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30.11.2013, 15:02  von  Andre KUhnlenz

Korruption, Umweltzerstorung, illegale Gastarbeiter

Es wurde viel gebaut in der Region um Sotschi, wie die Bauten nach den Spielen genutzt werden, ist aber oft noch unklar / Bild: APA/Hans Klaus Techt

Mit Sicherheit kein einfaches Geschaft: Sponsoren der Olympischen Spiele in Sotschi hoffen darauf, dass die negativen Schlagzeilen bald aufhoren.

Sotchi . Wer mit dem Auto in Krasnaja Poljana ankommt, soll sich sicher fühlen. Gleich am Ortseingang der Gebirgsstadt empfängt den Besucher ein langgestreckter Block in hellem Braun, drei Etagen hoch; zwei Terrassen links und rechts unterm Dach, sie leuchten aus der Ferne. Weiße Säulen erinnern an ein Sanatorium. Doch es schüchtert ein-Russlands Adler prangt am Giebel der Polizeistation. Die Sicherheit ist nur eines der Probleme, mit denen sich die Olympia-Organisatoren herumschlagen. Rund 70 Kilometer entfernt, im subtropischen Sotschi am Schwarzen Meer, werden in gut zwei Monaten die 22. Olympischen Winterspiele eröffnet. Hier will Wladimir Putin beweisen, mit welchen Mammutaufgaben sein Russland fertig wird. In nur wenigen Jahren entstanden Hotels, Bahnhöfe, eine Autobahn, Bahnstrecken und Tunnels.

Vom Ortseingang ist es nicht mehr weit bis zu den Skipisten, den Sprungschanzen und den anderen Sportstätten in den Bergen. Die "Straße der Verteidiger des Kaukasus" führt in den alten Ort hinein. Gewidmet ist sie denen, die vor 70 Jahren ihr Vaterland gegen die deutschen Besatzer verteidigt haben. Auch heute geht es um den Frieden; jenen im Nordkaukasus-nur wenige Hundert Kilometer entfernt. Nach den Spielen sollen die Touristen kommen-und dann auch der Wohlstand. Bis man Russlands Zukunft zu sehen bekommt, dauert es zwölf Minuten. Die Zukunft sieht aus wie die französischen Alpen. Rosa Chuta, so heißt das Dörfchen hier. Hotels reihen sich an Hotels. Helles Braun und all die anderen Pastellfarben: im Herbst sieht es aus wie Disneyland, nur die Kinder mit den Luftballons fehlen. Im Zentrum wacht ein Turm mit einer Uhr. Im Erdgeschoss öffnet bald ein Restaurant, es wird "Rathaus" heißen. Dietmar Fellner, Österreichs Wirtschaftsdelegierter in Moskau, blickt auf den Festplatz vor dem "Rathaus". "Es ist schon sehr ambitioniert, die Hotels nach den Spiele alle voll zu bekommen",sagt er. Fellner ist mit einer Delegation aus Österreich hier, und er ist mit seiner Skepsis nicht allein. Investoren fordern Steuerermäßigungen von der Regierung in Moskau, die Anlagen seien defizitär, schreiben russische Zeitungen. Nach den Winterspielen drohe ein Immobiliencrash, wenn alle Wohnungen für Freiwillige, Mitarbeiter und Organisatoren gleichzeitig aufdenMarktkommen. Andere Sorgen bewegen die Bewohner. In Blogs beschweren sie sich über giftige Müllhalden. Häuser wurden unbewohnbar, weil die Bauarbeiten Erdrutsche auslösten. In Dörfern liefern Tankwagen Trinkwasser an, die Brunnen waren ausgetrocknet. Ursprünglich sollten die Spiele etwas mehr als zwölf Milliarden US-$kosten. Jetzt liegen die Schätzungen schon bei 50 Milliarden US-$-Schmiergelder sind dabei noch gar nicht mitgezählt.

