Wappen
|
Deutschlandkarte
|
|
|
Basisdaten
|
Koordinaten
:
|
51° 54′
N
,
11° 3′
O
51.89504
11.05226
122
Koordinaten:
51° 54′
N
,
11° 3′
O
|
Bundesland
:
|
Sachsen-Anhalt
|
Landkreis
:
|
Harz
|
Hohe
:
|
122 m u.
NHN
|
Flache
:
|
142,98 km
2
|
Einwohner:
|
40.457
(31. Dez. 2022)
[1]
|
Bevolkerungsdichte
:
|
283 Einwohner je km
2
|
Postleitzahlen
:
|
38820, 38822,
38895
Vorlage:Infobox Gemeinde in Deutschland/Wartung/PLZ enthalt Text
|
Vorwahlen
:
|
03941, 039424, 039425, 039427
|
Kfz-Kennzeichen
:
|
HZ, HBS, QLB, WR
|
Gemeindeschlussel
:
|
15 0 85 135
|
LOCODE
:
|
DE HST
|
NUTS
:
|
DEE09
|
Stadtgliederung:
|
10
Ortsteile
|
Adresse der
Stadtverwaltung:
|
Holzmarkt 1
38820 Halberstadt
|
Website
:
|
www.halberstadt.de
|
Oberburgermeister
:
|
Daniel Szarata
(
CDU
)
|
Lage der Kreisstadt Halberstadt im Landkreis Harz
|
|
Halberstadt
(
plattdeutsch
Halwerstidde
) ist eine
Kreisstadt
und
Industriestadt
des
Landkreises Harz
in
Sachsen-Anhalt
mit knapp 40.500 Einwohnern (Stand: 2022). Die Stadt an der
Holtemme
bildet im nordlichen
Harzvorland
einen uberregionalen
Eisenbahnknoten
und ist auch durch Bundesstraßen (
B 79
,
81
,
245
) sowie die
A 36
verkehrsmaßig gut angebunden.
Aufgrund des Zusammentreffens mehrerer historischer Fernstraßen aus dem Westen von
Goslar
und
Wolfenbuttel
, im Norden von
Magdeburg
und im Osten von
Halle (Saale)
und
Leipzig
wird sie auch
Tor zum Harz
genannt.
Die Stadt war vom 9. Jahrhundert bis zum Jahr 1648 Sitz des
Halberstadter Bischofs
. Uberregional bekannt ist Halberstadt fur seinen
bischoflichen Dom
im Stil der franzosischen
Gotik
und die
Martinikirche
sowie fur die
Halberstadter Wurstchen
.
Im 18. Jahrhundert umfasste die ortliche judische Gemeinde etwa ein Zehntel der Stadtbevolkerung, womit sie eine der großten und bedeutendsten in Mitteldeutschland war und neben
Frankfurt am Main
bis ins 20. Jahrhundert ein Zentrum der judischen Orthodoxie in Deutschland bildete.
[2]
Die Innenstadt Halberstadts wurde am 8. April 1945 durch einen
Luftangriff
zu mehr als 80 Prozent zerstort. Wahrend der
DDR
-Zeit war das Interesse an der historischen Bausubstanz gering; ab 1990 hingegen wurden viele Bauwerke saniert. Besonders in der nordlichen Altstadt, um die Voigtei und den Stadtteil Westendorf, haben sich einige sehenswerte Fachwerkhauser erhalten, insgesamt etwa 450 in der Innenstadt und weitere in den alten Ortskernen im landlichen außeren Stadtgebiet wie
Langenstein
.
[3]
[4]
Fur internationale Bekanntheit sorgt seit 2001 die Auffuhrung der Komposition
ORGAN²/ASLSP
(As Slow as Possible)
von
John Cage
in der
Sankt-Burchardi-Kirche
, des mit 639 Jahren langstdauernden Musikstucks der Welt.
[5]
Halberstadt liegt rund 20 Kilometer nordlich des
Harzes
an der
Holtemme
und dem
Goldbach
. Nordlich der Stadt liegt der Hohenzug
Huy
, im Osten die
Magdeburger Borde
und im Suden die
Spiegelsberge
,
Thekenberge
sowie die
Klusberge
. Halberstadt ist die großte Stadt des Landkreises Harz.
Die Stadt Halberstadt besteht neben der Kernstadt aus folgenden Ortsteilen mit Ortschaftsrat:
Weitere Ortsteile sind:
Die Ortsteile Bohnshausen und Mahndorf gehoren zur Ortschaft Langenstein.
Daruber hinaus gibt es noch die drei folgenden Stadtteile:
Im Uhrzeigersinn, von Norden beginnend:
Die Stadt liegt in der
gemaßigten Klimazone
. Die durchschnittliche jahrliche Niederschlagsmenge in Halberstadt betragt 727 Millimeter. Der meiste Niederschlag fallt im Juli mit durchschnittlich 81 Millimetern, der geringste im Februar mit durchschnittlich 44 Millimetern. Die Durchschnittstemperaturen bewegen sich zwischen 1 °C im Januar als kaltestem Monat und 19,1 °C im Juli, wo es am warmsten ist.
Monatliche Durchschnittstemperaturen und -niederschlage fur Halberstadt
|
Jan
|
Feb
|
Mar
|
Apr
|
Mai
|
Jun
|
Jul
|
Aug
|
Sep
|
Okt
|
Nov
|
Dez
|
|
|
Mittl. Temperatur (°C)
|
1
|
1,6
|
4,6
|
9,3
|
13,7
|
16,9
|
19,1
|
18,7
|
15
|
10,3
|
5,7
|
2,4
|
?
|
9,9
|
Mittl. Tagesmax. (°C)
|
3,2
|
4,5
|
8,3
|
13,8
|
17,9
|
20,9
|
23,1
|
22,9
|
18,8
|
13,6
|
8,1
|
4,4
|
?
|
13,3
|
Mittl. Tagesmin. (°C)
|
? 1.3
|
? 1.2
|
0,9
|
4,5
|
8,8
|
12,2
|
14,6
|
14,3
|
11,1
|
7,3
|
3,4
|
0,3
|
?
|
6,3
|
|
Niederschlag
(
mm
)
|
57
|
44
|
56
|
49
|
68
|
71
|
81
|
71
|
63
|
53
|
55
|
59
|
Σ
|
727
|
T
e
m
p
e
r
a
t
u
r
|
|
|
|
|
|
|
|
|
|
|
|
|
Jan
|
Feb
|
Mar
|
Apr
|
Mai
|
Jun
|
Jul
|
Aug
|
Sep
|
Okt
|
Nov
|
Dez
|
N
i
e
d
e
r
s
c
h
l
a
g
|
57
|
44
|
56
|
49
|
68
|
71
|
81
|
71
|
63
|
53
|
55
|
59
|
|
Jan
|
Feb
|
Mar
|
Apr
|
Mai
|
Jun
|
Jul
|
Aug
|
Sep
|
Okt
|
Nov
|
Dez
|
|
Im Jahr 2013 wurde ein
Massengrab in Halberstadt
entdeckt, das aus der gleichen Zeit ? aus der
Linearbandkeramische Kultur
[7]
? stammt, wie andere bekannte Statten, an denen Massaker oder Hinrichtungen stattgefunden haben, wovon u. a. die
Grubenanlage von Herxheim
, das
Massaker von Talheim
, das
Massaker von Kilianstadten
und das
Massaker von Schletz
Zeugnis ablegen. In Halberstadt wurden offenbar junge Manner erschlagen und dann in einem Massengrab verscharrt. Vorstellbar sei, so die Ausgraber, dass die Manner, die aus einiger Entfernung vom Dorf stammten, selbst Angreifer waren, aber bei ihrem Uberfall gescheitert waren.
[8]
Die Herkunft des Namens
Halwerstidde
(bzw.
Halverstidde
) ?erfordert eine grundliche, noch zu leistende Untersuchung“. Eine Beziehung zu
halba
(
ahd.
Seite, Halfte) oder einem Flussabschnittsnamen
Halver
der
Holtemme
und ein daraus resultierender Name
Siedlung am geteilten Bach
, wird angenommen.
