Zentralbank

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Sitz der Europaischen Zentralbank in Frankfurt am Main
Hauptsitz der Zentralbanken der USA in Washington, D.C. ( Eccles Building )

Eine Zentralbank (oder Notenbank , Zentralnotenbank , zentrale Notenbank , Nationalbank , Staatsbank , Wahrungsbehorde ; englisch central bank ) ist eine nationale oder supranationale Behorde oder Institution , die meist vom Staat oder von einem Staatenverbund errichtet wurde und mit Hoheitsrechten auf dem Gebiet der Geld- und Wahrungspolitik ausgestattet ist.

Allgemeines [ Bearbeiten | Quelltext bearbeiten ]

Um eine Zentralbank von den Kreditinstituten zu unterscheiden, werden letztere auch als Geschaftsbanken bezeichnet. Zwischen Zentralbank und Geschaftsbanken besteht haufig eine Rechtsbeziehung und stets eine Geschaftsbeziehung . Organisatorisch gibt es Zentralbanken, die auch Bankgeschafte mit jedermann abschließen durfen und Zentralbanken, denen dies untersagt ist. Zentralbanken, meist im Staatsbesitz und mit hoheitlichen Aufgaben der Steuerung der Geld- , Devisen- , Kapital- und Kreditmarkte ausgestattet, [1] fungieren dann als verlangerter Arm des Staates. Sie intervenieren ausschließlich im Bankensektor , so dass die Funktion des Kreditgebers letzter Instanz bei Nichtbanken weiterhin anderen staatlichen Institutionen uberlassen bleibt (siehe Rettungsaktion ).

In allen Staaten sind heute die Banknotenausgabe, die der Zentralbank erlaubten Geschafte und deren Organisation gesetzlich geregelt. [2] Zentralbanken sind entweder als juristische Person des offentlichen Rechts oder als juristische Person des Privatrechts organisiert. Bei letzteren ist der Staat der alleinige oder mehrheitlich beteiligte Gesellschafter . Ubertragt der Staat der Zentralbank hoheitliche Aufgaben der Wahrungspolitik, wird sie auch Wahrungsbehorde genannt. Die Zentralbank eines Staates ist fur die nationale Geld- und Wahrungspolitik zustandig, die Zentralbank eines Staatenverbundes (beispielsweise Europaische Union ) fur dessen Mitgliedstaaten ( EU-Mitgliedstaaten ).

Geschichte [ Bearbeiten | Quelltext bearbeiten ]

Mittelalter

Aufgaben einer Notenbank ubernahmen im Mittelalter die Zettelbanken. Als erste gilt die 1345 gegrundete Circulations- und Zettelbank zu Genua , erst 1407 funktionsfahig unter dem Namen ? Casa di San Giorgio “ und 1808 liquidiert. [3] Als Osterreich im Jahre 1746 Genua eroberte, geriet die genuesische Zettelbank in Schwierigkeiten, weil das gesamte zur Deckung der Zettel (Banknoten) notige Vermogen von den Eroberern konfisziert worden war. Die Girobanken stellten eine offentliche Infrastruktur fur bargeldlose internationale Zahlungen zur Verfugung. [4] Hierdurch sollten sie die Effizienz des Handels steigern und die Geldwertstabilitat gewahrleisten. Die Girobanken erfullten somit bereits wesentliche Funktionen moderner Zentralbanken. [5]

Die am 31. Januar 1609 eroffnete die Amsterdamer Wechselbank ( niederlandisch Amsterdamsche Wisselbank ) gilt als die erste stadtische Wechselbank in Westeuropa. [6] Ihr folgte im November 1656 die schwedische Palmstruch-Bank , [7] die als Privatbank ab dem 16. Juli 1661 weltweit das erste Papiergeld ausgab. Die Schwedische Reichsbank entstand im September 1668 als Zettelbank und gilt als die alteste heute noch existierende Zentralbank, die 1897 das Monopol auf die Emission von Banknoten erhielt. Am 2. Marz 1705 erfolgte die Grundung der Banco di gyro d’affrancatione in Koln , der ersten Zettelbank des Deutschen Reichs, welche die ersten Zahlungsmittel in Form von Bancozetteln in Deutschland ausgab (?Churfurst Pfalzisch Gulich und Bergischer Banco Zettel“).

Inzwischen hatte am 27. Juli 1694 in England ein konigliches Privileg dafur gesorgt, dass eine Notenbank in der Rechtsform einer Aktiengesellschaft unter der Firma ?The Governor and Company of the Bank of England“ gegrundet werden durfte. Die heute als Bank of England bekannte Zentralbank durfte Banknoten ausgeben und Bankgeschafte betreiben. Der ?Peelsche Bankakt“ ( englisch Bank Charter Act ) vom Juli 1844 sorgte dafur, dass die Bank of England in zwei Abteilungen aufgeteilt wurde, dem ?Issue Department“ fur die Banknotenausgabe und dem ?Banking Department“ fur die Bankgeschafte. Das ?Issue Department“ musste alle Banknoten voll durch Gold decken. Dieser so genannte Goldstandard wurde 1873 in Großbritannien eingefuhrt und in den meisten europaischen Landern ubernommen. Die Bankakte verbot die Grundung neuer Notenbanken. [8]

Grunderzeit
Die Bank von Finnland in Helsinki

Die Banque de France besaß lange Zeit nicht das alleinige Notenprivileg in Frankreich, sondern ab 1803 lediglich fur Paris. Erst als am 15. Marz 1848 die Banknoten der Banque de France einen Zwangskurs fur ganz Frankreich erhielten, wurden die anderen Banken geschwacht, so dass die Banque de France ab 1863 ein alleiniges Notenprivileg erhielt. [9] Im Marz 1811 wurde die Bank von Finnland gegrundet, die erst 1840 das Recht zur Notenausgabe erhielt.

In Hongkong wurde der Hong-Kong-Dollar seit 1872 von drei Geschaftsbanken parallel ausgegeben ( Hongkong and Shanghai Banking Corporation ? HSBC, Standard Chartered Bank ) und (seit 1994) der Bank of China , was ungewohnlich und weltweit einmalig ist. Seit dem Currency Ordinance vom 9. November 1935 wurden diese Banken von der Regierungsbehorde Hong Kong Monetary Authority (HKMA) zu legal tender banks (Banken fur gesetzliche Zahlungsmittel ) deklariert. Die Banknoten konnen sich je nach Nennwert in Motiv und Farbe unterscheiden, da jede der drei Banken ihr eigenes Design wahlen kann. [10] Die HKMA ist damit in Hongkong die tatsachliche (nicht aber formale) Zentralbank, die das Notenprivileg an drei Geschaftsbanken delegiert hat.

