Xaveria Rudler

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Xaveria Rudler

Xaveria Rudler , burgerlich Klara Rudler, (* 28. Mai 1811 in Guebwiller ; † 24. Mai 1886 in Trier ) war eine franzosisch-deutsche Ordensfrau und erste Generaloberin der Borromaerinnen in Deutschland. Sie leitete als erste Oberin das Pflegewesen im eroffneten katholischen St. Hedwig-Krankenhaus in Berlin.

Xaveria Rudler kam im elsassischen Gebweiler unter dem burgerlichen Namen Klara Rudler als funftes Kind ihrer Eltern zur Welt. Ihr Vater Franz Xaver Rudler ubte das Amt eines Friedensrichters aus, ihre Mutter Anna Maria, geborene Heinemann, fuhrte den Haushalt, zu dem letztlich insgesamt sieben Kinder zahlten. Ihr Großvater war der Jurist, Verwaltungsbeamte und Politiker Francois Joseph Rudler . Die weitere Schulausbildung Klaras fand ab 1824 an der Hoheren Schule fur Madchen in Luneville statt, einer von Borromaerinnen betriebenen konfessionellen Lehranstalt. Hier reifte Klaras Wunsch, in diesen Orden einzutreten. [1]

Nach einem Jahr wurde die Novizin am 8. September 1830 in den Orden der ?Barmherzigen Schwestern vom heiligen Karl Borromaus“ aufgenommen und erhielt ihren Ordensnamen Xaveria. Ihr Wunsch, Pflegetatigkeiten fur Kranke auszuuben, musste zuruckstehen. Sie wurde zunachst zwei Jahre lang als Lehrerin in Luneville eingesetzt. Am 15. Oktober 1833 legte sie ihr Ordensgelubde ab. Danach wartete eine Fortsetzung ihrer Lehrtatigkeit im deutschen Saarlouis auf sie. Hier war vom Orden im Jahr 1810 seine erste Außenstelle in Deutschland gegrundet worden, deren Schwerpunkt eine Hohere Madchenschule war, erganzt um ein Hospital und die Durchfuhrung der ambulanten Krankenpflege . Dreizehn Jahre lang war Xaveria hier tatig und eignete sich die deutsche Sprache an, die sie bei ihrem Eintreffen unzulanglich beherrschte. Außer der Arbeit als Lehrerin fand sie Zeit fur die Krankenpflege, die Betreuung der Apotheke und der Kuche.

Wirken in Berlin

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Im Jahr 1846 erhielt sie die Aufgabe, zusammen mit drei Ordensschwestern in Berlin den Pflegebereich fur das neu geschaffene St. Hedwig-Krankenhaus unter ihre Fittiche zu nehmen. Als auserkorener Oberin oblag ihr das gesamte Funktionieren des Hauses im pflegerischen Bereich. Es war die erste katholische Einrichtung im protestantischen Berlin und gewissermaßen ein Prestigeobjekt . Sie konnte jedoch auf die Unterstutzung des Fursten Boguslaw Radziwill vertrauen. Am 14. September 1846 kamen die vier Ordensschwestern mit ihrer franzosischen Generaloberin Ludovine Barre auf dem Potsdamer Bahnhof an. Am 3. Dezember wurde der erste Patient im neuen Krankenhaus in der Kaiserstraße aufgenommen.

Im Mai 1847 wurden auf Veranlassung der Oberin in der dortigen Hauskapelle die ersten Maiandachten in der preußischen Hauptstadt gehalten, die sich eines großen Zuspruchs erfreuten. [2]

In den Marzunruhen des Jahres 1848 wurden Verwundete in das Krankenhaus eingeliefert, die unabhangig vom Stand oder ihrer konfessionellen Weltanschauung gepflegt wurden. Eine kritische Situation am 18./19. Marz 1848 meisterte Xaveria Rudler geschickt. Als wahrend der Barrikadenkampfe Bewaffnete ins Krankenhaus eindrangen und von ihr als Oberin wissen wollten, mit welcher Seite sie es halte, entgegnete sie: ?Wir pflegen Eure Bruder und Schwestern, wir halten es mit unseren Armen und Kranken.“ [3]