ÖOC-Sponsorenpool

All diese Probleme sind österreichischen Firmen wohl bekannt. Kritische Medienberichte begleiten Sotschi 2014 praktisch seit sechs Jahren. Das Österreichische Olympische Comit´,das ÖOC, kann sich dennoch nicht beklagen. Die Sponsoren haben sie beim ÖOC zusammenbekommen für das Olympiahaus in Krasnaja Poljana. Es soll wie immer Touristen, Sportler und Funktionäre anlocken. Top-Sponsoren wie Backaldrin, Doppelmayer, Atos oder die Wirtschaftskammer WKÖ zahlen 100.000 bis 200.000€, Premiumpartner Tirol Werbung ist mit 500.000 €dabei. Sie alle hoffen, dass wie in Peking oder London die Stimmung irgendwann drehen wird, dass die Medien bald nur noch von erfolgreichen Spielen berichten werden. Es gibt Österreicher, die in den Monaten vor den Spielen oft nach Sotschi fliegen. Einer davon ist Siegfried Wolf, früher Spitzenmanager bei Magna; jetzt sitzt er im Verwaltungsrat bei Firmen der Vermögensholding Basic Element. Diese kontrolliert der russische Oligarch Oleg Deripaska. Über eine Gesellschaft in Zypern hält der Russe 18,2 Prozent an der Strabag. Der Baukonzern hat viele Aufträge bekommen, darunter das olympische Dorf am Meer in Sotschi. Nach den Spielen müssen Wolf und seine Leute die Wohnungen verkaufen, die sie gebaut haben. Er ist zuversichtlich: "Hier wohnen Sie am Meer, hier können Sie schwimmen gehen. Es ist auch nicht weit zu den Bergen, zum Ski laufen", sagt Wolf.

Sichere Seilbahnen

Wenn Besucher sicher die Sportstätten aus den Tälern erreichen wollen, dann vertrauen sie auf den Seilbahnbauer Doppelmayr. Fast alle Seilbahnen haben die Vorarlberger hier bauen lassen. Um die Sicherheit kümmert sich auch Atos, der IT-Konzern mit Sitz in der Nähe von Paris. Seit 2001 ist das Unternehmen internationaler Top-Sponsor des IOC. Zum zweiten Mal unterstützt die Österreich-Niederlassung nun auch das ÖOC. "Olympia hat weltweit so eine positive Ausstrahlung", sagt Miroslava Stanic, führende Marketingfrau in der Wiener Zentrale. Auch bei Atos fürchtet man noch nicht, dass die negativen Schlagzeilen aus Sotschi das Image ankratzen könnten.

Wichtige IT-Leitungen

In Sotschi, nicht weit vom Meer entfernt, sitzen die IT-Spezialisten von Atos in einem Gebäude der russischen Telekom. Marta Sanfeliu, eine Atos-Managerin aus Spanien, führt durch die Schaltzentrale. Sie wacht darüber, dass alle beteiligten Partner die IT-Infrastruktur der Spiele am Laufen halten. Journalisten, Sportler, Funktionäre und Besucher sollen in Echtzeit mitbekommen, wer Gold im Biathlon gewonnen hat oder wenn ein Tor im Eishockey gefallen ist. Und alle wollen sich mit ihren Smartphones und Computern ins Netz einwählen. 5600 Rechner und 400 Server stehen bei Atos bereit dafür. Erstmals bei den Spielen müssen sich nicht nur alle Sportler und Offizielle registrieren. Auch die Besucher werden vorher gescannt. 200.000 Akkreditierungen müssen bei Atos verarbeitet werden. "Die Daten gehen auch zum russischen Inlandsgeheimdienst FSB, der sie dann überprüft",sagt Sanfeliu. Der Aufwand dürfte gute Gründe haben: Gut vier Monate vor den Spielen explodierte ein Linienbus im südrussischen Wolgograd-sieben Menschen sterben; Dutzende Verletzte. Extremisten aus dem Nordkaukasus wollen die Spiele mit allen Mitteln verhindern. Nach Angaben des Geheimdienstexperten Andrej Soldatow plant der FSB, die gesamte Kommunikation von Athleten und Zuschauern zu überwachen. Putin unterschrieb verschärfte Gesetze zur Terrorabwehr.

Illegale Gastarbeiter

Nur wenige Meter von der Atos-Schaltzentrale entfernt stehen Ende Oktober eine Frau und zwei Männer in Kosaken-Uniformen. Es sind die Tage, an denen die Gastarbeiter nach Hause geschickt werden. "Polizei, freiwillige Helfer und Ausländerbehörden sorgen dafür, dass niemand in Sotschi bleibt", sagt damals Gouverneur Alexander Tkatschow. Groß ist die Furcht, dass die oft illegalen Arbeiter aus den armen zentralasiatischen Staaten kriminell werden. Wie die ARD am vergangenen Wochenende berichtet, sind sie mittlerweile alle fort. Dafür wurden in ganz Russland Arbeitslose angefragt, ob sie auf den letzten Metern die Bauten zu Ende bringen. Doch jetzt sollten alle angemeldet und vom Geheimdienst erfasst sein. Russland hat mit Sicherheit alles unter Kontrolle.

(WirtschaftsBlatt, Print-Ausgabe, 2013-11-26)

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