zbMATH

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zbMATH , fruher Zentralblatt fur Mathematik und ihre Grenzgebiete oder Zentralblatt MATH , ist ein Referateorgan auf dem Gebiet der Mathematik .

Das Zentralblatt fur Mathematik und ihre Grenzgebiete wurde 1931 von Otto Neugebauer gegrundet, wo es in Konkurrenz zum seit 1868 bestehenden Jahrbuch uber die Fortschritte der Mathematik stand, das oft mit großer zeitlicher Verzogerung erschien. In zbMATH werden vorwiegend Originalarbeiten aus mehr als 2300 mathematischen Zeitschriften, daneben aber auch Bucher, Konferenzberichte usw. aus der reinen und angewandten Mathematik sowie angrenzender Gebiete wie Informatik und theoretischer Physik in vielen Sprachen referiert.

Das Ziel der Referate ist es, dem Leser einen Uberblick uber die aktuelle mathematische Literatur zu verschaffen, ohne dass er selbst samtliche Zeitschriften lesen muss. Die einzelnen Referate werden von der Redaktion oder von unabhangigen Wissenschaftlern erstellt, gelegentlich wird auch der Abstract einer Originalarbeit abgedruckt oder ein Titel ohne Referat aufgefuhrt. Die Referate erscheinen heute meist auf Englisch, selten auch auf Deutsch oder Franzosisch. Zur Klassifizierung der Arbeiten wird die Mathematics Subject Classification verwendet.

zbMATH wird von der European Mathematical Society , dem Fachinformationszentrum Karlsruhe und der Heidelberger Akademie der Wissenschaften herausgegeben und von Springer Science+Business Media vertrieben. Ursprunglich war es nur in Papierform erhaltlich, seit 1996 ist der Dienst in elektronischer Form uber das Internet verfugbar - zunachst als kostenpflichtiger Dienst, seit 2021 Open Access [1] .

Andere mathematische Referateorgane sind die Mathematical Reviews und im russischen Sprachraum das Referatiwnij Zhurnal Matematika . Mathematical Reviews wurde von Otto Neugebauer 1940 nach seiner Emigration in die USA gegrundet.

2016 bis 2023 war Klaus Hulek Herausgeber, seit 1. Januar 2024 hat Christian Bar das Amt ubernommen. Stellvertretender Herausgeber ist Dirk Werner .

Geschichte [ Bearbeiten | Quelltext bearbeiten ]

Neugebauer leitete das Zentralblatt in den 1930er Jahren von Gottingen aus, wahrend das Redaktionsburo in Berlin beim Verleger Julius Springer war. Die Initiative ging von Neugebauer, Richard Courant und Harald Bohr und dem Verleger Ferdinand Springer junior aus, und das Zentralblatt sollte schneller und damit aktueller publizieren als das Jahrbuch und auf breiter internationaler Basis. Zum ersten Herausgebergremium gehorten Richard Courant, Pawel Alexandrow , Julius Bartels , Wilhelm Blaschke , Hans Hahn , Godfrey Harold Hardy , Friedrich Hund , Gaston Julia , Oliver Kellogg , Hans Kienle , Tullio Levi-Civita , Rolf Nevanlinna , Hans Thirring und Bartel Leendert van der Waerden . Nachdem judische Mitarbeiter nach der Machtubernahme der Nationalsozialisten hinausgedrangt worden waren, gab Neugebauer die Herausgeberschaft auf (wie auch viele andere Mitarbeiter wie Courant, Oswald Veblen , Harald Bohr, Godfrey H. Hardy) und emigrierte 1934. Die Redaktion des Zentralblatts gab in den 1930er Jahren auch die Ergebnisse der Mathematik und ihrer Grenzgebiete bei Springer heraus.

