Die Winterpause in Deutschland ist endlich zu Ende: Am Freitag startet die Ruckrunde der 44. Bundesligasaison, und dies gleich mit einem wahren Klassiker, denn der? FC Bayern Munchen muss beim Erzrivalen Borussia Dortmund antreten . Diese Partie weckt bei den Fans zahlreiche Erinnerungen an denkwurdige Duelle im Kampf um die deutsche Meisterschaft, doch dieses Jahr steht das Aufeinandertreffen der beiden Klubs unter anderen Vorzeichen.

Die Bayern starten in der ungewohnten Rolle des Verfolgers in die Ruckrunde. Drei Punkte betragt der Ruckstand des deutschen Rekordmeisters in der Tabelle auf Spitzenreiter Werder Bremen und den FC Schalke 04. Die Munchner stehen damit gleich machtig unter Druck, das weiß auch Trainer Felix Magath. "Jetzt gibt es keine Ausreden mehr", betont dieser. "Auf jeden Fall werden wir besseren Fussball zeigen als in der Vorrunde. Die Vorbereitung ist sehr gut abgelaufen. Ich gehe davon aus, dass wir einen guten Start hinlegen werden."

Auf einen guten Start hofft auch Borussia Dortmund . Die Westfalen, die 2002 letztmals deutscher Meister wurden, mussten in den vorigen Jahren aus finanziellen Grunden zahlreiche Stars abgeben und stattdessen verstarkt auf junge Talente setzen. Dementsprechend wurden auch die Saisonziele jeweils nach unten korrigiert. Vor der laufenden Saison verstarkte man sich jedoch mit Paraguays Nationalspieler Nelson Valdez, dem Schweizer Torjager Alexander Frei, dem Sudafrikaner Steven Pienaar, dem Ghanaer Matthew Amoah und dem Brasilianer Tinga, der mit dem SC Internacional kurz zuvor die Copa Libertadores gewonnen hatte.

Dementsprechend groß waren die Erwartungen in Dortmund, doch der BVB beendete die Hinrunde auf einem enttauschenden neunten Rang. In der Winterpause musste Trainer Bert van Maarwijk seinen Stuhl raumen, er wurde durch Jurgen Rober ersetzt. Der 53-Jahrige, der in der Bundesliga bereits den VfB Stuttgart, Hertha BSC Berlin und den VfL Wolfsburg betreute und zuletzt bei Partizan Belgrad tatig war, soll die Borussia noch ins internationale Geschaft fuhren. Trotz der hohen Anspruche und diversen verletzten Spielern gibt sich Rober zuversichtlich: "Du stehst immer unter Druck. Das ist nicht neu fur mich. Wichtig ist, dass wir gut starten."

Bilanz spricht fur Bayern
Ein Sieg ist fur beide Mannschaften eigentlich Pflicht, will man die jeweiligen Saisonziele nicht bereits aus den Augen verlieren. Die Bilanz spricht dabei klar fur den Rekordmeister aus Munchen, denn von bislang 75 Bundesligapartien gegen den BVB konnte der FC Bayern 34 fur sich entscheiden. 24 Mal gab es ein Unentschieden, in 17 Spielen gingen die Dortmunder als Sieger vom Platz, so auch beim ersten Aufeinandertreffen in der Saison 1965/66 (2:0 in Munchen).

Die Fans durfen sich jedenfalls einmal mehr auf ein rassiges Duell zwischen Dortmund und Bayern freuen, wie es sie in den Vorjahren zur Genuge gab. Auch im Hinspiel, das die Munchner mit 2:0 fur sich entscheiden konnten, gab es einen Aufreger, der die Gemuter erhitzte. Nach einem harten Einsteigen von Bayern-Mittelfeldspieler Hasan Salihamidzic musste Sebastian Kehl verletzt vom Platz.

