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Deutsche Biographie - Minkowski, Hermann
Lebensdaten
1864 ? 1909
Geburtsort
Alexoten bei Kowno (Rußland, heute Litauen)
Sterbeort
Gottingen
Beruf/Funktion
Mathematiker ; Physiker
Konfession
judisch
Normdaten
GND: 118734091 | OGND | VIAF: 51771612
Namensvarianten
  • Minkowski, Hermann
  • Minkovskii, German
  • Minkowski, H.

Objekt/Werk(nachweise)

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Zitierweise

Minkowski, Hermann, Indexeintrag: Deutsche Biographie, https://www.deutsche-biographie.de/pnd118734091.html [29.05.2024].

CC0

  • Genealogie

    V Lewin ( ca. 1825?84), Kaufm. in Konigsberg, S d. Baruch ( * ca. 1806);
    M Rachel Taubmann ( ca. 1827?1904);
    Ur-Gvv Isaac ben Aaron (1788?1852) aus Karlin (Rußland), nahm z. Z. d. Zaren Nikolaus I. d. Namen Minkowski an;
    B Max (1844? ca. 1924), Kaufm. , franz. Konsul in Konigsberg, Kunstsammler u. Stifter f. d. Neubau d. Konigsberger Kunstmus., Oskar (s. 2);
    ? ? Straßburg 1897 Auguste (1875?1944), T d. Isaac Adler (1837?98), Lederfabr. in Straßburg, u. d. Rosa Goldschmidt (1847?1925);
    2 T , Lily (1898?1983, ? Reinhold Rudenberg, 1883?1961, Dr.- Ing. , Chef-Elektriker b. Siemens, Honorarprof. an d. TH Berlin, 1936 emigriert, Prof. d. Elektrotechnik an d. Harvard University in Cambridge, Mass., s. Pogg. VI, VII a; Rhdb. ; BHdE II), Ruth (1902?83, ? Franz Buschke, 1902?82, Rontgenologe, Prof. f. Strahlenkde. an d. University of California. San Francisco, s. BHdE II);
    N Rudolf (s. 3);
    E Gunther Rudenberg ( * 1920), Physiker, Hermann Rudenberg ( * 1927), Physiologe, Herman Buschke ( * 1932), Neurologe (s. BHdE II).

  • Biographie

    M. s mathematische Begabung fiel schon wahrend des Besuchs des Altstadtischen Gymnasiums in Konigsberg auf. Er beschaftigte sich fruhzeitig mit Arbeiten G. P. Dirichlets und C. F. Gauß'. Im April 1880 nahm M. das Studium der Mathematik in Konigsberg auf; zum Wintersemester 1882/83 ging er nach Berlin, kehrte nach drei Semestern zuruck und wurde 1885 mit der Dissertation ?Untersuchungen uber quadratische Formen, Bestimmung der Anzahl verschiedener Formen, welche ein gegebenes Genus enthalt“ von der Philosophischen Fakultat der Universitat promoviert. Neben Heinrich Weber sind Leopold Kronecker und Karl Weierstraß zu seinen herausragenden Lehrern zu zahlen. Noch in Konigsberg reichte M. 1882 zur Losung eines von der Academie des Sciences in Paris gestellten Problems, das sich aus den von Gotthold Eisenstein 1847 ohne Beweis angekundigten Ergebnissen uber die Anzahl der Darstellungen einer gegebenen ganzen Zahl als Summe von funf Quadraten ergab, bei der Akademie eine grundlegende Arbeit zur Theorie der quadratischen Formen mit ganzzahligen Koeffizienten ein. Ihm und dem Zahlentheoretiker Henry J. S. Smith wurde im April 1883 zu gleichen Teilen der ?Grand Prix des Sciences Mathematiques“ zuerkannt. 1887 wurde die Habilitation an der Univ. Bonn vollzogen, an der er 1892 zum ao. Professor ernannt wurde. Nach Zwischenstationen in Konigsberg (1894) und als o. Professor am Polytechnikum in Zurich (1896) wirkte M. seit 1902 als o. Professor in Gottingen neben Felix Klein und David Hilbert. Mit letzterem verband ihn seit dem gemeinsamen Studium in Konigsberg eine fachlich wie menschlich bedeutsame Freundschaft. M. und Hilbert war Adolf Hurwitz, der 1884 als Extraordinarius nach Konigsberg gekommen war und seit 1892 in Zurich wirkte, eng verbunden.

