Das uberwaltigende Publikumsinteresse an der Preview des neuen Films ?Paradies“ machte zur Eroffnung der 6. Judischen Filmtage am Sonntag, 12. Marz gleich eine zweite Vorstellung notig. Die realistisch nachgestellten Szenen aus dem 2. Weltkrieg, unterstutzt durch die Schwarz-Weiß-Technik, losten bei den Premierengasten eine starke Betroffenheit aus. Sharon Ryba-Kahn, die alle Filmgesprache moderierte, unterhielt sich anschließend mit Christian Clauß, einem der Hauptdarsteller.
Auch in den folgenden Tage wurde der Gasteig zum Treffpunkt fur Filmbegeisterte mit Interesse an judischen und israelischen Themen. Fur Literaturliebhaber erwies sich der Film ?Der Ubersetzer“ als cineastisches Kleinod. Der Film zeichnet ein wunderbares Portrait des Protagonisten Juri Elperin, der als bedeutendster Ubersetzer russischer Literatur ins Deutsche gilt. Im anschließenden Gesprach mit seinem Enkel Daniel Elperin wurden noch weitere Facetten dieser eindrucksvollen Personlichkeit beleuchtet. Atmospharisch ebenfalls sehr dicht gewahrte der Film ?Super Women“ einen intimen Einblick in das Alltagsleben von funf Supermarktkassiererinnen in Tel Aviv, – wahre Super Frauen werden da gezeigt, die trotz des Status am unteren Ende der sozialen Leiter ihre Wurde bewahren. Dieser bemerkenswerte Film uber die Klassenunterschiede wird am 15. Mai im Munchner Gewerkschaftshaus nochmals zu sehen sein.
Ganz im Zeichen Israels stand der dritte Tag des Festivals. Unser Ehrengast, der Generalkonsul des Staates Israel, Dr. Dan Shaham zeigte sich begeistert vom Dokumentarfilm ?Arabic Movie“, der bei israelischen Zusehern Erinnerungen an die eigene Fernsehbiographie aufkommen ließ, versammelten sich doch viele Familien in der fruhen Geschichte des israelischen Fernsehens jeden Freitagnachmittag vor dem Fernseher, um den Arabischen Film der Woche zu sehen. Mit einem ganz eigenen empathischen Blick nahert sich Regisseur Michael Pfeifenberger in seiner Dokumentation ?Desert Kids“ den Identitats- und Zukunftsentwurfen junger Leute sowohl judischer als auch arabischer Herkunft in der Wuste Negev und berichtete im anschließenden Filmgesprach bei vollbesetztem Saal uber die Entstehungsgeschichte seines Films.
Warum sich gerade in Berlin die am schnellsten wachsende judische Bevolkerung Europas befindet, versuchen junge judische und nichtjudische Menschen in dem Film ?Germans and Jews“ zu ergrunden. Im voll besetzten Saal verfolgte ein dankbares Publikum, darunter eine Gymnasialklasse aus Danemark, das anschließende Expertengesprach mit Louis Lewitan. Ein Meisterwerk der Filmkunst hat Regisseur Marcin Wrona mit dem anschließenden Film ?Dibbuk ? eine Hochzeit in Polen“ geschaffen. Tief beeindruckt verließen die Zuschauer am Ende des Films den Gasteig.
Zum Finale der 6. Judischen Filmtage Munchen zog der neue israelische Spielfilm ?Wedding Doll“ die Zuschauer in seinen Bann. Moran Rosenblatt erhielt fur ihre Rolle als Hagit den Ophir Award als Beste Hauptdarstellerin. Als letzter Film des Festivals stand die Wiederauffuhrung der SPIEGEL-TV-Dokumentation ?Hitler und die Traumfabrik“ auf dem Programm, die den komodiantischen Umgang Hollywoods mit Hitler und dem nationalsozialistischen Großenwahn beleuchtete.
Das begeisterte Publikum war durchwegs dankbar und anerkennend fur die exzellente Auswahl der Filme, die in Munchen erstmalig zu sehen waren.