Die Osterreichische Nationalbank entstand im Juni 1816, es folgten im Januar 1876 die Grundung der Reichsbank und im Januar 1906 die Schweizerische Nationalbank .

Neuzeit

Mit der Zeit uberstieg die Menge an Papiergeld die Menge an Munzen und Edelmetallen deutlich (siehe Geldschopfung ). 1914 wurde im Zusammenhang mit dem Ersten Weltkrieg die Golddeckungspflicht in vielen Landern aufgehoben. Nach dem Ersten Weltkrieg, als Arbeitslosigkeit und Preisinstabilitat eine große Rolle spielten, begannen die Zentralbanken mehr Wert auf die Erhaltung des wirtschaftlichen Gleichgewichts zu legen. Dies wurde vor allem wahrend der Wirtschaftskrise von 1929 bis 1933 deutlich. Aufgrund der beiden Weltkriege in der ersten Halfte des 20. Jahrhunderts bestand die Hauptaufgabe der Zentralbanken in dieser Zeit in der Bereitstellung finanzieller Ressourcen zur Deckung der Kriegsausgaben. Nach dem Zweiten Weltkrieg wurde der Einfluss des Staates auf die Zentralbanken großer. Die Ziele der Zentralbanken wurden auf die Forderung von Beschaftigung und Einkommenszuwachs erweitert. Die Notenbanken wurden damit zu einem Hauptinstrument zur Unterstutzung staatlicher Ziele, was mitunter als Verlust von deren Autonomie bezeichnet wird. [11] Einige Banken wie die Reserve Bank of India wurden verstaatlicht. Andere wie das Federal Reserve System gelten zwar als institutionell unabhangig, mussen aber trotzdem der Regierung uber die Geschafte berichten.

Bis zum Ende der 1980er Jahre hat faktisch keine Zentralbank ein numerisches Inflationsziel zur Unterstutzung der Preisstabilitat vorgegeben. In den 1990er Jahren setzten sich jedoch immer mehr Zentralbanken ein explizites Inflationsziel. Einigen Zentralbanken wird eine solche Zielinflationsrate durch die jeweilige Regierung vorgeschrieben (so die Bank of England). Gegenwartig gibt es keine einheitliche Handhabung der Zentralbanken hinsichtlich der numerischen Bezifferung der Preisniveaustabilitat. [12]

Heute konzentrieren sich die Zentralbanken auf drei Hauptziele, die sich im Laufe der Geschichte entwickelt haben: Preisstabilitat, wirtschaftliches Gleichgewicht und finanzielle Stabilitat. Derzeit gestaltet sich die Erreichung dieser Ziele im Hinblick auf die Finanzkrise seit 2007 recht schwierig.

Am 1. Januar 1994 begann mit der Errichtung des Europaischen Wahrungsinstituts die zweite Stufe der Wahrungsunion . Die Aufgaben des Instituts waren die Verstarkung der Zusammenarbeit der nationalen Zentralbanken, eine starkere Koordinierung von deren Geldpolitik und die Durchfuhrung der Vorarbeiten fur die Errichtung des Europaischen Systems der Zentralbanken (ESZB) fur die Durchfuhrung einer einheitlichen Geldpolitik und fur die Schaffung der einheitlichen Wahrung. Die Europaische Zentralbank (EZB) wurde am 1. Juni 1998 Nachfolgerin des Europaischen Wahrungsinstituts, das alle Aufgaben rechtzeitig beendet hatte. Im Oktober 1998 legte die EZB ihre geldpolitische Strategie fest, die Stabilitat und Vertrauen in die EZB und den Euro bringen sollte. Die Durchfuhrung der einheitlichen Geldpolitik ubernahm die EZB mit Beginn der dritten und letzten Stufe am 1. Januar 1999. Der letzte Schritt zur gemeinsamen Wahrung war am 1. Januar 2002 die Einfuhrung des Euro als gesetzliches Zahlungsmittel.

Das Eurosystem stellte inzwischen im Dezember 1998 die Rediskontierung von Wechseln ein, so dass den Geschaftsbanken diese Refinanzierung fur ihr Diskontgeschaft entfallen ist und sie deshalb den Diskontkredit abgeschafft haben. Wechsel sind seit Januar 2006 auch nicht mehr notenbankfahig , [13] so dass die einstmals bedeutende geldpolitische Maßnahme der Diskontpolitik entfiel. Wechselzahlungen kommen heute nur noch vereinzelt bei Nichtbanken vor. [14]

Funktionen und Aufgaben [ Bearbeiten | Quelltext bearbeiten ]

Die rechtlichen Regelungen uber das Zentralbankwesen unterscheiden sich erheblich von Land zu Land. Dennoch ist es moglich, anhand der Zentralbankbilanz , vier grundsatzliche Notenbankfunktionen zu identifizieren.

Aktiva Passiva

Halten der Wahrungsreserve [ Bearbeiten | Quelltext bearbeiten ]

Zu den Wahrungsreserven (Position (1) der Zentralbankbilanz) zahlen der Bestand an Gold und die Goldforderungen sowie die konvertiblen Devisen (umtauschbare Wahrungen). Die konvertiblen Devisen umfassen die Forderungen in Fremdwahrungen in Form von Bargeld , Bankguthaben , Wertpapieren und Auslandskrediten abzuglich der Auslandsverbindlichkeiten in Fremdwahrung (Nettoauslandsforderung). [15]

Bank der Banken [ Bearbeiten | Quelltext bearbeiten ]

