersetzt worden.
[7]
Die wahre Umbesetzung durch den gleichen Landsmann
Hugh Jackman
wurde eine Woche spater bekannt gegeben.
[8]
Zur Besetzung stieß außerdem
Brandon Walters
, ein damals zehnjahriger
Aborigine
aus
Broome
in
Westaustralien
fur die Rolle des Nullah.
[9]
[10]
Gegen Jahresende erwahnte Luhrmann gegenuber
ABC Radio National
, man befinde sich mitten in der
Vorproduktion
und werde ab kommendem Marz drehen. Wenig spater wurden Informationen zu
Titel
(als Arbeitstitel hatten
Great Southern Land
und
Faraway Downs
gedient) und
Handlung
sowie weiteren Darstellern enthullt.
[11]
Im Strickland House in
Sydney
wurde am 30. April 2007 schließlich mit den Filmaufnahmen begonnen.
[12]
Bowen
, eine kleine Stadt im Norden von Queensland, wurde als Drehortdouble fur Darwin ausgewahlt und zu diesem Zweck teilweise stark umgestaltet. Ganze Straßenteile und Gebaude wurden nach Originalvorbildern aus den 1930er Jahren fur sechs Wochen Drehzeit neu erschaffen.
Dreharbeiten am Stokes Hill Wharf in
Darwin
Von Juli bis September 2007 fanden außerdem Filmarbeiten in Darwin selbst (u. a. am Stokes Hill Wharf), den Fox Studios in Sydney und
Kununurra
statt.
[13]
An die Beendigung der Setaufnahmen schloss sich nun ein dreimonatiger Filmprozess vor
Bluescreen
an sowie die Arbeit mit nach den Originalschauplatzen genau nachgestellten Studioreplikaten. Mit dem 19. Dezember 2007 wurden die Dreharbeiten abgeschlossen.
[6]
In den folgenden Monaten widmete man sich der
Postproduktion
und der Erstellung eines
Teasers
, der im Mai 2008 erstmals zu sehen war. Fur einige
Nachdrehs
kam das Team noch einmal im August zusammen. Luhrmann erzahlte der
Los Angeles Times
kurz vor Veroffentlichung des Films, dass er sechs verschiedene Handlungsenden geschrieben habe. Drei davon seien schließlich gedreht worden und am Ende habe man sich fur die Verwendung des am meisten "uberraschenden" Endes entschieden.
[14]
[15]
Testvorfuhrungen hatten bewirkt, dass die Zuschauer ein Uberleben des Viehtreibers am Ende des Films (?
Happy End
“) besser annahmen als seinen Tod, was man bei der Endversion berucksichtigt habe.
[16]
Insgesamt zahlte man 200 (statt der in
Hollywood
typischen 80) Drehtage
[5]
sowie rund 2.000
Rinder
[17]
und 1.500
Wildpferde
[18]
, mit denen man gearbeitet hatte. Das Filmprojekt wurde mit einem
Budget
von 120
[19]
bis 130
[5]
Mio. US-Dollar verwirklicht.
Nicole Kidman, die wahrend der Dreharbeiten schwanger war, brachte am 7. Juli 2008 ihre Tochter Sunday Rose zur Welt.
[20]
Sie ist eins von insgesamt 15 Kindern, die wahrend der Arbeit an
Australia
in den Reihen der
Filmcrew
geboren wurden.
[21]
An der Filmmusik wirkte der australische Musiker und Entertainer
Rolf Harris
mit. Sein Markenzeichen, das sogenannte ?Wobble Board“, wurde zur Untermalung des
Vorspanns
und einer Kampfszene eingesetzt und stellt Harris’ erste Mitarbeit an einem
Soundtrack
dar. Laut Harris kommt im Soundtrack auch das
Didgeridoo
zum Einsatz.
