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Unter einem
Zweifrontenkrieg
versteht man die Situation eines kriegfuhrenden Landes, wenn es gleichzeitig an
zwei
? meist einander entgegengesetzten ? Seiten seines Landes
Krieg
gegen mehrere Gegner fuhrt oder fuhren muss. Ein solcher Krieg wirft erhebliche
logistische
Probleme auf:
Truppen
mussen zwischen den beiden
Kriegsschauplatzen
verteilt werden, oft ist die Versorgung mit Rohstoffen und Importgutern erschwert; eine lange Frontlinie ist zu verteidigen.
Das
Deutsche Reich
ist wiederholt in diese Situation geraten. Als Grund fur diese haufige Verwicklung Deutschlands in Zweifrontenkriege wird haufig die zentrale Lage in
Europa
genannt. Die Politik deutscher Staatsmanner sowohl vor dem
Ersten
als auch dem
Zweiten Weltkrieg
fuhrte dies fahrlassig herbei. Im Verlauf der deutschen Geschichte wurden mehrere Strategien entwickelt, um einen moglichen Zweifrontenkrieg zu vermeiden beziehungsweise siegreich zu beenden.
Bismarck
verfolgte zwischen 1871 und 1890 eine politische Strategie gegen einen Zweifrontenkrieg. Da nach der Demutigung
Frankreichs
im
Deutsch-Franzosischen Krieg
eine Aussohnung unwahrscheinlich und weitere Konflikte wahrscheinlich schienen (franzosischer
Revanchismus
), setzte er auf ein
kompliziertes Bundnissystem
mit allen anderen europaischen Großmachten mit Ausnahme Frankreichs, das international isoliert bleiben sollte. Nach Bismarcks Entlassung betrieb das
Deutsche Reich
unter
Wilhelm II.
eine
imperialistische
Großmacht-Politik. Die Vernachlassigung der bestehenden Bundnisse und das durch den Ausbau der
Kaiserlichen Marine
ausgeloste
Wettrusten
ermoglichten es Frankreich, die Situation umzukehren. Bis 1907 hatte
Frankreich
ein Bundnissystem mit
Großbritannien
und
Russland
zustande gebracht (
Entente
). Das
Deutsche Kaiserreich
sah sich mit seinem
eigenen Bundnissystem
eingekreist
.
In dieser Situation wurde als militarische Strategie zum Fuhren eines Zweifrontenkriegs der
Schlieffenplan
von 1905 entwickelt, den das Deutsche Reich 1914 gegen
Frankreich
und
Russland
in die Realitat umzusetzen versuchte. Der Plan scheiterte; seine Umsetzung weitete den
Ersten Weltkrieg
aus, da er einen Erstschlag und einen Angriff auf
Belgien
erforderte, dessen Neutralitat durch
Großbritannien
garantiert wurde, welches daraufhin in den Krieg eintrat. An der
Ostfront
gab es Mitte Dezember 1917 einen Waffenstillstand und im Marz 1918 den
Friedensvertrag von Brest-Litowsk
. Das Deutsche Reich konnte etwa eine Million Soldaten an die Westfront verlegen und die
Deutsche Fruhjahrsoffensive 1918
beginnen.
Im
Zweiten Weltkrieg
versuchte
Adolf Hitler
zunachst einen Zweifrontenkrieg zu vermeiden, indem er seine Gegner (hauptsachlich Frankreich, Großbritannien,
Sowjetunion
und
USA
) nacheinander zu schlagen versuchte. Nach dem
Uberfall auf Polen
und dem uberraschend schnellen
Sieg uber Frankreich
folgte eine Niederlage in der
Luftschlacht um England
. Hierauf griff er 1941 die Sowjetunion an (
Unternehmen Barbarossa
), obwohl Großbritannien noch ungeschlagen war. Damit fuhrte er selbst einen Zwei- bzw.
