Amur-Leoparden sind die wahrscheinlich seltensten Leoparden weltweit . Ihr Verbreitungsgebiet, die winterkalten und schneereichen Regionen in Nordostasien, teilen sie sich mit Amur-Tigern, die großer und starker sind als sie. Bei Kampfen unter diesen Nahrungskonkurrenten sind Leoparden unterlegen und konnen sich nur schutzen, wenn sie sich auf einen Baum retten.

Amur-Leoparden kommen heute nur noch in ca. zwei bis drei Prozent ihres historischen Verbreitungsgebietes vor. Grunde dafur sind vor allem die Wilderei sowohl auf die Leoparden selbst als auch auf ihre Beutetiere, unkontrollierter Holzeinschlag, Waldbrande, die Umwandlung von Amur-Leoparden-Lebensraum in landwirtschaftlich genutzte Flachen sowie Bergbau. In einigen Regionen des historischen Verbreitungsgebietes, aus denen Amur-Leoparden wegen mangelnder Beutetiere verschwunden sind, besteht theoretisch die Chance der Wiederbesiedlung , nachdem sich die dortigen Beutetierbestande erholt haben.

Amur-Leoparden gehoren nicht nur zu den seltensten Katzen, sondern auch zu den seltensten Saugetieren der Welt . Der Großteil des Gesamtbestandes lebt im Leopardovy-Nationalpark in Russland. Außerhalb dieses Parks gibt es einige wenige weitere Amur-Leoparden. Insgesamt ist der Gesamtbestand mit ca. 121 erwachsenen Tieren (Stand 2021) immer noch klein , aber schon deutlich großer als noch vor einigen Jahren.

Der Amur-Leopard im Steckbrief

Verwandtschaft Ordnung der Raubtiere, Familie der Katzen, Art Leopard, Unterart Amur-Leopard
Große Kopfrumpflange bis 136 cm, Schulterhohe bis 78 cm, Schwanzlange bis 90 cm, Mannchen großer als Weibchen
Gewicht 32 ? 48 kg bei Mannchen, 25 ? 43 kg bei Weibchen, Mannchen etwas schwerer als Weibchen
Besonderheiten gehoren zu den kleineren Leoparden, langbeiniger als andere Leoparden, ihr Fell gilt als besonders schon, warmendes Winterfell in der kalten Jahreszeit
Soziale Organisation Einzelganger
Fortpflanzung Tragzeit von rund 3 Monaten, Geburten im Fruhling in Verstecken
Jungtiere 1 ? 6 (meistens 2) Junge pro Wurf, Nesthocker, Selbststandigkeit mit 12 ? 18 Monaten
Lebenserwartung bis 17 Jahre in freier Wildbahn
Geografische Verbreitung in Russland im sudwestlichsten Zipfel der Region Primorje, in China in den Provinzen Jilin und Heilongjiang im Sudosten des Landes, insgesamt kleinstes Verbreitungsgebiet der Leoparden
Lebensraum Berg- und Mischwaldern der gemaßigten Zone Nordostasiens
Ernahrung Fleischfresser, Schleich- und Lauerjager, Beutespektrum reicht von Hasen und Fasanen bis hin zu Wildscheinen und Moschustieren, erbeuten vor allem Sibirische Rehe, die mehr als die Halfte ihrer Nahrung ausmachen
Bestandsgroße mindestens 121 erwachsene Tiere (Stand 2021)
Gefahrdungsstatus Leoparden gelten insgesamt als ?gefahrdet“ (Internationale Rote Liste)

Wo werden Amur-Leoparden in der zoologischen Systematik eingeordnet?

Von Ordnungen, Familien und Arten

Amur-Leopard © David Lawson / WWF UK
Amur-Leopard ⓒ David Lawson / WWF UK

Der Amur-Leopard ( Panthera pardus orientalis ) ist eine Unterart des Leoparden. Leoparden gehoren zur Ordnung der Raubtiere , zur Familie der Katzen und zur Unterfamilie der Großkatzen. Neben dem Amur-Leopard werden bei den Leoparden heute weitere acht Unterarten unterschieden: Afrikanischer Leopard ( P. p. pardus ), Arabischer Leopard ( P. p. nimr ), Chinesischer Leopard ( P. p. japonensis ), Indischer Leopard ( P. p. fusca ), Indochinesischer Leopard ( P. p. delacouri ), Java-Leopard ( P. p. melas ), Persischer Leopard ( P. p. tulliana ) und Sri-Lanka-Leopard ( P. p. kotiya ).

