Wolfgang Schonendorf
(*
1925
; †
22. Dezember
1986
in
Ost-Berlin
) war ein
deutscher
Horspiel
regisseur
.
[1]
Schonendorf war seit 1950 in den Studios
Berlin-Grunau
,
Masurenallee
und schließlich
Nalepastraße
fur den
Rundfunk der DDR
tatig und arbeitete sich als Schuler
Gottfried Hermanns
ins Inszenierungs-Metier des Horspiels ein.
[2]
Nach einem Berufseinstieg als Redakteur, Reporter und Sprecher wurde er bereits im September 1952 stellvertretender Chefregisseur.
[3]
Von 1957 bis zur Umstrukturierung der Hauptabteilung Dramaturgie/ Produktion im Herbst 1969 wirkte Wolfgang Schonendorf als Chefregisseur. Danach ubernahm er in der neuen Hauptabteilung Funkdramatik die Leitung der Abteilung Regie/Sender, wo er fur alles verantwortlich zeichnete, was fur den Rundfunk der DDR auf dem Gebiet der Literatur, des Schulfunks, der Funkerzahlung, der offentlichen Literaturveranstaltungen zu inszenieren war.
[4]
Beim Rundfunk der DDR wirkte Schonendorf als Mentor und Forderer fur junge Horspielregisseure. Im Jahr 1966 setzte er sich fur die Festeinstellung von
Joachim Staritz
ein.
[5]
Schonendorf hat seit Ende der 1950er Jahre bis Anfang der 1980er Jahre uber 50
Horspiele
und
Radio-Features
inszeniert, darunter die Radio-Premieren der Stucke von Autoren wie
Inge Muller
,
Heiner Muller
,
Alfred Matusche
oder
Gunter Kunert
.
Er war Regisseur des Horspiels
Gelassen stieg die Nacht an Land
von
Adolf Schroder
, das einen fruhen Versuch der Auseinandersetzung mit dem
Nationalsozialismus
und der spezifisch deutschen Geschichte darstellt. Die Erstsendung war am 10. Juni 1965 im
Deutschlandsender
. Schonendorf entwarf zu dem stilistisch der Gattung des sog. ?Traumhorspiels“ zugehorigen Horspiel, ?unbewusste Angste in akustischen Bildern“.
[6]
Seine Inszenierung gilt als ?asthetisch herausragend“.
[6]
Er verwendete verschiedene klangliche Aspekte, zu denen akustische und elektronische Klange, Halleffekte, Uberblendungen und Verfremdungen gehorten. Seine Regie entfernte sich somit weitgehend von den kunstlerischen Vorgaben des
Sozialistischen Realismus
.
[6]
Er war auch Regisseur des in seiner Lange epischen Horspiels
Die Ermittlung
nach dem Drama von
Peter Weiss
.
[7]
Fur die musikalische Gestaltung und Untermalung verpflichtete er
Siegfried Matthus
; die Hauptrollen waren mit
Wilfried Ortmann
,
Norbert Christian
und
Martin Florchinger
besetzt. Schonendorfs
Ermittlung
lief erstmals am 26. Oktober 1965 im Deutschlandsender. Radio DDR II ubertrug den ersten Teil ebenfalls am 26. Oktober 1965, den zweiten Teil am 27. Oktober 1965. Die
Berliner Zeitung am Abend
sprach von einer ?vorzuglichen Inszenierung“.
[7]
Das
Deutsche Rundfunkarchiv
besprach seine Produktion im November 2013 in einem Artikel in der Rubrik ?Das besondere Dokument“.
[7]
Im Jahr 1975 fuhrte Schonendorf Regie bei dem Horspiel
Zeit zu sterben
nach Motiven von
Gabriel Garcia Marquez
; Sprecher waren u. a.
Kurt Bowe
,
Gerd Ehlers
und
Ruth Gloss
.
[8]
Im Oktober 1969 erhielt er den
Kunstpreis der DDR
.
[9]
Horspiele, bei denen er Regie fuhrte, wurden in der DDR mehrfach ausgezeichnet. Das Horspiel
Traumposten
erhielt 1979 den ?Horspielpreis der Horer“ und den ?Sonderpreis der Kritiker“.