[9]
Durch
Karl den Großen
wurde der Missionsstutzpunkt 804 zum
Bischofssitz
. Der Karolingische Dom wird im Jahre 859 geweiht. Dem Bischof
Hildeward von Halberstadt
(968?996) wurde 989 von Konig
Otto III.
das Markt-, Munz- und Zollrecht verliehen. Ebenso erhielt er den Blut- und Heerbann, also die weltliche Gewalt im
Harzgau
und damit uber die Bewohner des Ortes Halberstadt.
[10]
Zudem fallt der Baubeginn des ersten Doms von Halberstadt in diese Zeit; er wurde 992 eingeweiht. 1005 begann der Bau der
Liebfrauenkirche
. 1036 erfolgte durch den auch politisch aktiven Bischof
Burchard
[11]
die Grundsteinlegung fur die Kapelle St. Thomas, die spater Teil des
Buchardiklosters
werden sollte.
[12]
1068 gab es bereits eine aufstrebende Kaufmannschaft in Halberstadt, unter der die Stadt um etwa 1105 begann, sich von der Kontrolle durch den Bischofssitz zu emanzipieren.
[11]
1134 fand in Halberstadt der Reichstag statt, auf dem
Albrecht der Bar
mit der Nordmark belehnt wurde. 1146 kamen moglicherweise die ersten
Juden
, von
Halle
kommend, nach Halberstadt. 1189 erreichten wahrend des dritten
Kreuzzugs
verfolgte Juden die Stadt. Im Jahre 1261 ist fur sie der erste bischofliche
Schutzbrief
belegt.
[13]
[14]
Heinrich der Lowe
zerstorte 1179 im Zuge einer Fehde Stadt, Dom und Domburg durch das Legen eines Großbrandes. 1192 kamen die
Templer
nach Halberstadt und grundeten im Burchardikloster eine
Kommende
. 1199 wird erstmals der Bau der Stadtmauer erwahnt, der bis 1236 andauerte. 1223 wurde der Siechenhof eingerichtet, die erste Einrichtung fur Erkrankte in der Stadt, wenngleich der Bau mehr Quarantanestation als Krankenhaus war. Zwischen 1236 und 1239 wurde dann mit dem
Neubau des Domes
begonnen, der 1491 geweiht wurde. Fur 1241 ist erstmals ein Rathaus fur die Stadt erwahnt; zudem fuhrte die Stadt zu diesem Zeitpunkt bereits ein eigenes Siegel.
[11]
Einige Jahre vor 1297 kam der Bettelorden der
Serviten
nach Halberstadt und grundete hier ein
Kloster
in der
Neuen Stadt
vor dem Wassertor. 1343 wurden die Juden von den
Grafen von Mansfeld und Regenstein
uberfallen und flohen; ein Jahrzehnt spater entstand das neue sogenannte
Judendorf
, die erste geschlossene Judenansiedlung in der Stadt.
1326 schloss sich die Stadt mit
Aschersleben
und
Quedlinburg
bis 1477 zum
Halberstadter Dreistadtebund
zusammen. Das Beitrittsdatum Halberstadts zur
Hanse
lasst sich nicht mit Sicherheit ermitteln. Es fallt mutmaßlich in die Zeit zwischen 1235 und 1358, spatestens aber 1387. 1363 erwarb die Stadt vom Stift Quedlinburg die angrenzenden
Klusberge
.
[11]
Fur 1408 verzeichnet die Stadtchronik ein Erdbeben.
[15]
1423 begann die
Halberstadter Schicht
: Die Stadt wurde von ?Aufruhrern“ der Handwerksgilden rund um Matthias von Hadeber (?Langer Matz“) kontrolliert. 1425 gelang es dem Bischof
Johann von Hoym
, die alte Ordnung in der Stadt wiederherzustellen; im Anschluss wurde eine neue Stadtverfassung verabschiedet. 1433 erfolgte die Aufstellung des
Stadt-Rolands
. 1486 wurde die Stadt allerdings von
Ernst II. von Sachsen
unterworfen, und Rat und Stadt verloren die bislang genossenen Freiheiten wieder.
[11]
Ab 1521 begannen die ersten Predigten von
reformatorischen
Kraften in Halberstadt; diese wurden aber bereits 1523 wieder vertrieben. Durch den ersten
protestantischen
Halberstadter Bischof
Heinrich Julius
wurde dann 1591 am Halberstadter Dom die protestantische Lehre eingefuhrt. Er vertrieb erneut die Juden. Noch bis zum Ende des
Dreißigjahrigen Krieges
1648 hielt sich ein gemischtkonfessionelles
Domkapitel
.
In den Jahren 1577, 1597 und 1611 gab es
Pestausbruche
in Halberstadt.
[15]
1606 nahm Heinrich Julius die Juden wieder in seinen Schutz. Sie durften eine erste Synagoge erbauen, die aber 1621 bei einer Revolte gegen judische und christliche Wechsler zerstort wurde.
1625 und 1629 ließ
Wallenstein
seine Truppen die Stadt besetzen. Der kaiserliche Oberfeldherr machte Dom und Liebfrauenstift mit Hilfe des
Restitutionsedikts
kurzfristig wieder
katholisch
. Am 18. Januar 1630 weilte Wallenstein personlich im Ort.
Das
Hochstift Halberstadt
wurde im Zuge des
Friedensschlusses
1648 ein protestantisches Herzogtum und Teil
Brandenburg-Preußens
. Kurfurst
Friedrich Wilhelm
kam 1650 nach Halberstadt
[11]
und erließ fur die Halberstadter Juden ein ?Privilegium“, wonach sie gegen ein jahrliches ?Geleitgeld“ von acht Talern in der Stadt bleiben konnten.
Wahrend der
Hexenverfolgungen
wurden in
Hexenprozessen
etwa 24 Menschen in Halberstadt zum Tode verurteilt.
[16]
In dieser Zeit wirkte in Halberstadt von 1650 bis 1660 als
Syndikus
der
Landstande
der evangelische Advokat und Diplomat
Justus Oldekop
(1597?1667). Er war ein
Fruhaufklarer
und trat zwei Jahre nach
Friedrich Spee
in deutscher (und nicht anonym in lateinischer) Sprache fur einen wesentlich humaneren Strafvollzug ein. Dabei bezog er sich auch auf Hexenprozesse.
[17]
In den Jahren 1681/82 wutete erneut die Pest in der Stadt; 2197 Menschen starben daran. Nach dem
Edikt von Fontainebleau
siedelten sich 1685
Hugenotten
in Halberstadt an und begrundeten eine Handschuhindustrie. 1712 weihten sie ihre eigene ?
Franzosenkirche
“ ein.
Issachar Berend Lehmann
erwarb ein riesiges Vermogen und stiftete die 1712 eingeweihte
Synagoge
? eine herausragende Barocksynagoge im Reich. Außerdem richtete er ein Rabbinerseminar, die
Klaussynagoge
, ein. Sein Wirken machte die judische Gemeinde zur großten Gemeinde in Mitteldeutschland. Zirka zehn Prozent der Einwohner waren Juden.
Ab etwa 1750 machte der Domsekretar
Johann Wilhelm Ludwig Gleim
sein Haus zu einem Kommunikationszentrum der deutschen Aufklarung (großte Originalbibliothek und Briefesammlung zur deutschen Aufklarung im
Gleimhaus
, jetzt Deutschlands zweitaltestes Literaturmuseum). Daneben gab es von 1785 bis 1810 die
Literarische Gesellschaft Halberstadt
.
[11]
Im
Siebenjahrigen Krieg
(1756?1763) wurde Halberstadt mehrfach besetzt und geplundert; am schwersten 1758. Nur knapp konnte eine vollstandige Zerstorung abgewendet werden. Direkt nach
Friedensschluss
erwarb
Ernst Ludwig Christoph von Spiegel
die
Spiegelsberge
und gestaltete sie zu einem Landschaftspark um. 1778 grundete
Friedrich Eberhard von Rochow
in Halberstadt das erste Landschullehrerseminar Deutschlands.
