Premierminister Filip Vujanovic verteidigt tapfer die Einf?hrung der D-Mark. Montenegro habe "w?hrungspolitische Souver?nit?t" erlangt und trage nun endlich selbst die "volle Verantwortung" f?r die eigene Wirtschaft. Die langen Debatten dar?ber, ob das kleine Balkanl?ndchen eine eigene W?hrung einf?hren sollte, hatten Anfang November zu einem Kompromiss gef?hrt: Neben dem jugoslawischen Dinar wurde auch die Deutsche Mark als offizielles Zahlungsmittel eingef?hrt. So wollte man sich vor einer neuen Hyperinflation in Serbien sch?tzen. Aus der Unzufriedenheit mit dem dortigen "System des Herrn Milosevic" erkl?re sich vieles von den Spannungen im eigenen Lande, meint Vujanovic. Deshalb habe man sich nun davon abgekoppelt. Ein gro?er Schritt zu Unabh?ngigkeit und Marktwirtschaft sollte es werden.

Doch die errungene Eigenverantwortung ist zu einer Last geworden. Die Unzufriedenheit mit dem System ist geblieben, nur richtet sie sich inzwischen weniger gegen Milosevic als gegen die ?rtlichen V?ter der D-Mark. In den sechs Wochen seit der W?hrungsreform hat Montenegro n?mlich sein blaues Wirtschaftswunder erlebt.

Im Gegenzug zu Montenegros Schritt unterbrach Belgrad den Zahlungsverkehr und brachte das kleine Land damit aus dem Tritt. Die wenigen gro?en Staatsfirmen, etwa das Stahlwerk und die Brauerei in Nikic, verloren ?ber Nacht fast ihren gesamten Markt. Ersatz gibt es keinen, denn was hier produziert wird, hat auf dem Weltmarkt einstweilen keine Chance. Mindestens genauso hart traf Montenegro der Stopp der Importe aus Serbien. Dort sind die Preise f?r Grundnahrungsmittel kontrolliert und oft subventioniert. Das Kilo Schweinefleisch war f?r f?nf Mark zu haben. Jetzt muss Montenegro Fleisch und sogar Milch f?r harte D-Mark aus Kroatien oder Italien einf?hren. Die Preise vieler Lebensmittel stiegen um 20, manchmal 70 Prozent.

Doch nicht alle Probleme lassen sich aus dem zerr?tteten Verh?ltnis zu Belgrad erkl?ren - manches ist auch hausgemacht. So wickeln die Unternehmen jetzt zwar lieber ihre Gesch?fte in der berechenbaren Mark als im inflation?ren Dinar ab. Einmal kassiert, r?cken sie die harte W?hrung aber nur ungern wieder heraus. Weder sieht das Finanzamt etwas davon, noch werden die Devisenbest?nde bei den Banken geparkt, denn auch dort k?nnte der Fiskus zugreifen.

Es kommt deshalb zu einer ungesunden Schieflage: W?hrend Montenegro Geh?lter und Renten in Mark auszahlt, nimmt der Staat bei den Steuern nur Dinar ein.

D-Mark-Quellen gibt es nicht. Die Montenegriner k?nnen aber auch nicht einfach ihre jugoslawische W?hrung abschaffen - sie brauchen ihre Dinar-Reserven f?r den Fall, dass die Devisen verbraucht sind. Und das ist nur noch eine Frage von Wochen.

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