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Eine Tante von uns wohnte Ende der 1950er Jahre in Großhansdorf und wir fanden es toll, ganz vorne in der Bucht neben dem Fahrer- Kabuff zu stehen. Da konnte man am besten sehen, wohin die Fahrt ging. Auch die Straßenbahn nach Ohlstedt kenne ich noch, war ja ein Ausflugsgebiet fur Hamburger (ist es noch).
Bucht
Kabuff
1866 fuhr die erste Straßenbahn auf Schienen, von Pferden gezogen, vom Rathausmarkt zum Wandsbeker Zollamt, 1867 nach Barmbek, 1868 zum Eimsbutteler Marktplatz und 1875 zum Hammer Marktplatz. Die Anwohner beschwerten sich allerdings uber das Gerumpel der Pferdebahn. Und die Damen durften nicht auf dem offenen Oberdeck sitzen, es war nicht schicklich, im Rock die Treppen hinauf zu steigen.
Es gab auch ein Lied uber die Pferdebahn: In Wandsbek ist's gemutlich, - da fahrt die Pferdebahn, - das eine Pferd, das zieht nicht, - das andere ist lahm. - Der Konduktor ist patzig, - der Kutscher kann nix sehn, - und alle funf Minuten bleibt die Karre stehn
Wir waren zum Geburtstag eines Nachbarn eingeladen und saßen gemutlich bei Kaffee und Kuchen. Mein Gegenuber war Heinz D., Jahrgang 1934, wir kennen uns seit Jahren. Seit er sein Fuhrgeschaft seinem Sohn ubergeben hat, fahrt er mit seiner Frau durch Deutschland. Am Haken seines PKW ziehen sie mit einem riesigen Wohnwagen durch die Lande. Sie sehen sich die schonsten Gegenden an. Die Ziele sucht er jedoch immer so aus, dass es auch sonst noch was zu sehen gibt. Im Herbst waren sie in Wuppertal und haben sich die Schwebebahn angeschaut, sind naturlich auch ausgiebigst mitgefahren.
Weißt Du, dass Hamburg auch beinahe eine Schwebebahn nach Wuppertaler Vorbild bekommen hatte? fragte ich ihn. Wusste er nicht! Das weiß auch kaum einer, und man kann damit sogar noch viele Hamburger verbluffen. Als in der Klose -Zeit, also Ende der 1970er Jahre, begonnen wurde, den Rathausmarkt umzubauen, konnte man in dem Fußgangertunnel unter dem Reesendamm, der den oberen Bahnsteig Jungfernstieg mit der Station Rathaus verband, Schautafeln sehen, auf denen die alten Bauplane fur das neue Rathaus und die Stadtschnellbahn beschrieben wurden. Das war fur mich hochst interessantes Anschauungsmaterial, denn als oller Berliner war ich daruber sehr beeindruckt, weil sich die Hamburger Stadtvater letztlich dann doch fur die Hochbahn nach Berliner Vorbild entschieden haben.
Weißt Du, dass Hamburg auch beinahe eine Schwebebahn nach Wuppertaler Vorbild bekommen hatte?
Klose
Was ich aber nicht wusste, Heinz Vater war Zugfuhrer bei der Hochbahn . Und dann ging s los. Ich kannte Heinz gar nicht wieder!
Hochbahn
Die U-Bahnen, also die Zuge der Hamburger Hochbahn hatten in meiner Jugendzeit neben dem Zugfuhrer auch noch einen Beifahrer. Der stand wahrend der gesamten Fahrt vorn in einer Nische. Er hatte auch eine eigene, schmale Tur. Er gab dem Zugfuhrer durch Klopf- oder Handzeichen Signal zum Abfahren des Zuges. Bei geoffneter Tur guckte er dann bei der Anfahrt noch einige Sekunden ruckwarts, um zu schauen, ob alles in Ordnung ware. Heute gibt s dafur ja diese Fernsehkameras, deren Bild der Zugfuhrer sogar in sein Kabuff eingespielt bekommt, aber damals war der Zugbegleiter gang und gabe! Die Zuge waren relativ kurz, jedenfalls nicht so lang wie heute. Ich meine, sie hatten hochstens vier Waggons, weil die Bahnhofe ja auch gar nicht so lang waren. Man kann das zum Teil heute noch sehen, denn wenn man zum Beispiel bei den alten Haltepunkten der Hochbahn am Ende des Bahnsteiges steht, verjungt der sich so, dass sich die Passagiere von dem einen Gleis mit den Passagieren des Zuges vom anderen Gleis die Hand reichen konnten, ohne aus ihrem Zug aussteigen zu mussen! Sieh Dir mal die Station Hudtwalckerstr. an oder Ohlsdorf! Nur durch Tricksereien konnten die Bahnsteige verlangert werden, jedenfalls sieht man das noch an vielen Bahnsteigen der alten Linienfuhrungen. Als ich sieben oder acht Jahre alt war, Anfang der 1940er Jahre, nahm mich Vater mehrmals mit in den Fuhrerstand. Ich durfte dann neben ihm stehend mitfahren. Das ging nur, wenn er die Strecke nach Groß-Hansdorf fuhr. Dann wechselte Vater mit seinem Kollegen schon auf halber Strecke und der konnte vorzeitig Feierabend machen. Das war eigentlich nicht erlaubt, aber wen kummerte das schon! Die Zuge fuhren kaum schneller als 60 km/h, aber wenn der Fahrer unaufmerksam war und zu spat bremste, konnte es schon mal geschehen, dass er ein Stuck zu weit fuhr, also die Fahrgaste vorn