-
Genealogie
V
→
Josef Robert (1898?1974), aus
S.
,
Mitinh.
d.
Fa.
Gebruder Werner in
ebd.
,
Exportkaufm.
, 1938 kommissar. Ortsgruppenleiter d. Reichsluftschutzbundes
S.
, im 1. Weltkrieg
Vf.
e.
Tageb.
(s.
W
),
S
d.
→
Julius (1857?1920), aus Schlesien, grundete 1877 e. Nahmaschinen- u. Fahrradhandel in
S.
S.
, 1902 Burger
ebd.
, u. d. Franziska Reindl (
*
1863), aus Gnigl
b.
S.
;
M
Margarete (1901?78,
?
1]
→
Josef Kreuz,
†
1929, aus Koln, Lebensmittelhandler), aus Wien, Pianistin, seit 1939 in Munchen,
T
d. Adolf Reiser, aus Karlsruhe, Buchhalter
b.
Rappaport & Sohn, u. d. Kreszenz
N. N.
(1879?1976), Bauern-
T
aus Reitsam;
Ov
→
Karl (
*
1903),
Kaufm.
, Robert (
*
1903),
Kaufm.
, Zunftmeister in
S.
, beide
Mitinh.
d.
Fa.
Gebruder Werner in
S.
;
?
?
1) 1961
?
1963
→
Peter Pasetti (1916?96),
Schausp.
(s.
NDB
20),
2) 1978
→
Jochen (1943?2016), aus Essen, Hotelier in Berwang (Tirol), Manager
v.
W.
,
S
d.
→
Heinz Litt (1909?96), aus Essen, Hotelier, zuletzt in Reutte (Tirol), u. d. Anna Kappert (1914?90);
kinderlos.
-
Biographie
W.
wuchs in ihrer Heimatstadt, ab 1939 in Munchen auf. Im
Sept.
1942 erhielt sie ersten Ballettunterricht und wurde Ende Juli 1945 in die Kinderballettschule der
Bayer.
Staatsoper bei Erna Gerbl (
*
1898) aufgenommen. Ab Juli 1947 mit den Eltern wieder in Salzburg, besuchte sie bis zur Mittleren Reife das Realgymnasium der Ursulinen und erhielt weitere Tanzausbildung bei Hanna Kammer am Salzburger Landestheater, ab 1952 bei der Tanzerin, Choreographin, Tanzpadagogin und -publizistin
→
Friderica Derra de Moroda (1897?1978). Im Herbst 1955 wurde sie mit siebzehn Jahren von
→
Alan Carter (1920?2009), dem damaligen Ballettdirektor der
Bayer.
Staatsoper, als Gruppentanzerin engagiert. Drei Jahre spater konnte sie fur
→
Natascha Trofimowa (1923?79) als Belle Epine in Benjamin Brittens ?Pagodenprinz“ einspringen und avancierte kurz darauf zur Vortanzerin. Schnell fiel
W.
s außergewohnliches Talent als Darstellerin auf; sie erhielt große Charakter-Partien, etwa Potiphars Weib in der ?Josephslegende“ von
→
Richard Strauss, die
→
Heinz Rosen (
eigtl.
Heinz Levi Rosenthal, 1908?72) als Gast- und kunftiger Ballettdirektor 1958 neu inszenierte. 1960 wurde sie auf Betreiben
→
Rosens Solistin. Eher hinderlich erwiesen sich ihre langen Beine ?
W.
war mit 1,76 m zu groß (und zu schwer) fur viele Partner, von Auftritten in der Gruppe ganz abgesehen. Dennoch ? sie erntete begeisterte Kritiken, weil sie ihre Rollen so uberzeugend und mit vielen Zwischentonen spielte, etwa die Bianca im ?Mohr von Venedig“ von
→
Boris Blacher (
EA
1962). In derselben Spielzeit ubernahm sie auch die Wilis-Konigin in Adolphe Adams ?Giselle“ und in der Erstauffuhrung von
→
Igor Strawinskys ?Les Noces“ die Mutter der Braut. Bei der Wiedereroffnung des Nationaltheaters nach der Kriegszerstorung tanzte
W.
im
Dez.
