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Deutsche Biographie - Peter III.
Dates of Life
1728 ? 1762
Place of birth
Kiel
Place of death
Rop?a bei Peterhof (Rußland)
Occupation
Kaiser von Rußland ; Herzog von Holstein-Gottorp
Religious Denomination
mehrkonfessionell
Authority Data
GND: 118740180 | OGND | VIAF: 300148996104659752879
Alternate Names
  • Karl Peter Ulrich von Holstein-Gottorp (geborener)
  • Karl Peter Ulrich (geborener)
  • Peter von Holstein-Gottorp (geborener)
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Relations

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Citation

Peter III., Index entry in: Deutsche Biographie, https://www.deutsche-biographie.de/pnd118740180.html [08.06.2024].

CC0

  • Genealogy

    V Karl Friedrich, Hzg. v. Schleswig-H.-G. (1700?39, s. ADB 25), S d. Friedrich IV., Hzg. v. Schleswig-H.-G. (1671?1702, s. NDB V) u. d. Hedwig Sophia, Prn. v. Schweden (1681?1708), Schw Kg. Karls XII. v. Schweden (1682?1718) u. d. Ulrike Eleonore, Kgn. v. Schweden (1688?1741, ? Friedrich I., Lgf. v. Hessen-Kassel, Kg. v. Schweden, 1676?1751, s. NDB V);
    M Anna Petrovna (1708?28), T d. Ks. Peter d. Gr. v. Rußland (1672?1725) u. d. Ksn. Katharina I. (Ekaterina Alekseevna, 1684?1727), Schw d. Ksn. Elisabeth (Elizaveta Petrovna) v. Rußland (1709?62);
    ? ? 1745 Sophie Auguste Friederike ( Ksn. Katharina II., * 2.5.1729 Stettin, 17.11.1796 Zarskoje Selo, s. L ), T d. Christian August, Furst v. Anhalt-Zerbst (1690?1747, s. ADB IV) u. d. Johanna Elisabeth v. H.-G. (1712?1760);
    1 S Paul I. (Pavel Petrovi?, 1754-1801, ? 1] Wilhelmine v. Hessen-Darmstadt, 1755?76, 2] Sophie v. Wurtt. (Maria Feodorovna), 1759?1828, s. NDB 16), 1796 Ks. v. Rußland, 1 T (fruh †).

  • Biographical Presentation

    P. , Erbe der Rechte der Grafen von Holstein bzw. der Herzoge von Holstein-Gottorf auf Teile von Schleswig und Holstein.wurde von seiner Tante, der seit 1741 regierenden kinderlosen Ksn. Elisabeth von Rußland, 1742 nach Rußland geholt und zum Großfursten und Thronfolger erklart. Die ihm im selben Jahr angetragene schwed. Thronfolge, auf die P. durch seine Großmutter Hedwig Anspruche hatte, lehnte er ab. Nach dem Ende der Vormundschaft seines Onkels Adolf Friedrich von Holstein-Gottorf (1710?71), ev. Bi | schof von Lubeck, wurde P. 1745 regierender Herzog im hzgl. Anteil von Holstein. Er regierte von St. Petersburg aus und verfolgte das Ziel der Wiedererlangung des hzgl. Anteils von Schleswig, geriet damit aber in Gegensatz zur russ. Politik, die das Einvernehmen mit Danemark suchte und den Tausch des hzgl. Anteils von Holstein gegen den Hausbesitz des dan. Konigshauses, die Gfsch. Oldenburg und Delmenhorst, anstrebte. Hingegen wollte P. nach seiner Thronbesteigung als Kaiser von Rußland 1762 seine Anspruche auf den hzgl. Anteil von Schleswig auf militarischem Weg durchsetzen, doch dazu kam es nicht mehr. Durch seinen Ruckzug aus dem Siebenjahrigen Krieg trug P. entscheidend zum Erfolg Friedrichs II. von Preußen bei. Nach etwa sechs Monaten als Kaiser von Rußland wurde P. zur Abdankung gezwungen und ermordet. Seine Nachfolge in Rußland und im hzgl. Anteil von Holstein trat seine Gemahlin Sophie als Ksn. Katharina II. an, welche 1773 durch den Vertrag von Zarskoje Selo Holstein gegen Oldenburg und Delmenhorst eintauschte. Mit P. , dem letzten Herzog von Holstein-Gottorf, ging die Thronfolge an das Haus Romanov-Holstein, das in Rußland bis 1917 regierte.

