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RE:Constantinus 5

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Paulys Realencyclopadie der classischen Altertumswissenschaft
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III., Usurpator in Gallien 407-411
Band IV,1 (1900) S. 1028 ? 1031
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5) Constantin III., Usurpator im gallischen Reichsteil 407?411. Flavius Claudius Constantinus war der volle Name, den er als Kaiser fuhrte ( Cohen Medailles imperiales VIII² 198); jedenfalls beabsichtigte er damit, seine Herkunft an Constantin d. Gr. und uber diesen hinaus an Claudius Gothicus anzuknupfen ( Seeck Jahrb. f. Philol. 1890, 634; Rh. Mus. XLIX 224).

Als 406 die Alanen , Vandalen und Sueben in Gallien eingefallen waren und auch Britannien bedrohten, suchte das dortige Heer, von jeder Hulfe aus Italien abgeschnitten, Rettung fur die Insel, indem es sich selbst einen Kaiser schuf. Nachdem zuerst Marcus, dann Gratianus erhoben und bald darauf ermordet waren, wurde 407 C. mit dem Purpur bekleidet. Vorher war er gemeiner Soldat gewesen und verdankte seine Wahl angeblich nur seinem Namen (Oros. VII 40, 4. Sozom. IX 11), thatsachlich wohl der Behauptung, dass er ein Nachkomme Constantins d. Gr. sei. Gleich nach seiner Thronbesteigung setzte er nach [ 1029 ] Boulogne uber; die Truppen Galliens fielen ihm zu, und bald beherrschte er das ganze Land bis zu den Alpen und Pyrenaen (Zosim. VI 2, 2ff. 3, 1. V 27, 2. Procop. b. Vand. I 2 p. 181 A. Olymp. frg. 12. Oros. a. O. Sozom. a. O. Mommsen Chron. min. I 465). Da sandte Stilicho den Gothen Sarus gegen ihn. Dieser schlug und totete seinen Feldherrn Iustinianus und schloss C. selbst in Valentia ein, wurde aber schon nach siebentagiger Belagerung zum Ruckzuge uber die Alpen gezwungen. Jetzt liess C. deren Passe besetzen (Zosim. VI 2, 3ff.) und schlug seine Residenz in Arelate auf (Zosim. V 31, 4. Sozom. IX 4). Den in Gallien eingefallenen Germanen brachte er eine schwere Niederlage bei (Zosim. VI 3, 2) und zwang sie zu Bundnissen, welche freilich bald wieder gebrochen wurden (Oros. VII 40, 4). Trotzdem war er im stande, die Befestigungen der Rheinlinie herzustellen und wieder zu besetzen, damit neuen Barbarenschwarmen das Eindringen verwehrt werde (Zosim. VI 3, 3).

Spanien hatte sich anfangs dem C. unterworfen und die von ihm gesandten Statthalter zugelassen (Procop. a. O.). Da erhoben sich 408 zwei Verwandte des Honorius, die Bruder Didymus und Verenianus, bewaffneten ihre Sclaven und Colonen und besetzten mit ihnen die Passe der Pyrenaen (Oros. VII 40, 5. 6). C., der sich noch immer von Italien aus bedroht fuhlte, furchtete von zwei Seiten angegriffen zu werden, und beschloss daher, zuerst die Gefahr in seinem Rucken zu beseitigen (Zosim. VI 4, 2). Er ernannte seinen alteren Sohn Constans, der vorher Monch gewesen war (Oros. VII 40, 7), zum Caesar und gab dem jungeren Iulianus den Titel nobilissimus (Olymp. frg. 12). Dann veranlasste er jenen als kunftigen Thronerben zu heiraten (Greg. Tur. II 9) und sandte ihn mit Gerontius als Magister militum (Zosim. VI 4, 2. 5, 2) und Apollinaris, dem Grossvater des gleichnamigen Dichters, als Praefectus praetorio nach Spanien (s. Bd. I S. 2845 Nr. 8 ). Nach harten Kampfen, die sich bis nach Lusitanien ausdehnten (Sozom. IX 11. Zosim. VI 4, 3), wurden Didymus und Verenianus zur Ubergabe gezwungen. C. dem die Gefangenen zugeschickt wurden, liess sie Anfang 409 toten (Sozom. IX 12. Zosim. V 43, 2. VI 4, 4?5, 2. Oros. VII 40, 8. Olymp. frg. 16).

