Derzeit kontrollieren turkische Einheiten und verbundete lokale Milizen ein Gebiet von rund 2500 Quadratkilometern - das entspricht ziemlich genau der Große des Saarlandes. Doch schon bald konnte sich das Territorium vergroßern. In dieser Woche
startete das turkische Militar eine Offensive in der benachbarten syrischen Provinz Idlib
. Offiziell heißt es in Ankara, die Soldaten sollten dort sogenannte Beobachtungsposten errichten. Tatsachlich handelt es sich dabei jedoch um Armeestutzpunkte.
Weite Teile der Provinz Idlib werden derzeit von dem Dschihadistenbundnis Haiat Tahrir al-Sham (HTS) kontrolliert. Dieser Zusammenschluss verschiedener islamistischer Milizen wird von Kampfern der ehemaligen Nusra-Front dominiert, die fruher zum Terrornetzwerk al-Qaida gehorte. Die Turkei hat mit den Regierungen von Russland und Iran vereinbart, die HTS aus Idlib zu vertreiben. Anschließend soll in der Provinz eine sogenannte Deeskalationszone errichtet werden, in der eine Waffenruhe zwischen syrischen Regierungstruppen und Rebellen gilt.
Doch aus Ankaras Sicht ist das nur Mittel zum Zweck: Zwischen dem turkisch kontrollierten Gebiet um al-Bab und der Provinz Idlib liegt die kurdische Enklave Afrin. Das Gebiet wird von der kurdischen YPG-Miliz kontrolliert, die als syrischer Ableger der PKK in der Turkei gilt. Erdogan hat nie einen Zweifel daran gelassen, dass er die Prasenz der kurdischen Milizen entlang der Grenze nicht dulden will. Die aktuelle Offensive in Idlib ist daher auch der Versuch, die YPG in Afrin in die Zange zu nehmen.