  • Literature

    ADB 25;
    H. Fleischhacker, in: Jbb. f. Gesch. Osteuropas NF 5, 1957, S. 127-89;
    E. Hubner. Staatspol. u. Fam.interesse, Die gottorf. Frage in d. russ. Außenpol. 1741-1773, 1984;
    A. S. Myl'nikov, in: FS f. G. Muhlpfordt, III, 1997, S. 121-44;
    H. Neuschaffer, in: Biogr. Lex. Schleswig-Holstein V, 1979 ( P ). ? Zu Katharina II.: C. Scharf, Katharina II., Dtld. u. d. Deutschen, 1995;
    E. Donnert, Katharina II. d. Gr. , 1998;
    NDB 16 * .

  • Portraits

    u. a. Gem. v. B. Denner, um 1740 (Schloß Eutin);
    Gem. v. A. R. Lisiewski, 1756 (Schloß Gripsholm, Schweden), Abb. b. T. T. Rice, Elisabeth v. Rußland, 1973, n. S. 224;
    anon. Gem. ( ebd. ), Mosaikportrat ( Russ. Mus. , St. Petersburg), beide Abb. b. Rice, zw. S. 128 u. 129;
    anon. Gem. , um 1740 (Landeshalle im Kieler Schloß), Abb. in: Biogr. Lex. Schleswig-Holstein V, 1979, S. 195.

  • Author

    Harm Klueting
  • Citation

    Klueting, Harm, "Peter III." in: Neue Deutsche Biographie 20 (2001), S. 226-227 [online version]; URL: https://www.deutsche-biographie.de/pnd118740180.html#ndbcontent

    CC-BY-NC-SA

  • Biographical Presentation

    Peter (Karl Peter Ulrich), Herzog von Holstein-Gottorp , als Kaiser von Rußland: Peter III.; geboren am 21. Februar 1728 auf dem Schlosse zu Kiel als der einzige Sohn Herzog Karl Friedrich's von Holstein-Gottorp und der Großfurstin Anna von Rußland, der altesten Tochter Kaiser Peter's des Großen. Kaum ein Jahr alt, verlor der Prinz schon die Mutter; die zahlreiche weibliche Bedienung, welcher er nun uberantwortet | ward, ubte durch ihre ubertriebene Aengstlichkeit einen schadlichen Einfluß auf seine Entwicklung, dessen Folgen sich zunachst in einer gewissen scheuen Furchtsamkeit zeigten. Auch den Vater verlor der Prinz schon mit elf Jahren. Geschwister hatte er nie gehabt, stand somit jetzt ganz vereinsamt da.