[10]
- 1952/1953:
Michail Scholochow
:
Neuland unterm Pflug
- 1954:
Julius Hay
:
Energie
, zusammen mit Co-Regisseur
Helmut Hellstorff
- 1956:
Gunther Weisenborn
:
Memorial
- 1957:
Wsewolod Wischnewski
:
Die Straße des Soldaten
- 1958:
Inge Muller
und
Heiner Muller
:
Die Korrektur
(Erste Fassung), Produktion: Marz 1958, vor der geplanten Sdg. am 26. Marz 1958 abgesetzt, Ursendung: 4. Januar 1997, MDR Kultur
- 1958: Inge Muller und Heiner Muller:
Die Brucke
- 1958: Inge Muller und Heiner Muller:
Die Korrektur
(Zweite Fassung), Produktion: Oktober 1958, Ursendung: 13. November 1958, Berliner Rundfunk
- 1959:
Hasso Grabner
:
Wer verschenkt schon seinen Sieg
- 1960: Inge Muller:
Die Weiberbrigade
, Ursendung 9. November 1960, Radio DDR
[11]
- 1961:
Alfred Matusche
:
Unrast
- 1961:
Rolf Schneider
:
Abschied von Sundheim
- 1965:
Adolf Schroder
:
Gelassen stieg die Nacht an Land
- 1965:
Peter Weiss
:
Die Ermittlung
, Komposition:
Siegfried Matthus
, mit
Wilfried Ortmann
,
Norbert Christian
,
Martin Florchinger
, u. v. a. (247 Min.), 26. Oktober 1965, Deutschlandsender und Radio DDR II
- 1967: Wsjewolod Wischnewski:
Ein Regiment aus Kronstadt und sein Ende
, Stereo-Inszenierung zusammen mit Helmut Hellstorff
- 1969:
Joachim Nowotny
:
Meine Bekannte
(in UdSSR mit
Wladimir Semjonowitsch Wyssozki
)
- 1970: Wolf Michalke:
Entscheidung auf der Straße
- 1971:
Gunter Kunert
:
Mit der Zeit ein Feuer
(Albrecht Durer)
- 1971:
Maximilian Scheer
:
Der Weg nach San Rafael
- 1971: Soja Tschernyschowa:
Die Kraniche fliegen im Keil
- 1972: Gunter Kunert:
Ehrenhandel
(Heinrich Heine)
- 1972: Ernest Stric:
Telefon vor Mitternacht
- 1973:
Gilles Perrault
:
Ein Schluchzen ohne Ende
- 1974:
Helmut Richter
:
Sie hieß Tinh, Tinh heißt Liebe
- 1974: Gustavo Labarca:
Die Kordilleren geben keine Antwort
- 1974:
Wolfgang Muller
:
Die Spur des Helfried Pappelmann
- 1974: Mark Boguslawski:
Die Nußtorte
- 1974:
Eduard Klein
:
Der stille Krieg des Mister North
- 1975:
Gabriel Garcia Marquez
:
Zeit zu sterben
- 1976:
Wassilij Schukschin
: Energische Leute
- 1976: Wladimir Burylitschew:
Die Burde des Ruhms
- 1977:
Maxim Gorki
:
Mit dem Teufel im Wind
- 1977:
Volkmar Rohrig
Ein Tag wie ein ganzes Leben
- 1977:
Alexander Gelman
:
Ruckkopplung
- 1978:
Jochen Hauser
,
Ernst-Frieder Kratochwil
,
Siegfried Pfaff
,
Gerhard Rentzsch
:
Alex und drumrum
(Inszenierung in Kunstkopf-Stereofonie)
- 1978:
Horst Matthies
:
Traumposten
- 1980:
Elfriede Bruning
:
Partnerinnen
- 1980:
Ernst-Frieder Kratochwil
:
Das klare Wort der Schrift
, Musik:
Volker Brautigam
, mit
Kurt Bowe
,
Dieter Mann
und
Horst Hiemer
, Zweitproduktion, Erstsendung: 9. November 1980, Radio DDR II
- 1981: Martin Honemann:
Die Frau, der Mann, das Fraulein
, Reihe Tatbestand, Folge 21
- 1981:
Wassil Bykau
:
Die Brucke von Kruhljany
- 1982:
Heinz Drewniok
:
Karl und Kasimir
- 1983: Heinz Drewniok:
Unterm Birnbaum
- 1983:
Nikolai Ostrowski
:
Eine Dummheit macht selbst der Gescheiteste
- 1984: Margot Volkland:
Annonce fur Roland
- 1985:
Kurt Tucholsky
:
Mich haben sie falsch geboren
- Der Rundfunk ? die Horer ? die Horerversammlungen
, in:
Unser Rundfunk
8/1953, 51, S. 19
- Unsere Stanislawski-Diskussion
, in:
Unser Rundfunk
9/1954, 9, S. 19
- ↑
Grabrede von Dr.
Peter Gugisch
, gehalten am 13. Januar 1987
- ↑
Interview mit
Wolfgang Beck
in:
Das war - Das ist Horspiel, Zeugen und Zeugnisse aus drei Jahrzehnten
, Folge 3, Rundfunk der DDR 1979
- ↑
Patrick Conley:
Der parteiliche Journalist.
Metropol, Berlin 2012,
ISBN 978-3-86331-050-9
, S. 177.
- ↑
Grabrede von Dr.
Peter Gugisch
, gehalten am 13. Januar 1987
- ↑
Eine Erinnerung an den Horspielregisseur Joachim Staritz: Die Kaderinstrukteurin senkte den Blick
in:
Berliner Zeitung
vom 1. September 2001. Abgerufen am 26. April 2015
- ↑
a
b
c
Der Holocaust im Horspielprogramm anderer Sender der DDR
in: Manuela Gerlof:
Tonspuren: Erinnerungen an den Holocaust im Horspiel der DDR (1945?1989)
. Seite 183/184. Walter de Gruyter. Berlin/New York. 2010.
ISBN 978-3-11-022589-1
.
- ↑
a
b
c
Das besondere Dokument - 2013/2: Peter Weiss, "Die Ermittlung. Oratorium in 11 Gesangen" im Horfunk und im Fernsehen
, Bericht vom 6. November 2013. Offizielle Internetprasenz des
Deutschen Rundfunkarchivs
. Abgerufen am 26. April 2015
- ↑
Zeit zu sterben
(
Memento
vom 4. Marz 2016 im
Internet Archive
). Handlung, Produktionsdetails und Besetzung. Abgerufen am 26. April 2015.
- ↑
Chronik der DDR 1969
. Eintrag vom 2. Oktober 1969. Abgerufen am 26. April 2015.
- ↑
DDR-Horspielpreise (1977 - 1991)
(
Memento
vom 5. Juni 2008 im
Internet Archive
) Abgerufen am 26. April 2015
- ↑
Heiner Muller - www.heinermueller.de
- ↑
Patrick Conley:
Features und Reportagen im Rundfunk der DDR. Tontragerverzeichnis 1964-1991
. 2. Aufl. Berlin: Askylt, 1999,
ISBN 3-9807372-0-9
(
Digitalisat
in der Google-Buchsuche)