한국   대만   중국   일본 
Deutsche Biographie - Weisskopf, Victor
Lebensdaten
1908 ? 2002
Geburtsort
Wien
Sterbeort
Newton (Massachusetts, USA)
Beruf/Funktion
Physiker
Konfession
keine?Angabe
Normdaten
GND: 118630601 | OGND | VIAF: 108451752
Namensvarianten
  • Weisskopf, Victor Frederik
  • Weisskopf, Viki
  • Weisskopf, Victor
  • mehr

Objekt/Werk(nachweise)

Verknupfungen

Verknupfungen zu anderen Personen wurden aus den Registerangaben von NDB und ADB ubernommen und durch computerlinguistische Analyse und Identifikation gewonnen. Soweit moglich wird auf Artikel verwiesen, andernfalls auf das Digitalisat.

Orte

Symbole auf der Karte
Marker Geburtsort Geburtsort
Marker Wirkungsort Wirkungsort
Marker Sterbeort Sterbeort
Marker Begräbnisort Begrabnisort

Auf der Karte werden im Anfangszustand bereits alle zu der Person lokalisierten Orte eingetragen und bei Uberlagerung je nach Zoomstufe zusammengefaßt. Der Schatten des Symbols ist etwas starker und es kann durch Klick aufgefaltet werden. Jeder Ort bietet bei Klick oder Mouseover einen Infokasten. Uber den Ortsnamen kann eine Suche im Datenbestand ausgelost werden.

Zitierweise

Weisskopf, Victor, Indexeintrag: Deutsche Biographie, https://www.deutsche-biographie.de/pnd118630601.html [07.06.2024].

CC0

  • Genealogie

    V Emil (1873?1926 oder 1942), aus Schuttenhofen (Su?ice, Bohmen), Dr. iur. , Richter, RA , Hof- u. Ger.advokat in W. (s. Bibliographia Judaica ), S d. Albert | u. d. Theresia (Therese) Hahn;
    M Martha (1880?1958), zuletzt in N. Y., T d. Alexander (Sandor) Guth ( 1914) u. d. Adele Cohn (1857?1906);
    B Walter Albert (1904?93, ? Gertrud Felicitas N. N. , 1904?96), emigrierte 1954 n. Rio de Janeiro (Brasilien), zuletzt in San Mateo (Kalifornien, USA), Schw Edith Weisskopf-Joelson (1910?83), zuletzt in Athens (Georgia, USA);
    ? ? 1) 1934 Ellen (1904?89), aus Frederikshavn (Nordjutland), T d. Hans Peter Nicolai Tvede (1867?1940) u. d. Louise Frederikke Jensen, 2) n. 1989 Duscha Scott, wohl T d. Wilhelm (Willi) Schmid (1893?1936), aus Weilheim (Oberbayern), u. d. Kathe (Kate) Tietz (1899?1985), aus Schwerin;
    1 S aus 1) Thomas E. Weisskopf ( * 1940), Prof. f. Okonomie 1968 an d. Harvard Univ. u. 1972 an d. Univ. of Michigan, Ann Arbor (s. L ), 1 T aus 1) Karen Worth, Wiss. am Center for Science Education at Education Development Center in Newton (Massachusetts, USA).

  • Biographie

    W. besuchte die Grundschule und das Gymnasium in Wien. Nach der Matura 1926 am Gymnasium Stubenbastei studierte er Physik an der Univ. Wien. Mit Unterstutzung des Physikers Hans Thirring (1888?1976) wechselte er 1928 an die Univ. Gottingen zu Max Born (1882?1970), bei dem er 1931 mit der Arbeit ?Zur Theorie der Resonanzfluoreszenz“ ( Ann. d. Physik 9, 1931, H. 5, S. 23?66) zum Dr. phil. promoviert wurde. In Gottingen entstanden erste Arbeiten mit Eugene Wigner (1902?95), der als Assistent und ao. Professor an der TH Berlin tatig war, zur naturlichen Linienbreite zu Emissionsspektren von Atomen. Im Herbst 1931 wechselte W. an die Univ. Leipzig zu Werner Heisenberg (1901?76) und im Fruhjahr 1932 nach Berlin zu Erwin Schrodinger (1887?1961). Im Sommer 1932 arbeitete er in Charkow (UdSSR) u. a. mit Lev Landau (1908?68) zusammen, ehe er als Rockefeller-Stipendiat zu Niels Bohr (1885?1962) nach Kopenhagen und 1933 zu Paul Dirac (1902?84) nach Cambridge ging. 1933?36 war er Assistent bei Wolfgang Pauli (1900?58) an der ETH Zurich und 1936 / 37 erneut bei Bohr in Kopenhagen. Mit Bohrs Unterstutzung gelang 1937 die Emigration in die USA; W. wurde Instructor, 1940 Assistant Professor an der University of Rochester (New York) (US-Staatsburger 1943). Im Fruhjahr 1943 nach Los Alamos verbracht, ubernahm er die stellv. Leitung der Theoretiker-Gruppe unter Hans A. Bethe (1906?2005). 1946 zum Professor fur Physik an das Massachusetts Institute of Technology berufen, forschte er v. a. zur Teilchenphysik und verfaßte zahlreiche populare Schriften auch uber seine Emeritierung 1974 hinaus, nur unterbrochen durch seine Prasidentschaft am CERN in Genf 1961?65. Hier gingen zwei zentrale Entscheidungen auf W. zuruck: die Erweiterung der Beschleuniger auf franz. Boden und der Kollisionsbeschleuniger, bei dem nicht ein statisches Ziel, sondern zwei Beschleunigerstrahlen zur Kollision gefuhrt werden.