Unterdessen hatte Honorius zur Wiedereroberung Galliens gerustet. Alarich war zu dieser Aufgabe bestimmt (Zosim. V 31, 5), und schon musterte der Kaiser in Ticinum die Truppen, die gegen Constantin III. geschickt werden sollten (Zosim. V 32, 3), als im August 408 der Aufstand ausbrach, welcher den Sturz des Stilicho zur Folge hatte. Damit anderte sich die ganze Politik des italischen Hofes. Man betrachtete es jetzt als ihre Hauptaufgabe, alle Krafte des Reiches gegen die Barbaren, namentlich gegen Alarich, zu concentrieren (s. Bd. I S. 1289 ), und suchte daher eine Annaherung an den gallischen Usurpator. Dieser bethatigte schon Ende 408 seine versohnliche Gesinnung, indem er fur 409 das Consulat des Honorius neben seinem eigenen in seinem Machtgebiete verkundigen liess (CIG 9891); doch wurde diese Hoflichkeit in Italien nicht erwidert ( De Rossi Inscr. christ. urb. Rom. I p. XXXIX). Gleichwohl schickte C. Anfang 409 (Zosim. V 42, 3) [ 1030 ] seine Hofeunuchen zu Honorius, um die Usurpation durch den Zwang des Heeres zu entschuldigen und Anerkennung zu erbitten. Da Alarich eben siegreich Italien durchzog, konnte der Kaiser an eine Machtentfaltung nach aussen nicht denken, auch hoffte er, seinen spanischen Vettern, von deren Tod er noch nicht unterrichtet war, durch Nachgiebigkeit das Leben zu retten. Er erkannte daher den Gegenkaiser als Mitregenten an, indem er ihm ein Purpurgewand uberschickte (Zosim. V 43. Olymp. frg. 12).

Unterdessen war Constans nach seinem Siege uber Didymus und Verenianus von seinem Vater zu gemeinsamer Beratung nach Gallien berufen worden. In der Absicht, bald wieder zuruckzukehren, hatte er seine Frau und seinen Hofstaat in Caesaraugusta gelassen und dem Gerontius das Obercommando in Spanien ubertragen (Greg. Tur. II 9). Die Hut der Pyrenaenpasse, die bisher den spanischen Milizen obgelegen hatte, ubergab er gegen deren Bitten den Honoriaci, einer barbarischen Soldnerschar, die schon im nachsten J. 409 ( Mommsen Chron. minor. I 246. 465) den vordringenden Germanen den Durchgang offnete und so die feindliche Occupation Spaniens veranlasste (Oros. VII 40, 7?10. Zosim. VI 5, 1. Sozom. IX 12).

C. sandte jetzt an Honorius eine zweite Gesandtschaft, durch die er sich wegen des Todes von Didymus und Verenianus zu entschuldigen suchte und Hulfe gegen Alarich versprach, in der Hoffnung, sich auf diese Weise auch Italiens bemachtigen zu konnen (Zosim. VI 1). Seinen Sohn wollte er nach Spanien zuruckschicken und gab zugleich dem Gerontius, der ihm gefahrlich scheinen mochte, in Iustus einen Nachfolger (Zosim. VI 5, 2). Hierdurch erzurnt, liess jener durch das spanische Heer seine Creatur Maximus zum Kaiser ausrufen (Sozom. IX 13. Olymp. frg. 16. Oros. VII 42, 4. Cohen Medailles imperiales VIII² 200. Mommsen Chron. min. I 466. 523. 630. 656) und reizte zugleich die Rheingermanen zum Einfall in Gallien auf (Zosim. VI 5, 2). Die Nachricht gelangte zu C., noch ehe sein Sohn den Hof verlassen hatte, und dieser musste sich nun gegen die barbarischen Feinde in Gallien wenden (Greg. Tur. II 9). Da die Hauptmacht des Usurpators mit Spanien verloren war, gestaltete sich der Kampf sehr schwierig. Britannien, das nicht mehr verteidigt werden konnte, Aremorica und andere Teile Galliens machten sich selbstandig, erkannten gar keinen Herrscher mehr an und suchten auf eigene Faust fur ihre Sicherheit zu sorgen (Zosim. VI 5, 2. 3). Die Vandalen, Sueben und Alanen drangen noch 409 bis zu den Pyrenaen vor, gewannen den Durchgang und fielen in Spanien ein ( Mommsen Chron. min. I 246. 465. Sozom. IX 12). Doch eben dies scheint den Gerontius selbst beschaftigt und C. wieder Luft geschafft zu haben, so dass er schon im J. 410 wieder an die Gewinnung von Spanien und selbst von Italien denken konnte.

