[ Read Also ] Ubereinstimmende Aussagen von sechs betroffenen Frauen Im Laufe der Untersuchung seien ?aufrichtige und ubereinstimmende Zeugenaussagen von sechs nicht behinderten erwachsenen Frauen fur den Zeitraum 1970-2005“ eingegangen, die auf sexuellen Missbrauch hindeuteten, heißt es in der diesen Samstag von der l'Arche veroffentlichten Pressemitteilung. Demnach soll Vanier zwischen 1970 und 2005 das seelsorgerische Verhaltnis zu sechs Frauen ausgenutzt haben, die von ihm geistlichen Beistand erhofft hatten. [ Audio Embed Zum Nachhoren] Keine Betroffenen mit Behinderungen Die Ubergriffe hatten mehreren der Betroffenen ?tiefe Wunden“ zugefugt. Bei den Opfern handelt es sich um Frauen, die mit Vanier im Umfeld der Gemeinschaft zusammengearbeitet haben, nicht jedoch um Menschen mit geistigen Behinderungen aus Arche-Einrichtungen. Der 1928 in Genf geborene fruhere kanadische Marineoffizier Vanier hatte in einem Dorf nordlich von Paris die erste Arche-Gemeinschaft 1964 ins Leben gerufen, in der Menschen mit und ohne geistige Behinderung zusammenleben. Kultur des Missbrauchs Laut der Pressemitteilung spiegelt Vaniers eigenes Verhalten sexuelle Notigungen von Frauen, wie sie auch seinem 1993 gestorbenen geistlichen Mentor, dem Dominikanerpater Thomas Philippe, vorgeworfen werden. Philippes Taten habe Vanier uber Jahre gedeckt. Seine eigenen Ubergriffe verwiesen auf sein ?Festhalten an abweichenden Theorien und Praktiken von Pater Thomas Philippe“, heißt es in der Presseerklarung. ? ?Uberwaltigt von diesen Entdeckungen“ Die Leitung von L’Arche International zeigte sich schockiert uber die Ergebnisse der Untersuchung. Stephan Posner und Stacy Cates Carney schrieben in einem Brief an alle Mitglieder, sie verurteilten die Taten vorbehaltlos, ?die in volligem Widerspruch zu den Werten stehen, die Jean Vanier behauptete“. ?Wir sind uns des Aufruhrs und des Schmerzes bewusst, den diese Informationen fur viele von uns innerhalb und außerhalb der L'Arche verursachen werden“. Man sei entschlossen ist, die 154 Arche-Gemeinden auf der ganzen Welt zu Orten der Sicherheit und des Wachstums fur alle Mitglieder - mit oder ohne Behinderungen ? zu machen.? Der Arche-Verantwortliche in Frankreich, Pierre Jacquand, sprach vom ?Gefuhl, verraten worden zu sein“, und von einem gebrochenen Herzen. ??Jean Vanier war mein Freund", zitiert ihn die Zeitung "La Croix" in ihrer Onlineausgabe; ??er hat mir so viel Gutes getan, wie Tausenden anderen Menschen auch." Und doch habe er es ??vorgezogen, uns anzulugen". Vanier habe ?ein ganzes Segment seines Lebens vor uns versteckt", so Stephan Posner, Verantwortlicher von?L’Arche International. Reaktion der franzosischen Bischofe In einer am Samstag veroffentlichten Erklarung gab der Standige Rat der Franzosischen Bischofskonferenz bekannt, er habe ?mit Erstaunen und Schmerz“ erfahren, was die von l'Arche durchgefuhrte Untersuchung uber ihren Grunder enthullte. Der?Vorsitzende Erzbischof Eric de Moulins-Beaufort von Reims fragte: ?Wie konnte Vanier im grasslichen Spiel von Pater Thomas Philippe mitspielen, ein Komplize werden und dabei diese verruckte Vermessenheit eines hoheren mystischen Zustands beibehalten?" Vanier habe unendlich viel fur das Leben und die Akzeptanz von behinderten Menschen getan; ?wie konnte er all das in seinem Leben vereinbaren?" Die Bischofskonferenz dankte den weiblichen Opfern von Jean Vanier fur ihren ?Mut, uber das, was sie erlitten haben, zu sprechen“, wie es in ihrer Erklarung heißt. Die Bischofe bekraftigten zugleich ?ihr Vertrauen in die Gemeinschaften der Arche, in denen behinderte Menschen und Helfer in authentischen Beziehungen des gegenseitigen Respekts und der gegenseitigen Hilfe“ lebten. Die Untersuchung habe keine Hinweise darauf geliefert, dass auch Menschen mit Behinderung von Ubergriffen von Jean Vanier betroffen seien, unterstrichen die katholischen Bischofe weiter.?? Die Franzosische Bischofskonferenz kundigte zudem an, gemeinsam mit der Konferenz der Ordensleute Frankreichs (CORREF), der franzosischen Provinz des Dominikanerordens und der Kongregation der Bruder vom Heiligen Johannes, die Aufklarungsarbeit uber Pater Thomas Philippe weiter fortzusetzen. Dem Dominikaner war nach einer Vatikanuntersuchung 1956 jegliche Ausubung priesterlichen Dienstes und insbesondere die geistliche Begleitung untersagt worden. Er war 1993 verstorben. Der Geistliche soll sich des sexuellen Missbrauchs von Frauen im Zusammenhang mit geistlicher Begleitung schuldig gemacht haben. Untersuchung lief seit 2014? Seit 2014 hatten mehrere Zeugenaussagen von Frauen, die von Thomas Philippe geistlich und sexuell missbraucht wurden, die Leitung der L'Arche erreicht, was die Untersuchung ausloste. Die langjahrige Aufklarungsarbeit brachte auch die offenbar von Jean Vanier begangenen Misshandlungen ans Licht.? Arche-Gemeinschaften gibt es heute in 35 Landern weltweit; die Zahl belauft sich auf rund 150 Einrichtungen mit etwa 5.000 Mitgliedern. 2015 erhielt der Katholik Vanier den Templeton-Preis fur Verdienste um die Menschlichkeit und Ende 2016 eine Ehrung der Franzosischen Ehrenlegion. (pm/vatican news/kap - pr)