    Wir mussen einen Ruckblick auf die Schicksale des Vaters werfen. Karl Friedrich war der Sohn Herzog Friedrich IV. (A. D. B. VIII, 21) und der schwedischen Hedwig Sophie, der altesten Schwester Konig Karl XII. Auch er war in fruher Kindheit Waise geworden; auch er hatte wie spater sein Sohn aus eigenen Erfahrungen ?die Leiden eines Knaben“ schreiben konnen. In Erinnerung an die eigene traurige Kindheit hatte er in Betreff der Erziehung seines Sohnes, der er besondere Sorgfalt zuwendete, letztwillig Alles bis ins Kleinste geordnet. Zu seinem Vormunde hatte er den Prinzen Friedrich August von Holstein-Gottorp, dritten Sohn Bischofs Christian August, bestellt, der in Gottorp’schen Diensten stand und das besondere Vertrauen des Herzogs genoß. Diesem hatte er ans Herz gelegt, die Umgebung seines Sohnes vorsichtig zu wahlen, auf seine Ausbildung, auch auf die korperliche, die großte Aufmerksamkeit zu verwenden, und vor Allem darauf zu sehen, daß dem Knaben eine liebreiche Behandlung zu Theil werde. Von alledem geschah gerade das Gegentheil. Als Karl Friedrich am 18. Juni 1739 starb und nun der elfjahrige Sohn ihm als Herzog von Gottorp folgte, bedurfte es demnach der Ernennung einer vormundschaftlichen Regierung. Auf den jungen Herzog gingen zugleich die Erbanspruche seines Vaters an die schwedische Krone uber. Denn als Karl XII. von Schweden am 14. November 1718 vor Friedrichshall fiel, ohne Leibeserben zu hinterlassen, hatte ihm Karl Friedrich als Sohn seiner alteren Schwester folgen sollen, wie ihn denn auch Karl XII. immer als seinen Nachfolger behandelt hatte. Seine Thronbesteigung ware indessen gleichbedeutend gewesen mit einer Fortsetzung des Krieges gegen Danemark zur Geltendmachung der Gottorpischen Anspruche an Schleswig. Deswegen war eine Hofpartei und die Armee seiner Throncandidatur entgegen. Die Armee pronuncirte statt seiner die jungere Schwester des verstorbenen Konigs, Ulrike Eleonore, Gemahlin des Landgrafen Friedrich von Hessen (A. D. B. VII, 522), zur Konigin von Schweden, und die ad hoc einberufenen Stande bestatigten diese Wahl. Ulrike Eleonore lebte aber in kinderloser Ehe. Somit war, wenn sie starb, Karl Peter Ulrich der letzte Sproßling des alten schwedischen Konigshauses, wahrend ihm zugleich als Enkel Peter's des Großen Anspruche auf die Thronfolge in Rußland zur Seite standen.

    Auf die Nachricht vom Tode Herzog Karl Friedrich's nahm nun aber der damalige Bischof von Lubeck, Herzog Adolph Friedrich (A. D. B. I, 114) als altester Agnat die Vormundschaft und die Administration des Landes fur sich in Anspruch und trat sie mittelst Patentes vom 21. Juni 1739 an. Sein jungerer Bruder, der obengenannte Prinz Friedrich August, verzichtete auf die ihm testamentarisch ubertragene Vormundschaft, nahm seinen Abschied aus Gottorpischen Diensten, ging ins Ausland und uberließ den ihm so warm ans Herz gelegten Pflegebefohlenen seinem Schicksal. Das Testament des seligen Herzogs ward einfach ad acta gelegt. Zum Hofmeister des jungen Herzogs ward Graf Brummer ernannt; ein fruherer Cavallerieofficier, den der selige Herzog wegen seines anstoßigen Lebenswandels des Landes hatte verweisen wollen. ?Il est bon pour dresser un cheval mais non pour elever un prince“ außerte uber ihn Professor Mildt, der franzosische Lehrer des Prinzen. Ein im großherzoglich oldenburgischen Haus- und Centralarchiv aufbewahrtes Memorial enthalt eine Zusammenstellung der dem Grafen Brummer zur Last gelegten Mißgriffe in der Erziehung des Herzogs. Zur Residenz war diesem das Schloß Kiel angewiesen. | Der Unterricht, in dem die fremden Sprachen naturlich eine Hauptrolle spielten, dauerte von Morgens bis Abends spat; von Erholung, Bewegung in freier Luft, Anregung im Umgang mit Altersgenossen war keine Rede. Ermudet und ermattet von Schulstunden mußte der Prinz oft stundenlang auf das Essen warten, wenn sich Graf Brummer eben auf der Jagd oder im Salon der Frau v. Brockdorff ergotzte. Unter der Tafel liebte es Graf Brummer, sich in platten und frivolen Scherzen zu ergehen. Abends mußte der Prinz in Uniform den Gesellschaften beiwohnen, die Brummer in den herzoglichen Gemachern veranstaltete, und am Tanze der Erwachsenen Theil nehmen. Wenn seitens der Lehrer geklagt ward, daß der Prinz wenig Sinn fur die Grammatik zeige, gab es heftige Auftritte und unpassende Strafen; so ließ ihn Graf Brummer an seinen Arbeitstisch binden, mit entbloßten Knieen auf Erbsen liegen oder stundenlang mit einem Eselsbild um den Hals zum offentlichen Aergerniß umhergehen. Das mag als Probe aus einer langen Reihe von ahnlichen Beschwerden genugen. Das Aergste aber, was dem Prinzen widerfuhr, war doch die Art, wie man den Religionsunterricht betrieb: je nachdem die Aussichten auf die Thronfolge in Rußland oder in Schweden mehr in den Vordergrund traten, ward er in griechischkatholischer oder in lutherischer Confession unterrichtet, wobei fanatische Geistliche sich bemuhten, ihm Mißtrauen und Haß gegen die Lehren der gerade bei Seite geschobenen Religion einzufloßen. So ward der religiose Frieden des Knaben zerstort und ihm gegen den griechisch-katholischen Cultus ein Widerwillen beigebracht, uber den er auch spater nie vollstandig hat Herr werden konnen. In wie hohem Grade Brummer's Behandlung das Gemuth des Prinzen verbittert hat, sollte sich spater zeigen. Der einzige Lichtblick in diesen truben Kindertagen war der Verkehr mit der Jungfrau Alinius, seinem Kindermadchen, dem noch der Kaiser spater seine Dankbarkeit bezeigte.