Wie sehen Amur-Leoparden aus?

Merkmale, Eigenschaften und Besonderheiten

Amur-Leoparden gehoren zu den kleineren Leoparden. Die Mannchen sind großer und kraftiger als die Weibchen. Die Kopfrumpflange betragt bis zu 1,36 Meter, die Schulterhohe bis zu 78 Zentimeter und die Schwanzlange bis zu 90 Zentimeter. Mannliche Amur-Leoparden wiegen etwa 32 bis 48 Kilogramm und die Weibchen 25 bis 43 Kilogramm. Die Leoparden in der Amur-Region haben, vermutlich als Anpassung an das Laufen in tiefem Schnee , langere Beine als ihre Artgenossen.

Das Fell der Amur-Leoparden gilt als besonders schon. Die unregelmaßigen Rosetten am Rucken und an den Korperseiten entstehen durch schwarze Ringe aus Tupfen , die einen gegen die Grundfarbe etwas verdunkelten Hof umschließen. Sie sind bei Amur-Leoparden besonders groß, stehen weit auseinander und haben dicke Rander. Dabei hat jeder Leopard eine einzigartige Musterung. Der Kopf, der Hals, die Schultern, der Bauch, die Beine und der Schwanz sind schwarz gefleckt. Das Fell der Amur-Leoparden hat im Sommer eine gelb-rotliche Grundfarbe. Im Winter ist es zur Tarnung in der verschneiten Umgebung heller. An der Brust, am Bauch und an den Beininnenseiten ist das Fell fast weiß. Die Haare des Sommerfells der Amur-Leoparden sind etwa 2,5 Zentimeter lang. Das Winterfell ist hingegen bis zu sieben Zentimeter lang, dicht und weich.

Wie leben Amur-Leoparden?

Die soziale Organisation, Aktivitat und Kommunikation

Amur-Leopard auf einem Felsen © Tom Brakefield / iStock / Getty Images
Amur-Leopard auf einem Felsen ⓒ Tom Brakefield / iStock / Getty Images

Wie alle Leoparden sind Amur-Leoparden Einzelganger und leben großtenteils in festen Revieren . Die Reviergroße von weiblichen Amur-Leoparden betragt 50 bis 80 Quadratkilometer, die der Mannchen bis zu 280 Quadratkilometer.

Amur-Leoparden sind wie die meisten Leoparden nachtaktiv . Auf der Suche nach Nahrung legen sie taglich weite Strecken zuruck. Dabei sind Wildwechsel im Winter wichtige Orientierungshilfen. Wenn es davon wenige gibt, haben es vor allem junge Amur-Leoparden und Weibchen mit Nachwuchs schwer sich zu orientieren.

Amur-Leoparden koexistieren mit Amur-Tigern , die großer und starker sind und mit denen sich ihr Nahrungsspektrum uberschneidet. Dadurch kommt es zu Nahrungskonkurrenz und Intoleranz . Zur Reduzierung der interspezifischen Konkurrenz werden Leoparden immer wieder von Tigern angegriffen und getotet. Leoparden konnen sich nur schutzen, wenn sie sich auf einen Baum retten. Tiger konnen namlich nicht gut klettern . Außerdem haben die beiden Raubkatzenarten in der Amur-Region unterschiedliche Jagdgewohnheiten entwickelt. Amur-Leoparden jagen vor allem in den Gipfelregionen der Berge , Amur-Tiger bevorzugen hingegen die hugelige Landschaft der Vorberge sowie Galeriewalder entlang von Flussen fur die Jagd.

Was ist uber die Fortpflanzung von Amur-Leoparden bekannt?

Von der Paarung uber die Entwicklung der Jungen bis zum Erwachsenenalter

Amur-Leopard mit Jungen im Schnee © WWF
Amur-Leopard mit Jungen im Schnee ⓒ WWF

Die Tragzeit dauert bei Amur-Leoparden ungefahr 12 Wochen . In der Amur-Region finden die Geburten im Fruhling statt. An einem versteckten Ort bringt das Weibchen ein bis vier Junge zur Welt. Bei den Amur-Leoparden gab es den ungewohnlichen Fall, dass sich ein Vatertier bei der Jungenaufzucht beteiligt hat, obwohl solch eine Unterstutzung bei Leoparden sonst nicht bekannt ist.

