19.02.2012 Share Schiedsrichter-Tauschgeschafte der Achtziger 72 Mark pro Tag Jungst verpflichtete Werder Bremen einen Verteidiger von den Berner Young Boys. So weit, so unspektakular. Ware da nicht dieser Name: Francois Affolter. Er erinnert an eine fast vergessene Episode der Bundesligageschichte. Text: Sascha Rebiger Bild: imago Mehr zum Thema 10 Dinge uber das Nordderby Werder-HSV Verschworungen, Schmerzen, Sabelrasseln In Sachen Transferpolitik hatte der SV Werder Bremen in der jungsten Vergangenheit nicht immer ein gluckliches Handchen ? zumindest nicht, was die Zusammenstellung einer bundesligatauglichen Abwehrreihe betrifft. Nachwuchstalent Mikael Silvestre wartet seit fast zwei Jahren auf seinen Durchbruch; der Brasilianer Samuel, der im Winter 2011 geholt wurde, tingelt weiter quer durch halb Europa; der im Sommer verpflichtete und zu Nurnberger Zeiten hoch gelobte Andreas Wolf versucht inzwischen, den AS Monaco vor dem Abstieg in die Drittklassigkeit zu bewahren. Bruno Galler: Die erste auslandische Pfeife In welche Richtung sich der im Januar per Ausleihgeschaft verpflichtete Francois Affolter entwickelt, ist noch schwer abzusehen. Dankbar sollte man Klaus Allofs fur diesen Transfer jedoch auf jeden Fall sein. Denn der Name des Schweizer Spielers, der ohne das Dazutun des Bremer Sportdirektors wahrscheinlich nie in die deutsche Eliteliga gefunden hatte, erinnert an eine schone, langst vergessene Episode internationaler Kontaktpflege. Ab der Saison 1981/82 tauschten der DFB und der Schweizer Fußballverband in schoner Regelmaßigkeit Schiedsrichter aus, die in den jeweils ≫fremden≪ Ligen Punktspiele pfiffen. Bruno Galler hatte die Ehre, als erste auslandische Pfeife ein Spiel zu leiten: Am 4. Spieltag besiegte Darmstadt 98 am Bollenfalltor den VfL Bochum mit 2:0. Rudolf Affolter aus Zurich in Stuttgart Nur wenige Tage spater, am 5. September 1981, kam ein gewisser Rudolf Affolter aus Zurich ? im Ubrigen nicht verwandt mit dem aus dem zweisprachigen Biel stammenden Neu-Bremer Francois ? zu seinem einzigen Einsatz: Borussia Dortmund entfuhrte mit Spielern wie Jurgen Sobieray, Lothar Huber und Manfred Burgsmuller beim 2:0-Auswartserfolg uber den VfB Stuttgart zwei wichtige Punkte im Kampf um Uefa-Pokal-Platze (auf dem Foto: Schiedsrichtergespann um Rudolf Affolter, daneben Mani Burgsmuller vom BVB und Hermann Ohlicher vom VfB Stuttgart) . Die prominentesten Schweizer der damaligen Schiedsrichtergilde wurden nach Deutschland entsandt: Der mehrmalige WM-Referee Kurt Rothlisberger beispielsweise leitete funf Spiele, darunter gleich zweimal die Partie Bayern Munchen ? Fortuna Dusseldorf; Serge Muhmenthaler, der einst selbst in der hochsten schweizerischen Spielklasse gegen den Ball trat, bevor er zu den erfolgreichsten Schiedsrichtern des Landes avancierte, pfiff vier Bundesligapartien. Es gab es 72 D-Mark pro Tag Im Gegenzug pfiffen nicht weniger als 22 Bundesliga-Schiedsrichter ausgewahlte Partien in der Schweiz, darunter Großen wie Aron Schmidhuber, Dieter Pauly und der unvergessene und viel zu fruh verstorbene Manfred Neuner. Fur das Abenteuer Bundesliga wurden die eidgenossischen Kollegen im ubrigen nicht besser und nicht schlechter entlohnt als ihre deutschen Kollegen ? Anfang der achtziger Jahre gab es immerhin 72 D-Mark pro Tag. Mit Galler endete der Schiedsrichteraustausch In der Saison 1989/90, nach neun Jahren also, endete der Schiedsrichteraustausch. Kurioserweise blieb es Bruno Galler vorbehalten, das bis heute letzte Spiel eines Schweizers in der Bundesliga zu leiten. Jener Galler, mit dem alles an einem warmen Augustabend im Jahre 1981 begann. Wieder endete die Partie 2:0, diesmal besiegte Borussia Dortmund am 27. Spieltag Waldhof Mannheim. Die Begegnung fand im Marz 1990 statt ? ein Jahr, bevor ein gewisser Francois Affolter das Licht der Welt erblickte. Nur Text Nur Bild