[22]
Die Filmmusik basiert auf mehreren musikalischen Zitaten, unter anderem auf einem Thema aus
Edward Elgars
Enigma-Variationen
(Nr. 9, Nimrod) und aus J. S. Bachs Jagdkantate BWV 208. Es handelt sich hier um das Thema aus der Arie "Schafe konnen sicher weiden". In einer der Schlusselstellen zitiert der Komponist auch einen der Chorale Bachs.
Als
musikalisches Thema
zieht sich
Harold Arlens
Lied
Over the Rainbow
durch den Film, das von Lady Sarah Ashley in einer Szene fur Nullah gesungen wird.
Die
MPAA
kennzeichnete den Film mit einer
PG-13
-
Freigabe
fur Jugendliche ab 13 Jahren.
[23]
Die deutsche
FSK
hat den Film ab 12 Jahren freigegeben.
Die
Weltpremiere
des Films fand am 18. November 2008 in
Sydney
vor uber 3000 geladenen Gasten sowie zeitgleich an den Haupt-Drehorten Darwin (Northern Territory), Kununurra (Westaustralien) und Bowen (Queensland) statt
[9]
[24]
. Eine deutsche Premiere gab es nicht, nur ein ?Vorabscreening“ am 12. Dezember.
[9]
Die australische Tourismusbehorde
Tourism Western Australia
hatte im Vorfeld der Veroffentlichung eine
Kampagne
mit einem Budget von einer Million US-Dollar gestartet, die den Tourismus in Australien ankurbeln und Reisende nach Australien locken sollte. Unter dem Titel ?See the Movie, See the Country“ (deutsch: ?Sieh den Film, besuche das Land“) wurde vor dem Filmstart in
Europa
,
Asien
und Amerika fur Australien als Reiseziel geworben.
[25]
Regisseur Luhrmann wurde zudem beauftragt, eine Serie von
Werbespots
zu drehen, die ein Gesamtbudget von 50 Mio. US-Dollar hatten.
Australia
-Darsteller Brandon Walters trat in einem dieser Werbespots auf, Kidman und Jackman dagegen nicht.
[26]
- Australien
Die ersten Kritiken in Australien fielen gemischt aus, mit dem Konsens, dass
Australia
ein guter Film sei, aber kein
Meisterwerk
.
[27]
So bezeichnete der Filmkritiker und Moderator David Stratton den Film im
Australian
als ?nicht das Epos, das wir erwartet haben“. Er lobte Luhrmanns Sinn fur
Bildkomposition
und die Kamerafuhrung von Mandy Walker. Die ersten 20 Minuten des Films seien laut Stratton sehr kunstlich inszeniert, was nicht zum Setting im Outback passe. Auch kritisierte er die vielen
Klischees
und meinte, zahlreiche
Bezuge
zu alteren Filmen wie
Der Zauberer von Oz
(1939) zu erkennen: ?Es wirkt, als ob der Film nicht so sehr an ein australisches Publikum gerichtet ist, sondern an ein internationales, vor allem amerikanisches Publikum.“
[28]
Interessanterweise außerte Luhrmann im Interview mit
Hanns-Georg Rodek
(
Berliner Morgenpost
), gerade in den Vereinigten Staaten auf Probleme zu stoßen, spreche er doch nicht die dort gewunschte ?Hollywood-Filmsprache“.
[5]
Klischees bemangelte auch Jim Schembri im
Sydney Morning Herald
: ?Das Wort ?crikey‘ [in der deutschen Fassung: ?Grundgutiger!‘] wird so oft benutzt, dass der Film oft wie eine Hommage an
Steve Irwin
klingt.“ Und obwohl der Film nie langweilig werde, sei er doch viel zu lang und beinhalte einige Langen und ?erzahlerische Speckrollchen“.
