Die
Wladimir Monomach
(
russisch
Владимир Мономах
) war eine
Panzerfregatte
der
Kaiserlich-Russischen Marine
. Das Schiff war das zweite einer Klasse von zwei Schiffen; Typschiff war die
Dmitri Donskoi
(
Дмитрий Донской
).
Am 10. Februar 1881 auf Kiel gelegt, wurde das Schiff bei den
Baltischen Werken
in
Sankt Petersburg
gebaut und am 10. Oktober 1882 vom Stapel gelassen. Die Indienststellung erfolgte am 1. Juli 1883. In aussichtsloser Lage wurde es am 15. Mai
jul.
/
28. Mai 1905
greg.
wahrend der
Seeschlacht bei Tsushima
von der Besatzung selbst versenkt. In den Flottenlisten der Kaiserlich-Russischen Marine wurde das Schiff als Kreuzer 1. Ranges gefuhrt. Aufgrund der Ausfuhrung der Panzerung wird das Schiff in der russischen Literatur auch als halbgepanzerte Fregatte (полуброненосный фрегат) bezeichnet.
Ungeachtet der Tatsache, dass die
Wladimir Monomach
als zweites Schiff der Serie auf Kiel gelegt wurde, wurde sie eher fertiggestellt als die auf der Neuen Admiralitatswerft gebaute
Dmitri Donskoi
. Wahrend des Baus gab es standig Anderungen am Projekt, so dass die beiden Schiffe nach Fertigstellung große Unterschiede aufwiesen. Die hauptsachlichsten Unterschiede bestanden im Bereich der Artillerie. Die
Wladimir Monomach
wurde mit vier veralteten 20,3-cm-Kanonen mit einer Lange von 22 Kalibern ausgerustet. Das Batteriedeck war ebenfalls anders gestaltet. Bei der
Wladimir Monomach
war es nach oben offen, lediglich uber den vier 20,3-cm-Kanonen wies es eine Abdeckung nach oben auf. Die Maschinenanlage unterschied sich in der Aufstellung der Maschinen und Kessel.
Am 1. Juni 1883 erreichte das Schiff bei Probefahrten eine Geschwindigkeit von 16,28 Knoten bei einer projektierten Geschwindigkeit von 16 Knoten. Die
Wladimir Monomach
war damit das erste Schiff der russischen Flotte, das seine Konstruktionsgeschwindigkeit uberbot.
Im August 1883, noch vor Abschluss der Erprobungsfahrten, begleitete die
Wladimir Monomach
die
Staatsyacht
Derschawa
(
Держава
) mit der kaiserlichen Familie an Bord nach
Kopenhagen
. Nach ihrer Ruckkehr wurde sie in die
Baltische Flotte
eingegliedert.
Am 29. September 1884 lief das Schiff aus der
Ostsee
in Richtung
Mittelmeer
aus. Von dort aus verlegte die
Wladimir Monomach
in den Fernen Osten. Auf dem Weg von
Port Said
nach
Sues
wurde das Schiff vom neuen
britischen
Schlachtschiff
Agamemnon
begleitet, konnte sich aber noch im
Sueskanal
der Beobachtung durch das britische Schiff entziehen und erreichte
Nagasaki
, wo die
Wladimir Monomach
die Flagge des Kommandierenden des Pazifikgeschwaders,
Konteradmiral
A. Je. Kroun (
А. Е. Кроун
), ubernahm. Danach wurde das Geschwader in
Wladiwostok
konzentriert und bereitete sich auf eine kriegerische Auseinandersetzung (siehe dazu
The Great Game
) mit Großbritannien vor. Die
Wladimir Monomach
war zu diesem Zeitpunkt das einzige gepanzerte Schiff der russischen Flotte im
Pazifik
. Ab dem 9. April 1885 patrouillierte der Kreuzer unter dem Befehl des 1. Offiziers
Kapitan 2. Ranges
Jakow Apollonowitsch Giltebrandt (
Яков Аполлонович Гильтебрандт
) zwischen Wladiwostok und
Japan
. Im Herbst, nach der friedlichen Beilegung des Konfliktes zwischen Russland und dem Vereinigten Konigreich, verlegte das Pazifikgeschwader nach Suden. Fur gewohnlich wurden die russischen Schiffe im Pazifik wahrend der Winterzeit in sudlicheren Hafen stationiert. Am 7. Marz 1886 verlegte das Schiff wieder in die fernostlichen Gewasser und nahm dort seinen Dienst auf. Am 20. Dezember 1886 verließ die
Wladimir Monomach
Nagasaki und erreichte im Juli des Folgejahres
Kronstadt
.