    1741 hatte die jungste Tochter Peter des Großen, Elisabeth, den russischen Thron bestiegen. Sie wollte dem Prinzen P. , als dem Sohn ihrer alteren Schwester, die Nachfolge auf den russischen Thron sichern und wunschte deswegen seine Uebersiedlung nach Petersburg. In Kiel, wo er der Gegenstand inniger Theilnahme war, machte man Miene, sich seiner Ueberfuhrung zu widersetzen. Er ward aber nachtlicher Weile an Bord eines russischen Kriegsschiffes gebracht, das gleich darauf in See ging. Im Februar 1742 hielt der Prinz seinen Einzug in Petersburg, von der Kaiserin in herzlicher Weise empfangen und unter endlosen Festlichkeiten. Die Kaiserin wandte nun seiner Ausbildung ihre besondere Aufmerksamkeit zu. Seine Kranklichkeit aber, wiederholte ernstliche Krankheiten und die unter diesen Umstanden doppelt ermudenden Anstrengungen des Hoflebens, denen er sich trotzdem nicht entziehen durfte, wirkten auf das Storendste ein. Am 7./18. November 1742 trat er zur griechisch-katholischen Kirche uber, und ward als Peter Petrowitsch ?ex jure sanguinis“ zum Großfursten-Thronfolger erklart.

    Bald nachher am 4. Januar 1743 fand sich in Moskau eine schwedische Gesandtschaft ein, um dem Prinzen im Namen des schwedischen Reichsraths die schwedische Krone anzutragen. Um des bereits erfolgten Uebertritts zur griechischen Kirche willen war die Sache hinfallig, sie scheint aber auf den Prinzen, den man uber seine Aussichten auf den schwedischen Thron nie genugend aufgeklart hatte, einen tiefen Eindruck gemacht zu haben. Er gab seinem Schmerz uber den Verlust der schwedischen Krone in einer Weise Ausdruck, welche die Altrussen, bei denen seine Throncandidatur viele Gegner hatte, verletzte. Die Sache ward ausgebeutet, um ihm bei der Kaiserin zu schaden und ihn beim Volke unpopular zu machen. Schon hier liegen die kleinen Anfange der großen | Bewegung, die spater gegen ihn ins Werk gesetzt wurde; es ist ?le commencement de la fin ?.

