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In Ostpreußen stand auf jedem Bauernhof eine Hundehutte. Darin wohnte je nach Belieben ein angeketteter Hofhund, der meistens ein Schaferhund war. In unserer Hundehutte wohnte ein Bernhardiner, der als Welpe zu uns kam. Wir nannten ihn Lord . Er war ein dickes Fellknauel, mit einem weiß-gelb-braunen Fell und breiten, dicken Vorderpfoten. Lord hatte es auch gern, wenn ich zu ihm in die viel zu große Hutte krabbelte und mit ihm schmuste. Obwohl noch klein, war er schon ein Kraftpaket. Er bekam kein Schappi oder so was Ahnliches zu futtern, denn so etwas gab es damals noch nicht. Er wurde auch mit Milch und gekochten Kartoffeln ein prachtiges Tier. Wenn er von der Kette war, folgte er mir ins Haus, denn da gab es dann mal ein Stuckchen Brot oder eine Speckschwarte. Das konnte aber nur sein, wenn meine Mutter nicht im Haus war.
Lord
Manchmal, wenn die Luft rein war, habe ich mir am Brottisch mit der dort befestigten Schneidemaschine eine Scheibe vom Brotlaib abgeschnitten. Dann uberlegte ich: Mache ich sie nass und bestreue sie mit Zucker, oder schmiere ich doch lieber dick Butter darauf? Mit Butter beschmiert war es besser, dann konnte ich die Brotscheibe zusammenklappen und mich hinter die Scheune schleichen, um sie ungesehen genusslich zu verspeisen. Ich versteckte dann meine Beute hinter dem Rucken und hupfte davon. Es hat mich zum Gluck keiner gesehen! Oder doch? Da schnappte doch plotzlich jemand nach meiner versteckten Stulle. Ich drehte mich um und sah Lord, der die Gelegenheit genutzt hatte, mir meine Beute abzujagen. Ihn hatte ich nicht auf der Rechnung. So schnell wie er hatte ich das Brot nicht verschlingen konnen.
Ein Fraulein Erna aus Berlin machte auf unserem Hof ihr Landjahr. Ich sehe sie noch heute das Fleisch fur Konigsberger Klopse mit den Handen vermengen. Danach ging sie auf den Hof und ließ sich die Hande von Lord ablecken. Daran denke ich immer noch, wenn ich mal Konigsberger Klopse zubereite.
Im Winter tobte er mit uns im Schnee. Wenn wir auf den nachbarlichen Berg zum Rodeln gingen, dann war er dabei und lief den Berg mit uns hinunter, um dann den Schlitten wieder auf den Berg zu ziehen. Dieser Auslauf hat ihm genauso viel Spaß gemacht wie uns. Inzwischen war er ja ausgewachsen und ein kraftiges Tier geworden.
Ich war gerade bei Schiweck's gewesen, unsern Nachbarn. Wir saßen am Tisch in der Kuche. Es war Sommer und die Hausture stand offen. Auf einmal horten wir ein eigenartiges klabastern klabastern poltern , larmend umhergehen , das immer lauter wurde. Und da sturzte auch schon unser Lord herein, an seinem Schwanz war ein verspakter Redewendung aus Ostpreußen: Du rennst, wie ein verspakter Eimer. (Eimer aus Holz mit Ritzen durch Trockenheit - auch Bierfass) Eimer angebunden. Er machte eine Runde durch die Kuche, warf den Patscheimer um und hatte beinahe noch die alte Tante Minchen umgerissen. Er verließ das Haus und rannte weiter, wer weiß wie lange und wohin. Als er dann wieder in seiner Hutte war, wollte er nicht heraus kommen. Inzwischen war er den alten Eimer los, aber auch ein Stuck von seinem Schwanz.
poltern
larmend umhergehen
Wer hatte das nur getan? Wir haben dann herausbekommen, dass unser Lord der laufigen Hundin unseres Nachbarn Melker einen Besuch gemacht hatte. Und dieser Mann hat somit unserem Hund den Spaß verdorben und außerdem noch ein gutes Stuck von seinem buschigen Schwanz einbußen lassen.
Nach Lord hatten wir einen ehemaligen dressierten ausgemusterten Paukenhund. Ich weiß nicht mehr, welcher Rasse er angehorte. Er war weiß und hieß Strolly. Er konnte sehr hoch springen und war auch recht umganglich. Nur eine Unart hatte er. Er jagte die Schafe im Schafgarten und verbiss sich an der Kehle. Nun hing ein roter Hund an dem Schaf, bis es umfiel. Zweimal hat er das gemacht. Dann war Strolly nicht mehr da. Jedoch fiel mir auf, dass hinter der Tannenhecke frisch gegraben worden war.