Wirken als Provinzial- und Generaloberin in Trier

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Die reibungslose Organisation ihrer Arbeiten fuhrte drei Jahre spater dazu, dass Xaveria Rudler zur Provinzialoberin fur das neue Mutterhaus (heute Klinikum Mutterhaus der Borromaerinnen ) des Ordens in Deutschland berufen wurde. Am 21. November 1849 wurde es in Trier eingeweiht. Franzosisch war im Hinblick auf die Unterstutzungen aus Nancy in den Anfangsjahren bis 1863 Pflichtsprache, dann wurde die Ordensregel ins Deutsche ubersetzt. Die innere Verfassung fur das Mutterhaus wurde an jener in Nancy ausgerichtet. Xaveria Rudler stieg 1863 von der Provinzialoberin zur Generaloberin auf. Der Orden kummerte sich unter ihrer Leitung um die Ubernahme oder den Bau von Hospitalern und Krankenhausern sowie um die Erziehung von Jugendlichen.

Die folgende Ubersicht gibt einen Einblick in die von Xaveria Rudler gebilligten Projekte. Es sind zum Teil Fundamente fur Einrichtungen, in denen Borromaerinnen auch heute noch ihre Dienste erbringen:

  • Nach langeren Verhandlungen wurden drei Ordensschwestern zum Heilig-Geist-Spital in Bingen entsandt, wo sie im Dezember 1854 ihre Pflegetatigkeit aufnahmen. Der in einem desolaten Zustand befindlichen Stiftungseinrichtung wurde von den Ordensfrauen wirtschaftlich zu neuem Aufschwung verholfen. [4]
  • Ein weiteres der ubernommenen Krankenhauser war in Xaveria Rudlers Amtszeit das ? Hospital zum Heiligen Geist “ in Boppard . Auf Initiative des Pfarrers Johann Baptist Berger wurde mit Verwaltung und Krankenpflege in dieser Einrichtung vertraglich der Orden beauftragt, der sich einen guten Ruf verschafft hatte. Die Provinzialoberin Xaveria Rudler traf mit dem aus Nancy angereisten Generalsuperior und drei Ordensschwestern als kunftigem Personal am 21. September 1855 in der Stadt am Rhein ein. Nach der Schlusselubergabe bezogen sie das in einem karglichen Zustand befindliche Hospital und ubernahmen am 1. Oktober offiziell das Sagen in der Einrichtung. Den Bopparder Borromaerinnen wurde in der Folge eine Kleinkinderbewahrschule (1856), eine Nahschule (1858) und ein Haushaltungspensionat (1864) fur Haushaltsschulerinnen anvertraut. [5]
  • Im November 1855 machten sich drei Schwestern nach Elberfeld auf den Weg, um am dort neu erbauten katholischen Krankenhaus vorbereitende Tatigkeiten zu erledigen. Ab 2. Januar 1856 kummerten sie sich um die Pflege der ersten aufgenommenen Patientinnen. [6]
  • Das katholische Waisenhaus in Duren kam am 1. Dezember 1855 unter die Regie der Borromaerinnen. [7]
  • Im Jahr 1856 begleitete Xaveria Rudler drei Schwestern nach Barmen , um sie in ihre Aufgaben fur das fertiggestellte ?Armen-, Waisen- und Krankenhaus der kath. Gemeinde“ einzufuhren. [8]
  • Eine Cholera -Epidemie fuhrte am 20. August 1859 zum Entstehen des Marienhospitals in Osnabruck , dessen pflegerische Arbeit in die Hande dreier aus Trier entsandten Ordensschwestern gelegt wurde.
  • Im Jahr 1861 weitete sich der Wirkungskreis nach Hamburg aus. Der Orden ubernahm in der Domgemeinde die Betreuung fur das Waisenhaus, der Kindergarten und ein Altenheim folgten bald darauf. Am 18. Marz 1864 wurde in einem Privathaus ein kleines Lazarett fur im Deutsch-Danischen Krieg pflegebedurftig gewordene Soldaten eingerichtet, das zur Keimzelle fur das heutige Marienkrankenhaus werden sollte. [9]
  • In Potsdam ubernahmen am 1. Mai 1862 drei entsandte Ordensschwestern die Betreuung der Schutzlinge im vom Pfarrer im November des Vorjahres gegrundeten Waisenhaus. [10]
  • Am 20. August 1866 wandte sich der Bonner Oberburgermeister an das Mutterhaus und bat um Hilfe durch Schwestern. Sie sollten sich sozial Schwacher in der Stadt annehmen und Obhut uber Kranke und Hilfsbedurftige ausuben. [11]
  • In Trier wurden durch Xaveria Rudler eine Bewahrschule fur Kleinkinder, eine Nahschule fur Madchen, im Jahr 1862 ein Waisenhaus und im Jahr 1883 eine Dienstbotenfursorge eingerichtet. [12]