Die Zentralbank steht an der Spitze des Bankensystems eines Landes und bietet den Geschaftsbanken die Moglichkeit, sich bei ihr Zentralbankgeld zu verschaffen um den Zahlungsverkehr reibungslos abzuwickeln, seitens der Geschaftsbanken die Refinanzierung. Die Position (2) der Zentralbankbilanz zeigt diese Versorgung der Geschaftsbanken mit Zentralbankgeld. Den gegenlaufigen Posten zu den Refinanzierungsgeschaften auf der Aktivseite bildet auf der Passivseite die Position (6) der Zentralbankbilanz, welche die Verbindlichkeiten gegenuber den Geschaftsbanken darstellt. Dahinter verbergen sich Einlagen der Geschaftsbanken auf Girokonten der Zentralbank, die in erster Linie Mindestreserveguthaben sind und Guthaben der Geschaftsbanken aus Einlagefazilitaten, d. h., Geschaftsbanken legen ihre Uberschussreserven bei der Zentralbank an. [16] Die Zentralbank soll außerdem als letzte Refinanzierungsstelle ( Kreditgeber letzter Instanz ) in wirtschaftlichen Krisensituationen Liquiditat zur Verfugung stellen, um einen Vertrauensverlust in das Kreditwesen und das Bankensystem abzuwehren. Diese Aufgabe kann allerdings ein Sinken der privaten Eigenverantwortlichkeit der Geschaftsbanken zur Folge haben. Daher erfolgt die Zurverfugungstellung von Zahlungsmitteln zur Deckung des notwendigen Bedarfs nur zu hohen Zinssatzen. Die Zentralbank soll jedoch nur als letzte Refinanzierungsstelle fungieren, wenn die Geschaftsbanken ohne eigenes Fehlverhalten in Mitleidenschaft einer Bankkrise geraten sind. [17]

Bank der offentlichen Hand [ Bearbeiten | Quelltext bearbeiten ]

Neben den Geschaftsbanken kommt als Kreditnehmer bei der Zentralbank weiterhin der Staat in Frage. In vielen Fallen unterstutzt die Zentralbank den offentlichen Sektor bei der Finanzierung seiner Aufgaben durch Kreditgewahrung. Dies spiegelt sich in Position (3) der Zentralbankbilanz wider. In der Europaischen Union ist eine direkte Finanzierung der Staatsverschuldung durch das ESZB verboten ( Art. 123 AEUV ). Dadurch soll eine ubermaßige Verschuldung verhindert und die Geldwertstabilitat gewahrt werden.

Des Weiteren ist die Zentralbank an der Kassenhaltung des offentlichen Sektors beteiligt und fungiert in diesem Sinne als Hausbank des Staates, d. h., der Staat fuhrt seine Guthaben uberwiegend bei der Zentralbank. Diese Einlagen werden unter der Position (7) der Zentralbankbilanz verbucht. Daruber hinaus kauft die Zentralbank im Rahmen von Offenmarktgeschaften Wertpapiere, um die Geldmenge zu steuern. Diese Wertpapierbestande werden unter der Position (4) der Zentralbankbilanz aufgefuhrt. [16]

Notenemission [ Bearbeiten | Quelltext bearbeiten ]

Die Position (5) der Zentralbankbilanz ist ein besonderes Merkmal der Zentralbank und weist auf ihr Notenmonopol hin. Die Zentralbank hat die alleinige Befugnis, die Banknoten zu emittieren und in Umlauf zu bringen ( Notenprivileg ). Daher erhielt die ?Noten“bank ihren Namen. Der Banknotenumlauf steht auf der Passivseite der Zentralbankbilanz und verdeutlicht, dass Banknoten im bilanziellen Sinne Forderungen an das Zentralbanksystem darstellen. [18] Aus dem Notenmonopol leitet sich auch die Aufgabe ab, die Qualitat des Bargeldes aufrechtzuerhalten. Das heißt Falschgeld auszusondern und beschadigte Munzen und Geldscheine zu ersetzen.

Aufgrund ihres Banknotenausgabemonopols kann die Zentralbank binnenwirtschaftlich (auf die eigene Wahrung bezogen) niemals illiquide werden, da sie das Zahlungsmittel selbst schaffen kann. [19] Nur in der Fremdwahrung besteht ein Insolvenzrisiko , da die Zentralbank nicht uber die Herstellungsgewalt fremder Wahrung verfugt.

Aus historischen Grunden liegt in vielen Staaten das Munzrecht nicht bei den Zentralbanken, sondern bei den Regierungen. So etwa im Eurosystem . Hier ist die geldpolitische Unabhangigkeit der EZB dadurch gewahrt, dass die Ausgabe von Munzen durch die EZB genehmigt werden muss. [20]

Zentralbankgewinn [ Bearbeiten | Quelltext bearbeiten ]

Bei der Versorgung der Banken mit Zentralbankgeld entsteht der Zentralbank im Normalfall ein Gewinn . Dieser kommt dadurch zustande, dass das zur Refinanzierung der Geschaftsbanken ausgegebene Zentralbankgeld auf der Passivseite der Zentralbankbilanz regelmaßig minderverzinst oder unverzinst ist (z. B. Bargeld), wahrend die auf der Aktivseite stehenden Forderungen in der Regel verzinst werden. Der abzuglich der sonstigen Kosten entstehende Gewinn ist eine Form von Seigniorage . Der Zentralbankgewinn fließt in der Regel dem Fiskus zu, in manchen Fallen werden weitere Gruppen beteiligt. In entwickelten Staaten spielt er nur eine geringe Rolle fur die Staatsfinanzen . In solchen, deren Moglichkeit Steuern zu erheben eingeschrankt ist, ist der Anteil der Seigniorage an der Finanzierung des Staates hoher. [21] Es gibt weitere Definitionen der Seigniorage, etwa die monetare Seigniorage. Diese nimmt mit der Rate, mit der der Bargeldumlauf erhoht wird, zu. Da diese Rate von der Zentralbank festgelegt werden kann, konnen im Kriegsfall durch diese Art Seigniorage erhebliche finanzielle Mittel mobilisiert werden. Dafur muss jedoch eine hohe Inflation in Kauf genommen werden, die das Vertrauen in die jeweilige Wahrung untergraben kann. Die unterschiedlichen Definitionen der Seigniorage sind nicht deckungsgleich.

Finanzmarktaufsicht [ Bearbeiten | Quelltext bearbeiten ]

Inwiefern eine Zentralbank die Aufgabe der Finanzmarktaufsicht wahrnimmt, hangt vom jeweiligen monetaren System ab. Grundsatzlich sind Zentralbanken fur die Ausubung dieser Funktion nicht zwingend erforderlich, sodass auch selbststandige Institutionen die Finanzmarktaufsicht ausuben konnen. [22] Aufgrund der Finanzkrise seit 2007 wird sich die Finanzmarktaufsicht kunftig restriktiver gestalten und auch institutionell verandern. Die großen Zentralbanken reorganisieren im Rahmen dessen ihre Aufgaben- und Verantwortlichkeitsbereiche. [23] Die mogliche Funktion der Finanzmarktaufsicht leitet sich im Gegensatz zu den vier erstgenannten Funktionen nicht aus der Zentralbankbilanz ab.