[11]
Ab dem 18. Oktober 1806 war Halberstadt durch franzosische Truppen besetzt und wurde 1807 Teil des durch
Napoleon
geschaffenen
Konigreichs Westphalen
und Sitz einer Prafektur sowie Hauptstadt des Saaledepartements. Im
funften Koalitionskrieg
zog erst am 5. Mai ein Stoßtrupp der
Schillschen Jager
durch; drei Monate darauf eroberte in einem blutigen Kampf am 29. Juli 1809 die
Schwarze Schar
des Herzogs von Braunschweig die Stadt und zog mit 2000 Gefangenen weiter.
[18]
Beide Gruppen wurden, allerdings verfruht, als Befreier gefeiert; tatsachlich behielten die Franzosen langfristig die Oberhand und konnten etwa noch 1810 die franzosische Wohnhausnummerierung mit fortlaufenden Nummern einfuhren. Nach der Enteignung des Kirchenbesitzes im selben Jahr konnte so 1812 im
Nicolaikloster Halberstadt
das erste Halberstadter Theater eroffnet werden. Am 30. Mai 1813 erfolgte die Befreiung durch den russischen General Tschernitschew.
[11]
Nach dem Wiener Kongress kam Halberstadt an
Preußen
zuruck und wurde Teil der neuen
Provinz Sachsen
. Im Rahmen der Kreisbildung im
Regierungsbezirk Magdeburg
wurde 1816 der
Stadtkreis Halberstadt
eingerichtet, der neben der eigentlichen Stadt auch die umliegenden Dorfer umfasste.
[19]
Der Stadtkreis Halberstadt wurde 1825 um Teile der Kreise
Oschersleben
und
Osterwieck
erweitert und in einen normalen
Landkreis mit Halberstadt als Kreisstadt
umgewandelt.
[20]
Mit der Eroffnung der
Bahnstrecke nach Magdeburg
durch die
Magdeburg-Halberstadter Eisenbahn
1843 erhielt Halberstadt Anschluss an das sich standig erweiternde Eisenbahnnetz.
Friedrich Heine
grundete 1883 die
Halberstadter
Wurstfabrik. 1890 entstand die Badeanstalt. 1892 fand in Halberstadt der erste deutsche Gewerkschaftskongress statt. 1891 schied Halberstadt aus dem Landkreis aus und bildete wieder einen eigenen Stadtkreis.
Um 1900 hatte die Stadt bereits mehr als 42.000 Einwohner.
[11]
Wegen der vielen Fachwerkhauser galt Halberstadt als ?Rothenburg des Nordens“.
[21]
1903 erhielt Halberstadt eine elektrische
Straßenbahn
. Das Stadttheater und das Stadtische Museum wurden 1905 gegrundet. Schon seit 1812 hatte es im ehemaligen Nicolaikloster eine der ersten burgerlichen Sprechbuhnen Deutschlands gegeben.
Ab 1912 bauten die
Deutschen Bristol-Werke
in Halberstadt Flugzeuge. Wahrend des
Ersten Weltkriegs
produzierte das in
Halberstadter Flugzeugwerke
umbenannte ehemalige deutsch-britische Gemeinschaftsunternehmen Flugzeuge fur die
Fliegertruppe
des
Deutschen Heeres
. Nach dem Ende des Krieges im November 1918 musste aufgrund der Bedingungen der
Versailler Vertrage
der Flugzeugbau im Deutschen Reich der
Weimarer Republik
ganz eingestellt werden; das nun zur
Berlin-Halberstadter Industriewerke AG
gehorende fruhere Flugzeugwerk ging Anfang 1926 in die
Insolvenz
.
Im Zuge der
Aufrustung der Wehrmacht
wurde 1935 auf einem Teil des ehemaligen Werksgelandes in der Halberstadter Klusstraße 30?38 ein Zweigwerk der
Dessauer
Junkers-Flugzeugwerke
in Betrieb genommen, das Tragflachen fur die
Ju 88
fertigte. Dieses Werk war im
Zweiten Weltkrieg
mehrfach das Ziel amerikanischer Bomber. (→
Big Week
).
Die in
barocken
Baustil 1712 gestiftete
Synagoge
in der Bakenstraße gehorte zu den schonsten Europas. In der
Pogromnacht vom 9. November 1938
wurde sie durch die Nationalsozialisten geplundert, und alle
Torarollen
wurden auf der Straße verbrannt. Da sie eng in die bestehende Fachwerkbebauung eingebunden war, vermied man die Brandschatzung und zwang die Judische Gemeinde dazu, ihre Synagoge eigenhandig abzureißen. Vor der Deportation wurde das judische Altersheim in der Wilhelmstraße zum letzten Domizil der Juden. Der erste Transport mit 101 Juden verließ Halberstadt am 12. April 1942 vermutlich nach Warschau; nach Theresienstadt wurden am 23. November 1942 die letzten Mitglieder der judischen Gemeinde deportiert.
Wahrend des Zweiten Weltkrieges richtete die
SS
im Stadtgebiet mehrere
KZ-Außenlager
ein, darunter 1944 im Junkers-Werk an der Harslebener Straße ein
Außenlager
des
KZ Buchenwald
fur 400 bis 900 Haftlinge, die dort
Zwangsarbeit
leisten mussten. Ein Außenlager des
KZ Langenstein-Zwieberge
bestand unterhalb der Wehrstedter Brucke im
Reichsbahnausbesserungswerk
(RAW), wo bis zu 200 Haftlinge eingesetzt wurden.
Am 8. April 1945 zerstorten 218
US-amerikanische Bomber
der 1st Air Division der
8th Air Force
vom Typ
B-17
?Flying Fortress“ mit 595 Tonnen Spreng- und Brandbomben in einem verheerenden
Flachenbombardement
82 Prozent der Innenstadt. 239 Begleitjager eskortierten an diesem Tag die 1st Air Division, deren Hauptziel Halberstadt war.
[22]
Bei dem Angriff kamen etwa 2500 Menschen ums Leben. 600 Fachwerkhauser wurden zerstort, die Trummermenge betrug etwa 1,5 Millionen Kubikmeter. Am 11. April besetzten US-amerikanische Bodentruppen die Stadt. Am 18. Mai ubergaben die Amerikaner die Stadt an die Briten und diese Ende Juni 1945 an die
Rote Armee
.
So wurde Halberstadt Teil der
SBZ
und ab 1949 der
DDR
. Von 1949 bis 1989 wurde die zu großen Teilen zerstorte Innenstadt teilweise neu und in ?
sozialistischem Bauverstandnis
“ wiederaufgebaut; der noch erhaltene Bestand an Fachwerkhausern in der Altstadt wurde geplant dem Verfall preisgegeben und 600 davon großflachig abgerissen. Auch die Ruine der romanisch-gotischen
Paulskirche
wurde beseitigt. Zur Wende 1989 existierten nur noch kleine Teile der Altstadt mit 447 Hausern. ?Fachwerkhauser, die im Privatbesitz waren, konnten wegen der staatlich reglementierten geringen Mieten nicht instand gehalten werden. Aber auch die Stadt kummerte sich nicht mehr um Fachwerkhauser, die ihr gehorten. Gezielte ?Entmietung‘ wurde betrieben.“ (Rolf Heydecke)
[23]
Am
17. Juni 1953
schlugen sowjetische Truppen mit ?Mannschaftswagen und Feldhaubitzen“ (Karl Dilßner) den Aufstand nieder, der sich in einer Versammlung auf dem Fischmarkt zeigte.
[21]
1989 fanden in der
Martinikirche
Gebete fur den Frieden
statt. Unter dem Motto ?
Schwerter zu Pflugscharen
“ versammelten sich im Herbst des Jahres tausende Burger. Von der Kirche ausgehend fanden Demonstrationen statt, die auch in Halberstadt die
friedliche politische Wende
einleiteten. Eine Forderung war die Beendigung von Abrissarbeiten in der Innenstadt. Ein schlichtes Denkmal an der Turmseite der Kirche erinnert an diese Ereignisse.