Im Jahr 1872 musste sich der Orden wahrend des Kulturkampfes vom franzosischen Mutterhaus losen und mit papstlicher Billigung zur selbststandigen Kongregation werden. Xaveria Rudler nahm in Trier ihr Amt als Generaloberin bis zum Tode wahr, der nach kurzer Krankheit am 24. Mai 1886 (nach anderer Quelle am 23. Mai) eintrat.

Ehrungen und Auszeichnungen

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Xaveria Rudler wurde in Anerkennung ihrer Leistungen im Krieg 1870/71 das preußische Verdienstkreuz fur Frauen und Jungfrauen verliehen. [13]

Einzelnachweise

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  1. Joachim Altenhofer: Biographisches Lexikon zur Pflegegeschichte: who was who in nursing history . Hrsg.: Horst-Peter Wolff. Ullstein Mosby, 1997, ISBN 978-3-86126-628-0 , S.   170?171 .
  2. St.-Elisabeth-Bote ( RTF ; 11 kB) abgerufen am 11. November 2009
  3. Bernhard Meyer: 14. September 1846: Erstes katholisches Krankenhaus in Berlin . In: Berlinische Monatsschrift ( Luisenstadtischer Bildungsverein ) . Heft 9, 1999, ISSN   0944-5560 , S.   86?89 ( luise-berlin.de ).
  4. Heilig-Geist-Hospital Bingen: Aus der Geschichte abgerufen am 11. November 2009
  5. Historie Standort Boppard. StiftungsKlinikum Mittelrhein, archiviert vom Original (nicht mehr online verfugbar) am 22. Februar 2014 ; abgerufen am 15. Februar 2014 .
  6. Historie. Krankenhaus St. Josef, archiviert vom Original (nicht mehr online verfugbar) am 21. Februar 2014 ; abgerufen am 15. Februar 2014 .
  7. Borromaerinnen im katholischen Kinderheim St. Josef in Duren abgerufen am 11. November 2009
  8. 150 Jahre Borromaerinnen in Barmen ( Memento des Originals vom 19. Dezember 2015 im Internet Archive )   Info: Der Archivlink wurde automatisch eingesetzt und noch nicht gepruft. Bitte prufe Original- und Archivlink gemaß Anleitung und entferne dann diesen Hinweis. @1 @2 Vorlage:Webachiv/IABot/borromaeerinnen.yourweb.de (PDF; 64 kB) abgerufen am 11. November 2009
  9. Borromaerinnen im Marienkrankenhaus Hamburg abgerufen am 11. November 2009
  10. Die Geschichte des St. Josefs-Krankenhauses. Alexianer Potsdam, archiviert vom Original (nicht mehr online verfugbar) am 22. Februar 2014 ; abgerufen am 15. Februar 2014 .   Info: Der Archivlink wurde automatisch eingesetzt und noch nicht gepruft. Bitte prufe Original- und Archivlink gemaß Anleitung und entferne dann diesen Hinweis. @1 @2 Vorlage:Webachiv/IABot/www.alexianer-potsdam.de
  11. Borromaerinnen im Stadtischen Alten- und Pflegeheim der Stadt Bonn abgerufen am 11. November
  12. Xaveria Rudler in der Rheinland-Pfalzischen Personendatenbank , abgerufen am 20. Marz 2017.
  13. Ordensjournal, Ausgabe 8, Mai 2007 (PDF; 841 kB) abgerufen am 11. November 2009