Zahi Hawass auf dem Gizeh-Plateau bei den großen Pyramiden (2009)
Zahi Hawass auf der Eroffnungsfeier des Internationalen Agyptologen-Kongresses in Kairo am 3. November 2019
Zahi A. Hawass
(
arabisch
???? ????
Z?h? ?aw?ss
) (*
28. Mai
1947
in
Damiette
) ist ein
agyptischer
Agyptologe
. Er war zwischen 2002 und 2011 Generalsekretar der agyptischen Altertumerverwaltung (
Supreme Council of Antiquities
, SCA) und gilt als einer der einflussreichsten, aber auch umstrittensten Agyptologen der Gegenwart. Am 31. Januar 2011 wurde er von
Husni Mubarak
zum
Minister fur Altertumsguter
ernannt, am 3. Marz wurde er bei einer Regierungsumbildung nicht mehr berucksichtigt,
[1]
am 30. Marz 2011 jedoch erneut ernannt
[2]
und am 17. Juli desselben Jahres abermals entlassen.
[3]
Als Nachfolger bekleidete 2011 Mustafa Amin
[4]
das Amt des Generalsekretars beim
Supreme Council of Antiquities
.
Zahi Hawass ursprungliches Berufsziel war
Rechtsanwalt
. Er entschied sich jedoch anders und studierte
griechische und romische Archaologie
in
Alexandria
, wo er 1967 mit einem
Bachelor
abschloss. Sein
Diplom
in
Agyptologie
erhielt er 1980 an der
Universitat Kairo
. Mit Hilfe eines
Fulbright-Stipendiums
studierte er an der
University of Pennsylvania
in
Philadelphia
(
USA
) weiter Agyptologie und
syrisch-palastinensische Archaologie
. Hier wurde er 1987 auch
promoviert
.
Ab 1988 unterrichtete er agyptische Archaologie, Geschichte und Kultur, meist an der
American University in Cairo
und an der
University of California in Los Angeles
. 1998 ernannte man ihn zum Unterstaatssekretar fur die Baudenkmaler in
Gizeh
. 2002 wurde er Generalsekretar der agyptischen Altertumerverwaltung. Neben seinen zahlreichen Projekten in der praktischen Archaologie schreibt Zahi Hawass auch Skripte fur Dokumentationsfilme, die sich mit der Agyptologie und agyptischen Studien befassen. Oft tritt er dabei auch als Sprecher oder Kommentator in den Filmen auf.
Zusatzlich zu seiner Tatigkeit als Generalsekretar der agyptischen Altertumerverwaltung ist Hawass derzeit unter anderem der Grabungsdirektor fur folgende Projekte:
Daruber hinaus ist er auch Direktor der Sphinx-
Restaurierung
, Manager des Gizeh-Plateaus und der Grabungsstatten in
Memphis
. In den letzten Jahren beschaftigte sich Hawass unter anderem auch intensiv mit dem
Pharao
Tutanchamun
. Zur Bestimmung seiner Todesursache ließ er am 6. Januar 2005 dessen
Mumie
computertomografisch
untersuchen und anschließend die Ergebnisse veroffentlichen.
[5]
Am 31. Januar 2011 (nach Hawass’ eigenen Angaben am 30. Januar
[6]
) wurde Hawass zum agyptischen Minister fur Altertumsguter ernannt, nachdem zuvor die gesamte Regierung vom agyptischen Prasidenten
Husni Mubarak
entlassen worden war.
[1]
Anscheinend wurde Hawass bei der Regierungsumbildung vom 3. Marz 2011 nicht mehr berucksichtigt.
[1]
Daher gab er am 6. Marz seinen Rucktritt bekannt. Als Grunde nannte er, dass nach der
Revolution in Agypten 2011
die
Armee
nicht mehr in der Lage sei, die Altertumer zu beschutzen und er somit nicht mehr fur deren Sicherheit garantieren konne, sowie eine Verleumdung seiner Person durch zwei Mitarbeiter der agyptischen Altertumerverwaltung und einen Professor der
Universitat Kairo
.
[7]
[8]
Im Vorfeld kam es allerdings auch zu Protesten, bei denen Mitarbeiter der Antikenverwaltung und junge agyptische Agyptologen neben besseren Gehaltern den Rucktritt von Hawass forderten.
[9]
Ihm wurde vorgeworfen, dass er dem alten Regime unter Mubarak zu nahegestanden und dessen System maßgeblich unterstutzt habe.
[10]
Hawass wies die Vorwurfe gegen seine Person zuruck: Die Demonstranten hatten lediglich bessere Gehalter gefordert.
[7]
[11]
Am 30. Marz 2011 wurde er erneut zum Minister fur Altertumsguter ernannt, einen Tag, nachdem die
UNESCO
am 29. Marz 2011 eine bessere Bewachung der agyptischen Altertumer gefordert hatte.