Mehrfrontenkrieg
herbei. Nach dem
Kriegseintritt der USA im Dezember 1941
eroffneten die Westalliierten in Italien (
Landung auf Sizilien Juli 1943
) und im Juni 1944 in Frankreich (
Operation Overlord
) weitere
Fronten
in Europa neben der Ostfront und beschleunigten dadurch den Zusammenbruch des
Dritten Reichs
erheblich.
Im
Deutsch-Osterreichischen Krieg
(Juli 1866) musste das
Kaisertum Osterreich
seine Truppen auf zwei Fronten verteilen (im Suden Italien; im Nordwesten die vereinigten preußischen Armeen).
Im
Ersten Weltkrieg
eroffnete sich fur
Osterreich-Ungarn
nach der
Balkanfront
gegen Serbien (
Serbienfeldzug 1914
), die diesen großen Krieg ausloste, schon in den ersten Kriegswochen an der russischen Grenze eine zweite Front, die
Ostfront
(
Schlacht in Galizien
). Getrennt waren sie durch das anfangs neutrale Rumanien. Mit der Kriegserklarung durch Italien Mai 1915 wurde die
Alpenfront
ein ? abgesehen von der eher geringen Beteiligung Osterreichs an der
Westfront
?
dritter
Kriegsschauplatz. Nachdem die Front gegen Serbien Oktober 1915 mit dessen Kapitulation bald hinfallig wurde (
Serbienfeldzug 1915
), fuhrte Osterreich-Ungarn wieder hauptsachlich einen Zweifrontenkrieg um sein Territorium. An der im Sudbalkan neu aufgebauten
Makedonienfront (Salonikifront)
war die Beteiligung ebenfalls marginal, allerdings trat Rumanien August 1916 auf Seiten der Alliierten in den Krieg ein, womit sich die
Sudostfront
als Ausdehnung der Ostfront wieder eroffnete. Die Kriegshandlungen dort wurden aber schon Ende 1916 mit der Besetzung eines Gutteils von Rumanien wieder beendet. Der Zweifrontenkrieg in den Karpaten und den Alpen (wo
Oktober 1917
ein großer Durchbruch gelang), konnte erst mit dem
Separatfrieden mit Russland Marz 1918
beendet werden. Am Zusammenbruch der osterreich-ungarischen Armee im Laufe des Sommers und Herbstes anderte das wenig.
Im
Ersten Weltkrieg
schuf der Kriegseintritt
Bulgariens
die Grundlage fur die Niederlage
Serbiens
1915. Der kleine Balkanstaat wurde dadurch nicht nur an der nordlichen Front durch
Osterreich-Ungarn
, sondern auch an einer ostlichen Front durch den neuen Gegner Bulgarien angegriffen.
Im Zweiten Weltkrieg fuhrten die
USA
und das
Vereinigte Konigreich
ebenfalls Krieg an zwei Fronten. Sie bekampften im
Pazifikkrieg
das imperialistische Japan und in Europa das Dritte Reich. Trotz dieser Doppelbelastung siegten sie an beiden Fronten. Das ist unter anderem darauf zuruckzufuhren, dass das Vereinigte Konigreich uber
Kolonien
seinen Nachschub regelte, wahrend die USA auf ihre enormen Ressourcen und Industriekapazitaten zuruckgreifen konnten. Nicht zuletzt waren auch ihre Kriegsgegner in einen Mehrfrontenkrieg verwickelt: Das Deutsche Reich an West- und Ostfront und zu Anfang sogar zusatzlich noch in Afrika und spater in Italien. Japan kampfte nicht nur in China, sondern attackierte Ziele in ganz Sudostasien. Insbesondere, nachdem die USA mehr und mehr die Oberhand sowohl in der Luft als auch im Wasser erhielten, rachte sich diese Verzettelung.
Auch
Israel
war nach 1948 im Zuge der
Israelisch-Arabischen Kriege
mehrfach in Zwei- bzw. Mehrfrontenkriege verstrickt.
2006 fuhrte Israel einen Zweifrontenkrieg gegen die
Hisbollah
im Norden und die
Hamas
im Suden.