1963 neben der
→
Trofimowa,
→
Heino Hallhuber (
*
1927) und
→
Konstanze Vernon (1939?2013) und ubernahm das Solo der Sklavin in der Neuinszenierung von
→
Verdis ?Aida“. Die Wilis-Konigin spielte
W.
auch in der Wiederaufnahme der ?Giselle“ mit
→
Konstanze Vernon in der Titelrolle; es folgte die ?Fliederfee“ 1964 in der Erstauffuhrung von
→
Tschaikowskys ?Dornroschen“.
1965 war
W.
als Medea in
→
Birgit Cullbergs gleichnamigem Ballett zu sehen, 1967 erstmals im Pas de deux mit
→
Heinz Bosl (1946?75), mit dem sie auch privat verbunden war. Unter dem neuen Chefchoreographen
→
John Cranko (1927?73) trat sie als Tod in
→
Strawinskys ?Gesang der Nachtigall“, als Zigeunerin in
→
Sergej Prokofieffs ?Romeo und Julia“ (beide
EA
1968) und als Andalusierin in Bernd
→
Alois Zimmermanns ?Die Soldaten“ (1969) auf. Es folgten
u. a.
die Rolle der Lady S. in
→
Werner Egks ?Casanova in London“ (mit Heinz Bosl als Casanova),
UA
1969, die Auftritte den Tschaikowsky-Neuinszenierungen von ?Schwanensee“ (
Span.
Prinzessin) und ?Orpheus“ (Ober-Manade), beide 1970 choreographiert von
→
Cranko; schließlich ihre Rolle im ?Arabischen Tanz“ in
→
Tschaikowskys ?Nussknacker“ 1973 in der Neufassung von
→
John Neumeier (
*
1939). Enthusiastischen Beifall erhielt
W.
auch fur ihre Tanzpantomime in dem von Ronald Hynd choreographierten Dramen-Monolog ?La voix humaine“ von
→
Jean Cocteau (
Bayer.
Nat.theater 1973).
Schon 1960 hatte
W.
ein Angebot als Sangerin des Pariser ?Lido“ erhalten, wagte dann aber erst 1963 den Ubergang in das schwere ?leichte“ Fach. Mit
→
Gene Reed (
*
1935) trat sie im
Bayer.
Hof in Munchen mit einem Las Vegas-Tanz auf, 1965 hatte sie einen ersten Gesangsauftritt im
Dt.
Theater, 1971 in der ARD. Zusammen mit
→
Peter Kreuder (1905?81) gastierte sie in Wien und an
→
Gerhard Woydas (1925?2017) Stuttgarter ?Renitenztheater“. Ende 1973 gelang ihr mit ihrer ersten, von
→
Sammy Drechsel (1925?86) angeregten One-Woman-Show (Texte:
→
Maurus Pacher,
*
1941) auf der Buhne der Munchner ?Lach- und Schießgesellschaft“ der Durchbruch. Sehr erfolgreich war sie auch als Jenny in
→
Brecht/
→
Weills ?Dreigroschenoper“ am Munchner Residenztheater (43 Vorstellungen 1974 / 75).
Erst jetzt loste
W.
den Vertrag mit der
Bayer.
Staatsoper und etablierte sich mit ihrer großen dunklen Stimme und ihrer unerhorten Buhnenprasenz endgultig als Entertainerin. Nach der ersten eigenen Fernsehshow 1975 (letzter Pas de deux mit
→
Heinz Bosl) und einer zweiten ?Margot bis Montag“ 1976 gestaltete sie weitere 12 Personality-Shows und nahm mehr als 20 Schallplatten-Alben auf, darunter den Song ?So ein Mann, so ein Mann“ (1977), der sofort Kult wurde. Damit und als Gast in Unterhaltungssendungen
u. a.
mit
→
Hans-Joachim Kulenkampff (1921?98),
→
Joachim ?Blacky“ Fuchsberger (1927?2014),
→
Hans Rosenthal (1925?87) und
→
Max Greger (1926?2015) sowie auf zahlreichen Tourneen in Deutschland (
u. a.
?Wasser, Feuer, Luft u. Erde“, 1976), Europa und den USA erreichte sie ein Millionenpublikum.