[2]
Im April 2011 wurde er wegen Missachtung eines alteren Gerichtsurteils zu einem Jahr Haft und der Zahlung von 10.000 agyptischen Pfund verurteilt.
[12]
Er kundigte dagegen Berufung an, weshalb er mangels Rechtskraft des Urteils im Amt belassen wurde.
[13]
Ursache des Rechtsstreites war ein Pachtvertrag mit dem Betreiber des Buchladens im Agyptischen Museum. Zahi Hawass kundigte den Vertrag und schrieb ihn neu aus, worauf der Betreiber klagte und vor Gericht Recht bekam, dies allerdings erst, als bereits ein neuer Pachter den Zuschlag bekommen hatte.
[14]
Nach Mitteilung von Zahi Hawass erließ die Regierung am 18. April 2011 ein Dekret, welches das Gerichtsverfahren stoppte. Es legte fest, dass er keine Gefangnisstrafe absitzen musste und weiterhin im Amt des Ministers fur Altertumsguter verblieb.
[15]
Am 17. Juli 2011 verlor Hawass endgultig seinen Ministerposten. Er wolle zukunftig nur noch in der Wissenschaft tatig sein.
[3]
Am 8. April 2021 machten Hawass und sein Archaologenteam der Nachrichtenwebsite ?Ahram Online“ bekannt, auf der Suche nach einem Tempel des Tutanchamun ab September 2020 in der Nahe von
Luxor
eine Stadt entdeckt und in monatelanger Arbeit freigelegt zu haben. Er nannte sie die ?verlorene goldene Stadt“.
[16]
Die Entdeckung wird in Medien als die ?großte Entdeckung seit Tutanchamuns Grab“ bewertet.
[17]
Die Agyptologie verdankt Hawass insgesamt eine hohere Beachtung von Seiten der internationalen Medien und der Weltoffentlichkeit. Fur die Zukunft plante er 14 neue Museen, darunter das Große Agyptische Museum (
The Grand Egyptian Museum
, GEM) in Gizeh, das allein eine halbe Milliarde US-$ kosten sollte. Das
Agyptische Museum
in Kairo wurde dank seiner Initiative renoviert. Hawass fuhrte auch eine Bezahlung der heimischen Grabungsinspektoren durch die auslandischen Archaologen ein sowie die Vorgabe, ihre wissenschaftlichen Berichte auf
Arabisch
zu publizieren.
In Europa und den USA wurde Hawass vor allem durch seine Ruckgabeforderung von altagyptischen Altertumern wahrgenommen. Er forderte, dass etwa Stucke wie der
Stein von Rosette
oder die
Buste der Nofretete
an Agypten ausgehandigt werden sollen. Diese Forderungen hatten jedoch nie offiziellen Charakter.
[18]
Von Fachkollegen wird Hawass’ Arbeit ambivalent beurteilt. Zwar wird seine fachliche Qualitat hoch geschatzt und sein Einsatz zur Popularisierung der Agyptologie gewurdigt, aber auch kritisiert, dass Hawass' Offentlichkeitsarbeit zu einer nach Aufmerksamkeit heischenden Sensationsmache geworden sei. Besonders in der Kritik stand die Live-Ubertragung der Erforschung des Beluftungsganges in der
Cheops-Pyramide
am 17. September 2002
[19]
und die gleichzeitige Offnung eines Grabes. Hier wurde nicht nur die Ubertragung kritisiert, sondern auch die Wissenschaftlichkeit der Arbeit. So wurde unter anderem von
Dietrich Wildung
, dem ehemaligen Direktor des
Agyptischen Museums
in Berlin, angezweifelt,
[20]
dass es sich wirklich um eine Live-Ubertragung bei der Sarkophagoffnung gehandelt habe,
[21]
und bemangelt, dass Hawass die Ergebnisse zu positiv dargestellt habe.
Des Weiteren tatigte Hawass am 11. Februar 2009
antisemitische
Außerungen im agyptischen Fernsehen, wonach die Juden planmaßig die Welt beherrschen sowie Wirtschaft und Medien kontrollieren wurden. Seiner Meinung nach verdankten sie diese Starke ihrer eigenen Geschlossenheit, wahrend die arabische Welt hingegen uneins sei.
[22]
Ubersetzungen ins Deutsche
- Das Tal der goldenen Mumien. Die neueste und großartigste Entdeckung unserer Tage.
Scherz, Bern/ Munchen/ Wien 2000,
ISBN 3-502-15300-0
.
- Bilder der Unsterblichkeit. Die Totenbucher aus den Konigsgrabern in Theben.
von Zabern, Mainz 2006,
ISBN 3-8053-3650-0
.
[24]
- Gotterwelt und Pharaonenreich.
White-Star-Verlag, Wiesbaden 2006,
ISBN 3-939128-40-6
.
