Bei dem Ort
Bedriacum
(auch
Betriacum
, seltener
Schlacht von Cremona
), in
Oberitalien
zwischen
Cremona
und
Mantua
gelegen, fand am 24./25. Oktober 69 die entscheidende Schlacht des
romischen
Burgerkriegs um die Nachfolge
Neros
(
Vierkaiserjahr
) statt.
Die Armee des
Vitellius
wurde von den Donaulegionen unter dem Befehl von
Marcus Antonius Primus
geschlagen, die den Feldherrn
Vespasian
zum Kaiser ausgerufen hatten.
Zweite Schlacht von Bedriacum
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Teil von:
Vierkaiserjahr
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![](//upload.wikimedia.org/wikipedia/commons/thumb/1/1c/Vespasian_01.jpg/300px-Vespasian_01.jpg) Vespasian
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Datum
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25. Oktober 69 n. Chr. bis 26. Oktober 69 n. Chr.
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Ort
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Bedriacum
/
Cremona
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Ausgang
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Sieg der
flavischen Partei
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Folgen
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Plunderung Cremonas, Einmarsch der Flavianer nach Italien
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Bereits am 14. April desselben Jahres hatte bei Bedriacum
eine Schlacht
zwischen den Truppen des Kaisers
Otho
und denen seines Konkurrenten und Nachfolgers Vitellius stattgefunden. Die Donaulegionen hatten sich dabei bereits Otho angeschlossen, waren aber großtenteils wahrend dieser ersten Schlacht noch im Anmarsch und kamen nicht zum Einsatz. In der Folge erkannten sie Vitellius nur widerwillig an und waren unter den ersten Truppenteilen, die auf den im Osten zum Kaiser erhobenen Vespasian den Eid leisteten.
Nach dem Einmarsch in Italien besetzten die Truppen des Antonius zunachst
Verona
, um die Kontrolle uber die
Alpenpasse
zu erhalten und Vitellius von Verstarkungen der Legionen am Rhein abzuschneiden. Als Antonius Primus vom Verrat des vitellianischen Feldherrn
Aulus Caecina Alienus
erfuhr, ließ er seine Legionen in Richtung Cremonas marschieren. Beim 8. Meilenstein vor Bedriacum stieß Antonius auf die Vorhut der Vitellianer. Es entwickelte sich ein Reitergefecht, wobei die Vitellianer nach anfanglichen Schwierigkeiten von den an Reiterei uberlegenen Flavianern geschlagen wurden.
Die Hauptstreitmacht der vitellianischen Legionen hatte inzwischen am 4. Meilenstein auf dem Damm der
Via Postumia
Stellung bezogen. Das fuhrerlose Heer verlangte ebenso wie die durch das siegreiche Reitergefecht angestachelten Flavianer trotz einbrechender Dunkelheit nach der Schlacht. Das fur beide Seiten zahe und verlustreiche Ringen dauerte bis in die Morgenstunden. Leichte Vorteile hatten dabei die Flavianer, da der Mond sich in ihrem Rucken befand und sie fur die Vitellianer schlechter sichtbar waren.
[1]
Nach Tacitus wurde die Schlacht mit der aufgehenden Sonne entschieden. Die Soldaten der
Legio III Gallica
, die aus Syrien stammte, begrußten die aufgehende Sonne mit lautem Geschrei. Daraus entstand unter den Vitellianern das Gerucht, dass die Verstarkung der Flavier unter
Gaius Licinius Mucianus
eingetroffen sei und sie wandten sich zur Flucht in ihr Lager vor der Stadtmauer von Cremona.
Dieses wurde von den Flavianern erobert, worauf die vitellianischen Soldaten in die Stadt flohen, die nun angegriffen wurde. Zunachst wurde auf den Stadtmauern hartnackig gekampft, sehr bald verließ die Vitellianer allerdings ihr Mut. Sie schickten Caecina, der bis dahin gefesselt gewesen war, als Unterhandler zu Antonius. Die Legionsadler und Standarten wurden aus der Stadt getragen, ihnen folgte Caecina im Aufzug eines Konsuls mit
Liktoren
, was die Wut der Truppen auf diesen fokussierte.