-
Sanierte Altstadtgebaude
-
Fachwerkensemble
-
Steinhof
-
Lichtengraben 15
Nach 1990 erfolgte die Restaurierung der verbliebenen Teile der Altstadt sowie ab 1995 der Aufbau eines modernen Stadtzentrums auf den Grundmauern und der Maßstablichkeit des historischen Stadtkerns. Das neue Stadtzentrum im Bereich der Marktplatze wurde 1998 mit dem Bau des neuen Rathauses fertiggestellt. Es gab eine Fulle von Ruckubertragungen von Grundstucken und Hausern.
[24]
Bundesweites Aufsehen erregte am 8. Juni 2007 ein Uberfall auf eine Schauspieler-Truppe, bei der funf Schauspieler derart verletzt wurden, dass sie in die Halberstadter Klinik eingeliefert werden mussten. Die Polizei unterließ es, die Personalien der Tater aufzunehmen, obwohl diese sich noch am Tatort befanden. Vier der Tater, die der rechtsextremistischen Szene angehorten, erhielten zudem nur außerst milde Gerichtsurteile.
[25]
Am 23. September 2008 erhielt die Stadt den von der
Bundesregierung
verliehenen Titel ?
Ort der Vielfalt
“.
Am 3. Oktober 2020, anlasslich des 30. Jahrestages der deutschen Wiedervereinigung, pflanzte Oberburgermeister Andreas Henke gemeinsam mit Stadtratsprasident Dr. Volker Burger und Matthias Gabriel, Oberburgermeister in den Jahren 1990 bis 1996, das
Baumdenkmal fur die Deutsche Einheit
gegenuber der Burgerkirche St. Martini.
[26]
[27]
Von 1623 bis 1994 war Halberstadt 372 Jahre lang fast ununterbrochen
Garnisonstadt
.
Von 1815 bis 1919 war Halberstadt Garnison der Halberstadter
Kurassiere
(
Kurassier-Regiment ?von Seydlitz“ (Magdeburgisches) Nr. 7
). Prominentester Angehoriger des
Regiments
war der spatere
Reichskanzler
Otto von Bismarck
, der oft die
Uniform
dieser Einheit trug, und so auch auf
Anton von Werners
Gemalde
Die Proklamierung des deutschen Kaiserreiches (18. Januar 1871)
erscheint.
Ein
Fliegerhorst
mit Fliegerschule wurde sudlich der Stadt vor und im Ersten Weltkrieg angelegt. 1913 entstanden die Halberstadter Flugzeugwerke. Beides musste nach dem Krieg demontiert werden.
In der Zeit der
Weimarer Republik
waren in Halberstadt der Regiments-Stab und das Ausbildungs-Bataillon des
12. Infanterie-Regiments
der
Reichswehr
stationiert. Dieses lag in der Prinz-Ferdinand-Kaserne in der Harmoniestraße. Weiter gab es die Bismarck-Kaserne in der Kurassierstraße mit dem
4. Artillerie-Regiment
und das Standort-Lazarett an der Quedlinburger Straße.
Ab 1935 gab es eine
Luftwaffen
-Garnison in Halberstadt. Am Fliegerhorst entstand die ?Fliegerhorst-Kaserne“. Am 11. April 1944 wurden die Anlagen durch
Bombenangriffe
beschadigt.
Von April bis Mai 1945 gab es eine amerikanische, von Mai bis Juni eine britische Garnison in Halberstadt.
Zu
DDR
-Zeiten waren in Halberstadt Truppen der
GSSD
stationiert (zum Beispiel 197. Gardepanzerregiment und 112. Aufklarungsbataillon). Diese Truppenteile, allesamt der
3. Stoßarmee
unterstellt (siehe:
Struktur der WGT 1991
), lagen in der einstigen Fliegerhorstkaserne in Garnison. Zum Standort gehorte auch ein Standortubungsplatz mit Panzerschießbahnen.
[28]
Das
Kasernengelande
liegt noch heute brach; die ehemals von der Sowjetarmee genutzten Baulichkeiten sind mittlerweile fast vollstandig abgerissen. Ebenfalls abgerissen ist die Kasernenanlage Martin-Schwantes, die bis 1990 Sitz der
DDR-Grenztruppen
(unter anderem Grenzregiment 20) war. Ein Teil des Gelandes wird heute unter anderem von der Bundesanstalt
Technisches Hilfswerk
genutzt. Die Kasernenanlage
Martin Hoop
, fruhere Ausbildungskaserne der
Grenztruppen
(Grenzausbildungsregiment 7), beheimatet heute die Zentrale Anlaufstelle fur
Asylbewerber
in Sachsen-Anhalt einschließlich Unterbringungsmoglichkeiten.
[29]
[30]
Am 29. Dezember 1994 wurde das
Luftwaffenmaterialdepot 52
der
Bundeswehr
, das sich in der ehemaligen
Untertageanlage
(UTA) bzw.
Stollensystem
MALACHIT nahe Langenstein befand und so 1989/1990 das
Komplexlager 12
(Malachit) der
NVA
ubernahm, aufgelost. Damit endete nach 371 Jahren die Garnisonsgeschichte Halberstadts.
[31]
Im Stadtgebiet finden sich heute noch Zeugnisse der einstigen Garnisonsstadt Halberstadt. Diese sind unter anderem der Ebereschenhof (großtenteils abgerissen), das Gelande des
Landratsamtes
sowie die Florian-Geyer-Straße.
Am 1. Mai 1995 wurde Emersleben eingemeindet.
[32]
Am 1. Januar 1996 kam Klein Quenstedt hinzu.
[33]
Aspenstedt, Athenstedt, Langenstein, Sargstedt und das Schachdorf Strobeck gehoren seit dem 1. Januar 2010 zu Halberstadt.
[34]
Halberstadt gehort mit
Suhl
und
Halle (Saale)
zu den Stadten mit dem großten Bevolkerungsverlust seit 1990, der nur durch Eingemeindungen und die
ZAST
in der ehemaligen Grenzkaserne
Martin Hoop
zahlenmaßig ausgeglichen wird.
Einwohnerentwicklung von Halberstadt ab 1871
Jahr
|
Einwohner
|
1695
|
12.000
|
1830
|
13.000
|
1841
|
18.000
[11]
|
1852
|
20.395
|
1871
|
[00]
25.431
[36]
|
1875
|
[00]
27.757
[36]
|
1880
|
[00]
31.260
[36]
|
1885
|
[00]
34.025
[36]
|
1890
|
[00]
36.786
[36]
|
1895
|
[00]
41.307
[36]
|
1900
|
[00]
42.810
[36]
|
1905
|
[00]
45.529
[36]
|
1910
|
46.481
|
1920
|
48.715
|
1930
|
48.439
|
1940
|
54.000
|
1960
|
44.973
|
1980
|
47.834
|
|
Jahr
|
Einwohner
|
1990
|
45.364
|
2000
|
41.417
|
2005
|
39.749
|
2006
|
39.318
|
2007
|
38.964
|
2008
|
38.531
|
2010
|
42.680
|
2013
|
41.537
|
2014
|
[00]
40.440
[37]
|
2016
|
42.980
|
2018
|
40.256
|
2020
|
39.221
|
2022
|
40.457
|
|
Oberburgermeister von Halberstadt ist seit dem 1. Januar 2021
Daniel Szarata
(
CDU
), der am 19. Juli 2020 in der Stichwahl mit 58,26 % der Stimmen gewahlt wurde. Auf den bisherigen Oberburgermeister
Andreas Henke
(
Die Linke
) entfielen bei dieser Wahl 41,74 % der Stimmen. Die Wahlbeteiligung lag bei 35,5 %.
Bei der vorangegangenen Wahl 2013 wurde der seit 2007 amtierende Henke bereits im ersten Wahlgang mit 53,65 % der Stimmen wiedergewahlt. Auf den CDU-Kandidaten Daniel Szarata entfielen bei dieser Wahl 34 % der Stimmen. Lediglich 8,94 % wahlten Peter Kopke (SPD). Der parteilose Volkmar Hofmann erreichte einen Stimmanteil von 3,41 %. Die Wahlbeteiligung lag bei 39,8 %.
