Wulf Bernotat

aus Wikipedia, der freien Enzyklopadie
Zur Navigation springen Zur Suche springen
Wulf Bernotat im Mai 2009 beim 39. St. Gallen Symposium
Das Grab von Wulf Bernotat auf dem Friedhof Bredeney in Essen

Wulf-Hinrich Bernotat (* 14. September 1948 in Gottingen ; † 27. August 2017 in Essen [1] ) war ein deutscher Manager , Vorstandsvorsitzender der E.ON AG [2] und Aufsichtsratsvorsitzender der Vonovia SE .

Schulische Laufbahn

[ Bearbeiten | Quelltext bearbeiten ]

Nach dem Abitur am Scharnhorstgymnasium in Hildesheim begann Bernotat 1969 ein Jura -Studium an der Universitat Gottingen , das er 1974 mit dem ersten Staatsexamen abschloss. 1976 legte er das zweite Staatsexamen ab und promovierte noch im gleichen Jahr. [3]

Berufliche Laufbahn

[ Bearbeiten | Quelltext bearbeiten ]

Im selben Jahr begann Bernotat seine berufliche Karriere als Justitiar bei der Shell AG in Hamburg. 1981 wechselte er zu Shell in London , wo er bis 1984 als Business Development Manager fur Staaten des Rats fur gegenseitige Wirtschaftshilfe tatig war, insbesondere fur die Sowjetunion , Polen , Rumanien und Bulgarien .

1986 kehrte er nach Hamburg zuruck, wo er das Handelsgeschaft Schmier- und Kraftstoffe der deutschen Shell leitete. 1986/87 ubernahm er die Verantwortung fur die strategische Planung. Kurzzeitig war er 1987/88 im Marketing-Sektor Erdgas des Unternehmens verantwortlich. Von dort wechselte er 1988 in die Leitung des Shell-Vertriebszentrums Luftfahrt und Behorden. [4]

1989 wechselte er zur Shell-Niederlassung in Lissabon , wo er bis 1992 als General Manager den Konzern in Portugal vertrat. [5]

1992 kehrte er nach London zuruck, wo er als Area Coordinator der Shell-Operationen in der sudlichen Hemisphare und Coordinator Coal Business Afrika tatig war. 1995 bis 1996 arbeitete er im Vorstand der Shell-France mit Zustandigkeit fur Raffinerie und Distribution. [4]

1996 verließ Bernotat den Shell-Konzern und ubernahm als Vorstand bei der VEBA-Oel AG in Gelsenkirchen die Verantwortung fur das Marketing und den Vertrieb. Im November 1998 wurde Bernotat zum Vorstandsvorsitzenden der damals zum VEBA -Konzern gehorenden Stinnes AG in Mulheim an der Ruhr berufen. Die Stinnes AG formte er zu einem reinen Logistikunternehmen , dessen Borsengang er 1999 vorbereitete, bis es 2002 an die Deutsche Bahn AG verkauft wurde. [6] Gleichzeitig gehorte er bis Juni 2000 dem Vorstand des VEBA-Konzerns mit Verantwortung fur den Bereich Downstream (Versorgung, Verarbeitung, Marketing, Vertrieb fur Mineralol- und Petrochemieprodukte) an. [4] [7]

Im Mai 2003 trat Bernotat die Nachfolge von Ulrich Hartmann und Wilhelm Simson als Vorstandsvorsitzender des aus dem VEBA-Konzern hervorgegangenen Energieversorgers E.ON AG in Dusseldorf an. Das Unternehmen erhielt eine neue Unternehmensidentitat und wurde auf die Elektrizitatsgewinnung und -verteilung sowie die Gasverteilung fokussiert.

Zur Ubernahme der Ruhrgas AG im Januar 2003 wurde die Chemiesparte Degussa verkauft. Durch den schnellen Weiterverkauf der Messtechnikaktivitaten Ruhrgas Industries 2005 verschaffte Bernotat dem Unternehmen weitere Liquiditat. Mit dem Verkauf fruherer VEBA-Immobilien als Viterra -Wohnungsbaugesellschaft fokussierte Eon 2005 weiter auf das Kerngeschaft mit Strom und Gas. [8]

