Woschod
[
vas?x?t
] (alternative Schreibweise
Woßchod
,
russisch
Восход
?Sonnenaufgang“,
englisch
Voskhod) war das Nachfolgeprojekt der
Wostok
-Fluge im Rahmen der
sowjetischen
Raumfluge der fruhen 1960er Jahre. Das Raumschiff wurde durch das OKB-1
Koroljow
(
Experimental-Konstruktionsburo
-1, heute
RKK Energija
) aus dem einsitzigen Vorlaufer
Wostok
entwickelt.
Erstmals flogen mit einem Woschod-Raumschiff mehrere Personen in einem Raumschiff in die Erdumlaufbahn. Sie kamen damit erneut den US-Amerikanern zuvor, welche erst rund funf Monate spater mit
Gemini 3
zwei Menschen in den Weltraum beforderten und erst vier Jahre spater mit
Apollo 7
drei Personen in einem Raumschiff unterbrachten. Fur die Unterbringung von drei Personen im Woschod-Raumschiff mussten drastische Maßnahmen getroffen werden. Aus Platzgrunden konnten die Kosmonauten keine Druckanzuge tragen, was gegenuber der Offentlichkeit mit der hohen Sicherheit des neuen Raumschiffs begrundet wurde. Tatsachlich wurden bei den Flugen extreme Risiken fur die Besatzung wahrend des Starts in Kauf genommen, bei einer Havarie auf den Startplatz bzw. wahrend der ersten funfzig Sekunden nach dem Abheben gab es keine Rettungsmoglichkeit fur die Besatzungen.
Die zweite bemannte Mission mit zwei Kosmonauten hatte erstmals einen
Weltraumausstieg
(EVA) zum Ziel. Beide Raumfahrer trugen jetzt Raumanzuge, auch der in der Druckkabine verbleibende Kommandant. Nochmals konnte die Sowjetunion den Amerikanern um einige Wochen zuvorkommen.
Das Woschod-Raumschiff war keine komplette Neuentwicklung, sondern ein modifiziertes Wostok-Raumschiff. Verbesserungen an der Tragerrakete
R-7
ermoglichten der aus ihr entstandenen
Woschod
-Rakete eine hohere Nutzlast in einen Orbit zu transportieren. Dadurch konnte die Rakete das deutlich schwerere Woschod-Raumschiff tragen. Die bei den Flugen der Wostok mogliche Ruckkehr ohne Bremsmanover durch den aerodynamischen Widerstand in den niedrigen Umlaufbahnen bei Ausfall des Flussigkeitstriebwerkes war vor dem Verbrauch der lebensnotwendigen Vorrate bei dem mehrsitzigen Einsatz aus Kapazitatsgrunden nicht mehr moglich. Daher befand sich an der Spitze des Raumschiffs ein zusatzliches Feststoffbremstriebwerk. Der Schleudersitz wurde zugunsten von bis zu drei Liegen entfernt. Diese waren gegenuber dem Vorgangermodell um 90 Grad versetzt, so konnte der Raum besser genutzt werden. Die Instrumente behielten allerdings ihren ursprunglichen Platz, so dass die Besatzung fortwahrend den Kopf zur Seite drehen musste. Zumindest bei der manuellen Landeprozedur des Fluges von Woschod 2 sollte sich dies nachteilig auswirken. Wahrend die Version ?3KV“ fur drei Kosmonauten vorgesehen war, bot die Version ?3KD“ zwei Kosmonauten Platz. Diese Version verfugte zusatzlich uber eine entfaltbare Luftschleuse, die den Ausstieg in den luftleeren Raum ermoglichte und nach dem Einsatz abgesprengt wurde.
Bei den Landeprozeduren der Wostok-Raumschiffe wurden die Kosmonauten nach Offnung des Hauptschirmes in rund sieben km Hohe aus der Kapsel katapultiert und landeten mit einem Fallschirm. Zwei beziehungsweise drei Katapultsitze ließen sich in den Woschod-Raumschiffen aus Platz- und Gewichtsgrunden nicht unterbringen. Die Besatzung musste an Bord landen. Um die sanfte Landung der relativ schweren Raumschiffe zu gewahrleisten, wurden unmittelbar vor dem Aufsetzen direkt uber der Ruckkehrkapsel im Fanggeschirr des Hauptschirms angebrachte Feststoffbremsraketen eingesetzt. Die Methode hat sich gut bewahrt und wird in perfektionierter Form bis heute auch bei den
Sojus-Raumschiffen
praktiziert.
Es wurden lediglich zwei bemannte Fluge durchgefuhrt, davor jeweils ein unbemannter Testflug mit einem Raumschiff der gleichen Konfiguration.
Ein bemannter Langzeitflug mit Woschod 3, fur den Kosmos 110 als Testflug durchgefuhrt wurde, war zwar geplant, wurde jedoch immer wieder verschoben, ohne jemals abgesagt zu werden. Schließlich wurden alle Krafte auf das neue
Sojusprogramm
konzentriert. Auch alle weiteren noch unter Koroljow geplanten bzw. angedachten Fluge fanden nicht statt.
- Woschod 3
: 19-tagige Mission fur Studien zur Auswirkung von Langzeitaufenthalten in der Schwerelosigkeit auf den menschlichen Organismus. Der Flug wurde mehrfach verschoben, nie offiziell abgesagt, fand jedoch letztlich nicht statt
- Woschod 4
: 20-tagige Mission
- Woschod 5
: eine 10-Tage-Mission mit weiblicher Besatzung (
siehe auch:
Woschod-5-Nunatak
)
- Woschod 6
: Testflug zur Erprobung eines Steuergurtels fur Außenbordeinsatze
- Woschod 7
: Simulation
kunstlicher Gravitation
durch Verbindung mit der Drittstufe der Rakete und Rotation des Gesamtkomplexes
Jeweils geordnet nach (geplantem) Datum des ersten bemannten Flugs oberhalb von 100 km