Das Ergebnis der
Kommunalwahl vom 26. Mai 2019
, die Sitzverteilung der 40 Sitze im Stadtrat und die Wahlbeteiligung sind im Folgenden dargestellt (mit Vergleichszahlen der beiden vorigen Wahlen). Die Wahlbeteiligung lag bei 47,71 % (2014: 35,3 %).
[38]
[39]
Sitzverteilung im Stadtrat ab 2019
Partei / Liste
|
Stimmenanteil
|
Sitze
|
|
2014
|
2009
|
CDU
|
30,46 %
|
12
|
40,0 %, 16 Sitze
|
30,4 %, 12 Sitze
|
Die Linke
|
18,31 %
|
7
|
22,2 %, 9 Sitze
|
25,7 %, 10 Sitze
|
AfD
|
13,44 %
|
5
|
?
|
?
|
SPD
|
0
9,85 %
|
4
|
12,7 %, 5 Sitze
|
11,9 %, 5 Sitze
|
Burger unseres Kreises ohne Parteibuch (BUKO)
|
0
8,53 %
|
3
|
0
6,9 %, 3 Sitze
|
?
|
Bundnis 90/Die Grunen
|
0
6,96 %
|
3
|
0
3,7 %, 1 Sitz
|
0
2,6 %, 1 Sitz
|
Freie Wahler
(FW)
|
0
6,64 %
|
3
|
?
|
?
|
FDP
|
0
4,33 %
|
2
|
0
2,0 %, 1 Sitz
|
0
3,2 %, 1 Sitz
|
Emerslebener Wahlergemeinschaft (EWG)
|
0
1,48 %
|
1
|
0
1,6 %, 0 Sitze
|
?
|
Wahlbeteiligung
|
47,71 %
|
35,3 %
|
33,6 %
|
|
Blasonierung
:
?Gespalten von Silber und Rot, belegt mit einem schragrechten schwarzen Doppelhaken.“
|
Wappenbegrundung:
Die Farben der Stadt sind Weiß (Silber) ? Rot. Das Wappen basiert auf einer Symbolik, welche seit Ende des 14. Jahrhunderts von der Stadt verwendet wird. Mit dieser Symbolik wurde die Eigenstandigkeit der Stadt gegenuber dem
Bistum Halberstadt
dokumentiert, indem die
Wolfsangel
bzw. Doppelhaken dem Bistumswappen zugefugt wurde. Als erste Abbildung des Wappens gilt das ?Siegel der Nachbarschaft des Breitenwegs“ aus dem Jahr 1430. Das Stadtwappen am Rathausrelief wird auf das Jahr 1381 datiert.
[40]
Die Deutung des Doppelhakens ist nicht eindeutig geklart. Sie reicht von Wolfsangel bis Kesselhaken, wobei die Bedeutung als Mauerhaken oder Bauklammer fur Fachwerkbalken die wahrscheinlichste ist.
Das Wappen wurde am 24. Marz 1998 durch das Regierungsprasidium Magdeburg genehmigt.
|
Halberstadt pflegt
Stadtepartnerschaften
mit
[41]
Das bei dem Luftangriff am 8. April 1945 ausgebrannte Stadttheater wurde 1949 abgerissen und durch das neugebaute ?Volkstheater“ ersetzt. Heute bespielt das
Nordharzer Stadtebundtheater
das Große Haus sowie die Kammerbuhne und die kleine Spielstatte ?Alte Kantine“, ferner die Buhnen von Quedlinburg und dem Bergtheater Thale sowie weitere Buhnen der Region.
-
Domschatz Halberstadt
-
Gleimhaus. Alt- und Neubau
-
Heineanum
-
Stadtisches Museum Halberstadt
-
Hohlenwohnungen Langenstein
Der
Domschatz Halberstadt
ist das zum Dom zu Halberstadt gehorige Museum kirchlicher Kunst. Mit einem Festgottesdienst wurde die Neueroffnung 2008 im Beisein von Bundesprasident
Horst Kohler
gefeiert.
Das fur die Geistesgeschichte des 18. Jahrhunderts sehr wichtige
Gleimhaus
ist auch eines der altesten Literaturmuseen in Deutschland.
Eine der großten vogelkundlichen Sammlungen Deutschlands gehoren dem Naturkundemuseum
Heineanum
.
Im Ortsteil Strobeck gibt es das
Schachmuseum Strobeck
, welches hauptsachlich die außergewohnliche ortliche Schachtradition thematisiert. Das Museum wurde 2019 durch einen Brand beschadigt und ist seitdem geschlossen (Stand November 2023).
Des Weiteren gibt es noch das
Berend-Lehmann-Museum fur judische Geschichte und Kultur
(siehe
Issachar Berend Lehmann#Erinnerungskultur in Halberstadt
)
[42]
, das
Stadtische Museum
und das
Schraube-Museum
, eine privat motivierte Erhaltung der Wohnkulter einer Fabrikantenfamilie um 1900.
[43]
Aber auch das
John-Cage-Orgel-Kunst-Projekt
, die
Gedenkstatte KZ Langenstein Zwieberge
, eine Fachwerkausstellung im Kreuzgang der
Liebfrauenkirche
, die Turme der
Martinikirche
, die
Hohlenwohnungen Langenstein
und eine Ausstellung zu den beruhmten
Halberstadter Wurstchen
gehoren zur vielfaltigen Museumslandschaft von Halberstadt, in der die Institutionen auf verschiedene Art zusammenarbeiten.
[44]
Seit dem 5. September 2001 wird in der
St.-Burchardi-Kirche
das Orgelwerk
ORGAN²/ASLSP
von
John Cage
(1912?1992) als langsamstes und langstandauerndes Musikstuck der Welt mit einer geplanten Gesamtspieldauer von 639 Jahren aufgefuhrt. Da das Stuck mit einer Pause beginnt, erklang der erste Orgelton erst im Februar 2003.
[15]
Seit 2012 wird in
St. Martini
die
Groninger Orgel
von
David Beck
aus dem Jahr 1596 rekonstruiert, deren
Prospekt
noch erhalten ist.
Die wichtigsten Bauwerke Halberstadts befinden sich am Domplatz, einem historischen Ensemble, das im Osten vom
Dom
und im Westen von der
Liebfrauenkirche
begrenzt wird. An der Nordseite befinden sich die historischen
Domherrenkurien
, in denen sich heute das Stadtische Museum, die Dombauhutte, das
Heineanum
und das
Gleimhaus
befinden. Im Suden stehen das ehemalige Domgymnasium und die
Dompropstei
, die beide zur
Hochschule Harz
gehoren, sowie das
neoromanische
Postgebaude. An der Nordwestseite befinden sich der
Petershof
und die
Peterstreppe
. Die Kulturdenkmaler Halberstadts sind im
Halberstadter Denkmalverzeichnis
aufgefuhrt.
- Der
Petershof
ist ein ehemaliger Bischofspalast, Baubeginn war um 1059. Nach abgeschlossener Sanierung ist der Petershof Sitz der Stadtverwaltung und der Stadtbibliothek
Heinrich Heine
.
- Die historische Altstadt beschrankt sich auf die erhaltenen Straßenzuge der Voigtei, Bakenstraße, Groperstraße, Rosenwinkel, Grudenberg, Grauer Hof, Steinhof und Westendorf. Sie besteht aus etwa 450 vorwiegend im niedersachsischen Fachwerkstil erbauten Hausern.
- Das Rathaus ist ein Neubau mit
Rekonstruktion
von Teilen der Fassade und der Ratslaube des kriegszerstorten Vorgangerbaus. Vor dem Gebaude steht die
Rolandsstatue
. An der Westfassade des Rathauses befindet sich seit 2004 ein neues
Porzellanglockenspiel
aus
Meißner Porzellan
mit 25 Glocken.
- Der
Wassertorturm
wurde 1444 erbaut und ist der einzige erhaltene Torturm Halberstadts.