In den Jahren 1888/89 wurde das Schiff modernisiert. Die veralteten Hauptkaliber wurden gegen neue, leistungsfahigere Geschutze mit einer Lange von 30 Kalibern ausgetauscht. Am 25. November verlegte das Schiff nach Abschluss der Modernisierung erneut in den Fernen Osten.
Auf dem Weg erhielt das Schiff den Befehl, den Hafen
Piraus
anzulaufen. In Piraus, Basis des russischen Mittelmeergeschwaders, sollte sich das Geleit fur die Reise des
Großfursten
Georgi Alexandrowitsch
in den Fernen Osten formieren. Die Plane anderten sich jedoch. In
Triest
traf sich die
Wladimir Monomach
mit dem Kreuzer
Pamjat Asowa
unter Befehl des kaiserlichen Flagg-Kapitans Konteradmirals Wladimir Grigorjewitsch Bassargin (
Владимир Григорьевич Басаргин
). Der
Zarewitsch
Nikolai Alexandrowitsch
ging am 19. Oktober 1890 an Bord der
Pamjat Asowa
und trat seine Bildungsreise nach Indien und in den Fernen Osten an. Die Verzogerungen hatten sich unter anderem deshalb ergeben, weil der
Pamjat Asowa
die Durchfahrt durch die
Dardanellen
von turkischer Seite nicht gestattet wurde und der Thronfolger daher nicht wie geplant in
Sewastopol
an Bord gehen konnte. Auf dieser Reise begleitete die
Wladimir Monomach
die
Pamjat Asowa
. Im Februar 1891 schlossen sich beide Schiffe bei
Ceylon
dem Pazifikgeschwader an. Das Geschwader traf am 11. Mai 1891 in Wladiwostok ein.
In Wladiwostok wurde
Kapitan 1. Ranges
Oskar Wiktorowitsch Stark
(
Оскар Викторович Старк
) zum Kommandanten des Kreuzers ernannt. Anfang Dezember verlegte die
Wladimir Monomach
nach Nagasaki, um dort zu uberwintern und im Fruhjahr von dort aus die Ruckfahrt nach Europa anzutreten. Am 9. April 1892 lief der Kreuzer von der Reede ab. Er passierte das Flaggschiff
Pamjat Asowa
nach seemannischem Brauch an dessen Heck. Dabei setzte der mit den Eigenschaften des Schiffes nicht vertraute Stark die
Wladimir Monomach
auf Grund. Erst am Abend des folgenden Tages konnte die
Wladimir Monomach
von der Untiefe gezogen werden. Da keine großeren Schaden entstanden waren, trat das Schiff die Heimreise an und erreichte am 10. September 1892 Kronstadt. In den Jahren 1892/93 wurde das Schiff einer Generalreparatur unterzogen. Das schwere
Rigg
wurde entfernt und durch drei leichte Signalmasten ersetzt. Die Kesselanlage des Schiffes wurde ebenfalls uberholt.