Allgemeines zur Entwicklung von Leoparden im Artenlexikon-Eintrag ?Leoparden (allgemein)“ .

Wo leben Amur-Leoparden?

Ihr Verbreitungsgebiet fruher und heute

Amur-Leopard im Dickicht © stanzi11 / iStock / Getty Images
Amur-Leopard im Dickicht ⓒ stanzi11 / iStock / Getty Images

Von allen Leoparden haben Amur-Leoparden das nordlichste und das aktuell kleinste Verbreitungsgebiet . Heute kommen sie nur noch im außersten Sudwesten der russischen Provinz Primorje und in der gegenuberliegenden chinesischen Grenzregion vor.

Ihr historisches Verbreitungsgebiet erstreckte sich einst in Nordostasien von Nordostchina und den Regionen Chabarowsk und Primorje in Russland bis uber die gesamte koreanische Halbinsel und umfasste etwa 362.000 Quadratkilometer . Dabei war der russische Teil der kleinste, der sudkoreanische Teil rund doppelt so groß, der nordkoreanische etwa dreimal so groß und der chinesische knapp viermal so groß. Seit dem Ende des 19. Jahrhunderts begann das Verbreitungsgebiet durch menschliche Aktivitaten signifikant zu schrumpfen und zu verinseln. Bis Mitte des 20. Jahrhunderts waren nur noch 72.000 Quadratkilometer ubrig. In den 1970er Jahren gab es in Russland im sudlichen Teil des Sichote-Alin-Gebirges und im westlichen und sudwestlichen Primorje noch drei vollkommen voneinander isolierte Teilpopulationen. Seit den 1980er Jahren sind Amur-Leoparden in Russland jedoch nur noch im sudwestlichsten Zipfel der Region Primorje zu finden. Das heutige Verbreitungsgebiet in Russland ist im Norden und Nordosten vom Fluss Rasdolnaja begrenzt, im Sudosten und Suden vom Japanischen Meer und im Westen von der Grenze zu China . In China gibt es seit Ende des 20. Jahrhunderts nur noch einzelne Amur-Leoparden in den Provinzen Jilin und Heilongjiang im Sudosten des Landes. Auf der koreanischen Halbinsel wurde im Jahr 1969 zum letzten Mal ein Amur-Leopard gesehen. In Nordkorea stehen aktuelle Untersuchungen zum derzeitigen Status der Amur-Leoparden noch aus. Moglicherweise streifen dort immer mal einzelne Individuen umher, die von Russland oder China uber die Grenze kommen.

Insgesamt umfasst das Verbreitungsgebiet der Amur-Leoparden heute nur noch rund 10.000 Quadratkilometer . Etwa ein Viertel davon steht unter Schutz. Damit haben Amur-Leoparden bereits ca. 97 bis 98 Prozent ihres historischen Verbreitungsgebietes verloren.

In welchem Lebensraum kommen Amur-Leoparden vor?

Amur-Leoparden sind in den Berg- und Mischwaldern der gemaßigten Zone Nordostasiens beheimatet. In dieser Region sind die Winter kalt und schneereich. Dabei konnen Amur-Leoparden mit einer durchschnittlichen Schneedecke von unter 15 Zentimetern gut zurecht kommen. Amur-Leoparden bevorzugen artenreiche submontane Mischwalder aus Nadel- und Laubholzern wie Mandschurische Tanne, Korea-Kiefer und Mongolische Eiche. In Laub- und Eichenwaldern halten sie sich hingegen seltener auf. Fruher kamen sie außerdem in den Kustenregionen ihres historischen Verbreitungsgebietes vor. Normalerweise meiden Amur-Leoparden die Nahe zu Menschen. Dabei stellen Besuche bei Hirschzuchten, wo sie besonders leichte Beute finden, eine Ausnahme dar.

Wie ernahren sich Amur-Leoparden?

