Das
Zodiakallicht
(
gr.
ζ?διακ??
zodiakos
?Tierkreis‘), auch
Tierkreislicht
genannt, ist eine schwach leuchtende permanente Erscheinung langs der
Ekliptik
in der Zone des
Zodiaks
. Sofern am
Nachthimmel
nicht uberstrahlt, kann das
astronomische Phanomen
als diffuser, horizontnah breiterer Lichtkegel wahrgenommen werden. Das Zodiakallicht entsteht durch
Reflexion
und
Streuung
von Sonnenlicht an Partikeln der
interplanetaren Staub
- und Gaswolke, welche die Sonne als dunne Scheibe in der Planetenebene ringformig umgibt.
Der zodiakale Lichtschein umspannt den gesamten Himmel entlang der Ekliptik. Sein wenige Grad um die Sonne herum gelegener Bereich wird als
F-Korona
bezeichnet. Ihr schließt sich jeweils das
Hauptlicht
des Zodiakallichts an, keilformig abnehmend. Dieses geht uber in die sehr lichtschwache schmale
Lichtbrucke
, die zum etwas breiteren und wenig helleren
Gegenschein
fuhrt ? nahe dem
Sonnengegenpunkt
. Ringsum verbindend wird die schwache bandformige Aufhellung auch
Zodiakal(licht)band
genannt.
In sehr klaren Nachten ist das Zodiakallicht diffus und schwach leuchtend uber dem
Horizont
als schrag oder steil stehender Streifen zu sehen. Das zodiakale Hauptlicht wird etwa mit Ende der
astronomischen Dammerung
im
Westen
sichtbar; es verschwindet im
Osten
, indem es von der beginnenden
Morgendammerung
uberstrahlt wird.
Das Zodiakallicht kann das ganze Jahr uber zu beobachten sein, vorausgesetzt es besteht ein hinreichender Abstand von kunstlichen Lichtquellen und der durch sie verursachten
Lichtverschmutzung
. In
gemaßigten Breiten
gelingt es am besten im
Fruhling
nach der Abenddammerung, im
Herbst
vor Beginn der Morgendammerung.
Die Effekte des Zodiakallichts wie von F-Korona, Lichtbrucke und Gegenschein entstehen durch Reflexion und Streuung des Sonnenlichts an Staubteilchen, welche als dunne Scheibe die Sonne umgeben, in etwa gleicher Ebene wie die Planeten. Dieser interplanetare Staub entsteht standig neu durch Zusammenstoße von kleinen Gesteinsbrocken wie
Meteoroiden
und
Asteroiden
.
Daten von
Mikrometeoriteneinschlagen
in die Raumsonde
Juno
wahrend ihrer Reise zu
Jupiter
deuten auf einen Zusammenhang der Partikel mit dem Planeten
Mars
hin. Die Staubteilchen scheinen aus einer Quelle mit den gleichen
Bahnelementen
wie Mars zu stammen. Ein spezifischer Mechanismus, wie der Planet oder seine Monde
Phobos
und
Deimos
den Staub produzieren und in die passende Umlaufbahn befordern konnten, ist noch nicht bekannt.
[1]
Die
Dichte
der Staubpartikel von 0,001 bis 0,1 mm Große liegt bei 10
?14
Teilchen pro Kubikzentimeter, entsprechend zehn Teilchen pro Kubikkilometer. Aufgrund des
Poynting-Robertson-Effektes
kommt es zu einer Großenselektion der Teilchen mit dem Effekt, dass Teilchen großer als 0,001 mm durch die Sonneneinstrahlung abgebremst werden, spiralformig zur Sonne treiben und letztendlich verdampfen. Kleinere Teilchen unterliegen dem Poynting-Robertson-Effekt nur eingeschrankt und werden durch den uberwiegenden
Strahlungsdruck
der Sonne aus dem Sonnensystem getrieben.
Das Zodiakallicht ist besonders gut zu erkennen, wenn die Sonne in einem moglichst steilen Winkel auf- oder untergeht, was in Mitteleuropa zu Fruhlings- und Herbstanfang gegeben ist. In dieser Zeit ist die Dammerung verkurzt, und der Lichtschein erhebt sich besonders hoch uber den Horizont. In den
aquatorialen Breiten
ist diese Bedingung ganzjahrig erfullt.
