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Silvio Berlusconi : Mit dem Politiker sturzt der Unternehmer

Lesezeit: 3 min

Bald ist das italienische Silvio-Jahrzehnt vorbei - und das nicht nur in der Politik. Denn in den vergangenen Jahren profitierte der Unternehmer Berlusconi stets vom Premier Berlusconi. Nun gefahrdet sein angekundigter Abgang das Firmenimperium. Es gibt bereits erste bose Vorzeichen.

Thomas Fromm

Wenn Silvio Berlusconi montags Hof halt und zum Mittagessen in seine Villa Arcore bei Mailand bittet, ist Erscheinen Pflicht. Hier, weit weg von den romischen Machtspielen, kann sich der Milliardar im Kreise seiner engsten Vertrauten?entspannen.

Nicht nur dem Politiker Silvio Berlusconi, sondern auch dem Unternehmer Silvio Berlusconi droht eine dustere Zukunft. (Foto: Reuters)

So auch Anfang der Woche. Alle waren da: Tochter Marina, der Berlusconi die milliardenschwere Familienholding Fininvest anvertraut hat. Sohn Pier Silvio, vom Vater schon vor Jahren bei der konzerneigenen Privatsenderkette Mediaset installiert, Berlusconis Jugendfreund, langjahriger Wegbegleiter und Mediaset-Manager Fedele Confalonieri, dazu Advokat Niccolo Ghedini. Es ist die wochentliche Gelegenheit, Familiendinge zu regeln und sich mit seinen Statthaltern aus den Mailander Konzern-Etagen?auszutauschen.

Diesmal aber ist es ein historisches Treffen. Denn es herrscht Berlusconi-Dammerung in Italien , und wahrend draußen der Bindfadenregen in die norditalienische Po-Ebene fallt, geht es in der Villa Arcore um alles. Um die Zukunft des Politikers Berlusconi - und um die Zukunft seines weiten Konzernreiches. Spater heißt es, Marina habe ihren Vater angefleht, noch durchzuhalten. Jetzt ja nicht aufgeben. Wer in diesen Zeiten gegen ihn sei, handle verantwortungslos, soll sie ihren Freunden gesagt?haben.

Der Entourage des 75-jahrigen Konzernpaten geht es langst nicht mehr um Politik. Es geht um die Frage: Was, wenn nach dem Untergang des Politikers Berlusconi dessen Firmenreich zerfallt? Es gibt erste bose Vorzeichen. In den ersten neun Monaten ist der Gewinn von Berlusconis Privatsendergruppe um uber 13 Prozent auf 166 Millionen Euro eingebrochen; seit Jahresanfang hat die Mediaset-Aktie fast 50 Prozent verloren - allein am Mittwoch, dem Tag nach den Rucktrittserklarungen, sturzte der Titel noch einmal uber zehn Prozent in die?Tiefe.

Kein Zweifel: Die Anleger lassen die Firmen des Multi-Milliardars fallen. Zum ersten Mal. Die Skepsis ist groß. Wenn es stimmt, dass der Unternehmer Berlusconi seit Jahren vor allem vom Ministerprasidenten Berlusconi profitiert hat, dass das doppelte Leben des Italieners ein einziger Interessenkonflikt war - was bedeutet es dann, wenn der Politiker jetzt abdankt? Wenn der Unternehmer Probleme mit der Justiz hatte - Meineid, Bestechung, Bilanzfalschung, Steuerhinterziehung - wusste der Politiker oft eine Losung. Wie ein im Juni 2003 verabschiedetes Immunitatsgesetz. Aber was soll nun werden, wo er keine Gesetze mehr fertigen?kann?

Es war vor genau 18 Jahren, als der aufstrebende Unternehmer und fruhere Entertainer auf Kreuzfahrtschiffen den engen Vertrauten Marcello Dell'Utri in seine Mailander Villa bat und ihn fragte, ob er ihm nicht beim Aufbau einer neuen Volkspartei behilflich sein konnte. Spater sagten viele, Berlusconi sei nicht in die Politik gegangen - er habe sich notgedrungen dorthin?gefluchtet

Die Familienholding Fininvest: hoch verschuldet. Die privaten Fernsehsender Italiens: noch ganz am Anfang. Dazu machten schon kurze Zeit spater erste Theorien zu angeblichen Mafia-Verbindungen des einstigen Bauunternehmers die Runde. Eine Politikerkarriere ergab also durchaus Sinn. Als eine Art?Selbsthilfe.

"Fruher oder spater lande ich bei Silvio"

Das Imperium wuchs und wurde immer großer und machtiger. Die TV-Gruppe Mediaset, die Direktbank Mediolanum, der Fußballclub AC Milan, der Großverlag Mondadori, Videoshops, Kaufhauser, Werbeagenturen, das Mailander Boulevard-Theater Manzoni. "Egal was ich in meiner Freizeit mache - fruher oder spater lande ich bei Silvio", sagen?Mailander.

Lange Zeit gelang es dem Cavaliere, seine Quasi-Monopolstellung auf dem italienischen Fernsehmarkt auszuspielen - und auszubauen. Wo sollten sie auch sonst hingehen, die Anzeigenchefs von Fiat, Telecom Italia oder vom Energieriesen Enel, um ihre TV-Spots zu schalten? Damit konnte es bald vorbei sein. Sollte es Berlusconi misslingen, einen Vertrauten zum neuen Premier zu kuren, durfte die kommende Regierung das Mediensystem neu ordnen und Obergrenzen fur den Anteil am TV-Werbemarkt verordnen. Und das in einer Zeit, in der Mediaset Boden gegen die Konkurrenten Sky und La7?verliert.

Ende 2000, der Unternehmer war machtig und Italien stand an der Schwelle zu einem Berlusconi-Jahrzehnt, waren die Unternehmen und Beteiligungen uber elf Milliarden Euro wert. Heute sind es knapp uber zwei Milliarden. "Die Macht verschleißt nur den, der sie nicht hat", sagte einst Italiens Polit-Altmeister Giulio Andreotti. Das gilt nicht nur fur Ex-Ministerprasidenten, sondern auch fur?Großunternehmer.

SZ vom 10.11.2011 - Rechte am Artikel konnen Sie hier erwerben.
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