Alles uber ihre Nahrung und Ernahrungsweise

Amur-Leopard mit geöffnetem Maul © Victor Cap / iStock / Getty Images
Amur-Leopard mit geoffnetem Maul ⓒ Victor Cap / iStock / Getty Images

Amur-Leoparden jagen normalerweise nachts . Im Winter folgen sie den Wildwechseln der Huftiere. Bei der Jagd erreichen sie Sprintgeschwindigkeiten von 50 bis 60 Stundenkilometern

Amur-Leoparden haben ein breites Beutespektrum und fressen samtliche Wirbeltiere, die sie in ihrem Lebensraum finden konnen. Sibirische Rehe , die vor allem im Winter eine fur die Amur-Leoparden uberlebenswichtige Rolle spielen, machen mehr als die Halfte der Nahrung der Amur-Leoparden aus. Außerdem jagen sie Sikahirsche, Wildschweine, Sibirische Moschustiere, Marderhunde, Dachse, Hasen, Fasanen und verschiedene Nagetiere. Gelegentlich lassen sie sich auch Sußwasserkrabben schmecken. Ausgewachsene Rothirsche sind die großten Beutetiere, die sie manchmal uberwaltigen konnen. Eingegatterte Sikahirsche, die im Verbreitungsgebiet der Amur-Leoparden gezuchtet werden, sind besonders leichte Beute. Die Zuchthirschjagd bezahlen die Leoparden dann haufig mit ihrem eigenen Leben. In der Nahe von Siedlungen stehen zudem auch Haus- und andere Nutztiere wie Hunde, Katzen, Schafe, Ziegen, Rindskalber und Schweine auf dem Speiseplan der Leoparden.

Eine weitere Nahrungsquelle ist Aas. Leoparden fressen uber mehrere Tage von ihren eigenen Rissen und scheuen auch nicht davor zuruck anderen Raubtieren die Beute zu klauen . Dabei konnen Amur-Leoparden sogar gefrorenes und halb verwestes Fleisch zu sich nehmen. Sie verwerten ihre Beute wesentlich besser als es zum Beispiel Tiger tun und kehren manchmal viele Male zu ihrem Riss zuruck, auch wenn sie dafur weite Strecken zurucklegen mussen. Im Gegenzug kann es einem Amur-Leoparden auch passieren, dass er seine Beute an andere Raubtiere wie Braunbaren, Kragenbaren oder Amur-Tiger verliert oder sich Mitesser wie Elstern, Raben oder Fuchse fur eine Mahlzeit interessieren.

Wie viele Amur-Leoparden gibt es?

Ihr Bestand in der Vergangenheit, Gegenwart und Zukunft

Amur-Leoparden gehoren zu den seltensten Katzen und sogar zu den seltensten Saugetieren der Welt . Sie haben mit derzeit mindestens 121 Tieren (Stand 2021) die wahtscheinlich kleinste Population aller Leoparden.

In China waren die Leopardenbestande bis zu den 1960er Jahren um 70 Prozent eingebrochen. In den 1990er Jahren hatten Zahlungen des Gesamtbestandes ergeben, dass es in der Region Primorje in Russland etwa 30 bis 40, in der chinesischen Provinz Heilongjiang schatzungsweise 3 bis 5 und in der Provinz Jilin an der Grenze zu Russland ca. 4 bis 7 Amur-Leoparden gab. Im Jahr 2007 wurden insgesamt 35 Amur-Leoparden gezahlt. Zum Schutz der letzten Amur-Leoparden richtete die russische Regierung im Jahr 2012 in der Provinz Primorje den Leopardovy Nationalpark von der Große des Saarlandes ein, der heute Heimat fur den Großteil des Gesamtbestandes der Amur-Leoparden ist. Bei der vorletzten umfassenden Zahlung im Jahr 2015 wurden insgesamt 70 Leoparden gefunden. Bis zum Jahr 2018 konnte sich der Bestand nochmal deutlich vergroßern und zahlte  uber 100 Amur-Leoparden . Dabei wurden im Leopardovy Nationalpark allein 103 Individuen gezahlt.

Sind Amur-Leoparden vom Aussterben bedroht?

Ihr Gefahrdungs- und Schutzstatus

Amur-Leopard auf einem Baum © Tom Brakefield / iStock / Getty Images
Amur-Leopard auf einem Baum ⓒ Tom Brakefield / iStock / Getty Images

In der Roten Liste der Weltnaturschutzunion IUCN ist die Art der Leoparden als gefahrdet  gelistet. Im Washingtoner Artenschutzubereinkommen CITES sind Leoparden im Anhang I gelistet. Jeder internationale kommerzielle Handel ist somit verboten . Zudem ist die Unterart nach nationalem Recht der Verbreitungslander streng geschutzt.

