Dieser Artikel beschreibt die Art, fur die Tiergattung siehe
Zitronenhaie
(
Negaprion
).
Der
Zitronenhai
(
Negaprion brevirostris
), auch
Atlantischer Zitronenhai
genannt, ist ein bis zu 340 cm langer Hai aus der
Gattung
der
Zitronenhaie
. Seinen Namen erhielt er wegen seiner gelblichen Farbung. Er lebt an den Kusten
Nord-
,
Sud-
, und
Mittelamerikas
sowie an der Kuste
Westafrikas
.
Zitronenhaie sind auf der Oberseite gelblichbraun (seltener dunkelbraun bis dunkelgraubraun) gefarbt und besitzen einen hellgelben bis weißen Bauch, der sie von ihren Verwandten, den
Sichelflossen-Zitronenhaien
(
Negaprion acutidens
) unterscheidet. Namensgebend sind die gelblich- bis olivgrunen
Flanken
des Hais; die Flossen sind graubraun, die
Afterflosse
meist gelblich mit grauem Saum.
Sein kraftiges Maul ist rund und breiter als lang, was dazu fuhrt, dass er manchmal mit dem
Bullenhai
verwechselt wird. Dieser besitzt allerdings nicht die typische
Finnenformation
der
Zitronenhaie
, bei der beide Ruckenflossen fast die gleiche Große besitzen und sich relativ weit hinten befinden. Der Oberkiefer tragt beiderseits 15 Zahne, der Unterkiefer 13 bis 14, vorne sind in beiden Kiefern einer bis drei kleinere Zahne zu finden.
Die Tiere sind kraftig und werden sehr groß. In Freiheit werden sie manchmal uber 340 cm lang. Die Große in Gefangenschaft lebender Zitronenhaie bewegt sich zwischen 240 und 260 cm, wobei die Mannchen im Schnitt 10 cm großer als ihre weiblichen Artgenossen werden. Das Gewicht eines ausgewachsenen Zitronenhais liegt um die 180 kg. Die Tiere haben funf
Kiemenspalten
und im Regelfall kein
Spritzloch
, obwohl dieses bei Einzelexemplaren vorkommen kann.
Zitronenhaie sind nachtaktiv und bevorzugen flache und mitteltiefe Gewasser von
Buchten
,
Riffen
,
Hafenbecken
und
Flussmundungen
, werden aber auch in Tiefen von bis zu 90 Metern gesichtet. Junge Tiere bilden kleine Schwarme und leben in den
Mangrovensumpfen
der Kusten, um der Nachstellung durch ihre alteren Artgenossen und andere Raubfische zu entgehen.
Die Lebenserwartung liegt bei 15 bis 20 Jahren. Das alteste bekannte Tier wurde nachweislich uber 30 Jahre alt.
Die
Paarungszeit
der Zitronenhaie findet im Spatfruhling oder Fruhsommer statt. Dabei dominiert, wie bei den meisten Haiarten, das Mannchen, wahrend das Weibchen kraftige Bisse in die
Flossen
und den
Schwanz
ertragen muss. Nach der Paarung dauert es zwolf Monate, bis die Mutter ihre 4 bis 17, meistens aber 7 bis 10 Jungen, lebend zur Welt bringt (
Viviparie
). Die Geburt findet meist in den Gegenden der
Bahamas
und der
Exumas
statt.
Die jungen Haie sind zwischen 60 und 70 cm groß und besitzen eine Dottersack-
Plazenta
. Bis sie selbststandig schwimmen konnen, sind sie noch durch eine
Nabelschnur
mit ihrer Mutter verbunden, danach sind sie auf sich alleine gestellt und bilden kleine Schwarme. Die Entwicklung mit einem Wachstum von etwa 10 cm in den ersten Jahren und spater etwa 0,5 cm pro Jahr dauert sehr lange, so dass die
Geschlechtsreife
erst mit 12 bis 15 Jahren (entspricht etwa 240 cm) erreicht ist.
Kurzliche durchgefuhrte genetische Untersuchungen von Kevin Feldheim, Sonny Gruber und Mary Ashley weisen darauf hin, dass erwachsene Haie zur Paarung mehrere hundert Kilometer wandern oder sich alternativ weit auseinanderlebende Populationen erst vor kurzer Zeit getrennt haben mussen.