Wegen ihres Restrukturierungsbedarfs wurde die Ubernahme des britischen Energieversorgers Powergen in Branchenkreisen als uberteuert angesehen. Uberdies ubernahm das Unternehmen fur 1,637 Mrd. Euro den britischen Energieverteiler Midlands Electricity , der mit 692 Mio. Euro verschuldet war. [9] Zwischenzeitlich beteiligte sich E.ON systematisch in Rumanien , Ungarn , Bulgarien , Tschechien , Polen und der Slowakei sowie Italien . [10] [11] Durch die Ubernahme der Ruhrgas ist E.ON am großten halbstaatlichen russischen Gasunternehmen Gazprom mit 6,5 % beteiligt. [12] Nachdem BASF bei einer Gasfeldkooperation schneller war als E.ON Ruhrgas, einigte sich Bernotat mit Gazprom auf eine 25%ige Beteiligung minus eine Aktie am sibirischen Erdgasfeld Yushno Russkoje . Im Gegenzug erhielt Gazprom eine Beteiligung von fast 50 % an den ungarischen Gasgesellschaften E.ON Foldgaz Storage und E.ON Foldgaz Trade , sowie 25 % plus eine Aktie am regionalen Strom- und Gasversorger E.ON Hungaria . [13] Um der E.ON-Tochter Ruhrgas die Geschaftsgrundlage fur die nachsten Jahrzehnte zu sichern, ließ Bernotat E.ON-Ruhrgas zusammen mit der BASF-Tochter Wintershall 2005 einen Vertrag mit Gazprom zum Bau der politisch nicht unumstrittenen Ostseepipeline unterzeichnen. [14] Die geplante Ubernahme der Scottish Power scheiterte am zu hoch erscheinenden Preis. Beim Ubernahmeversuch des italienischen Elektroenergieerzeugers Edison hatte das Unternehmen gegenuber dem franzosischen Konkurrenten EdF das Nachsehen. [15] Im Februar 2006 plante das Unternehmen die Ubernahme des spanischen Energieversorgers Endesa im Gesamtwert von 55 Mrd. Euro. Zunachst legte aber der spanische Gasversorger Gas Natural ein Gegenangebot vor, das Bernotat noch durch ein verbessertes Angebot konterte. Auflagen seitens der spanischen Regierung wurden von der EU nicht genehmigt. Die Ubernahme misslang jedoch, unter anderem wurden befreundete Unternehmen (Acciona und Enel) zum Kauf von Anteilen an Endesa unterstutzt. Schließlich erhielt E.ON-Anteile an diversen Unternehmen in Spanien, Frankreich, Italien und weiteren Landern im Wert von 10 Mrd. Euro. Auf der Hauptversammlung der E.ON 2007 wurde der Vertrag von Wulf Bernotat um 2 Jahre verlangert.

2006 wurde Bernotats Vergutung gegenuber 2004 um 63 % auf ein Jahreseinkommen von 5,72 Millionen Euro angehoben. [16]

Aufsichtsratspositionen

[ Bearbeiten | Quelltext bearbeiten ]

Er gehorte den Aufsichtsraten der RAG und der Allianz an. Bei der Allianz war Bernotat von April 2003 bis Mai 2017 Mitglied des Aufsichtsrats, die letzten annahernd funf Jahre als dessen stellvertretender Vorsitzender. [17] Uberdies war er Aufsichtsratsmitglied Metro AG . Sein Amt als Aufsichtsratsvorsitzender der Vonovia SE legte er am 26. August 2017 ? einen Tag vor seinem Tod ? aus gesundheitlichen Grunden nieder. [1] Im Mai 2006 wurde er in den Aufsichtsrat der Bertelsmann AG und mit Wirkung vom 1. Januar 2010 in den Aufsichtsrat der Deutschen Telekom gewahlt. [18] [19] Am 30. April 2010 trat er vom Amt des Vorstandsvorsitzenden der E.ON AG zuruck. Seit August 2013 war Bernotat als Berater bei der Private-Equity -Gesellschaft Permira tatig.

Im August 2010 unterzeichneten Bernotat und etwa 40 andere Prominente den Energiepolitischen Appell fur eine Laufzeitverlangerung deutscher Kernkraftwerke . 2011 grundete Wulf Bernotat gemeinsam mit Alexander Landia, Isabel Poensgen und Gunther Schwarz die Bernotat & Cie. GmbH, die sich mit dem Mentoring von Fuhrungskraften befasst. [20]

Bernotat war zweimal verheiratet und hinterlasst zwei erwachsene Tochter. [3] [1] [21]

Wulf Bernotat interessierte sich fur moderne Kunst, Golfspielen und Reisen. Bis zu seinem Tod lebte Bernotat in der Stadt Essen . [22]

