ADB:Lehwaldt, Hans von

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Artikel ?Lehwaldt, Hans von“ von Bernhard von Poten in: Allgemeine Deutsche Biographie , herausgegeben von der Historischen Kommission bei der Bayerischen Akademie der Wissenschaften, Band 18 (1883), S. 166?167, Digitale Volltext-Ausgabe in Wikisource , URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=ADB:Lehwaldt,_Hans_von&oldid=- (Version vom 3. Juni 2024, 17:43 Uhr UTC)
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Lehwaldt: Hans von L. , preußischer General-Feldmarschall, im Juni 1685 in Preußen geboren, trat 1700 in den Dienst, nahm am pommerschen Feldzuge von 1715 Theil und wurde bei Friedrichs II. Thronbesteigung Generalmajor. Wahrend des 1. schlesischen Krieges befand er sich zunachst bei der Armee des Fursten Leopold von Anhalt in den Lagern von Brandenburg und Groningen, marschirte mit dieser 1742 nach Schlesien und wohnte dann der Schlacht von Czaslau (17. Mai) bei. Im 2. schlesischen Kriege finden wir ihn zuerst unter dem General von der Marwitz in Oberschlesien, dann commandirte er ein abgesondertes Corps und zog sich durch die Unentschiedenheit, welche er mehrmals zeigte, das Mißfallen des Konigs zu; ein Erfolg, den er uber die Oesterreicher am 14. Febr. 1745 bei Habelschwerdt davon trug, verschaffte ihm Friedrichs Gunst von neuem. Sein Verhalten bei Hohenfriedberg (4. Juni) und ein gluckliches Treffen, welches er am 11. September bei Neustadt an der Mettau lieferte, sowie sein Verhalten wahrend der Schlacht bei Soor (30. September), wo er mit seinem Corps aus dem Lager von Trautenau auf den Kanonendonner losmarschirte und der Armee den Rucken deckte, befestigten ihn in derselben. Als dann der Konig im December dem Fursten Leopold von Anhalt nach Sachsen zu Hulfe eilte, sandte er L. mit einer Abtheilung voraus, welcher so Gelegenheit erhielt, bei Kesselsdorf (15. December) mitzufechten und durch die Wegnahme dieses Dorfes durch die von ihm befehligte Infanterie des rechten Flugels des ersten Treffens wesentlich zur Entscheidung der Schlacht beizutragen. Bereits 1743 war er General-Lieutenant geworden, hatte 1744 den schwarzen Adlerorden, spater noch andere Gunstbezeugungen erhalten und war 1757 Gouverneur von Konigsberg in Preußen. Als in diesem Jahre die Russen unter Feldmarschall Graf Apraxin mit bedeutenden Kraften in die Provinz einfielen, fuhrte L. ihnen gegenuber das Commando. Mit 24 000 gegen 90 000 Mann griff er [ 167 ] sie, auf Geheiß des Konigs, am 30. August bei Groß-Jagerndorf an; Fehler in seinen Dispositionen, die große Uebermacht des Feindes und einzelne ungluckliche Zufalle hatten zwar den Verlust der Schlacht zur Folge, aber die Russen nutzten ihren Sieg nicht aus, sondern raumten sogar die Provinz. L. wurde nun mit seinen Truppen nach Pommern gesandt, wo General von Manteuffel gegen die Schweden focht. Im Januar 1758 kam er auf dem Kriegsschauplatze an, welchen der Feind ihm bald uberließ, indem er sich auf Stralsund und Rugen beschrankte. Der Konig hatte aber mehr Energie und Initiative von seinem Feldherrn und namentlich eine Unternehmung auf Rugen erwartet, zu der L. sich nicht entschließen konnte (Marschall v. Sulicki, Der siebenjahrige Krieg in Pommern, Berlin 1867). Im April wurde er daher durch den General Graf Dohna ersetzt und ging seiner geschwachten Gesundheit wegen nach Berlin. Sein Tagebuch uber die Kriegsjahre 1757 bis 1758 ist abgedruckt im 1. Bande des Journals Bellona (Dresden 1781). Im J. 1759 wurde er hier Gouverneur, im October 1760 mußte er nochmals das Schwert ziehen, um die Stadt ? wenngleich vergeblich ? gegen Russen und Oesterreicher zu vertheidigen. Am 1. Juli 1762 ubernahm er von neuem sein preußisches Gouvernement; am 16. Novbr. 1768 starb er zu Konigsberg. Wahrend seiner Commandofuhrung im siebenjahrigen Kriege gab der Konig ihm, wie anderen Generalen, deren schatzenswerthe Eigenschaften er durch Zutheilung einer jungeren Intelligenz zu steigern dachte, einen der jungeren Offiziere seiner Umgebung bei, zuerst den Oberst-Lieutenant von der Goltz. Als dieser bei Groß-Jagerndorf gefallen war, erbat L. sich einen Ersatz, welchen er in der Person des jungeren Stutterheim erhielt.

(Konig) Biographisches Lexikon aller Helden und Militarpersonen, welche sich in preußischen Diensten verdient gemacht haben, II, Berlin 1789.