16. November 2011, 16:08, NZZ Online
Streubombenverbot in Gefahr
In Genf werden Entwürfe für ein abgeschwächtes Abkommen diskutiert
Amerikanische Streubomben aus dem Vietnamkrieg.
(Bild: imago)
Vor einem Jahr ist die Oslo-Konvention zur vollständigen Ächtung von Streumunition in Kraft getreten. Heute haben noch 69 Länder Vorräte dieser Waffen. Das teilte die Anti-Streubomben-Initiative Cluster Munition Coalition in Genf mit. In der Rhonestadt wird derzeit ein zweites Abkommen mit schwächeren Standards verhandelt.
zas.
Ein Jahr nach Inkrafttreten eines internationalen Streubombenverbots, das die Herstellung, den Einsatz sowie die Weitergabe dieser Sprengkörper verbietet, haben noch 69 Länder Vorräte dieser Waffen. Zwölf Staaten haben einen Teil ihrer Bestände vernichtet.
Das teilte die Anti-Streubomben-Initiative
Cluster Munition Coalition
am Mittwoch an einer Revisionskonferenz zur Uno-Waffenkonvention in Genf mit. In der Rhonestadt wird seit Montag auf Betreiben der Gegner dieser Konvention über Entwürfe für ein zweites Streumunitionsabkommen mit deutlich schwächeren Standards verhandelt. Der Verein
Handicap International Deutschland
warnt jedoch davor, die Konvention wieder aufzuweichen.
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Die Streubomben-Konvention, auch Oslo-Konvention genannt, ist am 1. August 2010 in Kraft getreten. Bis heute haben sie 111 Staaten unterzeichnet, darunter die meisten Staaten der Europäischen Union sowie die Nato-Staaten.
Weltweit existieren noch rund 610’200 Streubomben. Diese Sprengsätze werden von Flugzeugen abgeworfen oder vom Boden aus abgefeuert. In der Luft verteilen sie Hunderte von kleineren Sprengsätzen über ein weites Gebiet. Oft explodieren diese jedoch nicht sofort oder gar nicht. Sie bleiben im Boden und explodieren dann bei der geringsten Berührung.
Laut Cluster Munition Coalition sind Streubomben eine grosse Bedrohung für die Menschen in den betroffenen Ländern. In 29 Ländern seien Menschen bereits Opfer solcher Sprengsätze geworden. Bis 2010 wurden weltweit rund 17’000 Personen von solchen Sprengsätzen getötet oder verletzt, wie der Kovorsitzende des Verbandes, Steve Goose, in Genf sagte.
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