Wulf Bernotat starb nach langer Krankheit am 27. August 2017 im Alter von 68 Jahren. [1] [23]

Einzelnachweise

[ Bearbeiten | Quelltext bearbeiten ]
  1. a b c d Nach langer Krankheit: Ex-Eon-Chef Wulf Bernotat ist tot. In: Kieler Nachrichten . 28. August 2017, abgerufen am 28. August 2017 .
  2. Mit Herz und Seele EON-Mensch. In: faz.net. 30. April 2010, abgerufen am 1. Mai 2010 .
  3. a b Wulf H. Bernotat. In: WHO’s WHO. Abgerufen am 19. Oktober 2006 .
  4. a b c Stinnes Vorstandsvorsitzender Dr. Wulf Bernotat ist uberzeugter Team-Player. In: Frankfurter Finance Newsletter. 4. Oktober 2002, archiviert vom Original (nicht mehr online verfugbar) am 10. Oktober 2011 ; abgerufen am 19. Oktober 2006 .   Info: Der Archivlink wurde automatisch eingesetzt und noch nicht gepruft. Bitte prufe Original- und Archivlink gemaß Anleitung und entferne dann diesen Hinweis. @1 @2 Vorlage:Webachiv/IABot/www.frankfurterfinance.de
  5. Olexperte Bernotat ? Der designierte E.ON-Chef. In: n-tv. 4. Juli 2002, abgerufen am 19. Oktober 2006 .
  6. Nach dem Bahn-Kauf ? Stinnes-Chef wechselt zu E.ON. In: n-tv. 4. Juli 2002, abgerufen am 19. Oktober 2006 .
  7. Dr. Wulf H. Bernotat. In: Homepage von Schenker Logistics. 16. November 1998, archiviert vom Original am 27. September 2007 ; abgerufen am 19. Oktober 2006 .
  8. Finanzinvestor kauft 150000 Wohnungen: Fur sieben Milliarden Euro geht Eon-Tochter Viterra an Terra Firma/Mieterbund warnt vor Spekulanten
  9. Einkauf in Großbritannien ? E.ON auf Tochterjagd. In: n-tv. 21. Oktober 2003, abgerufen am 19. Oktober 2006 .
  10. Wohin mit den Milliarden ? E.ON strotzt vor Kraft. In: n-tv. 15. Juni 2005, abgerufen am 19. Oktober 2006 .
  11. Wulf Bernotat ist tot: Eon und Vonovia trauern um Topmanager. Abgerufen am 21. Februar 2019 .
  12. E.ON will Gasprom-Beteiligung nicht aufstocken. In: dw-world. 9. Juli 2004, abgerufen am 20. Oktober 2006 .
  13. E.ON und Gasprom tauschen Beteiligungen. In: Finanznachrichten.de. 13. Juli 2006, abgerufen am 20. Oktober 2006 .
  14. Gaspipeline vereinbart. In: Zeit online . 8. September 2005, abgerufen am 19. Oktober 2006 .
  15. Brigitte Koch: Wulf Bernotat ? Der Herr der vollen Kassen. In: FAZ.net. 16. Juni 2005, abgerufen am 19. Oktober 2006 .
  16. Wulf Bernotat. In: focus-online. Abgerufen am 19. Oktober 2006 .
  17. Aufsichtsrat ernennt neue Vorstandsmitglieder und schlagt Kandidaten fur Aufsichtsratswahlen vor - Presse | Allianz. Abgerufen am 1. September 2017 .
  18. Bertelsmann - Eon-Chef wird Aufsichtsrat. In: Manager-Magazin. 22. Mai 2006, abgerufen am 19. Oktober 2006 .
  19. Wechsel im Telekom-Aufsichtsrat ? Eon-Chef wird Kontrolleur. In: Handelszeitung Online. 5. Januar 2010, abgerufen am 5. Januar 2010 .
  20. Homepage der Bernotat & Cie. GmbH
  21. Brigitte Koch, Dusseldorf: Fruherer Eon-Chef: Wulf Bernotat ist tot . ISSN   0174-4909 ( faz.net [abgerufen am 21. Februar 2019]).
  22. Brigitte Koch, Dusseldorf: Fruherer Eon-Chef: Wulf Bernotat ist tot . ISSN   0174-4909 ( faz.net [abgerufen am 21. Februar 2019]).
  23. Brigitte Koch, Dusseldorf: Fruherer Eon-Chef: Wulf Bernotat ist tot . ISSN   0174-4909 ( faz.net [abgerufen am 21. Februar 2019]).