- Der
Bismarckturm
, eingeweiht am 22. Marz 1907, ist ein 22 m hoher Aussichtsturm. Er befindet sich am westlichen Rand der
Spiegelsberge
und wurde zur Erinnerung an Reichskanzler
Otto von Bismarck
errichtet.
[45]
- Der Aussichtsturm
Belvedere
steht ebenfalls auf den Spiegelsbergen.
- Im
Jagdschloss Spiegelsberge
ist das alteste und
großte erhaltene Weinfass
Deutschlands mit einem Fassungsvermogen von etwa 144.000 Liter gelagert.
- Die
Klaussynagoge
im Rosenwinkel wurde von
Berend Lehmann
1703 als Wohn- und Studierhaus fur drei judische Gelehrte erbaut. Heute ist dieses Gebaude Teil der Moses-Mendelssohn-Akademie und wird fur Tagungen und Ausstellungen genutzt.
- Die 1879 erbaute
Villa Koecher
ist eine
historistische
Villa im italienischen Stil mit einem gusseisernen Treppengelander. Sie ist denkmalgeschutzt. Wahrend der DDR-Zeit wurde das Gebaude unter anderem als Sitz des Kreisvorstandes der
NDPD
genutzt.
- Die Villa
Magdeburger Straße 37
ist ein denkmalgeschutztes Objekt. Sie wurde 1861 als ein zeittypisches
spatklassizistisches
Gebaude im Auftrag des Fabrikbesitzers Golte erbaut und ist als eine der wenigen nach der Kriegszerstorung erhalten gebliebenen Villen in der
grunderzeitlichen
ostlichen Stadterweiterung von besonderer Bedeutung.
[46]
- Die
Villa Klamroth
ist ein Bauwerk des Heimatstils von
Hermann Muthesius
, das als Hotel genutzt wird.
(Siehe auch
Religionen
)
- Der
Dom St. Stephanus und St. Sixtus
ist eine der bedeutendsten gotischen
Kathedralen
Deutschlands. Der Bau wurde im Jahr 1236 begonnen und nach 255 Jahren 1491 geweiht. Der Halberstadter Domschatz gilt weltweit als einer der kostbarsten Schatze sakraler mittelalterlicher Kunst.
- Die
Winterkirche
im fruhgotischen Westflugel der Domklausur, Domplatz 16a, Halberstadt. Die Winterkirche verfugt seit 2002 uber eine neue Orgel von Reinhard Hufken.
- Die
Liebfrauenkirche
wurde 1146 erbaut. Sie ist eine im mittel- und norddeutschen Raum einzigartige, vierturmige romanische
Pfeilerbasilika
.
- Die
Martinikirche
wurde zwischen 1250 und 1350 erbaut. Die gotische
Hallenkirche
verfugt uber eine massive Doppelturmfassade. Der nordliche Turm wurde bewusst niedriger gebaut, um dem Wachter im sudlichen Turm eine Rundumsicht zu verschaffen.
- Die um 1246 erbaute
St.-Moritz-Kirche
ist eine dreischiffige Pfeilerbasilika.
- Die
Burchardikirche
wurde um 1210 erbaut. Sie ist eine romanische turmlose Basilika mit seltenem, rechteckigem Umgangschor, in dem seit 2001
John Cages
Orgelstuck
As slow as possible
aufgefuhrt wird.
- Die
St.-Andreas-Kirche
wurde im 13. Jahrhundert als Teil des
Franziskanerklosters
erbaut und ist eine turmlose gotische Hallenkirche.
- Die 1648 fertiggestellte
St.-Johannes-Kirche
ist eine Fachwerkkirche mit polygonalem Chorschluss und gotischen Fenstern.
- Die
St.-Katharinen-Kirche
, die der heiligen Katharina und der heiligen Barbara geweiht ist, wurde im 14. Jahrhundert erbaut. Die dreischiffige, turmlose Hallenkirche, bis 1810 Klosterkirche der Dominikaner, ist heute katholische Gemeindekirche.
- Die
St.-Laurentius-Kirche
wurde um 1194 erbaut und ist eine romanische Dorfkirche im Ortsteil Wehrstedt. Die Ruine der im Zweiten Weltkrieg zerstorten Kirche wurde 1993 in einer spektakularen Aktion der ARD-Fernsehsendung ?Jetzt oder nie“ in nur 60 Stunden auf den alten Mauerresten wiederaufgebaut.
- Die
Kapelle im Campestift
der Zionsgemeinde, Am Johannesbrunnen 36, Halberstadt
In Halberstadt gibt es drei
judische Friedhofe
(
siehe Hauptartikel
Judische Friedhofe in Halberstadt
):
- Der
Alte Friedhof
an der Sternstraße, am sogenannten ?Roten Strumpf“, wurde 1644 angelegt. Noch heute befinden sich etwa 150 verwitterte
Grabsteine
dort. Der alteste noch erhaltene Grabstein stammt aus dem Jahr 1659. 1938 wurde der Friedhof von
Nationalsozialisten
geschandet, die Grabsteine wurden zum Teil fur Splitterschutzgraben verwendet. Die meisten der uber 1800 Grabsteine wurden erst im Fruhjahr 1945 zum Bau von
Panzersperren
gegen die aus Richtung
Braunschweig
vorruckenden
Alliierten
verwendet. In den Unterlagen des Stadtarchivs befindet sich ein Grabsteinplan aus dem Jahre 1945; das heißt, die Grabsteine wurden damals fur den Verwendungszweck ?Panzersperren“ registriert.
- Auf dem Friedhof
Am Berge
(1695 eroffnet) sind noch ungefahr 400 Grabsteine in gutem Zustand zu finden, unter anderem von verdienstvollen Personlichkeiten wie Mitgliedern der Familie Hirsch und
Berend Lehmann
. Dieser zweite Friedhof wurde 1696 neben dem altesten Friedhof eroffnet. Er wurde bis in die 1930er Jahre belegt.
- Der dritte und jungste Friedhof, 1895 angelegt, ist an der Klein-Quenstedter Chaussee zu finden, als Teil des stadtischen Friedhofs. Er steht unter Denkmalschutz. Auf diesem Friedhof sind noch 384 Grabstellen mit etwa 300 Grabsteinen vorhanden. Die ?Trauerhalle“ wurde im Zuge der
Reichspogromnacht
1938 niedergebrannt und gesprengt, die Graber blieben jedoch bis auf wenige Ausnahmen unangetastet.
- Halberstadter Roland
vor dem Rathaus
- Standbild der Dichterin
Anna Louisa Karsch
, 1784 von J. C. Stubnitzky in den Spiegelsbergen als erstes Dichterstandbild in Deutschland erschaffen, heute mit einem von Daniel Priese erganzten Kopf im Foyer des Gleimhauses
- Gedenktafel an einer
Turnhalle
an der
Wehrstedter Brucke
zur Erinnerung an 124 Opfer von
Zwangsarbeit
wahrend des
Zweiten Weltkrieges
- Mahnmal von 1982 am
Dom
fur die judischen Opfer der Shoa
- Steine der Erinnerung aus dem Jahre 1992 von dem Bildhauer Daniel Priese auf dem
Domplatz
zur namentlichen Erinnerung an alle umgebrachten Juden Halberstadts
- Schaukasten an der
Sekundarschule ?Anne Frank“
in der Hans-Neupert-Straße zur Erinnerung an das Leben der
Anne Frank
- Gedenktafel an der Ruine des
Polizeigefangnisses
in der Gerhart-Hauptmann-Straße an die Opfer eines fruhen
KZ
- Ruine der
Franzosenkirche
: seit 1968 Erinnerungsort an die Opfer der
Bombenangriffe
auf Halberstadt. Im Luftschutzraum der ehemaligen Kirche kamen am 8. April 1945 etwa 70 Menschen ums Leben.