Die Helligkeit des Zodiakallichts hangt unmittelbar zusammen mit der Winkelabhangigkeit der Lichtstreuung; mit den Parametern Teilchengroße und -dichte,
Brechungsindex
und
Reflexionsvermogen
lasst sich die Helligkeitsverteilung gut als
Mie-Streuung
und klassische Streuung wiedergeben:
- Die Vorwartsstreuung ist sehr groß, zu sehen an der ausgepragten F-Korona und dem relativ hellen Zodiakallicht in der Nahe der Sonne.
- Im Abstand von 90 Grad zur Sonne ist die Streuung klein, entsprechend einer sehr schwach leuchtenden Lichtbrucke.
- Die Ruckwartsstreuung um 180 Grad steigt etwas an, weshalb der Gegenschein sich als Lichtfleck abhebt.
Die
Flachenhelligkeit
der Lichtbrucke und des Gegenlichts unterscheidet sich nur wenig von der eines klaren Nachthimmels und liegt zwischen etwa 150 bis 200
S
10
. Die Helligkeitsverteilung im Gegenscheingebiet ist nicht symmetrisch zum antisolaren Punkt.
[2]
Wahrscheinlich beobachteten schon die
Agypter
vor einigen tausend Jahren diese Lichterscheinung. Die erste ausfuhrliche Beschreibung des Zodiakallichtes wurde in den Jahren 1682?1683 von dem italienischen Mathematiker und Astronomen
Giovanni Domenico Cassini
und seinem Schweizer Kollegen
Nicolas Fatio de Duillier
erstellt. Erwahnt allerdings wurde das Phanomen des Zodiakallichts schon in muslimischen Quellen, so etwa in der
Sah?h al-Buch?r?
(9. Jahrhundert). Hierbei wird die vertikal stehende Erscheinung des Zodiakallichts (als falsche Dammerung) unterschieden von der spater und horizontal auftretenden Morgendammerung, nach der richtigerweise
Gebetstermine
zu bestimmen sind.
Der Gegenschein des Zodiakallichtes wurde, soweit bekannt, erstmals 1730 von dem franzosischen Jesuitenpater und Professor Esprit Pezenas (1692?1776) beobachtet. Weitere Beobachtungen machte
Alexander von Humboldt
1799?1803 wahrend seiner Sudamerikareise. Auf ihn geht auch der Begriff ?Gegenschein“ zuruck. Der danische Astronom
Theodor Brorsen
publizierte 1854 die ersten systematischen Untersuchungen uber den Gegenschein und konnte ihn bereits richtig deuten. Zugleich beobachtete Brorsen als erster, dass das Zodiakallicht ein den gesamten Himmel umspannendes Phanomen ist, das man unter gunstigen Bedingungen als Band mit schwacher Lichtbrucke vom Hauptlicht bis hin zum Gegenschein sehen kann, als sogenanntes Zodiakalband. Die verursachenden Staubwolken entdeckte schließlich der Astronom
Walter Grotrian
(1890?1954).
- Stanley F. Dermott et al.:
A circumsolar ring of asteroidal dust in resonant lock with the Earth
. In: Nature 369, 719 (1994)
- Christoph Leinert, B. Moster:
Evidence for dust accumulation just outside the orbit of Venus.
In:
Astronomy und Astrophysics 472
, 335 (2007)
- Brian May
:
A Survey of Radial Velocities in the Zodiacal Dust Cloud
(Ph.D thesis, Imperial College of London, 2007)
- ↑
J. L. Jorgensen, M. Benn, J. E. P. Connerney, T. Denver, P. S. Jorgensen, A. C. Andersen, S. J. Bolton:
Distribution of Interplanetary Dust Detected by the Juno Spacecraft and Its Contribution to the Zodiacal Light
. In:
Journal of Geophysical Research
: Planets
.
Band
126
,
Nr.
3
, Marz 2021,
ISSN
2169-9097
,
doi
:
10.1029/2020JE006509
.
- ↑
C. Winkler, T. Schmidt-Kaler, W. Schlosser:
Die Symmetrieebene des Zodiakallichtes und die Struktur des Gegenscheins.
In:
Astronomy and Astrophysics.
Band 143, 1985, S. 200;
hier online