Instrumente der Zentralbanken [ Bearbeiten | Quelltext bearbeiten ]

Zur Erfullung ihrer Aufgaben stehen der Zentralbank eine Reihe von Instrumenten zur Verfugung, mit deren Hilfe Einfluss auf die wirtschaftliche Entwicklung innerhalb und außerhalb des Wahrungsraums genommen werden kann. Einen Uberblick uber die verschiedenen Instrumente geben die Artikel zu Geldpolitik und Wahrungspolitik . Die monetare Ordnungspolitik teilt sich in wahrungspolitische und geldpolitische Instrumente auf.

Die im Rahmen ihrer Hoheitsrechte wahrzunehmenden Aufgaben der Zentralbanken erstrecken sich meist auf

Diese Aufgaben dienen zur (mittelbaren) Erfullung der Staatsziele der Preisniveaustabilitat , Vollbeschaftigung und dem außenwirtschaftlichen Gleichgewicht ( Magisches Viereck ).

Geldpolitik [ Bearbeiten | Quelltext bearbeiten ]

Unter Geldpolitik wird eine Politik verstanden, welche die allgemeine Wirtschaftspolitik unterstutzt, indem sie das Geldangebot und indirekt die Geldnachfrage sowie die Kreditnachfrage steuert. Das Geldangebot kann gesteuert werden, indem gegen Sicherheiten Zentralbankgeld verliehen wird. Dazu stehen verschiedene Instrumente, etwa Wertpapierpensionsgeschafte , Lombardpolitik oder Spitzenrefinanzierung zur Verfugung. Daruber hinaus gibt es noch weitere Instrumente, wie die Mindestreserve- oder Offenmarktpolitik, die Einfluss auf das Geldangebot nehmen. Die Geld- und Kreditnachfrage wird in erster Linie durch die Zinspolitik gesteuert.

Zinspolitik [ Bearbeiten | Quelltext bearbeiten ]

Die Zinspolitik beinhaltet alle Maßnahmen der Zentralbank, mit denen das allgemeine Zinsniveau beeinflusst werden soll. Zinsen stellen fur Kreditnehmer Kapitalkosten dar und uber die Veranderung von Zinssatzen, die zwischen Zentralbank und Geschaftsbanken berechnet werden, will die Zentralbank deshalb die Kreditnachfrage nach Investitionskrediten der Unternehmen oder Konsumkrediten der Privathaushalte sowie die Kreditnachfrage des Staates beeinflussen. Erhoht die Zentralbank z. B. ihre Zinsen, um im Boom Preissteigerungen zu verringern, werden die Geschaftsbanken die Zinsen, die sie ihren Kunden in Rechnung stellen, ebenfalls erhohen. Hohere Zinsen bewirken dabei eine geringere Nachfrage nach Krediten etwa fur Investitionen, da die Gewinnaussichten der Unternehmen sinken. Die Folge ist eine verringerte Kreditnachfrage, und das Preisniveau stabilisiert sich. Eine ahnliche Wirkung haben Zinserhohungen auf die Konsumguternachfrage der privaten Haushalte. Sinkende Zinsen haben dann die gegenteilige Wirkung und fuhren zu einem hoheren Kreditangebot . [24]

Lombardpolitik [ Bearbeiten | Quelltext bearbeiten ]

Mit der Lombardpolitik gewahrt die Zentralbank einen Lombardkredit gegen Verpfandung von notenbankfahigen Sicherheiten ( Staatsanleihen und andere borsenfahige Wertpapiere ) seitens der Kreditinstitute und gegen Zahlung eines Darlehenszinses (des Lombardsatzes ). [25]
standige Fazilitaten
Die standigen Fazilitaten dienen dazu, Ubernachtliquiditat herzustellen ( Spitzenrefinanzierungsfazilitat ) oder diese zu entziehen ( Einlagefazilitat ). Sie werden in unbegrenzter Hohe angeboten und setzen Signale hinsichtlich des allgemeinen Kurses der Geldpolitik einer Zentralbank. Da sie den Banken dauerhaft zur Verfugung stehen, stecken sie die Grenzen der Geldmarktsatze fur Tagesgelder ab. Die Spitzenrefinanzierungsfazilitat dient daruber hinaus dazu, die Liquiditat der Geschaftsbanken sicherzustellen. [26]

Offenmarktpolitik [ Bearbeiten | Quelltext bearbeiten ]

Die Offenmarktgeschafte sind geldpolitische Instrumente der Zentralbanken und ermoglichen diesen, sowohl eine expansive als auch eine restriktive Geldpolitik zu betreiben. Bei der restriktiven Geldpolitik entzieht die Zentralbank den Markten Zentralbankgeld , indem sie Wertpapiere am offenen Markt verkauft. Die expansive Geldpolitik ist das Gegenteil. Hierbei fuhrt die Zentralbank durch den Kauf von Wertpapieren Zentralbankgeld an den Markt zuruck. Die Offenmarktgeschafte gehoren zu den Refinanzierungsinstrumenten der Zentralbanken. Offenmarktgeschafte werden oft als Wertpapierpensionsgeschaft getatigt. [27]

Mindestreservepolitik [ Bearbeiten | Quelltext bearbeiten ]

Die Mindestreservepolitik ist, im Gegensatz zu z. B. Offenmarktgeschaften, kein Refinanzierungsinstrument. Ihre Aufgabe ist das genaue Gegenteil. Mindestreserve bedeutet, dass die Geschaftsbanken ein Zwangsguthaben in Zentralbankgeld in Hohe des Mindestreservesatzes, welcher das Verhaltnis zwischen Einlagen und Mindestreserven bestimmt, bei der Zentralbank anzulegen haben. [28] Die Hohe der zu entrichtenden Mindestreserve richtet sich nach den Einlagen . Wenn jemand ? ob nun eine private Person oder eine Firma ? Geld auf die Bank bringt, um dieses Geld sparwirksam anzulegen, ist die Bank verpflichtet, einen Teil dieses Geldes bei der Zentralbank zu hinterlegen.