    Im Herbst 1743 erkrankte P. so schwer, daß man fur sein Leben bangte. Dies veranlaßte die Kaiserin, welche das Aussterben der Nachkommenschaft Peter's des Großen befurchtete, die Vermahlung des 16jahrigen Prinzen gegen den dringenden Rath der Aerzte in Erwagung zu nehmen: ihre Wahl fiel auf die dem Holstein-Gottorpischen Hause verwandte Prinzeß von Anhalt-Zerbst, die spatere Kaiserin Katharina II. Sie traf mit ihrer Mutter im Februar 1744 in Moskau ein, trat am 9. Juni d. J. zur griechischen Kirche uber und erhielt den Namen Katharina Alexiewna. Als im Herbst 1744 die Residenz von Moskau nach Petersburg verlegt wurde, erkrankte der Großfurst auf der Reise dahin in Chotilowo an den Blattern. Die Kaiserin war Tag und Nacht an seinem Bett ?dans une consternation excessive“ , wie der preußische Gesandte unter dem 12. November 1744 berichtete. Der Großfurst erholte sich zwar; gleichwol aber wurde ihm die Krankheit verhangnißvoll. Zunachst horten, damit die Reconvalescenz nicht gestort werde, seine Studien auf. Dann aber entstellten die Pockennarben sein Gesicht dergestalt, daß Katharina des peinlichen Eindrucks nicht Herr werden konnte. Auch ihm selbst entging dies nicht, und es liegen hier die Anfange einer Verstimmung, die spater so schwere Folgen nach sich ziehen sollte. Es kam aber noch Eines hinzu. Wahrend der Tage, wo man den Tod des Großfursten furchtete, waren Alle, und die Kaiserin nicht am wenigsten, von der Frage der Nachfolge im Reich tief bewegt. Im Staatsrath brach sich die Ansicht Bahn, daß in diesem Falle seine Verlobte, die Großfurstin Katharina zu seiner Nachfolgerin zu ernennen sei. Es blieb dies kein Geheimniß; wer vermag zu sagen, welche Gedanken damit in der Seele der jungen, ehrgeizigen Furstin aufgekeimt sind?

    Die Vermahlung erfolgte am 1. September 1745. Das eheliche Verhaltniß war bald und oft getrubt. Es scheint sogar, daß Katharina schon fruh an Machinationen gegen den Thronfolger Theil genommen hat.

    Als Herzog von Holstein erhielt P. am 11. Juni 1745 vom deutschen Kaiser veniam aetatis. Die Regierung uber den Gottorper Antheil am Herzogthum Holstein fuhrte er von Petersburg aus mit zwei Conseils, deren eines seinen Sitz in Petersburg, das andere in Kiel hatte. Er nahm nun Einsicht in die unverantwortliche Art und Weise, wie wahrend seiner Minderjahrigkeit die Regierung gefuhrt worden war, und eine tiefe Mißstimmung erfaßte ihn unter den Klagen und gegenseitigen Anschuldigungen, die jetzt von druben her zu ihm drangen. Der Gottorpische Gesandte in Stockholm, Geheimrath v. Holmer, welcher Mitglied des Conseils in Kiel gewesen war, wurde sofort abberufen. Der bis dahin, auch in Petersburg, vielvermogende Hofmarschall Graf Brummer ward in landliche Einsamkeit nach Trittau verbannt. Die Kieler Kanzlei ward neu geordnet und dem Prasidenten strenge Disciplin eingescharft. Der Kieler Postmeister, welcher das Briefgeheimniß nicht geachtet hatte, ward zur Rechenschaft gezogen. Der Justizpflege, der Verwaltung, der Universitat wandte der Herzog seine Aufmerksamkeit zu und ging uberall ohne Ansehen der Person vor, wie verschiedene Rescripte an das Kieler Conseil beweisen. Hatte er fruher auf das Andrangen des Hofkanzlers Pechlin zu der beruchtigten Verfolgung des Geheimraths Westphalen (s. d.) selbst die Hand geboten, so zeigte er sich jetzt, uber den wahren Sachverhalt aufgeklart, bemuht, das an Westphalen begangene Unrecht wieder gut zu machen.

