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The Wayback Machine - https://web.archive.org/web/20071007110807/http://web.uni-marburg.de:80/zahnmedizin/history/metz.htm

Die Bose-Stiftung und ihre Auswirkung auf die Entwicklung des Zahnärztlichen Institutes in Marburg

Von Dr. Birgit Schröder-Metz, Burbach


Aufnahme von der Büste der Gräfin Bose
Bescheinigung über das Stiftungskapital aus den Akten des Staatsarchiv Marburg
uf dringenden Wunsch der Medizinischen Fakultät der Universität Marburg wurde im Jahre 1890 aus Geldern der Bose-Stiftung das Zahnärztliche Institut gegründet. Da zu diesem Zeitpunkt von staatlicher Seite keine Zuschüsse zu erwarten waren, erfolgte die Genehmigung von ministerieller Seite nur unter der Voraussetzung, daß alle Sach- und Personalkosten von der  Bose-Stiftung  getragen worden. Diese für die Gründungsphase förderliche Festlegung erwies sich bei den zähen Kämpfen um staatliche Anerkennung, Übernahme und Förderung des Zahnärztlichen Institutes eher als Ausrede und Hindernis.
Sie spielte  in den Unterlagen und Berichten über die Institutsgründung bis zur späteren staatlichen Übernahme  eine entscheidende Rolle.

Die Stifterin Gräfin Louise Bose, geb. Gräfin von Reichenbach-Lessonitz, war die uneheliche Tochter des Kurfürsten Wilhelm II und der Gräfin Emilie von Reichenbach-Lessonitz, geb. Ortlepp. Sie heiratete 1845 den Reichsgrafen Carl August Bose. Die Mutter der Gräfin Bose hat ihren acht Kinder ein geschätztes Vermögen von 16 Mill. Taler hinterlassen. Es handelte sich hierbei um Mittel, die sie im Laufe der Jahre vom Kurfürsten Wilhelm II erhalten hatte, um ihren Lebensunterhalt und den ihrer Kinder zu sichern, da sie aus Standesgründen und laut Ehevertrag nicht erbberechtigt war.
Somit war die Gräfin Bose nach dem Tod ihrer Mutter durch das erworbene Familienvermögen eine wohlhabende Frau geworden. Die Gräfin Bose selbst hatte keine Nachkommen und stellte, entsprechend ihren besonderen geistigen und naturwissenschaftlichen Interessen, den Besitz zur
Förderung von Kunst, Forschung und Wissenschaft zur Verfügung. Daneben unterstützte sie in Kassel wohltätige Anstalten und sozial Bedürftige.

Am 21. April 1877 sowie in einer Reihe von Nachträgen hat die Gräfin Bose der Universität Marburg zwei Vermächtnisse mit einem Gesamtbetrag von 800 000 Mark hinterlassen. Sie legte dabei fest, daß das vermachte Kapital von der Universität, abgesondert von deren Haushalt, unter der Bezeichnung ?Stiftung  der Gräfin Louise Bose, geb. Gräfin von Reichenbach-Lessonitz? verwaltet wird.

Auf dringenden Wunsch der Medizinischen Fakultät der Universität Marburg wurde im Jahre 1890 aus Geldern der Bose-Stiftung das Zahnärztliche Institut gegründet. Da zu diesem Zeitpunkt von staatlicher Seite keine Zuschüsse zu erwarten waren, erfolgte die Genehmigung von ministerieller Seite nur unter der Voraussetzung, daß alle Sach- und Personalkosten von der  Bose-Stiftung  getragen worden. Diese für die Gründungsphase förderliche Festlegung erwies sich bei den zähen Kämpfen um staatliche Anerkennung, Übernahme und Förderung des Zahnärztlichen Institutes eher als Ausrede und Hindernis.Sie spielte  in den Unterlagen und Berichten über die Institutsgründung bis zur
späteren staatlichen Übernahme  eine entscheidende Rolle.

Zum Zeitpunkt der Gründung des Zahnärztlichen Instituts war die Medizinische Fakultät davon ausgegangen, daß es sich nur um eine vorübergehende Förderung durch die Bose-Stiftung handeln würde. Da andere medizinische Fächer, deren Stellenwert man aus traditionellen Gründen höher  einordnete,  ebenfalls von der Stiftung profitieren sollten, entbrannten in der Folgezeit zwischen den jeweilgen Institutsleitern, der Medizinischen Fakultät, den Kuratoren der Universität sowie dem Ministerium in Berlin heftige Verteilungskämpfe, bei denen die Existenz und die Entwicklung des Zahnärztlichen Instituts immer wieder auf eine harte Probe gestellt wurden. So war es teilweise nur dem persönlichen und privaten Engagement der sowie der zahnärztlichen Ausbildung und Versorgung gesichert werden konnte. Dabei erwiesen sich die Mittel aus der Bose-Stiftung zwar nicht als ausreichend, jedoch als überlebensnotwendig. So kam es, daß das Zahnärztliche Institut an der Universität Marburg aufgrund des zurückhaltenden Verhaltens von Seiten des Staates nahezu ausschließlich durch finanzielle Mittel der Bose-Stiftung sowie durch private Initiative der Institutsleiter getragen wurde.
Das Zahnärztliche Institut mußte unter diesen Umständen seine Daseinsberechtigung immer wieder aufs Neue unter Beweis stellen. Erschwerend kam hinzu, daß es sich um einen Bereich handelte, dessen Beruf in der Vergangenheit in der Regel nicht von einem dem tradierten Ärztestand angehörenden Personenkreis ausgeübt worden war. Diese Tatsache spielte auch beim Kampf um die Anerkennung der Zahnheilkunde in der Medizinischen Fakultät eine nicht unerhebliche Rolle.
Erst im Jahre 1900 erfolgte eine staatliche Unterstützung des Zahnärztlichen Institutes, die jedoch so gering ausfiel, daß das Institut auch weiterhin der Unterstützung durch die Bose-Stiftung bedurfte. Zusätzlich mußten die Institutsleiter auch weiterhin ihre eigenen finanziellen Mittel für den Fortbestand des Institutes einsetzen.

Die Gründung des Zahnärztlichen Institutes an der Universität Marburg im Jahre 1890, seine Etablierung und sein Fortbestand war nur weitestgehend durch den Idealismus der jeweiligen Institutsleiter, sowie durch die finanzielle Unterstützung durch die Bose-Stiftung möglich geworden. Dabei wurden die Voraussetzungen geschaffen, daß sich das Marburger Zahnärztliche Institut, trotz zahlreicher Widerstände,  zu einem festen und anerkannten Bestandteil der Medizinischen Fakultät der Universität Marburg zu entwickeln vermochte.


  Anschrift der Verfasserin: Dr. Birgit-Schröder-Metz, Tirftstr. 25a, D-57299 Burbach.