Am 2. Oktober 1894 lief die
Wladimir Monomach
unter dem Kommando von Kapitan 1. Ranges
Sinowi Petrowitsch Roschestwenski
in Richtung Mittelmeer aus, um sich dort mit der
Pamjat Asowa
zu treffen. Angesichts der wegen der japanischen Anspruche auf die Halbinsel
Liaodong
heraufziehenden Kriegsgefahr wurde das Schiff jedoch auf dem schnellsten Wege in den Fernen Osten beordert. Am 11. April 1895 erreichte das Schiff den chinesischen Hafen
Zhifu
, am 1. Mai wurde die
Wladimir Monomach
Flaggschiff
des Befehlshabers des Pazifikgeschwaders Konteradmiral
Jewgeni Iwanowitsch Alexejew
. Unmittelbar nach dem Abschluss des
Vertrages von Shimonoseki
trat der Kreuzer eine Erkundungsfahrt entlang der Kuste
Koreas
an. Dabei wurden Hafen erkundet, die fur die Einrichtung eines russischen Flottenstutzpunktes geeignet erschienen. Am 24. Januar 1896 wurde der Kreuzer jedoch nach Kronstadt zuruckbeordert, um die veraltete Artillerie auszutauschen.
In den Jahren 1896/97 wurden auf dem Kreuzer funf neue
15,2-cm-L/45-Kanonen
installiert, davon eine auf der Back, vier auf dem Batteriedeck anstelle der alten 20,3-cm-Geschutze. Dazu kamen noch sechs 12,0-cm-Kanonen System
Canet
auf dem Batteriedeck. Durch neue, kleinere Lafettierungen konnte das Gewicht des Schiffes verringert werden.
4. Einsatz im Pazifik und Einsatz im Mittelmeer und in der Ostsee, 1897?1904
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Im November 1897 verlegte die
Wladimir Monomach
wieder in den Fernen Osten und nahm 1897/98 an der Besetzung und Ubergabe des Hafens
Port Arthur
an die russische Flotte teil. Im Juni 1900 transportierte das Schiff russische Truppen, die bei der Niederschlagung des
Boxeraufstandes
eingesetzt waren. Die Besatzung des Schiffes beteiligte sich an den Kampfen an Land. Am 27. Juni wurden zwei 12,0-cm-Kanonen an Land gesetzt, mit denen wahrend zweier Tage chinesische Stellungen beschossen wurden. Im September 1900 manovrierte das Schiff in den der Besatzung nicht vertrauten Gewassern von Port Arthur. Dabei wurde das Handelsschiff
Crown of Aragon
gerammt und versenkt.
Im Dezember 1901 traf sich die
Wladimir Monomach
in
Hongkong
mit der
Dmitri Donskoi
. Gemeinsam verlegten beide Schiffe in das Mittelmeer. Zusammen mit dem Mittelmeergeschwader unter Fuhrung von Konteradmiral Grigori Pawlowitsch Tschuchnin (
Григорий Павлович Чухнин
) passierten die Schiffe den Sueskanal. Anschließend wurde die
Wladimir Monomach
nach
Tanger
beordert und versah dort Stationsdienst. Das Schiff kehrte erst im September 1902 nach Kronstadt zuruck.
In den Jahren 1903/04 sollte das Schiff in ein Ausbildungsschiff umgebaut werden. Aufgrund der Formierung des 3. Pazifikgeschwaders unter Konteradmiral
Nikolai Iwanowitsch Nebogatow
wurden die Arbeiten jedoch auf ein Minimum begrenzt. Fur die 15,2-cm- und 12,0-cm-Kanonen wurden dabei optische Visiere eingerustet.
Im Februar 1905 nahm die
Wladimir Monomach
im Bestand des 3. Pazifikgeschwaders Kurs auf Japan auf. Nach der Fahrt durch das Mittelmeer und den Sueskanal traf sich das 3. Pazifikgeschwader am 22. Mai 1905 in der
Bucht von Cam Ranh
in
Vietnam
mit dem
2. Pazifikgeschwader
unter Fuhrung von Admiral Roschestwenski. Das 3. Pazifikgeschwader wurde als 3. Division in das 2. Pazifikgeschwader eingegliedert. Die
Wladimir Monomach
wurde schließlich der Kreuzerdivision unter Fuhrung von Konteradmiral
Oskar Adolfowitsch Enkwist
zugeteilt. Zu Beginn der Seeschlacht von Tsushima lief das Schiff getrennt von den ubrigen Schiffen der Division auf der Steuerbordseite der rechten Kolonne auf Hohe einiger Transportschiffe, denen es Geleit geben sollte. Am ersten Tag der Schlacht, dem 27. Mai, kam es um 13:45 zu einem heftigen Feuergefecht mit dem japanischen Kreuzer
Izumi
, der als einziges japanisches Schiff auf der Steuerbordseite des russischen Geschwaders parallel zu diesem lief. Die
Wladimir Monomach
konnte einige Treffer auf der
Izumi
anbringen, blieb selbst aber unbeschadigt.
