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Happiness - Kinokalender Dresden
The Wayback Machine - https://web.archive.org/web/20191216024610/http://www.kinokalender.com/film759_happiness.html

Happiness

Drama/Komodie, USA 1998, 139 min

Willkommen im realen Tollhaus! Dass einer der besten Filme des letzten Jahres Universal veranlaßte, seinem Indie-Arm ‘October’ die Veroffentlichung zu untersagen, liegt wohl nicht an der schmerzhaften Offenheit, mit der Solondz alles zertrummert, was dem Mittelstand heilig ist, sondern das ihm nicht geglaubt wurde, die Gratwanderung zwischen blankem Entsetzen und befreiendem Lachen bewaltigt zu haben, und dass es ihm selbst in den kranksten Figuren gelingt, einen Blick in seelische Abgrunde der Menschen zu finden.
Happiness ist kein glucklicher Film. Es ist ein Film uber einsame und verzweifelte Menschen. Sie sind alle auf der Suche nach einem Aus-, oder Fluchtweg im Leben, nach Liebe, nach Gluck. Viele ihrer Handlungen sind unaktzeptabel: Mit einer Distanz, ohne die der Film wahrscheinlich nicht in die Kinos gekommen ware, zeigt Solondz eine Welt, in der auch ein Paderast, der zehnjahrige unter Drogen setzt und vergewaltigt, ein obszoner Anrufer, der Frauen terrorisiert und dazu masturbiert, oder eine Morderin die ihre Opfer in Stucke hackt und in kleine Plastiktuten verpackt, funktionierende Mitglieder dieser Gesellschaft sind, in der alles erlaubt ist, solange der Schein der Normalitat gewahrt wird. Weder entschuldigt noch goutiert Solondz ihre Handlungen, aber er damonisiert seine Figuren auch nicht und zwingt seinen Zuschauer so zur Auseinandersetzung mit den Menschen die hinter Taten stehen, die sonst in der Boulevardpresse fur Schlagzeilen sorgen, taglich. Es gelingt dem Filmemacher in langen, irgendwo zwischen Altman und Lynch angesiedelten Szenen, Tragik und Komodie auszubalancieren, erschutternde Segmente humorvoll aufzulosen und umgekehrt leichte Momente unvermittelt in puren Horror umkippen zu lassen.
In diesem Wechselbad folgt Happiness drei Schwestern, ihren gegenwartigen oder zukunftigen Partnern und ihren vor der Trennung stehenden Eltern. Wahrend der jungsten Schwester , die in ihrer Welt nach Strich und Faden ausgenutzt wird und sich dennoch nie unterkriegen lasst, bei ihren erniedrigenden Erlebnissen mit ihren Schwestern, einem beleidigten Verehrer und einem russischen Taxifahrer, die meisten Sympathien gehoren, drangt sich die Geschichte des Paderasten, schon aufgrund ihres Inhalts in das Zentrum der Geschichte. Auch, weil der Psychator Dr. Maplewood mit seiner Traumfamilie auf den ersten Blick wie die perfekteste Figur in Happiness erscheint, wenn er seine stetig kochende oder putzende Frau herzt oder seinem Sohn geduldig Nachhilfe bei drangenden Pubertatsproblemen gibt. Mit apokalyptischen Gewaltfantasien oder der Masturbation zu Teenie-heftchen offenbart sich der Mann aber schnell als Opfer unkontrollierbarer und unverzeihbarer Obsessionen.
Schonungslose Szenen werden von einem soften 70erJahre Soundtrack ironisch kommentiert. Unklar ist, kolportiert der Film gewohnliche Gewalt, oder begreift er sie. Happiness setzt sich jedenfalls uber die Heiligkeit des good clean life hinweg und zeigt auf der Ruckseite der Fassade Verzweiflung und Einsamkeit und jenen winzigen Funken Hoffnung, der das Betrachten dieses meisterhaften Rundumschlags letztendlich ertraglich macht.

Regie: Todd Solondz

Darsteller: Jane Adams , Dylan Baker , Lara Flynn Boyle , Ben Gazara , Jared Harris , Philip Seymour Hoffman

Bundesstart: 18.03.1999

Start in Dresden: 18.03.1999