nicht aussteigen konnten. Grundsatzlich fuhr der Zug nur vorwarts. Wollte er dann ruckwarts fahren, musste er einen verplombten Knopf drucken. Normal durfte dieser nur bei Gefahr betatigt werden. Wenn der Zugfuhrer aber zu weit fuhr und deshalb die Plombe beschadigen musste, um den Zug ruckwarts zu bewegen, musste er schon einen plausiblen Grund angeben, sonst wurde ihm als Strafe ein bestimmter Betrag vom Lohn abgezogen! Da das meist empfindlich zu spuren war, erfanden die Fahrer schon recht abenteuerliche Entschuldigungen. Da hieß es dann ... beim dritten Wagen haben die Bremsen nicht gezogen, das hab ich gleich nach Dienstantritt gemerkt! Das hat mir Vater spater als Rentner ofter erzahlt. Im Winter war das Fahren in dem engen Fuhrerstand auch kein Vergnugen, denn es gab keine richtige Heizung. Mutter nahte ihm deshalb im Herbst schon immer einen kleinen Leinensack, in den sie grobkorniges Salz hinein gab. Damit reinigte Vater die Frontscheibe, denn sein Atem fror bei kalten Temperaturen gern von innen an der Scheibe an. Der Scheibenwischer außen war auch nicht die reine Freude. Man musste ihn mit einem Knebel von innen per Hand bedienen. Gegen heute war das, was die Zugfuhrer damals leisten mussten, ein Knochenjob. Beschleunigt wurde der Zug mit einer Kurbel, mit der die Stromstarke geregelt wurde. Das Umstellen auf die einzelnen Fahrstufen klang ahnlich wie bei den alten Straßenbahnen mit einem Knacksgerausch. Papa fuhr meist die sehr lange Strecke von Groß-Hansdorf bis Jungfernstieg, da war ubrigens Schluss, da ging es nicht weiter. Manchmal bekam er den Ring , das empfand er als angenehmer, die Strecke war wohl auch interessanter. Ja, aber dass wir beinahe auch eine Schwebebahn bekommen hatten, das wusste ich nicht – wie merkwurdig wurde dann wohl die Hamburger Innenstadt heute aussehen!
Die U-Bahnen, also die Zuge der Hamburger Hochbahn hatten in meiner Jugendzeit neben dem Zugfuhrer auch noch einen Beifahrer. Der stand wahrend der gesamten Fahrt vorn in einer Nische. Er hatte auch eine eigene, schmale Tur. Er gab dem Zugfuhrer durch Klopf- oder Handzeichen Signal zum Abfahren des Zuges. Bei geoffneter Tur guckte er dann bei der Anfahrt noch einige Sekunden ruckwarts, um zu schauen, ob alles in Ordnung ware. Heute gibt
verlangert
... beim dritten Wagen haben die Bremsen nicht gezogen, das hab ich gleich nach Dienstantritt gemerkt!
den Ring
Weil Heinz das nicht aufschreiben wollte, habe ich mich hingesetzt und das Gesprach nachtraglich aufgezeichnet. Ich hoffe, dass ich nichts vergessen habe!
Das Geburtstagskind schaltete sich dann auch noch ein und ich erfuhr, dass es im Nordosten von Hamburg, von Barmbek - wurde damals noch mit ck geschrieben - eine Straßenbahn gab, die zu den Walddorfern fuhr, aber nicht zur Hochbahn gehorte. Sie existiert heute nicht mehr und die Trasse ist auch teilweise verschwunden. Ein Wanderweg soll sich jetzt dort befinden. Fur mich als Zugereisten klang das doch ein bisschen zu abenteuerlich, was ich dort dann horte. Deshalb fragte ich kurzlich einen Bekannten, der einmal bei der Hochbahn gearbeitet hatte. Er befragte einen ehemaligen Kollegen und von dem bekam ich nachstehende Informationen:
ck
Zugereisten
Die Walddorfer Bahn war eine Verbindung, die, festgelegt im Staatsvertrag zwischen Hamburg und Preußen vom 8. Mai 1912, die Hamburgischen Exklaven in Preußen (das heutige Sudholstein) anschließen sollte und war damit ein hochst politisches Vorhaben. Zwar trafen in Barmbeck die von der HOCHBAHN betriebene Ringlinie und die Walddorfer Bahn zusammen. Bis Marz 1934 war die HOCHBAHN jedoch nur fur die Betriebsfuhrung verantwortlich. Die Stadt Hamburg betrieb die Bahn auf eigene Rechnung. Erst ab dem 1. April 1934 ubernahm die HOCHBAHN den gesamten Betrieb der Strecke. Die Strecke selber und die Wagen blieben jedoch in Staatsbesitz .
Diese oberirdische Bahnstrecke, die von Barmbek uber Volksdorf, Ohlstedt nach Woldorf fuhrte, wurde im Ersten Weltkrieg sogar mit zwei belgischen Beute-Dampflokomotiven betrieben, bevor sie dann elektrifiziert wurde. Sie hatte wohl immer Schwierigkeiten mit ihren Fahrzeugen und Triebwagen, fuhr aber noch bis Anfang 1961 und wurde dann endgultig eingestellt.
Ich bin ein Fan von alten Schienenfahrzeugen, weshalb ich mir gerne Eisenbahnmuseen anschaue. Jetzt habe ich erfahren, dass im EBM Schonberger Strand ein alter Triebwagen der Walddorfer Straßenbahn stehen soll. Im Sommer werde ich bestimmt wieder einmal dort hinfahren, um ihn mir anzusehen!