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Sozialhilfe fur die Reichen | Asienspiegel
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Asienspiegel

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Sozialhilfe fur die Reichen

Junichi Komoto erklärt sich in der einberufenen Pressekonferenz. (Screenshot: youtube/ skyfox799)

Junichi Komoto erklart sich in der einberufenen Pressekonferenz. (Screenshot: youtube/ skyfox799)

Der 37-jahrige Junichi Komoto ist die eine Halfte des beruhmten japanischen Komiker-Duos Jicho Kacho . Aus bescheidenen Verhaltnissen kommend hat er es mit Lachen und harter Arbeit zu Wohlstand gebracht. Auf 50 Millionen Yen pro Jahr (500’000 Euro) wird Komotos Jahresgehalt inzwischen geschatzt.

Und trotzdem lebt seine Mutter seit 15 Jahren von der staatlichen Fursorge, wie das Frauenmagazin Josei Seven in seiner Ausgabe vom 12. April enthullte. Obwohl im damaligen Artikel kein Name der Betroffenen erwahnt wurde, fand die Internetgemeinde alsbald heraus, dass es sich um Junichi Komoto und dessen Mutter handeln musste.

In einer gross inszenierten Pressekonferenz folgte Ende Mai schliesslich die Abbitte: ≪Als ich vor ein paar Jahren ins Fernsehen kam, erhielt ich einen hohen Lohn. Trotzdem hat meine Mutter von der staatlichen Fursorge gelebt. Ich entschuldige mich gegenuber den Steuerzahlern≫, erklarte Komoto im Blitzlichtgewitter der anwesenden Presse. Der Fursorgeempfang sei seit Anfang Mai gestoppt. Ausserdem versprach er das Geld, dass seine Mutter in den letzten paar Jahren vom Staat erhalten habe, zuruckzahlen.

Der Artikel, der den Fall aufdeckte.

Der Artikel, der den Fall aufdeckte.

Unklare Umsetzung

Gemass japanischem Gesetz sind Familienmitglieder verpflichtet, ihren direkten Verwandten in Not finanzielle Unterstutzung zukommen lassen. Aus diesem Grund wird bei einem Antrag fur staatliche Fursorge nach den Jahresgehaltern der Familienmitglieder gefragt.

Die Behorden haben jedoch keine Handhabe zu kontrollieren, ob diese Angaben auch korrekt sind. Verweigert zudem ein direkter Verwandter eine finanzielle Unterstutzung, waren die Sozialamter angehalten, nach dem Grund zu fragen. Nur wird dies kaum je getan.

Komotos Begrundung

Junichi Komoto begrundete gemass der Yomiuri Shimbun die staatliche Fursorge fur seine Mutter mit seinem damals geringen Einkommen. Als seine Mutter vor 15 Jahren wegen Krankheit ihre Arbeit in einem Supermarkt aufgeben musste, habe er weniger als 1 Million Yen (10’000 Euro) pro Jahr verdient. Er war damals knapp 2 Jahre als Komodiant im Geschaft.

Erst ab 2006, als sein Lohn merklich anstieg, begann Komoto, einen Teil der Fursorge auf Bitte der Behorden direkt zu ubernehmen, verzichtete aber darauf, die volle Unterstutzung zu leisten. Ein Komodiant musse immer mit der Angst leben, seinen Job jederzeit zu verlieren. Zudem gebe es keine Versicherung fur Komodianten, so seine Begrundung.

Steigende Armut in Japan

In Japan hat der Fall Komoto eine grosse Debatte uber das Sozialsystem ausgelost. Dieses achzt unter der Last eines hoch verschuldeten Staates, dessen Gesellschaft wegen des ausbleibenden Nachwuchses zunehmend altert. Die Zahl der Fursorgeempfanger ist durch die anhaltende wirtschaftliche Stagnation mit 2 Millionen Menschen so hoch wie noch nie ( Asienspiegel berichtete ). Ausserdem lebt heute ein Heer junger Teilzeitarbeiter von einem Minimallohn ohne Aussicht auf staatliche Hilfe (Asienspiegel berichtete: 1 , 2 ).

Komoto scheint ubrigens kein Einzelfall zu sein. Die japanischen Medien haben begonnen, weitere unangebrachte Fursorgefalle aufzuspuren. So soll gemass Sponichi Annex die Mutter des 31-jahrigen Komodianten Yuuta Kajiwara vom beruhmten Duo King Kong seit letztem Jahr staatliche Fursorgegelder uber 1,4 Millionen Yen (14’000 Euro) empfangen haben. Auch er hat inzwischen den Stopp der Hilfsleistung angeordnet.

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