    1754 ward dem Großfursten ein Sohn geboren, der nachmalige Kaiser Paul, durch welchen er der Stifter des in Rußland regierenden Hauses ward.

    Am 25. December 1761/5. Januar 1762 starb Kaiserin Elisabeth und Peter III. bestieg den Thron. Seine ferneren Thaten und Schicksale gehoren ganz der russischen Geschichte an, und konnen hier nur fluchtig angedeutet werden. Er begann seine Regierung damit, 20000, unter Elisabeth nach Sibirien Verbannten die Freiheit zu schenken. Reformen sollten auf allen Gebieten sofort ins Leben treten. Die heimliche Kanzlei ward abgeschafft, jene Staatsinquisition, die seit den Zeiten Iwan's des Großen so viel Ungluck uber Rußland gebracht hatte. Anwendung von Tortur und Knute ward verboten. Unterm 27. Marz/7. April 1762 legte der Kaiser dem Senat sein nationalokonomisches Programm vor: Die Waldungen sollten gegen Ausforstung geschutzt werden, der Handel mit Korn und Vieh freigegeben, Handelsfactoreien errichtet, der Preis auf Salz herabgesetzt werden. Eine verbesserte Organisation der Rechtspflege ward in Aussicht genommen und ein sogenannter Wohlfahrtsausschuß ernannt mit der Aufgabe, das allgemeine Wohl der Unterthanen zu uberwachen. Die Einfuhr verschiedener Luxusgegenstande ward verboten. Auch Heer und Flotte sollten reorganisirt werden, das Heer nach preußischem, die Flotte nach englischem Muster. Sogar auf die griechische Kirche und ihre Kloster erstreckte sich dieser hastige Reformeifer des Kaisers. Friedrich der Große bemerkte auf die Nachricht hiervon: ?attaquer ces archimandrites et ces popes c'etait se faire des ennemies irreconciliables.“ Aber auch auf vielen anderen Gebieten fuhlte man sich in seinen berechtigten wie unberechtigten Interessen bedroht und beeintrachtigt. Noch aufregender vielleicht wirkte des Kaisers auswartige Politik. Er war bekanntlich seit lange ein begeisterter Verehrer Friedrich des Großen, mit dem er in intimem Briefwechsel stand. In der That war es ein kuhner Griff in das Rad der Weltgeschichte, als der Kaiser plotzlich die europaische Coalition sprengte, durch welche Friedrich II. sich auf das Aeußerste bedroht sah. Am 16. Marz 1762 ward zwischen Rußland und Preußen der Waffenstillstand geschlossen, am 5. Mai der Friede, in welchem die eroberten und fast schon incorporirten preußischen Provinzen wieder herausgegeben wurden. Wenn zu gleicher Zeit der Krieg mit Danemark auszubrechen drohte ? die Heere waren bereits in Marsch ?, so war dieser Krieg, in dem man nur die Verfolgung Gottorpischer Hausinteressen sah, nicht minder unpopular.

    • Literature

      Die sorgfaltig vorbereitete Revolution kam am 28. Juni 9. Juli 1762 zum Ausbruch. Katharina wurde zur Kaiserin ausgerufen, Peter III. verhaftet und nach Ropscha gebracht. Hier ward er am 6. Juli 17. Juli in brutalster Weise meuchlings ermordet.

  • Author

    F. v. Krogh.
  • Citation

    Krogh, Ferdinand von, "Peter III." in: Allgemeine Deutsche Biographie 25 (1887), S. 469-473 [online version]; URL: https://www.deutsche-biographie.de/pnd118740180.html#adbcontent

    CC-BY-NC-SA