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Biografie von Erich Wustmann (1907-1994) - Sachsische Biografie | ISGV e.V.

Erich Wustmann

W. erlangte als Ethnologe und Schriftsteller durch seine zahlreichen Forschungsreisen Bekanntheit. Jung und Alt begeisterten sich an seinen spannenden Reiseberichten, die als Bucher und Fernsehsendungen ein Millionenpublikum erreichten und sehr zu W.s Popularitat beitrugen. ? Die Familie zog 1908 von Dresden nach Schandau . Im Ortsteil Ostrau verlebte W. seine Kindheit und Jugend. Gefordert von seinem Großonkel, einem Waldhuter, entdeckte er fruh seine Liebe zur Natur. Nach der Schulzeit erlernte W. das Backerhandwerk und ging danach auf Wanderschaft. Kleine Nebenverdienste erwarb er mit einem Gitarrentrio in Weinlokalen oder als Journalist und Fotograf. In Heidelberg und Freiburg erlangte er als ?Schwarzhorer” an den Universitaten Wissen in den Fachern Ethnologie und Germanistik. ? 1927/28 unternahm W. eine neunmonatige Fahrt mit dem Faltboot entlang der norwegischen Kuste bis Narvik . Im norwegischen Lappland knupfte er erste Kontakte zum Volk der Samen und erhielt Einblicke in deren Kultur. Norwegisch wurde seine zweite Muttersprache, sodass er dort wie in Deutschland als freischaffender Journalist arbeiten konnte. Vom Samen Pher Thuuri erwarb W. eine Sammlung ethnografischer Gegenstande fur das Volkerkunde-Museum in Mannheim . Als entschiedener Gegner des NS-Regimes sah er sich 1935 gezwungen, Deutschland zu verlassen. Mit seiner Frau und Tochter lebte W. drei Jahre bei den Samen im norwegischen Lappland, lernte ihre Sprache, sammelte Lieder, filmte ihr Leben und beschrieb es in seinen Buchern. 1936 bereiste er Finnland, 1938 die Faroer Inseln und Island. Seine umfangreiche Joiken-Sammlung (Gesange der Samen) wurde fur das Phonogramm-Archiv Berlin auf Wachswalzen aufgenommen. ? Zu Kriegsbeginn wurde W. mit seiner Familie nach Deutschland ausgewiesen. Wahrend des Zweiten Weltkriegs war er anfangs zur kulturellen Truppenbetreuung eingesetzt, dann Soldat und geriet schließlich in amerikanische Gefangenschaft und in das Lager Bad Kreuznach . ? Nach dem Krieg setzte W. als freischaffender Autor seine volkerkundlichen und schriftstellerischen Arbeiten fort. 1949 wurde er Mitarbeiter (Berater ohne feste Anstellung) beim ?Archiv fur Polarforschung“ in Kiel , hielt aber an seiner freischaffenden Tatigkeit weiterhin fest. Wegen Erfrierungen bei einer Faltbootfahrt zum Wechsel seines Betatigungsfelds gezwungen, bereiste W. nun Indien, Afrika und Sudamerika (1955/56 und 1958/59 Brasilien, Peru, Bolivien; 1969 Kolumbien, Brasilien; 1977 Ecuador). Sein Interesse galt v.a. der Erforschung der Lebensweise verschiedener Indianerstamme, von denen er im Laufe der Jahre 36 kennen lernte. Auch bei Beduinen in der Libyschen Wuste arbeitete er in gleicher Weise: beobachtend, vergleichend, schreibend und sammelnd. Weitere Forschungsreisen fuhrten W. 1961 auf die Kanarischen Inseln, 1963/64 nach Agypten und 1967 wieder nach Norwegen und Lappland. Gesammelte ethnografische Gegenstande stellte er Museen in Leipzig und Dresden zur Verfugung. Seine Reisen wertete er in zahlreichen Vortragen mit Filmen, Lichtbildern und Tonbandaufnahmen und Buchern aus. Insgesamt erschienen 105 Titel in 23 Verlagen. Die Gesamtauflagenhohe seiner Bucher betragt ca. 2.260.000 Exemplare, dazu kommen Ubersetzungen und Lizenzausgaben in 14 Landern (u.a. Ungarn, Norwegen, Schweden, Danemark, Russland, Italien, Holland) und Artikel in Fach- und anderen Zeitschriften sowie Zeitungen. Viele von W.s Buchern sind wegen ihres abenteuerlichen Inhalts besonders bei Jugendlichen beliebt. Ein hohes Maß an Authentizitat erreichte der Autor, indem er Erzahlung und Fiktion mit sachlicher Dokumentation verband und stets aus eigenem Erleben schopfte. 1984 moderierte W. die populare 16-teilige Fernsehserie ”Unter Indianern, Lappen und Beduinen” im DDR-Fernsehen. Ab 1985 machte sich bei ihm eine zunehmende Aphasie (Wortfindungsstorung) bemerkbar, die ihn zwang sehr zuruckgezogen in Bad Schandau-Ostrau zu leben, wo er im Alter von 87 Jahren starb. ? W. hinterlasst eine in ihrem ideellen und ethischen Wert unschatzbare Lebensleistung. Immer ging es ihm darum, das Vergangliche fur die Zukunft festzuhalten. Besturzt zeigte sich W. bei wiederholten Besuchen uber die Storungen traditioneller kultureller Entwicklungen durch zivilisatorische Eingriffe. 1956 wurde er Ehrenburger der Stadt Bad Schandau. 1958 erhielt er fur sein Buch ?Taowaki“ den Friedrich-Gerstacker-Preis. Mit dem Werk ?Durch Tundra, Wuste und Dschungel”, das 1983 im Mitteldeutschen Verlag Halle erschien und 1991 bereits die vierte Auflage erreichte, legte W. eine Art Autobiografie vor. In seinen Publikationen und den zahlreichen Exponaten des Museums in Bad Schandau sind die Ergebnisse seines Lebenswerks erhalten.

