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ADB:Werndl, Joseph

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Artikel ?Werndl, Joseph“ von Dickinger. in: Allgemeine Deutsche Biographie , herausgegeben von der Historischen Kommission bei der Bayerischen Akademie der Wissenschaften, Band 42 (1897), S. 17?18, Digitale Volltext-Ausgabe in Wikisource , URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=ADB:Werndl,_Joseph&oldid=- (Version vom 24. Juni 2024, 13:21 Uhr UTC)
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Werndl: Joseph W., Generaldirector der osterreichischen Waffenfabriks-Gesellschaft, geboren zu Steyr in Ob.-Oesterr. am 26. Februar 1831, † ebendaselbst am 29. April 1889. Seine Eltern, Leopold und Anna W., betrieben anfanglich eine Bohrerschmiede, die sie noch in den zwanziger Jahren zu einer kleinen Fabrik erweiterten, in welcher Gewehrbestandtheile erzeugt wurden. ? W. besuchte zuerst durch sechs Jahre die Normalschule seiner Vaterstadt, erlernte dann in Wien bei dem Gewehrfabrikanten Fruhwirth die Buchsenmacherei und in seiner Heimath die Feilenhauerei. Nun begab sich der junge Mann auf die Wanderschaft, wobei er in den verschiedensten Werkstatten und Fabriken sich jene praktischen Kenntnisse aneignete, die ihn spater in den Stand setzten, alle Arbeiten seiner Fabrik bis ins kleinste Detail selbst beurtheilen und controlliren zu konnen. 1849 ließ sich der thatendurstige Jungling ohne Wissen seiner Eltern in Wien freiwillig zu einem Chevaulegersregimente assentiren, wurde aber bald auf Betreiben seiner Eltern ?commandirt beurlaubt“. Nach Steyr zuruckgekehrt, etablirte er sich zuerst selbstandig und beschaftigte in einer ?Schleife“ etwa ein Dutzend Arbeiter. Nach dem Tode seines Vaters 1855 unterstutzte er seine Mutter auf das thatkraftigste in der Fortfuhrung des Geschaftes, das er [ 18 ] auf jede Weise zu heben suchte; 1862 ubernahm er die selbstandige Leitung desselben. ? Sogleich ging nun W. mit der ihm eigenen Energie daran, sein Etablissement, in dem bisher nur Waffenbestandtheile zur Lieferung fur die Waffenfabriken in Wien, Prag und Ferlach erzeugt wurden, in eine selbstandige Waffenfabrik umzuwandeln. Kaum hatte er das erreicht, so suchte er in directe Geschaftsverbindung mit Amerika zu treten, woher gerade damals wahrend des Burgerkrieges viele Waffenbestellungen in Europa einliefen. W. reiste selbst nach Amerika. Seinen beabsichtigten Zweck konnte er zwar nicht erreichen; dafur aber lernte er auf dieser Reise die Gewehrerzeugung lediglich mittelst Specialmaschinen kennen, und nach seiner Ruckkehr ging er sofort daran, dieses System consequent und rasch auch in Steyr durchzufuhren. So kam es, daß seine Fabrik in kurzer Zeit eine der leistungsfahigsten Europas wurde. ? 1867 vereinigte er sich mit seinen Brudern Franz und Ludwig zur Firma J. F. Werndl u. Comp. Als nach dem Jahre 1866 die osterreichische Regierung an die Einfuhrung des Hinterladersystems schritt, war das ?Werndl-Gewehr“ es, das unter mehr als hundert eingereichten Systemen als das beste befunden und angenommen wurde. 80 000 Vorderlader wurden in das neue System umgewandelt, und nach und nach die Bewaffnung der ganzen osterreichischen Armee mit dem Werndl-Gewehre durchgefuhrt. Die Fabriksanlagen mußten abermals vergroßert werden, und 1869 wurde die Firma J. F. Werndl u. Comp. in eine Actiengesellschaft mit dem Titel: Oesterreichische Waffenfabriks-Gesellschaft umgewandelt, deren Generaldirector Jos. W. blieb. ? Rastlos war er fur die Weiterentwicklung der Unternehmung thatig. Als 1873 die deutsche Regierung das ? Mauser -Gewehr“ einfuhrte, gelang es der Umsicht und Energie Werndl’s, fur die osterreichische Waffenfabrik die Lieferung eines großen Theiles dieser Gewehre und großer Quantitaten von Gewehrbestandtheilen zu erhalten. Die tadellose und schnelle Ausfuhrung dieser Bestellung begrundete den Weltruf des Steyrer Etablissements. Bald liefen große Neubestellungen von Frankreich, Griechenland, Rumanien, Montenegro etc. und selbst von außereuropaischen Staaten, namentlich von Persien ein. ? Anfangs der achtziger Jahre trat durch langere Zeit ein Stillstand in der Waffenerzeugung ein, tausende von Arbeitern mußten entlassen werden; fur die ubrigen aber sorgte W. durch eine Reihe von anderen Unternehmungen. Eins der großten davon ist die von ihm angeregte elektrische Ausstellung in Steyr im J. 1884. ? Mit der Einfuhrung der Repetirgewehre kam neues Leben in die osterreichische Waffenfabrik. Die Neubewaffnung des osterreichischen Heeres mit dem Mannlicher-Gewehr wurde ihr fast ausschließlich ubertragen, und kurz vor seinem Tode gelang es W., fur dieselbe auch von Deutschland die Bestellung von 250 000 Repetirgewehren zu erhalten. Beim Tode Werndl’s beschaftigte die Steyrer Fabrik etwa 8000 Arbeiter, die wochentlich etwa 8000 Gewehre herzustellen im Stande waren. ? Der Actien-Gesellschaft selbst hat W. eine vortreffliche Organisation gegeben. Fur die Arbeiter war er ein wahrer Vater; fur sie und ihre Familien baute er eine große Anzahl netter, gesunder Wohnungen; die Stadt Steyr, insbesondere die Armen verehren ihn noch heute wegen seiner humanen Schopfungen als ihren großten Wohlthater. ? W. war seit dem Jahre 1853 mit Caroline, einer Tochter des Messerfabrikanten Heindl in Wieserfeld, vermahlt; dieser Ehe entsprossen funf Kinder, drei Sohne: Franz, Ludwig und Eduard, und zwei Tochter: Caroline und Anna, von denen erstere mit Baron Imhof, letztere mit Josef Graf Lamberg vermahlt ist. ? 1894 wurde W. auf dem Franz-Josef-Platz in Steyr ein von Prof. Victor Tilgner in Wien in Erz ausgefuhrtes Monument gesetzt, dessen Enthullung am 10. November desselben Jahres stattfand.

Dickinger.