Die Band Rammstein wird wegen eines Musikvideos mit Anspielungen auf deutsche Konzentrationslager kritisiert. "Wer den Holocaust zu Marketingzwecken missbraucht, handelt verwerflich und unmoralisch", sagte der Prasident des Zentralrats der Juden in Deutschland, Josef Schuster. Es gebe zahlreiche Kunstler, die sich in ihren Kunstwerken auf eine wurdevolle Art mit der Schoah auseinandersetzen.

In den bisher veroffentlichten Ausschnitten des Videos zur neuen Rammstein-Single sind vier Bandmitglieder zu sehen, deren Kleidung an die von KZ-Gefangenen erinnert. Sie stehen dabei am Galgen. Auf dem Revers eines Musikers ist ein gelber Stern zu sehen, ahnlich dem, den Juden unter dem NS-Regime tragen mussten. Am Ende des 35 sekundigen Video-Auszugs, den Rammstein auch auf ihrer Webseite veroffentlichte, ist das Wort Deutschland in frakturahnlicher Schrift zu sehen, in lateinischen Ziffern steht darunter das Datum 28.3.2019. Es wird vermutet, dass am selben Tag noch die Veroffentlichung des vollstandigen Videoclips erfolgt. Im November hatte Rammstein nach mehr als zehn Jahren ein neues Album angekundigt. Die dazugehorige Tour war innerhalb kurzer Zeit ausverkauft.

Der Antisemitismusbeauftragte der Bundesregierung, Felix Klein, teilte mit, prinzipiell sei gegen eine kunstlerische Auseinandersetzung mit dem Holocaust nichts einzuwenden. "Wenn aber das Video nur zur Provokation und Verkaufsforderung erstellt wurde, um zu skandalisieren und Aufmerksamkeit zu erzeugen, dann wird damit eine rote Linie uberschritten", sagte Klein. Das ware eine geschmacklose Ausnutzung der Kunstfreiheit. Man musse abwarten, was die Band in ihrem neuen Album aufgenommen habe. Sollten es Lieder gegen den Judenhass sein, ware er positiv uberrascht. Von der Band war zunachst keine Stellungnahme zu erhalten.

Der Direktor der Stiftung Bayerische Gedenkstatten, Karl Freller (CSU) hat die Band in die KZ-Gedenkstatte Dachau eingeladen. Ein abschließendes Urteil wollte Freller nicht fallen, weil noch unklar sei, welchen Hintergrund das Video habe. Eindeutig sei aber: "Das Leid und die Unmenschlichkeit des Holocaust verbieten sich fur Werbezwecke oder Effekthascherei zur Bekanntmachung von Produkten ganz gleich welcher Art ? in diesem Fall wohl ein neues Musikalbum."