Die Bedrohungsfaktoren

Amur-Leoparden sind heutzutage durch Lebensraumverlust, Ruckgang der Beutetiere, Mensch-Wildtier-Konflikte, Wilderei und illegalen Handel sowie den Verlust ihrer genetischen Diversitat gefahrdet.

Der Erhalt von Naturraumen konkurriert in weiten Teilen der Erde mit dem steigenden und vielerorts unverhaltnismaßigen Ressourcenverbrauch der Menschen . In den 1970er bis 1990er Jahren ist knapp die Halfe des Lebensraumes der Amur-Leoparden verloren gegangen. Grunde dafur waren vor allem unkontrollierter Holzeinschlag , Waldbrande und die Umwandlung von Amur-Leoparden-Lebensraum in landwirtschaftlich genutzte Flachen sowie Bergbau. Holzeinschlag und Bergbau fuhren nicht nur zur Degradierung, Zerschneidung und zum Verlust von Lebensraum sondern gehen außerdem mit vielen Storungen einher, die die Amur-Leoparden aus ihren angestammten Gebieten vertreiben. Waldbrande werden durch menschliche Unachtsamkeit ausgelost. In Russland sind bereits ein Drittel der Leopardenwalder durch Waldbrande geschadigt worden. Die Feuer zerstoren die Futterbaume der Beutetiere wie insbesondere Korea-Kiefern und Mongolische Eichen. Viele Beutetiere der Leoparden finden dann nicht mehr genug Nahrung. In der Folge nehmen die Beutetierbestande im Lebensraum der Amur-Leoparden ab und die Fleischfresser finden auch nicht mehr genug Nahrung. Große Teile der Mischwaldregionen sind durch die regelmaßigen Waldbrande bereits zu Buschlandern geworden. Zudem behindert die Infrastruktur der Menschen wie beispielsweise Autobahnen das Wanderverhalten der Amur-Leoparden, die Ausbreitung, den genetischen Austausch und die Suche nach Geschlechtspartnern. Derzeit gibt es keinen Wildtierkorridor, der die verinselten Verbreitungsgebiete der Amur-Leoparden verbindet, so dass sie sich nicht sicher und barrierefrei fortbewegen konnen.

In vielen Regionen des historischen Verbreitungsgebietes der Amur-Leoparden gibt es nicht mehr genug Beutetiere fur die Leoparden, so dass sie dort nicht mehr weiter vorkommen konnten. Ursachen dafur sind Waldbrande (siehe oben) sowie Ubernutzung der Wildtiere und unkontrollierte Nutzung des Waldes . Das Buschfleisch der Huftiere ist fur die lokale Bevolkerung eine wichtige Nahrungs- oder lukrative Einkommensquelle. Seit Anfang der zweiten Halfte des 20. Jahrhunderts ist die Kapazitat fur die Dichte der allermeisten Beutetierbestande im Verbreitungsgebiet der Amur-Leoparden bei weitem nicht ausgefullt. In einigen Lebensraumen, aus denen Amur-Leoparden wegen Beutetiermangel verschwunden sind, besteht theoretisch die Chance der Wiederbesiedlung , nachdem sich die dortigen Beutetierbestande erholt haben.

Im Verbreitungsgebiet der Amur-Leoparden gibt es mehrere Hirschzuchten, die zu sogenannten Mensch-Wildtier-Konflikten fuhren. Zum Schutz des Viehs oder zur Vergeltung werden Amur-Leoparden immer wieder von den Nutztierhaltern getotet . Durch Beutemangel in der Wildnis werden die Mensch-Wildtier-Konflikte noch verstarkt.

Eine weitere Bedrohung fur Amur-Leoparden ist die Wilderei . Dabei wird davon ausgegangen, dass die Wilderer nicht gezielt auf Leopardenjagd gehen. Vor allem junge Amur-Leoparden gehen beispielsweise regelmaßig in Fallen, die eigentlich fur andere Pelztiere aufgestellt werden. Außerdem konnen manche Jager anscheinend nicht widerstehen, wenn ihre Hunde bei der Huftierjagd einen Amur-Leoparden auf die Baume treiben. Im Jahr 1999 wurden Falle aufgedeckt, bei denen zwei Amur-Leopardenfelle fur einmal 500 US-Dollar und einmal 1.000 Dollar an Anwohner aus dem Umfeld des Verbreitungsgebietes der Amur-Leoparden verkauft worden waren.