Zitronenhaie machen Jagd auf alle Fische geeigneter Große, derer sie habhaft werden konnen. Dabei fressen sie vor allem
Meerbarben
, Gratenfische,
Zackenbarsche
,
Makrelen
,
Thunfische
,
Kalmare
,
Taschenkrebse
,
Kraken
,
Grunzer
, aber auch andere
Haie
und
Rochen
sowie Seevogel. Erwachsene Tiere jagen normalerweise allein. Geruchs-, Gehor- und Gesichtssinn sind stark ausgepragt, was bei der Jagd sehr hilfreich ist. Die Zahne im Unterkiefer sind spitz und dienen dem Festhalten der Beute, wahrend mit den zackigen Zahnen des Oberkiefers große Fleischstucke aus dem Opfer herausgeschnitten werden. Die Zahne sind symmetrisch angeordnet und aufrecht im Kiefer positioniert. Wahrend der Jagd
lauern
Zitronenhaie oft bewegungslos knapp uber dem Meeresgrund auf Beute und verschwimmen dank ihrer Farbung vor dem Untergrund aus Sand, Steinen und Pflanzenwuchs.
Der Zitronenhai lebt in den Kustengewassern im westlichen und ostlichen
Atlantik
und im ostlichen
Pazifik
vom sudlichen
Baja California
bis
Ecuador
. Er ist am haufigsten in der Region der
Karibik
, vor
Florida
und um die
Antillen
. Nordlich von Florida ist er nur Gelegenheits- und Sommergast. Er kann auch kurzfristig
Sußwasser
ertragen und wird gelegentlich im Bereich des
Amazonasdeltas
und auch ein wenig stromaufwarts gefunden.
Sein engster Verwandter, der
Sichelflossen-Zitronenhai
, bewohnt das
Rote Meer
, den Pazifik und den
Indischen Ozean
.
Da Zitronenhaie ziemlich groß werden, sich oft in flachen Gewassern aufhalten und leicht provozierbar sind, konnen sie auch fur Menschen gefahrlich werden. Es wird vielfach berichtet, dass Zitronenhaie ohne sichtbare Ursache Menschen angegriffen haben. Auch im offenen Meer werden immer wieder Angriffe auf Menschen beobachtet, allerdings ist nicht auszuschließen, dass diese provoziert wurden.
Seit 2020 wird der Zitronenhai auf der
Roten Liste
der
IUCN
als gefahrdet eingestuft. Lange Zeit fand die
Fischindustrie
keine Verwendung fur Zitronenhaie, allerdings wird die Art seit einigen Jahren sowohl kommerziell als auch von Hobbyfischern gefangen. Wahrend die Flossen in
Haifischflossensuppen
wandern, wird die zahe Haut zu Leder verarbeitet. Daruber hinaus setzt die chemische Verschmutzung der Meere den Haien stark zu, und wie bei allen Raubfischen und -walen sammeln sich bei ihnen
Schwermetalle
und Giftstoffe wie
Dichlordiphenyltrichlorethan
(DDT),
Polychlorierte Biphenyle
(PCB) und andere im Gewebe an.
Es wurden einige wissenschaftliche Experimente an und mit den Haien durchgefuhrt, die ergaben, dass sie von leuchtenden Farben wie dem Rot und Orange von Taucheranzugen, Schwimmwesten, Rettungsbooten und Schlauchbooten angezogen werden. Die gleiche Wirkung soll das Fluggerausch tief fliegender
Hubschrauber
erzielen. Sie konnen auch niederfrequente Schallwellen erkennen, die von im Todeskampf befindlichen Lebewesen erzeugt werden. In den USA wurden weitere Versuche mit den Haien gemacht, darunter auch Experimente uber Herzreaktionen, Betaubungsmittel, Augenbewegungen und Anpassung an die Dunkelheit.
Sie sind gut in Gefangenschaft zu halten und besser erforscht als viele andere
Haiarten
, was nicht zuletzt auf die Arbeit von Prof. Samuel H. Gruber (
University of Miami
in
Coral Gables
) zuruckzufuhren ist.
In einer Meeresstation in
Cape Haze
(
Florida
) wurde die Art sogar erfolgreich in Gefangenschaft gezuchtet. Dabei zog Dr. Eugen Clarke mehrere junge Zitronenhaie in einem speziellen Becken auf. Das Experiment wurde dadurch beendet, dass ein großeres Mannchen die Jungen auffraß. Ein Exemplar im Cape Haze Marine Laboratory erlernte die Betatigung eines Klingelknopfes, um Futter zu bekommen.