- Tutanchamun. Das legendare Grab des Pharao.
mit Fotografien von Sandro Vannini, Frederking & Thaler, Munchen 2008,
ISBN 978-3-89405-711-4
.
- Die verbotenen Graber in Theben.
mit Fotografien von Sandro Vannini, von Zabern, Mainz 2009,
ISBN 978-3-8053-4077-9
.
- Die Pyramiden.
(Bildband) White-Star-Verlag, Wiesbaden 2011,
ISBN 978-3-86726-184-5
.
- mit
Mark Lehner
:
Die Pyramiden von Gizeh.
von Zabern, Darmstadt 2019,
ISBN 978-3-8053-8106-2
.
Englisch
- als Herausgeber:
Bibliotheca Alexandrina. The Archaeology Museum.
The Supreme Council of Antiquities, Zamalek 2002,
ISBN 977-305-326-1
.
- als Herausgeber:
The Treasures of the Pyramids.
White Star Editions, Vercelli 2003,
ISBN 88-8095-233-1
.
- als Herausgeber:
Die Schatze der Pyramiden.
deutsche Erstausgabe, Weltbild, Augsburg 2004,
ISBN 3-8289-0809-8
.
- The Secrets of the Sphinx. Restoration Past and Present.
The American University in Cairo Press, Kairo/ New York 1998,
ISBN 977-424-492-3
.
- Silent Images. Women in Pharaonic Egypt.
Harry N. Abrams, New York 2000,
ISBN 0-8109-4478-2
.
- Valley of the Golden Mummies. The Greatest Egyptian Discovery Since Tutankhamun.
New edition. Virgin Books, London 2000,
ISBN 1-85227-849-8
.
- The Mysteries of
Abu Simbel
. Ramesses II and the Temples of the Rising Sun.
The American University in Cairo Press, Cairo/ New York 2001,
ISBN 977-424-623-3
.
- mit David Fromkin, Milton Viorst:
Cradle & Crucible. History and Faith in the Middle East.
National Geographic Society, Washington (DC) 2002,
ISBN 0-7922-6597-1
.
- Secret from the Sand: My Search for Egypt's Past.
Harry N. Abrams, New York 2003,
ISBN 0-8109-4542-8
.
- Egyptology at the Dawn of the Twenty-First Century.
Band 1?3. The American University in Cairo Press, Cairo/ New York 2003,
ISBN 977-424-674-8
,
ISBN 977-424-714-0
,
ISBN 977-424-715-9
.
- The Golden Age of Tutankhamun. Divine Might and Splendor in the New Kingdom.
The American University in Cairo Press, Cairo/ New York 2004,
ISBN 977-424-836-8
.
- Curse of the Pharaohs. My Adventures with Mummies.
National Geographic Society, Washington (DC) 2004,
ISBN 0-7922-6665-X
.
- Hidden Treasures of Ancient Egypt. Unearthing the Masterpieces of the Egyptian History.
National Geographic Society, Washington (DC) 2004,
ISBN 0-7922-6319-7
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- Discovering Tutankhamun. From Howard Carter to DNA.
The American University Press, Cairo 2013,
ISBN 978-977-416-637-2
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- Guardian of Ancient Egypt. Studies in Honor of Zahi Hawass
. 3 Bande, Charles University ? Faculty of Arts, Prag 2020,
ISBN 978-80-7308-978-8
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abgerufen am 19. April 2011
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(nicht mehr online verfugbar) am
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Mubarak bekam auch Zinsen von Tutanchamun.
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Agyptens Antikenchef Hawass: ?Ich wurde diesen Job liebend gerne hinschmeißen“.
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Gericht verurteilt Zahi Hawass zu einem Jahr Haft.
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Verurteilter Hawass darf vorerst im Amt bleiben.
Spiegel Online. Auf:
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Fluch der Pharaonen: Agyptens Chefarchaologe Hawass zu Zwangsarbeit verurteilt.
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Großte antike Stadt ?Lost Golden City“ entdeckt.
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Nofretete. Streit um die schonste Frau der Welt
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?Die Nacht der Pyramiden“
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Memento
vom 29. September 2007 im
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ZDF
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?Roboter findet kleinen Raum in Cheops-Pyramide“
(
Memento
vom 20. November 2012 im
Internet Archive
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Netzeitung
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?Livespektakel im Pharaonengrab“
(
Memento
vom 5. Februar 2005 im
Internet Archive
), ZDF, 6. Februar 2006.
- ↑
Renowned Egyptologist Dr. Zahi Hawass, On Egyptian TV: 'The Jews Went to America and Took Control of its Economy… They Have a Plan… They Control the Entire World'
,
Memri
, 11. Marz 2010.
- ↑
Dr. Zahi Hawass Receives an Emmy Award!
guardians.net,
abgerufen am 19. Januar 2015
(englisch).
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Rezension
der
SZ
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