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Der Innenraum des Michakolwski-Theater in St.Petersburg hat 980 Plätze.
Der Innenraum des Michakolwski-Theater in St.Petersburg hat 980 Platze. ⓒ Michakolwski-Theater

Das Michailowski-Theater in Sankt Petersburg sucht den Anschluss: Hier hat Schaljapin gesungen, hier sind Prokofjews "Krieg und Frieden" und Schostakowitschs "Nase" uraufgefuhrt worden. Von Joachim Lange

Von Joachim Lange

Sankt Petersburg ist nicht nur die ewige Konkurrentin Moskaus. Dieses Venedig des Nordens ist auch die nordlichste europaische Metropole. Mit den beruhmten weißen Nachten und einem maßlosen Reichtum an Kulturgutern. Vor allem aber einem erkennbaren Willen, ganz im Sinne seines Grunders Peter II., zum Westen aufzuschließen.

Doch man entdeckt auch zwei, die sich von hier aus im Westen etabliert haben: Man entgeht weder dem charmanten Lacheln von Anna Netrebko noch dem finsteren Blick von Valery Gergejew. Die beide sind nicht nur ein Exportschlager, sondern ziehen die Blicke auf das, neben dem Moskauer Bolschoi, beruhmteste Theater Russlands, das Marinski. Seit kurzem indes versucht das zweite Petersburger Opernhaus nachzuziehen. Dabei hat das Michailowski-Theater, mit 980 Platzen nicht ganz so groß und in den Buhnenmoglichkeiten beschrankt, gute Karten. Neben seiner großen Vergangenheit hat es Ambitionen fur die Zukunft und keine ublen Voraussetzungen.

Schon die Lage des 1833 fur deutsche und franzosische Theater-Compagnien errichteten und nach dem Zaren-Bruder Michail benannten Hauses ist nicht zu toppen. Gleich neben dessen heute zum Museum umfunktionierten gewaltigen Stadtpalast und integriert in ein großzugiges Platzensemble sind es vom Theater nur ein paar Schritte zur Philharmonie und dem beruhmten Newski Prospekt. Hier hat Schaljapin gesungen, und hier sind Prokofjews "Krieg und Frieden" (zweite Fassung) und Schostakowitschs "Nase" uraufgefuhrt worden. Hier begann die kurze, von Stalin abrupt beendete ("Chaos statt Musik") Erfolgsstory der "Lady Macbeth von Mzensk".

Beim kollektiven Sprung ins kalte Wasser kapitalistischer Verhaltnisse erwies sich der seit zwei Jahren offiziell als Generaldirektor eingesetzte Vladimir Kekchman als Glucksfall. Nicht nur wegen seiner notorischen Liebe zu Oper und Ballett. Der 41-Jahrige gehort zu jenen Gewinnern des Systemwechsels in Russland, die es (in seinem Falle mit Obstimport) zu Reichtum gebracht haben. Nun kann man mit einem 14-Millionen-Dollar-Budget in Russland sicher mehr anstellen als in Osterreich oder Deutschland. Doch Kekchman hat bei der kompletten Ubernahme des traditionell uppigen Personalbestandes (allein mehr als 150 Musiker), bei der Sanierung des Hauses und auch sonst, sozusagen als sein eigener Sponsor, die fehlenden Rubelsummen draufgelegt.

Im Hintergrund steht Maris Jansons (derzeit weniger mit Dirigaten, aber doch mit seinem internationalen Renommee) dem Theater zur Seite. Und fur das ehrgeizige Unternehmen, bei laufendem Betrieb einen Qualitatssprung an die Spitze zu machen, hat man den Slowaken Peter Feranec als aufbauwilligen und pragmatischen musikalischen Chef verpflichtet. Dazu kommt ein Berater aus Osterreich: Der Buhne-Chefredakteur Peter Blaha bringt seine jahrelange Erfahrung als Chefdramaturg der Wiener Staatsoper ein und holt auch schon mal deren Direktor Ion Holender zur Spielplanprasentation nach Sankt Petersburg. Die dann, versteht sich, als Gala uber die Buhne geht. Mit der unvermeidlichen "Schwanensee"-Szene furs weibliche Cour de Ballet und einem Arien-Querschnitt aus den Vorhaben der nachsten Saison.

Man wuchert dabei naturlich mit dem Pfund des exzellenten Balletts und setzt auf einen italienisch, russischen Repertoiremix. Dass moderater Erneuerungsehrgeiz hinzukommt, belegen Dvoraks "Rusalka", vor allem aber Halevys "La Juive", fur die man sogar den Eleazar vom Dienst, Neil Shicoff, nach Petersburg holen wird. In einem Land mit latentem Antisemitismus ist das ein fast schon mutiges Unterfangen.

Wenn diese Petersburger Theaterrechnung auch nur halbwegs aufgeht, dann werden sich wohl die "Nase" und "Lady Macbeth" in nicht allzu ferner Zeit wie von selbst auf dem Spielplan dieses Opernhauses auf Zukunftskurs wiederfinden.

www.mikhailovsky.ru

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