    Durch seine Untersuchungen auf den Gebieten der Zahlentheorie, der arithmetischen Theorie quadratischer Formen, der Geometrie und der Gruppentheorie wie auch durch seine Beitrage zur mathematischen Physik hat M. die Entwicklung der Mathematik und Physik unseres Jahrhunderts entscheidend mitgestaltet. Von Beginn seiner wissenschaftlichen Tatigkeit an spielten die Theorie quadratischer Formen in beliebig vielen Variablen und, in der Folge von Gotthold Eisenstein und Charles Hermite, ihre Verknupfung mit zahlentheoretischen Fragestellungen im Werk M. s eine wesentliche Rolle. Als seine bedeutendsten Beitrage sind die Charakterisierung rationaler quadratischer Formen bis auf Aquivalenz unter linearen Transformationen mit rationalen Koeffizienten mittels dreier, der quadratischen Form zugeordneter Invarianten, die Reduktionstheorie der positiv definiten quadratischen Formen und die | Aussagen zu endlichen Gruppen linearer ganzzahliger Transformationen zu nennen. Diese Ergebnisse gehoren heute zu den Grundlagen der arithmetischen Theorie algebraischer Gruppen, das erste z. B. bildet den Kern des von Helmut Hasse formulierten Lokal-Global-Prinzips in der Theorie algebraischer Gruppen. Insbesondere im Hinblick auf arithmetische Anwendungen erwies sich dabei in der Arbeit M. s der von C. F. Gauß 1840 vorgeschlagene Zugang zur Theorie quadratischer Formen als entscheidend, in dem diese als Gitter im Raum interpretiert werden. Indem M. den Begriff des Volumens und andere geometrische Begriffe in diese Gedankengange einfuhrte, entwickelte er die sog. ?Geometrie der Zahlen“, die M. selbst als ?Eigenschaften von ganzen Zahlen, die durch raumliche Anschauung erschlossen sind“, begriff. Hier erzielte er bedeutende zahlentheoretische Ergebnisse, z. B. in Fragen der Diophantischen Approximation oder der Theorie algebraischer Zahlkorper. Diese geometrischen Untersuchungen wurden spater zu einer selbstandigen Geometrie der Polyeder und zur Konvexgeometrie erweitert.

    M. s eigene Art des geometrischen Denkens findet sich auch in dem 1908 der speziellen Relativitatstheorie Albert Einsteins gewidmeten Vortrag ?Raum und Zeit“, in dem er der Vorstellung der vierdimensionalen Welt, die die drei Raumdimensionen und die Zeit zusammenfaßt und deren Elemente, die Ereignisse, wieder physikalische Realitat unabhangig von jedem Bezugssystem haben, die angemessene mathematische Formulierung gibt. Doch auch schon vorher hatte M. Arbeiten zur mathematischen Physik, z. B. zur Hydrodynamik (1888), vorgelegt.

  • Werke

    Ges. Abhh. v. H. M. , hrsg. v. D. Hilbert unter Mitwirkung v. A. Speiser u. H. Weyl, 2 Bde. , 1911 (mit Gedachtnisrede v. D. Hilbert, W-Verz. , P ). Nachdr. 1967;
    Geometrie d. Zahlen, 1896;
    Diophant. Approximationen, Eine Einf. in d. Zahlentheorie, 1907;
    Briefe an D. Hilbert, hrsg. v. L. Rudenberg u. H. Zassenhaus, 1973.

  • Literatur

    M. Born. Erinnerungen an H. M. z. 50. Wiederkehr seines Todestages, in: Die Naturwiss. 46, 1959, H. 17, S. 501-05;
    P. L. Galison, M. s Space-Time, From Visual Thinking to the Absolute World, in: Historical Studies in the Physical Sciences 10, 1979, S. 85-121;
    J. Schwermer, Rauml. Anschauung u. Minima positiv definiter quadratischer Formen ? Zur Habilitation v. H. M. 1887 in Bonn, in: J.ber. d. Dt. Mathematikervereinigung 93, 1991, S. 49-105;
    Altpr. Biogr. III, 1975;
    Pogg. IV-VIIa Suppl. ;
    DSB IX. ? Eigene Achivstud.

  • Autor/in

    Joachim Schwermer
  • Zitierweise

    Schwermer, Joachim, "Minkowski, Hermann" in: Neue Deutsche Biographie 17 (1994), S. 537-538 [Online-Version]; URL: https://www.deutsche-biographie.de/pnd118734091.html#ndbcontent

    CC-BY-NC-SA