Am Hofe von Ravenna hatte Allobich im J. 409 seine Gegner aus dem Wege geraumt und sich des beherrschenden Einflusses bemachtigt (Bd. I S. 1587). Dieser knupfte mit C. an und forderte ihn auf, die versprochene Hulfe gegen Alarich zu leisten, die ihm fur die Occupation Italiens als [ 1031 ] Vorwand dienen sollte. Der gallische Usurpator, von neuen Hoffnungen geschwellt, ernannte daher 410 seinen Sohn Constans zum Augustus (Zosim. VI 13, 1. Sozom. IX 11. 12. Olymp. frg. 16. Cohen Medailles imperiales VIII² 200) und beauftragte ihn mit der Wiedereroberung Spaniens, wahrend er selbst die Alpen uberschritt. Ungehindert gelangte er bis Verona und wollte schon uber den Po gehen, um in Ravenna in scheinbarer Gemeinschaft mit Honorius die Herrschaft zu ubernehmen, als Allobich ermordet und damit alle seine Plane vernichtet wurden. Eilig kehrte er nach Arelate zuruck, wohin um dieselbe Zeit auch Constans kam, der unterdessen aus Spanien vertrieben war (Sozom. IX 12. Olymp. frg. 14). C. schickte jetzt Edobich, seinen Feldherrn, uber den Rhein, um dort bei Franken und Alamannen Hulfstruppen zu werben; seinem Sohne ubertrug er das Commando in Vienna und blieb selbst in Arelate. Jetzt fiel aber auch Gerontius, den Maximus in Tarraco zurucklassend, in Gallien ein (Sozom. IX 13). Wahrscheinlich um den germanischen Zuzug abzuschneiden, wandte er sich zuerst gegen Vienna und bewirkte dort die Ermordung des Constans (Sozom. a. O. Olymp. frg. 16. Oros. VII 42, 4. Mommsen I 466. II 70). Dann zog er gegen Arelate und begann die Stadt zu belagern. Doch wahrend dessen zog auch ein Heer des Honorius, befehligt von den Magistri militum Constantius und Ulfilas, heran, und der grosste Teil von des Gerontius Soldaten ging zu jenen uber, so dass er selbst mit geringer Begleitung nach Spanien fliehen musste (Sozom. IX 13. Olymp. frg. 16). Jetzt nahmen die Feldherren des Honorius die Belagerung auf und setzten sie vier Monate lang fort. Wahrend im nordlichen Gallien sich ein neuer Usurpator Iovinus erhob (Greg. Tur. II 9), ruckte Edobich mit den angeworbenen Germanen heran, was bei den Belagerern solchen Schrecken hervorrief, dass sie schon an den Ruckzug nach Italien dachten. Doch entschlossen sie sich, lieber dem Feinde entgegenzugehen, uberschritten die Rhone, und Constantius erwartete an einer gunstigen Stelle mit dem Fussvolk den Edobich, wahrend Ulfilas sich mit den Reitern in einen Hinterhalt legte. Aus diesem brach er beim Beginn der Schlacht im Rucken des feindlichen Heeres hervor und brachte ihm so die vollstandigste Niederlage bei (Sozom. IX 14).

Jetzt hielt C. weiteren Widerstand fur fruchtlos; er floh in eine Kirche, legte die Insignien des Kaisertums nieder und liess sich zum Presbyter weihen. Sein Heer offnete gegen das Versprechen der Straflosigkeit die Thore der Stadt. C. und sein jungerer Sohn Iulianus wurden zu Honorius geschickt, der sie aber schon unterwegs toten liess (Sozom. IX 15. Olymp. frg. 16. Oros. VII 42, 3. Mommsen Chron. min. I 630. 654. II 18. 70). Sie fanden ihr Ende 30 Milien vor Ravenna (Olymp. a. O.) an der Quelle des unbekannten Flusschens Mincia (Greg. Tur. II 9. Mommsen I 300. 466). Das abgeschlagene Haupt C.s wurde nach Spanien geschickt, wo es am 18. September 411 anlangte ( Mommsen I 246).

[ Seeck . ]