All diese Bedrohungen sind fur Amur-Leoparden besonders gefahrlich, da ihr Gesamtbestand so extrem klein ist. Fast jedes einzelne Individuum ist bekannt und kann jederzeit anhand seines individuellen Fellmusters identifiziert werden. Je kleiner ein Bestand ist, desto großer ist die Rolle des Zufalls und desto verheerender konnen die Auswirkungen von Zufallsereignissen wie Krankheiten sein. In den letzten Jahren sind zum Beispiel in zwei aufeinanderfolgenden Jahren nur mannliche Jungtiere geboren worden. Außerdem drohen extrem kleinen Populationen Inzuchteffekte wie u.a. der Verlust ihrer genetischen Vielfalt und die Abnahme der Fruchtbarkeit. Bei Amur-Leoparden gibt es regelmaßig Paarungen zwischen nahen Verwandten. Im Vergleich mit den anderen Leopardenunterarten wurde bei Amur-Leoparden bereits die geringste genetische Vielfalt festgestellt. Sie ist bei ihnen etwa so verarmt wie bei Asiatischen Lowen und Florida-Panthern.

26.06.2023 Update: WWF Russland verlasst internationales WWF-Netzwerk

Die russische Generalstaatsanwaltschaft hat am 21. Juni 2023 die Aktivitaten des World Wide Fund for Nature (WWF) in Russland fur ?unerwunscht“ erklart. Diese Entscheidung folgt auf eine bereits im Marz bekannt gegebenen Verlautbarung, in welcher der WWF als ≪auslandischer Agent≫ eingestuft wurde.

Der WWF Deutschland und das gesamte, weltweite WWF-Netzwerk sind erschuttert daruber, dass  unsere gemeinsame Naturschutzarbeit als ?auf dem Territorium der Russischen Foderation unerwunscht“ eingestuft wird . Infolgedessen und mit sofortiger Wirkung hat der  WWF Russland die schwierige Entscheidung getroffen, nicht langer Teil des WWF-Netzwerks zu sein .

WWF-Projekte zum Schutz der Amur-Leoparden

Der Amur-Leopardenschutz ist seit Jahrzehnten ein großes Thema fur den WWF. Amur-Leoparden gehoren ebenso wie Tiger, Eisbaren, Nashorner, Elefanten, Menschenaffen, Große Pandas und weitere Arten zu den Flaggschiffarten des World Wide Fund for Nature. Der WWF ist weltweit in zahlreichen Projekten zum Schutz und zur Erforschung bedrohter Arten aktiv und hat bereits viel erreicht.

Weitere Informationen zu Leoparden

  • Amur-Leopard © Ola Jennersten / WWF-Sweden Leoparden und Schneeleoparden

    Ob trockene Savanne, feuchter Regenwald oder eisiges Hochgebirge ? Leoparden und Schneeleoparden haben sich an verschiedene, teilweise extreme Lebensraume, angepasst. Weiterlesen...

  • Kaukasus-Leopard © Ola Jennersten / WWF-Sweden Leopard: Ruckkehr nach Europa

    Die auch als Persischer Leopard bekannte Raubkatze bevolkerte einst weite Teile der Kaukasus-Region bis in den europaischen Teil hinein. Weiterlesen...

Tierportrats im WWF-Artenlexikon

  • Leopard in Kenia © naturepl.com / Anup Shah / WWF Leoparden (allgemein)

    Portrat der Leoparden (allgemein) im Artenlexikon des WWF mit Informationen zu Lebensraum, Verbreitung, Biologie und Bedrohung der Art. Weiterlesen ...

  • Persischer Leopard © Tatyana Nemtsova / WWF Kaukasus-Leopard

    Portrat des Kaukasus-Leopard im Artenlexikon des WWF mit Informationen zu Lebensraum, Verbreitung, Biologie und Bedrohung der Art. Weiterlesen ...

  • Schneeleoparden © ThinkstockPhotos Schneeleopard

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