- Denkmal (von 2004) vor dem Rathaus fur die
Trummerfrauen
von Halberstadt, die die Schuttmassen als Folge des Bombenangriffs vom 8. April 1945 weggeraumt haben
- Denkmal an der Turmseite der Martinikirche in Erinnerung an die
Friedliche Revolution
in Halberstadt 1989
- Thingstein
(Lugenstein, Teufelsstein) aus vorchristlicher Zeit, Nahe Domeingang. Der heutige Domplatz war germanische Thingstatte.
- Baumdenkmal fur die Deutsche Einheit
auf der Grunflache Ecke Hoher Weg / Schmiedestraße gegenuber der Burgerkirche St. Martini.
[26]
[27]
- Freizeit- und Sportzentrum am Sommerbad
- Halberstadter See
- Campingplatz
?Camping am See“
- Kino
(Kinopark Zuckerfabrik)
- Die
Halberstadter Berge
umfassen die Theken-, Klus- und
Spiegelsberge
. Sie sind der Stadt sudlich vorgelagert und bilden mit etwa 400 Hektar Gesamtflache das großte zusammenhangende Erholungsgebiet des Harzvorlandes. Der Landschaftspark Spiegelsberge gehort zum Netzwerk
Gartentraume Sachsen-Anhalt
.
- Der
Tiergarten Halberstadt
, seit 1961 in den Spiegelsbergen, beherbergt mehr als 250 Tiere in 75 Arten.
- Die
Plantage
ist westlich vom Zentrum und ist ein Park zur Erholung, im Stadtinneren.
- Der
Ententeich
nordlich der Vogtei ist ein im Mittelalter angelegter Teich mit Park, in dem heute noch Enten und Schwane leben. In der Vergangenheit war er Inspirationsstatte fur Poeten, beispielsweise
Johann Wilhelm Ludwig Gleim
. Daher wird der Weg entlang des Teiches auch Poetengang genannt.
- Die Parkanlage Schutzenstraße ostlich des Zentrums von Halberstadt bildet ? wie die Plantage und der Ententeich ? einen unvollstandigen grunen Ring um die Altstadt
[47]
- Der Kathe Kollwitz Park liegt am Kathe Kollwitz Platz, direkt vor dem gleichnamigen Gymnasium
[48]
- Der Schlosspark Langenstein im Halberstadter Ortsteil Langenstein, einige Kilometer sudwestlich der Kernstadt, beherbergt unter anderem das Schloss Langenstein
[49]
2021 bewarb sich die Stadt als
Host Town
fur die Gestaltung eines viertagigen Programms fur eine internationale Delegation der
Special Olympics World Summer Games 2023
in Berlin. 2022 wurde sie als Gastgeberin fur
Special Olympics Madagaskar
ausgewahlt.
[50]
Damit wurde sie Teil des großten kommunalen Inklusionsprojekts in der Geschichte der Bundesrepublik mit mehr als 200 Host Towns.
[51]
Die
Halberstadter Wurstchen
sind als besondere Spezialitat der Stadt bekannt. Das Halberstadter Wurstchen war weltweit das erste Wurstchen in der
Dose
.
Die Wirtschaft Halberstadts wird durch kleine und mittlere Unternehmen gepragt. Die Stadtverwaltung hat drei Gewerbegebiete und ein Industriegebiet im Osten der Stadt ausgewiesen, in dem neue Gewerbebetriebe angesiedelt werden. Die
Arbeitslosenquote
im
Landkreis Harz
liegt mit 4,7 Prozent (Stand: September 2019
[52]
) etwas niedriger als im Durchschnitt des Landes Sachsen-Anhalt (6,7 % September 2019).
Laut
Bundesinstituts fur Bau-, Stadt-, und Raumforschung
(BBSR) verzeichnete Halberstadt Anfang 2023 ein uberdurchschnittliches
Wirtschaftswachstum
und wird der hochsten Wachstumskategorie zugeordnet. Vor allem im Bereich Medizintechnik ist Halberstadt wirtschaftlich mit mehreren Firmen vertreten.
[53]
Uberregional bekanntes Produkt sind die
Halberstadter Wurstchen
der
Halberstadter Wurstchen- und Konservenvertriebs-GmbH
. Daneben gibt es eine Reihe kleinerer Unternehmen, unter anderem des Maschinenbaus, des Landmaschinenbaus, der Kunststoff- und Medizintechnik (Primed), ein Mobelwerk (HMW) und als altestes Industrieunternehmen ein Gummiwerk (Teguma). Halberstadt ist Verwaltungsstandort mit uberregionaler Bedeutung.
Zu DDR-Zeiten war vor allem der Maschinenbau Halberstadt in den Hallen des ehemaligen Flugzeugwerkes und das
Reichsbahn-Ausbesserungswerk
(RAW) von Bedeutung. Das Werk hatte maßgeblichen Anteil an Entwurf und Fertigung der
UIC-Z-
und
Mitteleinstiegswagen der DR
, den ?Halberstadtern“. Das Werk wird seit 2002 als
VIS Verkehrs Industrie Systeme GmbH
weiter betrieben und arbeitet am Neubau und der Ausbesserung von Schienenfahrzeugen. So wurden z. B. die Innenausbauten der Zuge des Harz-Elbe-Express (HEX) und der Service fur die
Abellio
Dieseltriebwagen von VIS vorgenommen.
Am Stadtrand befindet sich das weithin sichtbare
Getreidesilo Halberstadt
.
Das Unternehmen
Daimler Truck
plant in Halberstadt bis zum Jahr 2026 einen neuen internationalen Logistikstandort mit bis zu 600 Arbeitsplatzen zu errichten.
[54]
Seit 1849 bestand das
Kreisgericht Halberstadt
. 1879 wurde dies aufgehoben und stattdessen das
Amtsgericht Halberstadt
, das zum
Landgerichtsbezirk Magdeburg
und zum
Oberlandesgerichtsbezirk Naumburg
gehort, geschaffen. Zwischen 1952 und 1992 bestand in der DDR stattdessen das
Kreisgericht Halberstadt
.
In Halberstadt gibt es die folgenden Behorden und Einrichtungen mit uber die Grenzen der Stadt hinausgehender Bedeutung:
- Amt fur Landwirtschaft, Flurneuordnung und Forsten Mitte
- Außenstelle des
Bundesamtes fur Migration und Fluchtlinge
(ehemals Bundesamt fur die Anerkennung auslandischer Fluchtlinge)
- Zentrale Aufnahmestelle (ZASt) fur Asylsuchende (als Erstaufnahme-Einrichtung in Sachsen-Anhalt)
[55]
- kirchliches Verwaltungsamt Halberstadt
- Landesstraßenbaubehorde Sachsen-Anhalt Regionalbereich West
- Landesbetrieb fur Hochwasserschutz und Wasserwirtschaft
- Polizeirevier Harz
- Staatsanwaltschaft Magdeburg, Zweigstelle Halberstadt
- Staatliches Gewerbeaufsichtsamt
Die Stadt liegt an den Bundesstraßen
B 79
,
B 81
und
B 245
sowie in raumlicher Nahe zur
Bundesautobahn 36
(
Braunschweig
?
Bernburg (Saale)
).
Laut Bundesverkehrswegeplan 2030 ist fur Halberstadt eine nordliche Ortsumfahrung fur die B79 und B81 vorgesehen.
[56]
Bahntechnisch ist Halberstadt großter Verkehrsknotenpunkt im Nordharz mit stundlichen Direktverbindungen in Richtung
Magdeburg
,
Halle (Saale)
,
Goslar uber Wernigerode
,
Blankenburg (Harz)
und
Thale uber Quedlinburg
, die im Personenverkehr von
Abellio Rail Mitteldeutschland
gefahren werden. Am Wochenende kommen mit dem
Harz-Berlin-Express
Direktverbindungen nach Berlin hinzu. Der Bahnhof Halberstadt wurde, nach Kauf und Sanierung durch die Stadt, 2011 zum ?
Bahnhof des Jahres
“ gekurt. Des Weiteren gibt es im Stadtgebiet mit dem Bahnhof Halberstadt-Spiegelsberge und dem Haltepunkt Halberstadt-Oststraße noch zwei weitere Stationen.