Wahrungspolitik [ Bearbeiten | Quelltext bearbeiten ]

Gegenstand der Wahrungspolitik ist die Regelung der Beziehungen zwischen der eigenen Wahrung der Volkswirtschaft und den Wahrungen anderer Wahrungsgebiete. [29] Die Wahl der Wahrungspolitik hangt mit dem Wechselkurssystem zusammen, in das die Wahrung eingebunden ist. In einem System fester Wechselkurse sind regelmaßige Interventionen erforderlich. Wenn ein Currency Board installiert wurde, hat die Zentralbank keine Freiheiten in ihrer Geldpolitik mehr.

Instrumente
Devisenmarktintervention
Bei Devisenmarktintervention tritt die Zentralbank als Nachfrager oder Anbieter von Devisen auf, um den von ihr angestrebten Wechselkurs zu erreichen. Die Fahigkeit zu Devisenmarktinterventionen hangt von der Existenz hinreichender Wahrungsreserven ab. In einem Wahrungssystem mit vereinbarungsgemaß festen Wechselkursen hat die Notenbank eine Interventionspflicht. Das bedeutet, dass sie, sobald der Wechselkurs an der Devisenborse einen bestimmten Interventionspunkt erreicht hat, eingreifen muss. Dieses System ist bei festen Wechselkursen zwingend vorgesehen, bei freien Wechselkursen jedoch nicht. [30]
Zinspolitik
Der Wechselkurs kann auch uber die Zinspolitik beeinflusst werden. Durch einen hoheren Zins wird die Wahrung auf den internationalen Kapitalmarkten attraktiver und fuhrt zu einer Aufwertung , niedrigere Zinsen entsprechend zu Abwertungen .
Verbale Markteingriffe
Da Zentralbanken meistens in der Lage sind, fundamentalen Einfluss auf die Wechselkurse zu nehmen, reicht oft eine offentliche Erklarung aus, um die Kurse in die gewunschte Richtung zu bewegen. Am Markt wird dann die Wahrscheinlichkeit fur den Einsatz anderer Instrumente hoher eingeschatzt und entsprechend eingepreist.

Eine Zentralbank halt die Wahrungsreserven eines Wahrungsraumes , sie reguliert die Geldmenge , beeinflusst die Geldschopfung durch Kreditvergabe der Geschaftsbanken und refinanziert diese und den Staat. Zur Erfullung ihrer Ziele und Aufgaben steht der Notenbank eine Reihe von Instrumentarien zur Verfugung, welche die verschiedenen Zentralbanken in unterschiedlichen Intensitaten einsetzen. Eine Abstimmung mehrerer Zentralbanken uber eine synchrone Geld- und Wahrungspolitik wie etwa zwischen der EZB und dem Federal Reserve System befindet sich erst in den Anfangen.

Der Abhangigkeitsgrad der Notenbanken von anderen staatlichen Institutionen richtet sich nach den wirtschaftlichen und politischen Verflechtungen des jeweiligen Landes. Da es nationale und supranationale Wahrungsraume gibt, sind Zentralbanken entsprechend auf nationaler Ebene ( Federal Reserve System , Schweizerische Nationalbank , Bank of England etc.) und supranational (z. B. Europaische Zentralbank oder BIZ ) vorzufinden.

Instrumentenabhangigkeit ( englisch instrument dependence ) meint, in welchem Maße die Regierung die Zentralbank bei der Zielerreichung beeinflusst. Ist die Zentralbank bei der Wahl ihres geldpolitischen Instrumentariums weisungsabhangig, also es entscheidet die Regierung, welche Instrumente bei der Erreichung der Geldwertstabilitat eingesetzt werden, ist dies Instrumentenabhangigkeit. Kann die Zentralbank ihre geldpolitischen Instrumente unbeeinflusst wahlen, handelt sie instrumentenunabhangig. [31]

Ziele [ Bearbeiten | Quelltext bearbeiten ]

Im Rahmen der Geld- und Wahrungspolitik verfolgt das Eurosystem als Zusammenschluss aller nationalen Zentralbanken der EU-Mitgliedstaaten vorrangig das Ziel der Preisniveaustabilitat ( Art. 127 Abs. 2 AEUV ). Um diese mittelfristig sicherzustellen, wird ein ?Zwei-Saulen-Konzept“ verfolgt. [32] Da die Inflation durch ein ? am Wachstum der Produktion gemessenes ? uberhohtes Wachstum der Geldmenge verursacht wird, veroffentlicht die EZB einen jahrlichen Referenzwert als Orientierungsgroße fur alle Wirtschaftssubjekte . Die zweite Saule besteht in der zweimal jahrlich veroffentlichten Inflationsprognose.

In den Statuten vieler Staaten ist als Hauptziel der Geldpolitik festgelegt, die Preisniveau- und Geldwertstabilitat zu wahren. Daneben (oder etwa im Fall der EZB nachgeordnet ) sollen zudem weitere gesamtwirtschaftliche Ziele wie Wirtschaftswachstum , Konjunktur - oder Wechselkursstabilitat , verfolgt werden. [33] [34]

Oftmals werden in den jeweiligen Notenbankstatuten weitere gesamtwirtschaftliche Ziele der Geldpolitik wie Wirtschaftswachstum , Konjunktur - oder Wechselkursstabilitat , umschrieben. [35] In Staaten mit gebundener Wahrung sind die Zentralbanken dazu verpflichtet, den Kurs zum Wahrungsmedium durch Kaufe und Verkaufe desselben stabil zu halten. [36]

Die nachfolgende Tabelle zeigt die gesetzlich festgelegten Ziele einiger großer Zentralbanken beispielhaft: [37]

Europaische Zentralbank Bank of England Federal Reserve System (USA) Bank of Japan
Ziele
  • Preisstabilitat
  • Unterstutzung allgemeiner Wirtschaftspolitik in der Gemeinschaft ohne Beeintrachtigung der Preisstabilitat
  • Preisstabilitat (quantifiziert durch das Schatzamt )
  • Unterstutzung der Wirtschaftspolitik der Regierung einschließlich Wachstums- und Beschaftigungsziele (vorbehaltlich der Preisstabilitat)
  • stabile Preise
  • Hochstgrad an Beschaftigung
  • moderate Langfristzinsen
  • Preisstabilitat und damit der Beitrag zur gesunden Entwicklung der Gesamtwirtschaft
Vorrangiges Ziel
  • Gewahrleistung der Preisstabilitat
  • Gewahrleistung der Preisstabilitat
keine Prioritatensetzung
  • Gewahrleistung der Preisstabilitat
Debatte um die Ziele der Zentralbanken