[29]
- Vereinigte Staaten
James Berardinelli
sah in dem Film mehr ?Epos-Heuchler“ denn ?Epos-Anwarter“. Zweifellos biete er visuelle Brillanz, welcher die ?
maandrische
“ (ausufernde) Handlung nicht gerecht werde. Auch sei die Lange zu bemangeln und der Ton uneinheitlich. Er zog Parallelen zu
Pearl Harbor
(2001), wo man auf ahnliche Weise an dem Ansatz gescheitert sei, eine vergleichsweise ?bedeutungslose“ Romanze uber den wirklichen Schrecken des Kriegs zu stellen.
[30]
Dem setzte
Roger Ebert
entgegen, dass gerade das romantische
Melodram
zwischen den
Protagonisten
?mitreißend“ sei und von den starken Darbietungen seiner Kunstler lebe. Ebert hob auch vor allem die Aufarbeitung des Jahrhundertkonflikts ?
White Australia
“ hervor und bewunderte den gewahlten
antirassistischen
Ansatz bei der positiven Darstellung der
Aborigines
neben kritisch beleuchteten hellhautigen Einwanderern. Gerade in dem Punkt sei
Australia
reifer als
Vom Winde verweht
, der zeitbedingt durchaus noch eines gewissen Rassismus bezichtigt werden konne.
[31]
- Deutschland
In Deutschland kritisierte Carsten Baumgardt (filmstarts.de) die Zeichnung der Charaktere, die zwar ? wie in Epen ublich ?
stereotypisch
angelegt seien, jedoch nicht immer tief beruhren konnten.
Australia
wolle in der Bemuhung um Zeitlosigkeit ?
anachronistisches
Kino im positiven Sinne“ sein, ein Ansatz, der zunachst ?gewohnungsbedurftig“ erscheine. Allerdings biete das Drama trotz einiger Fehler ?hemmungsloses Gefuhlskino“ mit ?Momenten voll atemberaubender Schonheit“.
[32]
Verena Lueken kam in der
FAZ
zu dem Schluss, dass in erster Linie der Existenzwert des Films in der heutigen Zeit bemerkenswert sei. (?Hier geht es nicht um Australien. Hier geht es um nicht weniger als ein gigantisches Kinoepos, das vor allem dazu gut ist, zu beweisen, dass so was heute noch geht.“)
[33]
Luhrmann außerte in der Zeitschrift
The Hollywood Reporter
seinen Unmut uber einige veroffentlichte Kritiken. Viele Rezensenten verstunden nicht, dass
Australia
kein so festgelegtes
Genre
bediene wie es ?
romantische Komodien
fur 40-jahrige Frauen oder
Actionfilme
fur 17-jahrige Jungen“ taten. Er habe kein Problem mit Kritik, sondern sei verargert uber das offensichtlich große Missverstandnis um sein Werk.
[34]
- Gesamt
Die Einnahmen beliefen sich auf 212 Mio. US-Dollar. Davon stammten 23,5 Prozent (50 Mio. US-Dollar) aus
Nordamerika
, die ubrigen 76,5 Prozent (162 Mio. US-Dollar) aus der restlichen Welt.
[35]
- Eroffnungswochenende
Australia
startete an seinem australischen Eroffnungswochenende vom 27. bis 30. November 2008 mit einem Einspielergebnis von 6,37 Mio. AU-Dollar. Kein Film in Australien erzielte vorher in dieser Zeitspanne ein hoheres Ergebnis, und es waren 2,15 Mio. mehr, als der
James-Bond
-Film
Ein Quantum Trost
im gleichen Jahr unter gleichen Bedingungen erreichte. Allerdings wurden in den Vereinigten Staaten gleichzeitig nur 20 Mio. US-Dollar eingenommen, und der Film erreichte nur Platz 5 der Kinocharts.
[36]
Die Deutsche Film- und Medienbewertung FBW in Wiesbaden verlieh dem Film das Pradikat wertvoll.
- ↑
a
b
Freigabebescheinigung
fur
Australia
.
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, 4. September 2008
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und entferne dann diesen Hinweis.
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