Werke Wie Peter der Große das Schilaufen erlernte, Reutlingen 1934; In Lappenzelt und Rentierpulk, Stuttgart 1936; Die heiligen Berge, Leipzig 1936; Unter der Mitternachtssonne, Neudamm 1941; Niels, der Nordlander, Reinbek bei Hamburg 1948; Paradies der Vogel, Radebeul 1951; Wo das Eis die Grenze schuf, Radebeul 1954; Toawaki, Reutlingen 1958; Crao, Radebeul 1958; Karaja, Indianer vom Rio Araguaia, Radebeul 1959; Unter Palmen und braunen Menschen in Bahia, Radebeul 1961; Durch Tundra, Wuste und Dschungel, Halle 1983, 4 1991; Unterwegs zu Zwergindianern in Kolumnien, Radebeul 1963; Orchideen vom Rio Teia, Halle 1989.

Literatur DBA II; K. Doderer (Hg.), Lexikon der Kinder- und Jugendliteratur, Bd. 3, Weinheim/Basel 1979, S. 823; N. Weiss/J. Wonneberger, Dichter, Denker, Literaten in Dresden, Dresden 1997, S. 201; M. Altner, Sachsische Lebensbilder, Radebeul 2001, S. 116-118; V. Klimpel, Beruhmte Dresdner, Dresden 2002, S. 181 (P).

Manfred Altner
9.1.2006


Empfohlene Zitierweise:
Manfred Altner, Artikel: Erich Wustmann,
in: Sachsische Biografie, hrsg. vom Institut fur Sachsische Geschichte und Volkskunde,
https://saebi.isgv.de/biografie/17917 [Zugriff 5.6.2024].

Erich Wustmann



Werke Wie Peter der Große das Schilaufen erlernte, Reutlingen 1934; In Lappenzelt und Rentierpulk, Stuttgart 1936; Die heiligen Berge, Leipzig 1936; Unter der Mitternachtssonne, Neudamm 1941; Niels, der Nordlander, Reinbek bei Hamburg 1948; Paradies der Vogel, Radebeul 1951; Wo das Eis die Grenze schuf, Radebeul 1954; Toawaki, Reutlingen 1958; Crao, Radebeul 1958; Karaja, Indianer vom Rio Araguaia, Radebeul 1959; Unter Palmen und braunen Menschen in Bahia, Radebeul 1961; Durch Tundra, Wuste und Dschungel, Halle 1983, 4 1991; Unterwegs zu Zwergindianern in Kolumnien, Radebeul 1963; Orchideen vom Rio Teia, Halle 1989.

Literatur DBA II; K. Doderer (Hg.), Lexikon der Kinder- und Jugendliteratur, Bd. 3, Weinheim/Basel 1979, S. 823; N. Weiss/J. Wonneberger, Dichter, Denker, Literaten in Dresden, Dresden 1997, S. 201; M. Altner, Sachsische Lebensbilder, Radebeul 2001, S. 116-118; V. Klimpel, Beruhmte Dresdner, Dresden 2002, S. 181 (P).

Manfred Altner
9.1.2006


Empfohlene Zitierweise:
Manfred Altner, Artikel: Erich Wustmann,
in: Sachsische Biografie, hrsg. vom Institut fur Sachsische Geschichte und Volkskunde,
https://saebi.isgv.de/biografie/17917 [Zugriff 5.6.2024].

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