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Schwitzen im Hochbunker: Die Anfange des Fernsehens | NDR.de - Der NDR - Unternehmen - Chronik
Stand: 26.12.2012 12:00 Uhr

Schwitzen im Hochbunker: Die Anfange des Fernsehens

Nach dem Versuchsbetrieb in den Jahren 1950 bis 1952 begann am ersten Weihnachtsfeiertag 1952 die Ausstrahlung des regelmaßigen Fernsehprogramms. Eine kleine Mannschaft von Fernsehpionieren legte die Grundlagen fur die rasante Entwicklungsgeschichte des Fernsehens in den 1950er-Jahren. Dieser Siegeszug nahm in den beiden Hochbunkern auf dem Hamburger Heiligengeistfeld seinen Ausgang. Fundstucke aus dem Archiv und Zeitzeugen-Berichte geben einen Einblick in die Arbeitsbedingungen, unter denen dieser Aufbau geleistet wurde.

Der Ortstermin fuhrt auf das Heiligengeistfeld in Hamburg. In der Hansestadt waren die Narben der nur wenige Jahre zuruckliegenden Bombennachte noch unubersehbar. Auf dem traditionell von den Schaustellern des "Hamburger Dom", einem Jahrmark, genutzten Gelande ragten zwei uberdeutlich an die Kriegszeit erinnernde Bauten in den Himmel. Drohend, duster, klotzig standen die beiden Hochbunker inmitten eines weiten brachliegenden Areals.

Anfange im Hochbunker 2

Regieraum des NWDR Fernsehstudios auf dem Heiligengeistfeld. © NDR
So sah der Regieraum des NWDR-Fernsehstudios auf dem Hamburger Heiligengeistfeld aus.

Im November 1949 wurden allererste Fernseh-Versuche im ehemaligen "Hochbunker 2" durchgefuhrt, im November 1950 wurde, die einstigen Flakgeschutze waren abgebaut, auf seinem Dach ein erster 0,25 KW-Sender installiert, am 26.?Januar 1951 nahm das Fernsehversuchsstudio 2 seinen Betrieb auf.

Am 21.?Dezember 1951 kam das großere, als "Hochbunker 1" bezeichnete Gebaude dazu. Hier wurde ein zweites, 700 qm großes Versuchsstudio eingerichtet. Die Ubertragung aus diesem Studio erfolgte nur uber die Gerate im neuen Ubertragungswagen, der unten auf dem Platz geparkt wurde. Aus diesen militarischen Trutzburgen, von denen noch einer bis heute im Stadtbild prasent ist, nahm die Fernsehgeschichte ihren Lauf. Erst in den folgenden Jahren wurde das Studiogelande in Hamburg-Lokstedt aufgebaut und die Mitarbeiter der ersten Stunde zogen von Altona in den nordwestlich gelegenen Stadtteil der Hansestadt.

Klein, eng, stickig

Uber die raumlichen Bedingungen in den Bunker-Studios findet man zeitgenossische Berichte. In den "Fernsehtagebuchern", die der fernsehbegeisterte Journalist Kurt Wagenfuhr regelmaßig fuhrte, heißt es am Jahresende 1950: "Der kleine Senderaum ist 4,5 mal 4,5 Meter groß; in ihm sind sieben Scheinwerfer, eine?Kamera, ein?Mikrofon und ein Feldtelefon. Ein Klavier passte nicht mehr hinein, es steht auf dem Flur. Erstaunlicherweise konnen auch noch Menschen im Studio Platz finden ... Der große Senderaum ist etwa elf Meter lang und 6,5 Meter breit (ohne den Regieraum). Alles liegt hoch oben im Bunker, rund 100 Stufen hoch, eine schone Arbeit, wenn der Lastenfahrstuhl (einen anderen gibt es nicht) nicht funktioniert. Unter dem Dach das kleine Studio, eine Treppe tiefer der 'Sendesaal'. Dazu einige Buros, technische Raume, eine Schminkecke, Ansatze fur eine Kantine. Alles hoch, hart mit stickiger Luft."

"Alles ist improvisiert"

Daneben finden sich in seinen Notizen auch kleine Impressionen wie diese uber den damaligen Oberspielleiter Hans Farenburg: "Farenburg jammert, dass kaum eine Moglichkeit ist, in den kleinen Senderaumen irgendetwas zu andern. Die Betonmauern sind zu dick und wenn man auch nur ein wenig an ihnen bohrt, dann sind das Studio, die Flure und die Buros voller Staub (und Krach). Es besteht naturlich kaum eine Chance, mit den akustischen Problemen fertig zu werden!" (7.12.1950).

Zwei Tage spater notierte Wagenfuhr: "Im kleinen Studio eine Treppe hoher hat die Wand, vor der die Ansagerin tritt, einen mattsilbrigen Vorhang bekommen. Alles ist improvisiert." Wagenfuhr, der an der Fernsehentwicklung im "Dritten Reich" in Berlin beteiligt war, zog den Vergleich: "Eine richtige Wohnwagenatmosphare, wie vor 15 Jahren in Berlin-Charlottenburg."

Sehr ausgewahlte Gaste

Auf die Umstande der Fernseharbeit in den ersten Monaten angesprochen, erinnerten sich in einem Interview-Projekt viele der damaligen Mitarbeiter des NWDR-Fernsehens an diese Umstande. "Die dicken Bunkerwande" machten dem Techniker Ernst Hoffmann zu schaffen. "Mitunter mussten wir da durch, um Kabel durchzuziehen. Es war schon recht beschwerlich", schilderte er im Gesprach.

Jürgen Roland © NDR
Jurgen Roland arbeitete damals als Reporter fur das junge Fernsehen.

J urgen Roland , Jung-Reporter, wusste zu berichten, dass der Paternoster abends abgestellt war. Das hatte Auswirkungen auf die Auswahl seiner Studiogaste: "Wir haben auf manche Leute verzichten mussen, weil die sagten, sie konnen nicht zwolf Stockwerke hochgehen. Boxer, Eiskunstlaufer, Gaukler in jeder Form, jugendliche Regisseure, die hatte ich; solche Leute, die schleppten sich da hoch."

"Ein Fernsehstudio mit eingebautem Saunabetrieb"

Carsten Diercks, damals Kameramann, schilderte das allererste Fernsehstudio als regelrechten Saunabetrieb: "Das Studio wurde mit Ventilatoren geluftet. Fenster gab es keine. Wir hatten, wenn ich das recht erinnere, manchmal 70 Grad. Die Beleuchter hatten es besonders schwer, denn die standen oben auf der Beleuchterbrucke und die heiße Luft steigt ja bekanntlich nach oben. Ein Fernsehstudio mit eingebautem Saunabetrieb, so kann man es sehen." Diese tropischen Temperaturen stammten vor allem von den Scheinwerfern, die eine schattenlose Flachenbeleuchtung mit einer Lichtstarke bis zu knapp 2000 Lux bereitstellen mussten.

Das Landesfunkhaus am Maschsee in Hannover wurde am 20. Januar 1952 eingeweiht © NDR/Werner Hausschild

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