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Sabine Haag bleibt KHM-Chefin - wien.ORF.at
Sabine Haag am letzten Tag der Bruegel-Ausstellung im Kunsthistorischen Museum
APA/Herbert Neubauer
APA/Georg Hochmuth
Kultur

Sabine Haag bleibt KHM-Chefin

Sabine Haag bleibt an der Spitze des Kunsthistorischen Museums. Das gab Kulturminister Alexander Schallenberg am Freitag bekannt. Ab 1. Janner 2020 ist sie wieder fur funf Jahre offiziell dessen Generaldirektorin.

Nachdem der designierte KHM-Generaldirektor Eike Schmidt im Herbst kurz vor Antritt von seinem Posten zuruckgetreten war, hatte Haag den KHM-Verband interimistisch geleitet. ?Sabine Haag hat als Generaldirektorin in den vergangenen Jahren, vor allem aber in den intensiven letzten Monaten, ihre enge professionelle und menschliche Bindung mit dem Kunsthistorischen Museum bewiesen“, so Schallenberg.

Acht Bewerbungen fur den Posten

Haag sei als bestgeeignete Kandidatin aus den Hearings hervorgegangen. ?Das Kunsthistorische Museum hat damit eine Leitung, die in der Lage ist, dieses Herzstuck der osterreichischen Museumslandschaft nach einigen turbulenten Monaten wieder in ruhige Gewasser zu fuhren“, so der Minister. Insgesamt hatten sich auf die Stellenausschreibung acht Personen beworben.

Fur Eike Schmidt hatte die kurzfristige Absage Folgen. Die Republik Osterreich und der ursprunglich als Leiter fur das KHM vorgesehene Schmidt haben sich auf eine Ausgleichszahlung geeinigt. Kolportiert werden 40.000 Euro Schadenersatz, die Schmidt zahlen muss.

Loyale Reformerin an der KHM-Spitze

An ihrer Loyalitat zum Kunsthistorischen Museum bestand wohl nie ein Zweifel. Selbst der damalige Kulturminister Thomas Drozda (SPO) beschied 2017 Sabine Haag, das Haus als Generaldirektorin ?sehr serios gefuhrt“ zu haben ? bevor er Eike Schmidt zu ihrem Nachfolger bestellte. Nun hat sich die Treue zur Institution doch ausgezahlt: Nach allen Kalamitaten bleibt Haag dem KHM bis Ende 2024 erhalten.

Geboren wurde Sabine Haag am 28. Februar 1962 in Bregenz. Nach einem Aufenthalt im kalifornischen Santa Barbara, studierte sie von 1981 bis 1989 Anglistik, Amerikanistik und Kunstgeschichte in Innsbruck und Wien, im Jahr darauf begann sie ihre Tatigkeit als Kuratorin in der Kunstkammer, in deren Dienst sie auch ihre 1995 eingereichte Dissertation stellte.

Unter dem Titel ?Studien zur Elfenbeinskulptur des 17. Jahrhunderts: Vorarbeiten fur einen systematischen Katalog der Elfenbeinarbeiten des Kunsthistorischen Museums Wien“ leistete sie von Anbeginn ihrer Tatigkeit im KHM Beitrage zur Erfassung und Neubewertung der Bestande. Mit 1. Dezember 2007 wurde sie als Direktorin der Kunstkammer sowie der Weltlichen und Alten Geistlichen Schatzkammer berufen.

?Das Ansehen der Belegschaft gewonnen“

Als kunftige Generaldirektorin wurde Haag dann 2008 von der damaligen Kulturministerin Claudia Schmied (SPO) vorgestellt ? und als ?konsequente, erfahrene und innovative Arbeiterin“ gepriesen, die in ihrer ?langjahrigen Tatigkeit den Respekt und das Ansehen der Belegschaft gewonnen“ habe. Beworben hatte sich Haag nicht und versicherte glaubhaft, uberrascht gewesen zu sein, als sie von der Ministerin gefragt wurde. Sie nahm jedenfalls die Herausforderung an und trat ihr Amt als KHM-Generaldirektorin mit 1. Janner 2009 als Nachfolgerin von Wilfried Seipel an.

Unermudlich war Haag seit diesem Zeitpunkt unterwegs, fur das Museum zu werben und die notigen Gelder aufzutreiben. Die Liste ihrer Verdienste ist lang: Mit der Wiedereroffnung der Kunstkammer im Marz 2013 und mit dem neuen Zentraldepot in Himberg, das in Rekordzeit und im Kostenrahmen entstand, wurden langjahrige Wunsche Wirklichkeit.

