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Gebarmutterhalskrebs - Die HPV-Impfung kann Frauen vor dem Krebs-Ruckfall schutzen - Wissen - SRF
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Die HPV-Impfung ist nicht nur vor dem ersten Sex sinnvoll
Aus Wissenschaftsmagazin vom 27.08.2022. Bild: IMAGO IMAGES / Panthermedia
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Gebarmutterhalskrebs Die HPV-Impfung kann Frauen vor dem Krebs-Ruckfall schutzen

Studien zeigen: Die HPV-Impfung kann bei erwachsenen Frauen nach einer Krebs-OP gar das Ruckfallrisiko verringern.

Die HPV-Impfung gegen Krebs am Gebarmutterhals und am Penis kann mehr als die meisten denken: Sie verringert bei erwachsenen Frauen nach einer Krebs-OP sogar das Ruckfallrisiko. Darauf weisen inzwischen mehrere Studien hin. Bislang empfiehlt die Eidgenossische Kommission fur Impffragen EKIF das Vakzin vor allem fur Madchen und Buben, idealerweise vor dem ersten Sex.

Impfung senkt Ruckfallrisiko um 60 Prozent

Kunftig konnte die Impfempfehlung auf Frauen ausgeweitet werden, denen schon schwere HPV-bedingte Zellveranderungen oder gar Krebs am Gebarmutterhals wegoperiert wurden. Konisation heisst diese Spezial-OP, die hierzulande bei schatzungsweise 5000 Frauen jahrlich durchgefuhrt wird. Exakte Zahlen existieren nicht.

Was ist eine Konisation?

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Bei einer Konisation wird ein kegelformiger Anteil vom Gebarmutterhals herausgeschnitten, um schwere Gewebeveranderungen in diesem Bereich zu entfernen. Meist handelt es sich dabei um Krebs-Vorstufen, manchmal aber hat sich bereits Krebs entwickelt.
Schatzungen gehen von rund 260 Gebarmutterhalskrebsfallen pro Jahr aus. Bei fortgeschrittenen Fallen ist eine Konisation nicht mehr moglich, dann braucht es Chemotherapie und Bestrahlung.

Ohne Impfung kehrt die Krankheit bei etwa sechs bis sieben Prozent der Patientinnen zuruck. Bei Frauen, die sich spatestens drei Monate nach der Konisation impfen lassen, betragt das Ruckfallrisiko nur 40 Prozent im Vergleich zu ungeimpften Patientinnen. Darauf deutet eine Meta-Analyse aus 2020 von zehn Studien hin.

Weitere Studien sind notig

Sprich: Grob gerechnet erkranken nach einer Impfung nur zwei bis drei Frauen erneut ? statt sechs bis sieben ohne Impfung.

Das grosse Aber

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Diese Zahlen basieren auf Studien, deren Machart nicht hochsten wissenschaftlichen Standards genugt. Sie mussen durch randomisiert-kontrollierte Untersuchungen untermauert werden. Im Ausland laufen die ersten gerade.

Andre Kind, Leiter der Spezialabteilung fur betroffene Frauen am Universitatsspital Basel, beobachtet: Die HPV-Impfung wird in den Beratungen immer haufiger Thema. Konisationspatientinnen bis 26 Jahren rat er dringend zur Impfung ? so lange namlich wird sie von der Krankenversicherung finanziert.

Problem: die Kosten

Kind hat den Expertenbrief der Schweizerischen Gesellschaft fur Gynakologie und Geburtshilfe zur HPV-Impfung mitverfasst ? eine Art Kurzfassung des derzeitigen Wissens. Fur Frauen uber 26 empfiehlt dieser Expertenbrief die Impfung indes nur ≪eingeschrankt≫.

Warum? ≪Im Gegensatz zu Deutschland, wo es einige Organisationen gibt, die die Impfung dringend anraten, konnen wir das nicht machen. Aus medizinischer Sicht sehen wir die Sinnhaftigkeit zwar, wir mussen aber auch andere Aspekte mitberucksichtigen. Unter anderem die Kosten≫, so Kind.

Frauen mussen Impfung oft selbst zahlen

Die Kosten sind mit 825 Franken fur die notigen drei Dosen Impfstoff betrachtlich. Zwar ubernehmen erste Grund- und Zusatzversicherungen diese ganz oder anteilig ? aber nur auf freiwilliger Basis. Leider gebe es, so Andre Kind, ≪keinerlei Transparenz, wer bei wem aus welchem Grund bezahlt. Es ware naturlich wunschenswert, eine klare Regelung zu haben.≫

Eine? Kosten-Regelung uber alle Versicherungen hinweg konnte kommen, wenn die EKIF die HPV-Impfung bei einer Konisation empfehlen wurde. Im Moment tut sie das nicht.

EKIF will Impfempfehlung prufen

Die EKIF uberarbeite aber mit dem Bundesamt fur Gesundheit die HPV-Impfempfehlung generell, sagt EKIF-Prasident Christoph Berger ? und werde in diesem Zusammenhang auch eine Impfempfehlung fur Frauen nach einer Konisation prufen.

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Archiv: Impfung gegen HPV ? positive Studienergebnisse
aus Echo der Zeit vom 15.04.2019. Bild: Keystone
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Dafur benotige man aber die Ergebnisse aus den kontrolliert-randomisierten Studien etwa aus den Niederlanden und den USA, so Berger. ≪Wenn wir die Impfung empfehlen wollen, brauchen wir auch noch eine Erhebung der Krankheitslast in der Schweiz.≫

Es wird noch dauern

Sprich: Die Datenbasis ist der Kommission gleich in zweifacher Hinsicht zu dunn ? und eine Empfehlung fur die HPV-Impfung nach einer Konisation konnte fruhestens 2024 kommen. Vermutlich eher spater.

Wissenschaftsmagazin, 27.08.2022, 12:40 Uhr

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