Nach der Einnahme der Stadt wurde sie von den Soldaten der flavianischen Partei geplundert und mit Ausnahme des Tempels der
Mefitis
dem Erdboden gleichgemacht. Die Grunde dafur werden auch bei Tacitus nicht eindeutig geklart. Zunachst wurde die
Legio XIII Gemina
nach der ersten Schlacht von Bedriacum von Vitellius in Cremona zuruckgehalten und musste dort ein Amphitheater fur ein Gladiatorenschauspiel des Caecina errichten. Wahrend beider Kriege diente Cremona den Vitellianern als Hauptquartier. Unklar ist auch, ob Antonius den Soldaten die Plunderung der Stadt als Ansporn fur die Ersturmung in Aussicht gestellt hatte.
[2]
Insgesamt muss auch festgestellt werden, dass im Burgerkrieg des Vierkaiserjahres die Heerfuhrer nur wenig Kontrolle uber die Soldaten hatten.
Die Schuld fur die Plunderung der Stadt wird durch eine bei Tacitus uberlieferte Anekdote auf Antonius gelenkt. Dieser begab sich nach der Schlacht in ein Bad, um sich das Blut abzuwaschen. Auf seine Beschwerde uber das lauwarme Wasser entgegnete ein Haussklave: ?Sogleich wird es heiß werden.“
[3]
Zu dieser Zeit stand die Stadt aber bereits in Flammen.
Beteiligte Truppen:
[4]
Ein bedeutender Bodenfund, der das Geschehen dokumentiert, wurde in den 1960er Jahren etwa 700 m ostlich der
Porta Venezia
an der
via Postumia
gemacht. Man fand, zusammen mit einigen weiteren Bronzegegenstanden, ein Blech mit Inschrift der
Legio IV Macedonica
. Das Stuck wird als Teil einer
Balliste
interpretiert, wozu auch die ringformigen Beifunde passen, die als Spannbuchsen zu interpretieren sind. Das korrespondiert mit den schriftlichen Quellen, welche die Aufstellung und den Einsatz der Geschutze auf der Straße in der Schlacht bestatigen. Nach der Flucht der Legion nach Cremona sind die wertvollen Metallteile wahrscheinlich an der Straße verborgen worden und aus unbekannten Grunden nicht wieder gehoben. Das Stuck befindet sich heute im
Museo Civico
in Cremona.
[6]
Nach der Schlacht war der Weg fur die Flavianer nach Rom frei. Nach der Eroberung Roms bestatigte der romische Senat Vespasian als legitimen Thronfolger mit der
lex de imperio Vespasiani.
- Dietwulf Baatz
:
Ein Katapult der Legio IV Macedonica aus Cremona.
In: Dietwulf Baatz:
Bauten und Katapulte des romischen Heeres.
Steiner, Stuttgart 1994,
ISBN 3-515-06566-0
, S. 185?206 (
Mavors. Roman army researches
11).
- Peter Connolly
:
Die Romische Armee.
Neuer Tessloff Verlag 1976,
ISBN 3-7886-0180-9
, S. 52?59.
- Gwyn Morgan:
69 A.D. The Year of Four Emperors.
Oxford University Press, Oxford u. a. 2006,
ISBN 0-19-512468-5
.
- Edward T. Salomon:
A history of the Roman world. From 30 B.C. to A.D. 138.
6th edition. Routledge, London u. a. 1991,
ISBN 0-415-04504-5
, S. 207ff.
- Colin M. Wells:
The Roman Empire.
2nd edition. Harvard University Press, Cambridge MA 1995,
ISBN 0-674-77770-0
, S. 158 (
eingeschrankte Online-Version (Google Books)
).
- ↑
Historiae
III, 23.
- ↑
Historiae
III, 27.
- ↑
Historiae
III, 32.
- ↑
nach Tacitus:
Historiae
II, 100 und III, 21f.
- ↑
Historiae
II, 14
- ↑
Zu dem Fund siehe
Dietwulf Baatz
:
Ein Katapult der Legio IV Macedonica aus Cremona.
In: D. Baatz:
Bauten und Katapulte des romischen Heeres.
Mavors XI, Steiner, Stuttgart 1994,
ISBN 3-515-06566-0
, S. 185?206; Zur Inschrift auf dem Blech siehe H. Dessau:
Inscriptiones Latinae selectae
2283.
45.08
10.13
Koordinaten:
45° 4′ 48″
N
,
10° 7′ 48″
O