[57]
Daruber hinaus besitzt auch der Ortsteil
Langenstein
seinen eigenen Bahnhof an der Strecke nach
Blankenburg
.
Der
offentliche Personennahverkehr
wird unter anderem durch den
PlusBus
des
Landesnetzes Sachsen-Anhalt
erbracht. Folgende Verbindung fuhrt ab Halberstadt:
Den Busverkehr im Landkreis Harz betreiben die
Harzer Verkehrsbetriebe
. Sudostlich des Bahnhofs befindet sich der
Busbahnhof
, von dem im laufenden Fahrplan 9 Linien verkehren.
In Halberstadt verkehren seit 1903
elektrische Straßenbahnen
, deren Zukunft nach den erfolgten Sanierungsarbeiten in der Friedrich-Ebert-Straße und der Beschaffung funf fabrikneuer
Niederflurstraßenbahnen
des Typs ?
Leoliner
“ (NGTW6-H) zwischen Oktober 2006 und Februar 2007 gesichert ist.
Den Stadtverkehr betreibt die
Halberstadter Verkehrs-GmbH
, bestehend aus zwei Straßenbahnlinien und sechs Buslinien, davon eine sogenannte Nachtbuslinie. Zentraler Umsteigepunkt ist neben dem Hauptbahnhof die Haltestelle
Holzmarkt
, die sich direkt im Stadtzentrum befindet und an der sich die Linien treffen.
Das Trinkwasser fur Halberstadt wird durch die Halberstadtwerke an die Endverbraucher abgegeben. Es handelt sich um ein Mischwasser aus zwei unterschiedlichen Quellen: Ein Teil wird uber vier 40 Meter tiefe Brunnen aus Grundwasser gewonnen und im Kluswasserwerk
51.8681
11.0635
aufbereitet. Dieses wird von der
Trinkwasserversorgung Magdeburg GmbH
betrieben.
[58]
Der andere Teil stammt aus der
Rappbode-Talsperre
im
Harz
und wird im Wasserwerk Wienrode
51.7504
10.9482
aufbereitet, welches der
Fernwasserversorgung Elbaue-Ostharz
gehort. Die Halberstadtwerke verteilen uber ein 288 Kilometer langes Leitungsnetz jahrlich 1,6 Mio. m³ Trinkwasser.
[59]
Die
Gesamtharte
liegt mit 12,0 °dH im Hartebereich ?mittel“.
[60]
Der Brutto-Verbrauchspreis betragt 2,11 €/m³.
[61]
Die Abwasserentsorgung ubernimmt die Abwassergesellschaft Halberstadt. Mit dem Bau des 300 Kilometer langen Kanalnetzes wurde Ende des 19. Jahrhunderts begonnen. Gut drei Viertel des Stadtgebietes werden im
Trennsystem
entwassert (separate Kanale fur Schmutzwasser und Regenwasser). Das Wasser wird in der zentralen Klaranlage ?Am Bullerberg“
51.9041
11.0637
gereinigt. Sie wurde 1906 in Betrieb genommen und zuletzt im Jahr 2000 ausgebaut. Die Anlage hat eine Kapazitat von 60.000
Einwohnerwerten
. Das gereinigte Abwasser (2,5 Mio. m³ pro Jahr) wird in die Holtemme eingeleitet.
Das, bei der Faulung des anfallenden
Klarschlamms
entstehende,
Klargas
wird zur Stromerzeugung verwendet. So kann die Anlage inzwischen knapp die Halfte ihres Energiebedarfs selbst decken.
[62]
- Hochschule Harz
? Hochschule fur angewandte Wissenschaften (FH): Fachbereich Verwaltungswissenschaften
- Kirchenmusikalisches Seminar Halberstadt der Kirchenprovinz Sachsen
- Kaufmannische Privatschule Oskar Kammer
- Bildungszentrum des Einzelhandels
- Bildungszentrum fur Straßenverkehr
- Planetarium des Gymnasiums
Martineum
Grundschulen
- Diesterweg
- Freiherr von Spiegel
- Johann Wolfgang von Goethe
- Miriam Lundner
- Anne Frank
- Evangelische Grundschule ?St. Laurentius“
Sekundarschulen
- Anne Frank
- Am Gropertor
- Freiherr Spiegel
- Walter Gemm
Gymnasium
Forderschulen
Sonstige Schulen
- Kreisvolkshochschule
- Kreismusikschule
- Musikschule Schicker
Als
Tageszeitung
erscheint die Halberstadter
Volksstimme
. Seit 1990 wird zweimal wochentlich der
General-Anzeiger
verteilt. Die
Harzzeit
ist ein monatliches
Magazin
fur den Harzkreis, die von der Ideen:Gut OHG in einer Auflage von 120.000 Exemplaren herausgegeben wird. Die gleiche Agentur publiziert monatlich das Hochglanz-Stadtmagazin
Martini
(22.000 Exemplare). In Halberstadt hat der Regionalfernsehsender
RFH
seinen Sitz.
Der evangelisch-lutherische Kirchenkreis Halberstadt gehort zur
Evangelischen Kirche in Mitteldeutschland
. Dazu gehort in Halberstadt der
Dom St. Stephanus
, sowie die Kirchen
St. Johannis
,
Liebfrauen
,
St. Martini
und St. Moritz, ferner die Cecilienstift-Kapelle und das Kirchenmusikalische Seminar Halberstadt. Weitere evangelische Kirchen befinden sich in eingemeindeten Ortschaften.
Das
katholische
Dekanat
Halberstadt gehort zum
Bistum Magdeburg
. Dazu gehort in Halberstadt die Pfarrei St. Burchard mit der Pfarrkirche
St. Katharina u. Barbara
, der ehemaligen Klosterkirche
St. Andreas
, den katholischen Kirchen in
Adersleben
und
Groningen
sowie ehemals
Langenstein
(Kirche jetzt evangelisch). An der Kirche St. Andreas befand sich bis 2020 ein
Kloster
der
Franziskaner
, an der Kirche St. Katharina u. Barbara ein
Konvent
der
Karmelitinnen vom Gottlichen Herzen Jesu
.
Der neuapostolische Bezirk Halberstadt gehort zur
Neuapostolischen Kirche Mitteldeutschland
. Zu ihm gehort in Halberstadt die gleichnamige Gemeinde mit ihrer Kirche an der Gleimstraße.
Die Zionsgemeinde Halberstadt gehort zur
Selbstandigen Evangelisch-Lutherischen Kirche
. Die Gemeinde trifft sich in der Kapelle im Campestift, ihre Zionskapelle fiel im April 1945 einem Bombenangriff zum Opfer und wurde nicht wieder aufgebaut.
Die Evangelisch-Freikirchliche Gemeinde Halberstadt (
Baptisten
) gehort zum
Bund Evangelisch-Freikirchlicher Gemeinden
, die Pfingstgemeinde Halberstadt zum
Bund Freikirchlicher Pfingstgemeinden
. Auch die
Kirche Jesu Christi der Heiligen der Letzten Tage
(
Mormonen
) ist mit einer Gemeinde in Halberstadt vertreten.
Das im 17. oder 18. Jahrhundert gegrundete
Ursulinenkloster
bestand bis 1810 und wurde im Zweiten Weltkrieg zerstort. Das ehemalige
Kloster St. Burchardi
wird heute fur verschiedene kulturelle und wirtschaftliche Aktivitaten genutzt. Die mittelalterliche Siechenhofkapelle St. Georg ist als Ruine erhalten und steht seit 1992 unter Denkmalschutz.
Halberstadts Einwohner waren zeitweise im 18. Jahrhundert zu 8 % Juden. Der beruhmte
Hoffaktor
Issachar Berend Lehmann
lebte hier. Die
Synagoge
wurde 1938 abgebrochen, die letzten Mitglieder der judischen Gemeinde Halberstadts wurden 1942
deportiert
. An die judische Geschichte in Halberstadt erinnern die drei judischen Friedhofe (siehe
Abschnitt ?Judische Friedhofe“
) sowie seit 1995 die Moses-Mendelssohn-Akademie mit ihren Einrichtungen.
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