    W. s fruhe wissenschaftliche Arbeiten entstammen der damals aktuellen Quantenelektrodynamik und lassen sich in drei zentrale Gebiete unterteilen: die Rolle der Antimaterie, die Selbstenergie des Elektrons und die Eigenschaften des Vakuums. 1932 hatte Dirac erfolgreich seine relativistische Wellengleichung vorgestellt, deren Losungen zu jedem Teilchen ein Antiteilchen gleicher Masse, aber entgegengesetzter Ladung erforderten. 1932 gelang trotz kontroverser Debatten der Nachweis des Positrons in kosmischer Hohenstrahlung. Wahrend seiner Zeit in Zurich nahm W. eine storungstheoretische Berechnung der Selbstenergie des Elektrons vor, die Elektronen und Positronen umfaßte. Mit Pauli arbeitete er zu Quantisierung des skalaren Feldes. Elementarteilchen mit Spin 0 (Bosonen) waren noch unbekannt, doch zeigte die Arbeit, daß die Quantenfeldtheorie nicht nur fur Diracs Spin ½-Teilchen, sondern auch fur Bosonen ein Antiteilchen erforderte. In Kopenhagen arbeitete W. zur Polarisation des Vakuums mit virtuellen Elektron-Positron-Paaren und forschte zur Kernphysik.

    Im Manhattan Project, dem US- amerik. Projekt zum Bau der Atombombe, berechnete W. die Druckwelle, Radioaktivitat und konventionelle Sprengkraft einer Atombombe sowie die Spaltungsquerschnitte von Neutronen, d. h. die Wahrscheinlichkeiten fur das Eintreten einer Kernspaltung in Abhangigkeit von der Energie der einfallenden Neutronen. Nach Kriegsende wandte sich W. wieder der Quantenelektrodynamik zu. Mit seinem Studenten Bruce French berechnete er als erster den sog. Lamb Shift, eine Aufspaltung eines Energieniveaus des Wasserstoffatoms aufgrund quantenelektrodynamischer Effekte. Das Ergebnis stand im Widerspruch zu dem von Julian Schwinger und Richard Feynman, weshalb W. zunachst auf die Publikation verzichtete. Nachdem Schwingers und Feynmans Fehler deutlich wurde, veroffentlichten W. und French 1949 ?The Electromagnetic Shift of Energy Levels“ (Physical Review 75, S. 1240?48). Es folgten Arbeiten zur Kernphysik, die sich durch ihren klaren intuitiven Stil auszeichneten. Sein 1952 veroffentlichtes Lehrbuch ?Theoretical Nuclear Physics“ entwickelte sich schnell zu einem Standardwerk der Kernphysik. Neben French gehoren Ernest D. Courant ( * 1920), Kurt Gottfried ( * 1929) und Murray Gell-Mann ( * 1929) zu W. s Schulern.

    Nach Kriegsende war W. in der Federation of American Scientists (FAS) als Grundungsmitglied fuhrend aktiv. Die FAS setzte sich fur eine zivile Kontrolle der Atomforschung ein und strebte an, ein Wettrusten durch internationale Abkommen zu verhindern. Wahrend die FAS im Zuge der politischen Verfolgungen in der McCarthy-Ara einen Niedergang erlebte, engagierte sich W. in der 1957 gegrundeten Pugwash Bewegung, einem internationalen Diskussionsforum von Wissenschaftlern zur Forderung der globalen Sicherheit.

  • Auszeichnungen

    | u. a. Mitgl. d. American Ac. of Arts and Sciences (1948), d. National Ac. of Sciences (1952) u. d. Leopoldina (1974);
    Max-Planck-Medaille (1956);
    Pras. d. American Physical Soc. (1960);
    korr. Mitgl. d. Ac. des Sciences (1957) u. d. Bayer. Ak. d. Wiss. (1962);
    Prix mondial Cino Del Duca (1972);
    Oerstedt Medaille (1976);
    Marian-Smoluchowski-Medaille (1977);
    ausw. Mitgl. d. Ak. d. Wiss. d. DDR (1977);
    Orden Pour le Merite f. Wiss. u. Kunste (1978);
    Wolf-Preis in Physik (1981);
    Osterr. Ehrenzeichen f. Wiss. u. Kunst (1981);
    Ehrenmitgl. d. Dt. Physikal. Ges. (1983);
    Albert-Einstein-Medaille (1984);
    Ludwig-Wittgenstein-Preis d. osterr. Fonds z. Forderung d. wiss. Forsch. (1990);
    Gr. Goldenes Ehrenzeichen mit d. Stern f. d. Verdienste um d. Rep. Osterr. (2000);
    Public Welfare Medal (1991).