Welche Ziele eine Zentralbank verfolgen soll, war lange Zeit ein Streitpunkt innerhalb der okonomischen Debatte. Im Zentrum stand dabei die Frage, ob es eine Austauschbeziehung zwischen Beschaftigung und Inflation geben kann wie er in der Phillips-Kurve dargestellt wird. Keynesianer vertraten die Ansicht, dass die Geldpolitik auch langfristig Wachstum und Beschaftigung beeinflussen kann, wahrend Monetaristen annehmen, dass die Geldpolitik keine solchen Effekte haben kann und sich daher darauf beschranken sollte, die Preisstabilitat zu gewahrleisten. Durch die Erfahrungen mit Stagflation in den 1970er Jahren hat sich die monetaristische Sichtweise weitestgehend durchgesetzt, auch wenn keynesianische Stimmen nie ganz verstummt sind. Unstrittig ist hingegen, dass eine expansive Geldpolitik kurzfristig zu hoherem Output und großerer Beschaftigung fuhrt.

Zielabhangigkeit ( englisch goal dependence ) bedeutet, dass die Regierung die Ziele der Zentralbank beeinflussen kann. Ist beispielsweise die Preisstabilitat als oberes Ziel der Zentralbank gesetzlich vorgegeben, liegt eine Zielabhangigkeit vor. Kann die Zentralbank hingegen ihre Aufgaben und Ziele selbst festlegen, handelt die Zentralbank zielunabhangig. [31]

Einfluss des Staates [ Bearbeiten | Quelltext bearbeiten ]

Die Unabhangigkeit einer Zentralbank wird haufig von den vielfaltigen wirtschaftlichen und politischen Verflechtungen eines Wirtschaftssystems beeintrachtigt. Eine Zentralbank kann von den Weisungen der Regierung unabhangig sein (wie die Deutsche Bundesbank oder das amerikanische Federal Reserve System), sie kann aber auch von der Staatsregierung weisungsgebunden sein (wie die Banque de France, die Banca d’Italia oder die People’s Bank of China). Ist eine Zentralbank von Weisungen der Regierung abhangig, so ist der Staat der eigentlich Verantwortliche fur die Geld- und Wahrungspolitik.

Die Unabhangigkeit der Zentralbank dient dazu, zu vermeiden, dass die Regierung eine zu expansive Geldpolitik betreibt. Regierungen neigen zu expansiver Geldpolitik, weil sie so kurzfristig bessere Wirtschaftsdaten erzielen und so mehr Zustimmung erhalten konnen. Die negativen Folgen einer expansiven Geldpolitik werden in der Regel nicht der Regierung angelastet. Einige monetare Effekte unterschiedlicher institutioneller Ausgestaltungen der Zentralbanken, insbesondere im Bezug auf die Inflation , sind empirisch nachvollziehbar. [38] Soll der Zentralbankgewinn im nennenswerten Umfang zur Finanzierung des Staates beitragen, ist es hilfreich, die Zentralbank unmittelbar der Regierung zu unterstellen. [39]

Hinsichtlich des Grades der (Un-)Abhangigkeit einer Zentralbank gegenuber der Regierung ist international ein breites Gestaltungsspektrum zu beobachten. Grunde hierfur sind zum einen die unterschiedlichen Definitionen von Unabhangigkeit , zum anderen aber auch die geschichtlichen Erfahrungen der jeweiligen Lander mit ihren Zentralbanken. [40] Die supranationale EZB nimmt dabei eine Sonderrolle ein: Ihr vorrangiges Ziel ist die Preisniveaustabilitat. Da ihr diese Aufgabe durch den Vertrag von Maastricht vorgeschrieben ist, befindet sich die EZB in einer Zielabhangigkeit. In Bezug auf die Realisierung dieses Ziels durch den Einsatz verschiedener geldpolitischer Instrumentarien ist sie jedoch weisungsunabhangig, d. h., sie besitzt Instrumentenunabhangigkeit. [31]

Deutschland [ Bearbeiten | Quelltext bearbeiten ]

Deutsche Bundesbank, Frankfurt am Main (2018)

In Deutschland ist das Wort ?Zentralbank“ ein Rechtsbegriff . Die Deutsche Bundesbank ist gemaß § 2 BBankG eine bundesunmittelbare juristische Person des offentlichen Rechts , deren Grundkapital sich in Handen der Bundesrepublik Deutschland befindet. Sie ist eine oberste Bundesbehorde ( § 29 BBankG), die nicht als Kreditinstitut gilt ( § 2 Abs. 1 Nr. 1 KWG ) und von Weisungen der Bundesregierung unabhangig ist ( § 12 BBankG). Sie gilt als staatsunabhangige Anstalt des offentlichen Rechts , denn sie hat keine Zwangsmitgliedschaft , [41] und ist deshalb keine Korperschaft des offentlichen Rechts .

Nach § 2 BBankG ist sie als Zentralbank der Bundesrepublik integraler Bestandteil des Europaischen Systems der Zentralbanken ( Eurosystem ). Sie wirkt an der Erfullung seiner Aufgaben mit dem vorrangigen Ziel der Preisstabilitat mit, halt und verwaltet die Wahrungsreserven der Bundesrepublik, sorgt fur die bankmaßige Abwicklung des Inlands- und Auslandszahlungsverkehrs und tragt zur Stabilitat der Zahlungs- und Verrechnungssysteme bei. Sie nimmt daruber hinaus die ihr nach BBankG oder anderen Rechtsvorschriften ubertragenen Aufgaben wahr. Ihr einziges Organ ist der Vorstand ( § 7 BBankG), nachdem im April 2002 der Zentralbankrat abgeschafft wurde.

International [ Bearbeiten | Quelltext bearbeiten ]

Hauptsitz der Fed: Marriner S. Eccles Federal Reserve Board Building , Washington, D.C. (2007)
Bank of England Building, London (2015)

Die international bedeutendsten Zentralbanken außer der deutschen Bundesbank sind:

Staat Zentralbank Rechtsform Grundung
Osterreich   Osterreich Osterreichische Nationalbank Aktiengesellschaft (Osterreich) Juni 1816
Schweiz   Schweiz Schweizerische Nationalbank Aktiengesellschaft (Schweiz) Januar 1906
Brasilien   Brasilien Banco Central do Brasil Behorde Dezember 1964
China Volksrepublik   Volksrepublik China Central Bank of China Behorde Januar 1912
Frankreich   Frankreich Banque de France Aktiengesellschaft (Frankreich) Januar 1800
Vereinigtes Konigreich   Vereinigtes Konigreich Bank of England Behorde Juli 1694
Hongkong   Hongkong Hong Kong Monetary Authority Behorde April 1993
Italien   Italien Banca d’Italia Anstalt des offentlichen Rechts August 1893
Japan   Japan Bank of Japan Behorde Oktober 1882
Kanada   Kanada Bank of Canada Behorde Marz 1935
Vereinigte Staaten   Vereinigte Staaten Federal Reserve System Aktiengesellschaft (Vereinigte Staaten) Dezember 1913

Aktiengesellschaften befinden sich im Mehrheitsbesitz des Staates, Behorden sind meist dem Finanzministerium unterstellt.