1939 ubernahm die Preußische Akademie der Wissenschaften und die Deutsche Mathematiker-Vereinigung die Herausgeberschaft und Herausgeber sowohl von Zentralblatt als auch von Jahrbuch wurde Harald Geppert unter Ludwig Bieberbach . Die Redaktionen blieben aber getrennt. Das Jahrbuch bestand bis 1944 (der letzte in diesem Jahr erschienene Band umfasste das Jahr 1942), und das Zentralblatt stellte ebenfalls nach dem Krieg zunachst sein Erscheinen ein. 1947 wurde durch Zusammenarbeit von Springer und der 1946 in Ostberlin gegrundeten Deutschen Akademie der Wissenschaften die Veroffentlichung unter dem Herausgeber Hermann Ludwig Schmid wieder aufgenommen. Als Schmid 1953 nach Wurzburg ging, ubernahm Erika Pannwitz die Herausgabe, die seit 1937 fur das Jahrbuch und seit 1947 fur das Zentralblatt gearbeitet hatte. Beim Bau der Mauer blieb das Herausgeberburo in Adlershof in Ostberlin, wahrend der Verlag und die Herausgeberin Pannwitz und andere Mitarbeiter von Westberlin aus operierten, wo schließlich im Springer-Verlagshaus ein zweites Buro entstand. 1965 trat die Heidelberger Akademie der Wissenschaften in die Herausgabe ein. 1969 wurde Ulrich Guntzer der Nachfolger von Pannwitz im Westen (im Osten leitete Walter Romberg das Buro). Unter Guntzer und dessen Nachfolger Bernd Wegner (ab 1974) wurde der Einsatz von Computern bei der Herausgabe ausgebaut.

1977 wurde die Zusammenarbeit von Seiten der DDR beendet und im Westen wurde das Berliner Buro dem 1979 gegrundeten Fachinformationszentrum Energie, Physik, Mathematik in Karlsruhe ( Fachinformationszentrum Karlsruhe ) angegliedert. Nach der Wende 1990 kam es auch wieder zur Mitarbeit von Kollegen aus der ehemaligen DDR. Ab 1999 wurde die Europaische Mathematikervereinigung in die Herausgabe eingebunden. 1990 erschien eine CD-Rom Ausgabe (CompactMath) und 1996 entstand ein Internet-Zugang (MATH und spater zbMath). In die Datenbasis wurden auch die Inhalte des seit 1826 bestehenden Crelle-Journals und des Jahrbuchs eingepflegt.

zbMath Open [ Bearbeiten | Quelltext bearbeiten ]

Bereits 2014 hatte die International Mathematical Union die Vision einer Global Digital Mathematics Library formuliert. Die Idee war eine koharente und nachhaltige, offene Plattform, in der alle mathematikrelevanten Informationen und Daten zusammengefuhrt, umfassend erschlossen und unter einer einheitlichen Oberflache entgeltfrei genutzt werden konnen. Im Jahr 2019 wurde daruber informiert, dass die Bundesregierung der Bundesrepublik Deutschland und ihre Bundeslander das FIZ Karlsruhe ? Leibniz-Institut fur Informationsinfrastruktur , bei einem strategischen Paradigmenwechsel unterstutzen. [2] Es wurde beschlossen, dass der weltweit renommierte und bislang entgeltpflichtige Informationsservice fur die Mathematik, das zbMATH (Zentralblatt fur Mathematik), in eine Open-Access-Plattform umgewandelt werden soll. So entstand ein bislang einmaliges Forschungswerkzeug, das ab 2021 fur die Mathematische Community weltweit frei zuganglich ist. zbMATH ist ein Informationsservice fur Mathematiker aus Forschung und Lehre mit vernetzten Informationen zu mathematischen Themen, den Autoren und ihren Publikationen mit den Referenzen. Er weist mathematische Publikationen seit dem Jahr 1868 in detaillierter Form nach und bietet Zugang zu mehr als 3,7 Millionen bibliografischen Referenzen aus der weltweiten Fachliteratur sowie zu mathematischer Software. [2] Ein Alleinstellungsmerkmal ist die mathematische Formelsuche. Zusammengefasst und bewertet durch ein internationales Netzwerk von mehr als 7.000 Wissenschaftlern, wird die wissenschaftliche Qualitat der Artikel offentlich transparent. [2]

Weblinks [ Bearbeiten | Quelltext bearbeiten ]

Commons : ZbMATH  ? Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien

Einzelnachweise [ Bearbeiten | Quelltext bearbeiten ]

  1. Klaus Hulek, Olaf Teschke: Die Transformation von zbMATH zu einer offenen Plattform fur die Mathematik . In: Mitteilungen der Deutschen Mathematiker-Vereinigung . Band   28 , Nr.   2 , 1. Juni 2020, ISSN   0942-5977 , Zbl 1454.68165, S.   108?111 , doi : 10.1515/dmvm-2020-0031 ( degruyter.com [abgerufen am 29. Februar 2024]).
  2. a b c Deutsche Mathematiker-Vereinigung: Das Zentralblatt fur Mathematik (zbMATH) wird offentlich zuganglich. Deutsche Mathematiker-Vereinigung, 16. Dezember 2019, abgerufen am 13. Januar 2022 .