Die spaten Jahre wurden uberschattet von den finanziellen Problemen ihres Mannes. Bei dem Versuch, dessen Unternehmen zu retten, verlor
W.
ihr gesamtes Vermogen. Wenig spater schwer erkrankt, sturzte sie (sich?) aus dem dritten Stock eines Munchner Krankenhauses in den Tod.
-
Auszeichnungen
|
Schwabinger Kunstpreis (1974);
Goldene Europa d. Europawelle Saar (Saarbrucken) als interessanteste Neuentdeckung d. Jahres (1975);
Trude-Hesterberg-Ring (1975);
Nominierung f. d. Goldene Rose
v.
Montreux (1976);
Goldenes Mikrophon (1976).
-
Werke
Weitere W
u. a.
Tanz:
Sarema, in: Die Fontane
v.
Bachtschissarai, Ballett
n.
A. Puschkin, Staatstheater Kassel, 1973 (Einspring-Gastspiel, Choreogr.: A. Doutreval);
Poln.
Gfn.
(stumme Rolle), in d.
EA
v.
?Der Tod in Venedig“
v.
B. Britten,
Bayer.
Staatsoper Munchen, 1975 (Regie: H. Hartleb);
?
Gesangsrolle:
Hortense Schneider, in: Gaite Parisienne ? Le Papillon,
v.
J. Offenbach,
Bayer.
Staatsoper Munchen, 1982;
?
Fernsehfilme:
Lieb Vaterland magst ruhig sein,
n.
d. Roman
v.
J. M. Simmel, 1976;
Im Weißen Rossl am Wolfgangsee, nach d. Singspiel
v.
R. Benatzky, 1979 (mit H. Lohner);
Collin,
n.
d. Roman
v.
St.
Heym, 1981 (mit C. Jurgens);
?
Diskogr.:
Und f. jeden kommt d. Tag, LP, 1974;
Mein Leben ist wie e. Tanz/ Nur e. Bild, 1975;
Wasser, Feuer, Luft u. Erde, LP, 1976;
So oder so ist d. Leben/ Manche Traume werden nicht wahr, 1976;
Das kann nur Liebe sein, 1976;
Nur e. Frau, LP, 1977;
Ich hab’ im Leben nichts bereut, LP, 1978;
Hang dich bei mir ein, LP, 1980;
Lieder
v.
damals, Lieder
v.
heute, 1981;
?
Schrr.
:
… und f. jeden kommt d. Tag,
Autobiogr.
, 1982 (mit M. Pacher,
Diskogr., P, Rollenportrats)
, 2.
Aufl.
u. d. T.
: Traumfluge, Vom Ballett
z.
Gesang, 1986, 1988 (mit M. Pacher,
Diskogr.
,
zahlr.
P, Rollenportrats)
;
?
zu Julius R.:
Kriegstageb., Ein Salzburger im 1. Weltkrieg, 1916?1918,
hg.
v.
H. Gredler, 2013.
-
Literatur
|
O. F. Regner, Das Ballettbuch, 1954, 1962, 2015;
H. Koegler u. H. Gunther, Reclams Ballettlex., 1984;
O. Schneider, Tanzlex., 1985;
H. J. Huber, Gott spielt mit, Film- u. Fernsehstars uber ihren Glauben, 1987;
P. u. P. Mlakar, Unsterbl. Theatertanz, 300 J. Ballettgesch. d. Oper in Munchen, 2
Bde.
, 1996;
?
Nachrufe:
E.-E.
Fischer
, Ihre Stimme ist verstummt, Zum Tod
v.
M.
W.
, in:
SZ
v.
3. 7. 2012;
dies.
, Der
gr.
Auftritt, in:
SZ
v.
4. 7. 2012
(P)
;
M.
W.
gestorben, in:
FAZ
v.
4. 7. 2012;
?
OML
;
Munzinger
;
?
Qu
Archiv d. Hochschule f. Fernsehen u. Film Munchen;
StadtA
Salzburg.
-
Autor/in
Beate Kayser
-
Zitierweise
Kayser, Beate, "Werner, Margot" in: Neue Deutsche Biographie 27 (2020), S. 835-836 [Online-Version]; URL: https://www.deutsche-biographie.de/pnd118631470.html#ndbcontent