Zentralbanken in Zentralverwaltungswirtschaften [ Bearbeiten | Quelltext bearbeiten ]

In Zentralverwaltungswirtschaften ubernahm ublicherweise das Monobankensystem die Funktionen einer Zentralbank. Gemaß sozialistischen Programmen wurde das Geld- und Kreditwesen weitgehend monopolisiert. Ein Monobankensystem besteht aus einer Zentralbank, die Staatsbank genannt wird und in der Regel dem Finanzministerium und den obersten Planungsbehorden direkt unterstellt ist und einigen wenigen ihr direkt untergeordneten Geschaftsbanken. Durch das Monobanksystem wurden die Staatsunternehmen mit Verrechnungsgeld und die Haushalte mit Bargeld versorgt. Das Monopolbankensystem ubernahm auch Aufgaben, die uber die einer Zentralbank hinausgehen. Es war dafur zustandig, die durch den Zentralplan vorgesehenen Kreditmittel an die Unternehmen zu verteilen, den internationalen Zahlungsverkehr samt Außenhandelsfinanzierung und Devisengeschaften abzuwickeln und die Ersparnisse der Bevolkerung zu sammeln und an das Finanzministerium weiterzuleiten.

Wirtschaftliche Aspekte [ Bearbeiten | Quelltext bearbeiten ]

Ihre Ziele der Geld- und Wahrungspolitik setzen die Zentralbanken unmittelbar um, indem sie mit den Geschaftsbanken Geschafte auf dem Geld-, Kapital-, Kredit- oder Devisenmarkt abschließen. Diese Geschafte werden ?Instrumente“, ?Instrumentarium“ oder ?Maßnahmen“ genannt und sind uberwiegend ? bis auf die Mindestreservepolitik ? ohne Kontrahierungszwang fur die Geschaftsbanken versehen. Mittelbar dienen moralische Appelle ? auch an alle anderen Wirtschaftssubjekte ? zur Umsetzung der Ziele. Das Instrumentarium muss drei Eigenschaften aufweisen:

Maßnahmen, die auf freiwilliger Kontrahierung der Geschaftsbanken mit ihrer Zentralbank beruhen, wirken eher bei restriktiver Geld- und Wahrungspolitik als bei expansiver. Die einzige auf Kontrahierungszwang aufbauende Maßnahme der Mindestreservepolitik wirkt sofort sowohl restriktiv als auch expansiv.

Nach Ulrich Bindseil ist das ubliche Verstandnis der Zentralbanken zu uberprufen, denn der Begriff gelte als schwer definierbar, die Schwedische Reichsbank und die Bank of England gelten ihm zufolge als erste richtige Zentralbanken, fruhe Zentralbanken hatten kein gesamtgesellschaftliches Mandat und keine offentliche Funktion, den fruhen Banken fehlte das Zentralbank-Verstandnis, sie hatten sich langsam aus den Geschaftsbanken entwickelt, das heutige Hauptmerkmal der Zentralbanken, Lender of Last Resort zu sein, habe sich erst spat entwickelt. Im Unterschied dazu sieht Bindseil drei charakteristische Eigenschaften aller Zentralbanken: Ausgabe von Geld, staatliches Monopol, gesamtgesellschaftliche Ziele ( englisch public policy ). [42]

Kritik am Zentralbankkonzept

Kritiker meinen, das geltende Mischgeld-Bankensystem, an dem Geschaftsbanken und eine Zentralbank beteiligt sind, fuhre zu schlechteren Ergebnissen hinsichtlich Geldwertstabilitat und Inflationsrate als ein Modell marktformiger Geldschopfung . Nach dem marktwirtschaftlichen Modell des Mehrbankensystems ohne Zentralbank finde hingegen eine systembedingte Kontrolle der Geldschopfung statt. Die gegenwartigen Beschrankungen durch

  • Barreserven der Geschaftsbank, die mit einer Auszahlung der gewahrten Kredite rechnen muss und diese Auszahlung in Form des gesetzlichen Zahlungsmittels vornehmen muss, da andere Wahrungen nach dem Greshamschen Gesetz vom Markt verdrangt werden, und
  • Mindestreserve , also die Menge an Zentralbankgeld, die die Zentralbank den Geschaftsbanken abhangig von deren Kreditvergabe vorschreibt,

fuhrten zu geldmengeninduzierten Finanzkrisen , weil die Zentralbank durch planwirtschaftliche Geldmengensteuerung in den Wettbewerb eingreife. [43]

Der Wirtschaftswissenschaftler Kevin Dowd [44] vertrat 1994 die Ansicht, dass das Finanzsystem ohne staatliche Eingriffe stabiler sei als es in seiner jetzigen Form ist. Es sei entgegen verbreiteter Annahmen in sich stabil und benotige weder einen Kreditgeber letzter Instanz noch ein staatliches Einlagensicherungs ­system. [45] Eine Quelle der Instabilitat im gegenwartigen System sei, dass die Zentralbanken nicht genugend Signale erhalten, um eine funktionierende Politik etablieren zu konnen und somit die Politik, die tatsachlich umgesetzt wird, schadliche Auswirkungen nach sich zieht. Als Beispiel nennt er das Federal Reserve System , das in den 1930er Jahren seiner Rolle als Kreditgeber letzter Instanz nicht nachkam. [46]