Auch das Weltmuseum, dessen Neukonzeption, Umbau und Wiedereroffnung sich schwieriger gestaltete, wurde schließlich 2017 realisiert und zum Erfolg. Die gunstige Jahreskarte fur den Verbund steigerte den Besucherandrang unter Einheimischen, und mit der Berufung Jasper Sharps als Kurator fur zeitgenossische Kunst oder mit Crossover-Projekten wie der ?Ganymed“-Reihe, platzierte Haag das KHM auch als interessanten Player der Szene.

Vertrag bis 2024

Zugleich bedeutete Haags Amtsantritt nach der langen Regentschaft des publikumswirksamen Seipel einen Kulturwandel fur das KHM. Auch wenn sie in den vergangenen Jahren verstarkt Blockbuster-Ausstellung wie die große Bruegel- oder die aktuelle Caravaggio/Bernini-Schau konzipierte, blieb die 57-jahrige, dreifache Mutter im Außenauftritt stets bescheiden. Dieses Understatement mag ihr im Bewerbungsprozess 2017 geschadet haben, als Drozda ihr den spater mit seinem Ruckzieher unruhmlich gewordenen Eike Schmidt vorzog.

Es half ihr nun allerdings bei der Wiederbestellung zur offiziellen KHM-Generaldirektorin, ließ Haag doch an ihrer Loyalitat zum Haus keinen Zweifel, als sie zunachst im Interregnum bis Schmidts vermeintlichem Amtsantritt und dann nach dessen Abgang vor Amtsantritt den KHM-Verband weiterhin interimistisch fuhrte. Diese Haltung wurde nun mit einem neuen Vertrag bis Ende 2024 belohnt.

Sabine Haag wollte ?Leadership zeigen“

?Das erfullt mich personlich mit großer Freude, es ist aber auch fur alle Mitarbeiter wichtig, dass nun die lange Zeit der Ungewissheit vorbei ist und wir im neuen Jahr mit Ruhe an die Zukunftsplanungen gehen konnen“, sagt Haag im Gesprach mit der APA. Trotz personeller Kontinuitat werde diese Zukunft im Zeichen der Veranderung stehen, betont sie. ?In der Ubergangsphase hat sich der Begriff der Veranderung als positives Momentum hier eingeschrieben. Es hat eine Aktivierung, eine Bewegung, eine Dynamik gegeben, aus der viele positive Impulse entstanden sind.“ Ihre weitere funfjahrige Amtsperiode werde daher auch inhaltliche Veranderungen und eine verscharfte strategische Neuausrichtung des KHM-Museumsverbands bringen.

Gegen Eike Schmidt, der als eine Begrundung fur seinen uberraschenden und kurzfristigen Ruckzug einen Monat vor Amtsantritt am 1. Oktober u.a. gonnerhaft angefuhrt hatte, er habe gemerkt, dass Haag eigentlich gerne weitermachen wurde, fallt auch nun kein boses Wort von Haag. ?Manches richtet sich von selbst“, sagt sie, lasst aber durchblicken, dass Schmidts Erbe aus der Zeit seiner Designierung uberschaubar sei. ?Da gibt es nichts Gravierendes. Dazu hat er sich zu wenig konkret eingebracht.“ Die von ihm forcierte Beethoven-Schau werde man freilich durchfuhren. Ansonsten konzentriere man sich auf jene Plane, die Haag bei ihrer neuerlichen Bewerbung dem Ministerium vorgelegt hat.

Die vergangenen zweieinhalb Jahre seien nicht einfach gewesen, gibt Haag gerne zu. Sie habe aber versucht, weiterhin arbeits- und zukunftsorientiert zu agieren und ihre Befindlichkeit fur sich zu behalten. ?Fur Professionalitat auch in Krisenzeiten werde ich schließlich bezahlt.“ Da Schmidt noch Verpflichtungen an den Uffizien zu erfullen hatte, hatte sie sich bereit erklart, als interimistische Leiterin das Haus weiterzufuhren. ?Das war keine leichte Zeit.“ Als schließlich mit Schmidts Ruckzug ?die Bombe platzte“, ?war ich klar in meiner Entscheidung: Leadership zeigen! Das ist offenbar gelungen ? und hat wohl auch den Bundesminister davon uberzeugt, dass ich es kann.“