Dabei hatte die Rivalitat zwischen beiden Klubs in den letzten Jahren eigentlich ein wenig abgenommen. Mitte und Ende der 90er-Jahre sah das noch ganz anders aus. Damals wurden bereits im Vorfeld der Partien Giftpfeile hin und her geschossen, jeder versuchte, im Lager des anderen Unruhe zu erzeugen. 1995 und 1996 hatten die Dortmunder dabei das bessere Ende fur sich und gewannen unter Trainer Ottmar Hitzfeld, der spater auch die Bayern zu diversen Titeln fuhrte, jeweils die deutsche Meisterschaft, wahrend es fur die Bayern nur zu Rang sechs und zwei reichte.

1997 standen dann jedoch wieder die Munchner am Ende ganz oben, Dortmund wurde Dritter. Ahnlich war das Bild in den Jahren 1999, 2000 und 2001: Wahrend Bayern drei Mal in Folge die Meisterschaft bejubelte, musste sich der BVB mit den Platzen vier, elf und drei begnugen. 2002 gewann dann die Borussia letztmals den Titel, Bayern wurde Dritter. Ein Jahr spater sah es umgekehrt aus, in der Folgezeit blieben die Munchner das Maß aller Dinge, wahrend Dortmund nicht mehr auf den vorderen Rangen landete.

Unvergessene Duelle
Das Duell Bayern Munchen gegen Borussia Dortmund gab es auch einmal auf internationaler Buhne. In der UEFA Champions League 1997/98 trafen beide Teams im Viertelfinale aufeinander. Das Hinspiel in Munchen endete torlos, und auch im Ruckspiel stand es nach 90 Minuten torlos. Der Schweizer Stephane Chapuisat schoss Dortmund in der Verlangerung mit seinem Tor in die nachste Runde, in der allerdings gegen Real Madrid Endstation war.

Besonders in Erinnerung sind den Fans jedoch vielmehr die heiß umkampften Duelle in der Bundesliga geblieben, bei denen es stets hoch her ging. So auch am 24. Spieltag der Saison 1998/99. Fur Dortmund ging es um die Champions-League-Qualifikation, die Bayern brauchten jeden Punkt im Kampf um die Meisterschaft. "Das war schon ein besonderes Spiel damals", erinnert sich der ehemalige BVB-Sturmer Heiko Herrlich zuruck. "Gegen die Munchner ist man sowieso immer motivierter. Die Stimmung war ziemlich aufgeheizt." Bayern-Verteidiger Samuel Kuffour hatte bereits die Rote Karte gesehen, Dortmund fuhrte im eigenen Stadion mit 2:0. Bei einer hohen Hereingabe fing Gastekeeper Oliver Kahn den Ball zunachst ab, ehe er Herrlich anging und in bester Dracula-Manier nach Herrlichs Hals schnappte.

"Er wollte seine Mannschaft wachrutteln", nahm Herrlich die Aktion anschließend mit Humor. "Das hat er ja auch geschafft. Wir haben trotz der Uberzahl noch zwei Dinger kassiert, am Ende stand es 2:2. So etwas gehort einfach dazu." Auch Platzverweise und zahlreiche Verwarnungen gehoren meist dazu, wenn die beiden Erzrivalen aufeinander treffen. Beim 1:1 am 28. Spieltag der Saison 2000/01 beispielsweise flogen gleich insgesamt drei Akteure vom Platz, uberdies gab es zwolf Gelbe Karten.

Neben bissigen Zweikampfen sowie grandioser Atmosphare auf den Rangen konnten sich die Fans beim Bundesliga-Klassiker zudem meist uber viele Tore freuen. Vor allem im eigenen Stadion liefen die Bayern in den letzten Jahren stets zu Hochform auf und schickten die Dortmunder mit deutlichen Siegen nach Hause. 1997/98 gab es einen 4:0-Erfolg, 2000/01 einen 6:2-Kantersieg und 2004/05 sogar ein 5:0 in Munchen. Vor eigenem Publikum gewann Dortmund zuletzt in der Saison 2003/04 gegen den Rekordmeister (2:0). Am Freitag durfte dem historischen Duell zwischen beiden Vereinen ein weiteres Kapitel hinzugefugt werden.