Zu Beginn des Aufeinandertreffens der Hauptkrafte schloss die
Wladimir Monomach
zu den ubrigen Schiffen der Kreuzerdivision am Ende der Schlachtreihe auf. Wahrend der am Tag stattfindenden Gefechte erhielt das Schiff funf Treffer. Dabei wurde ein Mann der Besatzung getotet und 16 verwundet, eine 12,0-cm-Kanone wurde zerstort. Gegen 16:00 Uhr schlug eine japanische Granate in der Nahe des Munitionsaufzuges des vorderen 15,2-cm-Geschutzes ein. Ein Ubergreifen des entstandenen Brandes auf und eine Explosion der Munitionslast konnte durch die Geschutzbedienung verhindert werden.
Wahrend der Nacht konnte sich der Kreuzer drei Torpedoangriffen der japanischen Zerstorer zunachst erfolgreich entziehen, wurde aber gegen 21:00 Uhr von einem Torpedo auf der Steuerbordseite auf der Hohe des Kohlebunkers Nr. 2 getroffen. Die Schotten des uber zwanzig Jahre alten Schiffes konnten dem Druck des eindringenden Wassers nicht widerstehen. Der Maschinen- und Kesselraum auf der Steuerbordseite wurden uberflutet. Die
Lenzpumpen
fielen wegen eines Defektes der elektrischen Anlage aus.
Der Kommandant des Schiffes, Kapitan 1. Ranges Wladimir Alexandrowitsch Popow (
Владимир Александрович Попов
) versuchte das koreanische Ufer zu erreichen und das Schiff dort auf Grund zu setzen. Auf Hohe der Insel
Tsushima
wurde er jedoch von dem japanischen Zerstorer
Shiranui
und dem Hilfskreuzer
Sado-Maru
gestellt. Die Schlagseite der
Wladimir Monomach
betrug mittlerweile 18°, daher war nur noch ein 7,5-cm-Geschutz einsetzbar. Als die japanischen Schiffe die aussichtslose Lage des russischen Kreuzers erkannten, stellten sie das Feuer ein. Nach dem Offnen der Flutventile durch die Besatzung begann der Kreuzer schnell zu sinken. Am 28. Mai 1905 um 10:20 Uhr sank die
Wladimir Monomach
auf der Position
34° 32′
N
,
129° 40′
O
34.533333333333
129.66666666667
. Die Besatzung wurden von den japanischen Hilfskreuzern
Sado-Maru
und
Manshu-Maru
an Bord genommen.
Am 19. September 1905 wurde die
Wladimir Monomach
offiziell aus der Flottenliste der Kaiserlich-Russischen Marine gestrichen. Der letzte Kommandant des Kreuzers, Wladimir Alexandrowitsch Popow, kehrte bald aus japanischer Gefangenschaft zuruck, ubernahm am 26. Dezember 1905 das Kommando uber die 9.
Flottille
und wurde als
Generalmajor
am 4. Februar 1913 Chef des
Hydrographischen
Korps der Kaiserlich-Russischen Marine.
- А. А. Аллилуев:
Полуброненосные фрегаты типа ≪Дмитрий Донской≫ (1881?1905).
Р. Р. Муниров, 2006,
ISBN 5-98830-016-2
. (russisch)
- ↑
Liste der Offiziere, Fahnriche und Midshipmen, die auf der
Wladimir Monomach
an der Seeschlacht bei Tsushima teilgenommen haben