  • Werke

    Weitere W Berechnung d. naturl. Linienbreite auf Grund d. Diracschen Lichttheorie, in: Zs. f. Physik 63, 1930, S. 54?73 (mit E. Wigner);
    Uber d. Selbstenergie d. Elektrons, ebd. 89, 1934, S. 27?39;
    Uber d. Quantisierung d. skalaren relativist. Wellengleichung, in: Helvetica Physica Acta 7, 1934, S. 709?31 (mit W. Pauli);
    Uber d. Elektrodynamik d. Vakuums auf Grund d. Quantentheorie d. Elektrons, in: Det Kongelige Danske Videnskabernes Selskab, Matematisk-fysiske Meddelelser 24, 1936, H. 6, S. 3?39;
    Statistics and Nuclear Reactions, in: Physical Review 52, 1937, S. 295?303;
    On the Self-Energy and the Electromagnetic Field of the Electron, ebd. 56, 1939, S. 72?85;
    On the Yield of Nuclear Reactions with Heavy Elements, ebd. 57, 1940, S. 472?85 u. Erratum, S. 935 (mit D. H. Ewing);
    Note on the Radiation Properties of Heavy Nuclei, ebd. 59, 1941, S. 318 f.;
    A Schematic Theory of Nuclear Cross Sections, ebd. 76, 1949, S. 1550?60 (mit H. Feshbach);
    On the Scattering and Absorption of Particles by Atomic Nuclei, ebd. 71, 1947, S. 145?58 (mit dems. u. D. C. Peaslee);
    Model for Nuclear Reactions with Neutrons, ebd. 96, 1954, S. 448?64 (mit dems. u. C. E. Porter);
    Theoretical Nuclear Physics, 1952 (mit J. M. Blatt);
    Knowledge and Wonder, The Natural World as Man Knows it, 1962, ²1979;
    Hadron Decay Processes and the Quark Model, in: Il Nuovo Cimento Ser. X. 50, 1967, S. 617?45 (mit R. Van Royen);
    Inelastic Lepton-Nucleon Scattering and Lepton Pair Production in the Relativistic Quark-Parton Model, in: Physical Review D 4, 1971, S. 3418?39 (mit J. Kuti);
    New Extended Model of Hadrons, ebd. 9, 1974, S. 3471?95 (mit A. Chodos, R. L. Jaffe, K. Johnson u. C. B. Thorn);
    Physics in the Twentieth Century, Selected Essays, Foreword by H. A. Bethe, 1972;
    Concepts of Particle Physics, 2 Bde. , 1984?86 (mit K. Gottfried);
    The Privilege of Being a Physicist, 1989;
    The Joy of Insight, Passions of a Physicist, 1991, dt. u. d. T. Mein Leben, E. Physiker, Zeitzeuge u. Humanist erinnert sich an unser Jh. , 1991;
    ? Nachlaß: Archiv d. Massachusetts Inst. of Technology, Cambridge (USA);
    ? W-Verz. , in: V. Stefan ( Hg. ), Physics and Soc. , Essays in Honor of V. W. , 1998.

  • Literatur

    | S. Schweber, QED and the Men who Made it, Dyson, Feynman, Schwinger, and Tomonaga, 1994;
    J. D. Jackson u. K. Gottfried, in: Biographical Memoirs of Fellows of the Nat. Ac. of Sciences 84, 2003, S. 3?27 (P) ;
    dies. , Mozart and Quantum Mechanics, an Appreciation of V. W. , in: Physics Today 56, 2003, H. 2, S. 43?47 (P) ;
    Ch. Forstner, Quantenmechanik im Kalten Krieg, David Bohm u. Richard Feynman, 2007;
    ders. , Kernspaltung u. Innovation, v. akad. Labor z. großtechnol. Projekt im Kontext transnat. Wissensstrome in Osterr. , 2018;
    BHdE II;
    Complete DSB (P) ;
    ? zu Thomas E.: A Biographical Dict. of Dissenting Economists, hg. v. Ph. Arestis u. M. Sawyer, ²2000, S. 709?14.

  • Autor/in

    Christian Forstner
  • Zitierweise

    Forstner, Christian, "Weisskopf, Victor" in: Neue Deutsche Biographie 27 (2020), S. 704-706 [Online-Version]; URL: https://www.deutsche-biographie.de/pnd118630601.html#ndbcontent

    CC-BY-NC-SA