In seinem Werk Human Action vertrat Ludwig von Mises 1949 die Auffassung, dass die zyklischen Auf- und Abschwunge der Wirtschaft und damit auch die Entstehung von Depressionen , das Ergebnis der Senkung des Zinssatzes durch die Expansion von Krediten seitens der Banken ist. [47] Dies wird als Uberinvestitionstheorie bezeichnet. Durch die damit zusatzlich zur Verfugung stehenden Kredite werde versucht, die Konjunktur kunstlich zu beleben. Von Mises sieht die Gefahr, dass dadurch Kredite in Wirtschaftszweige und Geschafte fließen, die vor der Senkung des Zinssatzes als unrentabel erschienen. Er vertritt die Ansicht, dass die so angekurbelte Wirtschaft fruher oder spater zusammenbrechen musse. Die Krediterweiterungspolitik von Banken sei somit eine Fehlleitung der Unternehmenstatigkeit. Von Mises kommt zu dem Ergebnis, dass periodisch wiederkehrende Wirtschaftskrisen nur zu verhindern seien, wenn man auf die Ankurbelung der Wirtschaft durch die Bankpolitik verzichten wurde. Vielmehr sollte der Zinsfuß durch den Marktmechanismus geregelt werden. [48]

Friedrich August von Hayek , wie Mises ein Vertreter der Osterreichischen Schule , sah 1976 den Grund fur die Instabilitat der Wirtschaft darin, dass eine expansive Geldpolitik zu Investitionen in an sich unrentable Projekte fuhrt, die fruher oder spater bereinigt werden mussen. In einer spateren Schaffensperiode machte er als Ursache fur die expansive Geldpolitik aus, dass die Verfugbarkeit des Geldes nicht durch die Marktentwicklung bestimmt, sondern durch die Zentralbanken reguliert wird. [49] Hayek fordert, die Aufgaben der Zentralbanken in private Hande zu geben und zu dezentralisieren. [50] Ein solches System wird als Free Banking bezeichnet. Der Zinssatz wurde dann wie jeder andere Preis durch die Nachfrage und das Angebot nach Geld auf dem Markt bestimmt werden. [51] Selbst unter den Laissez-faire -Befurwortern ist nur eine Minderheit fur die Realisierung eines Free Banking. [52]

Siehe auch [ Bearbeiten | Quelltext bearbeiten ]

Literatur [ Bearbeiten | Quelltext bearbeiten ]

  • Majorie Deane, Robert Pringle: The Central Banks. Viking, New York NY u. a. 1995, ISBN 0-670-84823-9 .
  • Nils Herger: Wie funktionieren Zentralbanken? Geld- und Wahrungspolitik verstehen. Springer Gabler, Wiesbaden. 2016, ISBN 978-3-658-07875-1 .
  • Dieter Lindenlaub: Auf der Suche nach einem Instrumentarium zur Kontrolle der Geldschopfung. Notenbank und Banken in Deutschland im ersten Drittel des 20. Jahrhunderts. In: Bankhistorisches Archiv. 26, 2000, ISSN   0341-6208 , S. 117?151.
  • Manfred Pohl : Die Geschichte der Nationalbank fur Deutschland . In: Bankhistorisches Archiv. 7, 1981, S. 16?49.
  • Christopher J. Waller, Carl E. Walsh: Central-Bank Independence, Economic Behavior, and Optimal Term Lengths. In: The American Economic Review. Bd. 86, Nr. 5, Dez. 1996, ISSN   0002-8282 , S. 1139?1153.
  • Joscha Wullweber : Zentralbankkapitalismus , suhrkamp, Berlin 2021, ISBN 978-3-518-12747-6 .

Einzelnachweise [ Bearbeiten | Quelltext bearbeiten ]

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  2. Gerhard Muller/Josef Loffelholz (Hrsg.), Bank-Lexikon: Handworterbuch fur das Bank- und Sparkassenwesen , 1983, Sp. 1589
  3. Karl Heinrich Rau, Lehrbuch der politischen Okonomie: Volkswirtschaftslehre , Band 1, 1855, S. 387
  4. Christopher Collins, The Oxford Encyclopedia of Economic History , Volume 3: Banking: Middle Ages and Early Modern Period . Oxford University Press, 2012, S. 223
  5. Ginette Kurgan-van Hentenryk, Banking, Trade and Industry: Europe, America and Asia from the Thirteenth to the Twentieth Century , Cambridge University Press, 1997, S. 39
  6. Sina Rauschenbach, Judentum fur Christen: Vermittlung und Selbstbehauptung Menasseh ben Israels in den gelehrten Debatten des 17. Jahrhunderts , S. 24
  7. Neil Irwin, The Alchemists: Inside the secret world of central bankers , 2013, S. 26
  8. Encyclopædia Britannica , vol. 3, 1962, S. 43
  9. Hans-Joachim Arndt, Politik und Sachverstand im Kreditwahrungswesen , 1963, S. 86
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  11. Arun Ghosh, Dilemmas of the Reserve Bank of India , in: Economic and Political Weekly, Vol. 31, No. 26. 29. Juni 1996. S. 1643 , abgerufen am 8. Dezember 2009.
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  44. Kevin Dowd, Homepage ( Memento des Originals vom 28. August 2010 im Internet Archive )   Info: Der Archivlink wurde automatisch eingesetzt und noch nicht gepruft. Bitte prufe Original- und Archivlink gemaß Anleitung und entferne dann diesen Hinweis. @1 @2 Vorlage:Webachiv/IABot/web.me.com
  45. W. E. Jackson: Southern Economic Journal, Vol. 60, No. 4, April 1994. S. 1078?1080.
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  47. Ludwig von Mises, Human Action: A Treatise on Economics (PDF; 3,4 MB) In: The Ludwig von Mises Institute, Auburn, Alabama. 1998, S. 570, abgerufen am 8. Dezember 2009.
  48. Ludwig von Mises, Die Ursachen der Wirtschaftskrise . (PDF; 208 kB) In: Verlag von J.C.B. Mohr (Paul Siebeck), Tubingen 1931. S. 11?14, abgerufen am 8. Dezember 2009.
  49. Friedrich August von Hayek, Denationalisation of Money , Institute of Economics Affairs/London, 1976
  50. Kevin Dowd, Experience of Free Banking , Routledge/London, 1992, S. 4.
  51. Friedrich August von Hayek, The Denationalization of Money: An Analysis of the Theory and Practice of Concurrent Currencies , in: Stephen Kresge, The Collected Works of F.A. Hayek, Vol. VI: Good Money, Part II, The Standard , The University of Chicago Press/Routledge/London, 1999, S. 200?207.
  52. Melvin W. Reder, Economics: The Culture of a Controversial Science , The University of Chicago Press, 1999, ISBN 0-226-70609-5 , S. 253.