Dieser Artikel befasst sich mit dem Politiker und Sportfunktionar Willi Lemke. Zu anderen Personen siehe
Wilhelm Lemke
.
Wilfried ?Willi“ Lemke
(*
19. August
1946
in
Ponitz
/
Ostholstein
) ist ein
deutscher
Politiker
(
SPD
) und
Sportfunktionar
. Er war
Sonderberater
des UN-Generalsekretars fur Sport im Dienste von Frieden und Entwicklung,
Senator
fur Bildung und Wissenschaft und Senator fur Inneres und Sport der
Freien Hansestadt Bremen
. Zuvor war er Manager des Fußball-Bundesligisten
SV Werder Bremen
.
Lemkes Eltern stammten aus
Stettin
. 1945 fluchtete die Mutter mit zwei Sohnen nach
Neubrandenburg
und dann weiter nach Ponitz.
[1]
Aufgewachsen ist er in Hamburg. 1965 wurde er mit der 4-mal-100-Meter-Staffel des
Gymnasiums Oberalster
deutscher Schulermeister.
[2]
Nach dem
Abitur
begann Wilfried Lemke ein
Lehramtsstudium
der
Erziehungs-
und
Sportwissenschaft
an der
Universitat Hamburg
, welches er mit dem ersten
Staatsexamen
beendete. Anschließend war er von 1971 bis 1974 als wissenschaftlicher Mitarbeiter an der
Universitat Bremen
tatig. Mit dem Umzug nach Bremen trat er in die SPD ein und engagierte sich beim
AStA
und den
Jusos
. Der sowjetische
KGB
sprach ihn an und wollte ihn als Agenten verpflichten, der Interna aus der SPD liefern sollte. Nach spateren Einschatzungen nahm der KGB hingegen an, Lemke wurde Karriere in der Partei machen und solle durch die Zusammenarbeit erpressbar gemacht werden. Lemke offenbarte den Kontakt dem
Landesamt fur Verfassungsschutz Bremen
und traf sich in Absprache mit dem Verfassungsschutz zwolfmal zwischen 1971 und 1974 mit einem KGB-Mann. Er lieferte Kurzbiographien und Kontaktdaten von Politikern.
[3]
Die Tatigkeit als Doppelagent wurde erst 1994 bekannt, als der ehemalige Prasident des Verfassungsschutzes in Hamburg,
Hans Josef Horchem
, Lemke ohne vorherige Absprache in einem Buch erwahnte.
[4]
1974 ubernahm er die Geschaftsfuhrung des
SPD-Landesverbandes Bremen
, bis er 1981 als Manager zum Fußballverein
Werder Bremen
wechselte. Dort pragte er gemeinsam mit
Otto Rehhagel
maßgeblich die ?goldenen“ 1980er und 1990er Jahre (genauer von 1981 bis 1995) des Vereins, in denen Werder einmal den
Europapokal der Pokalsieger
gewinnen konnte, zweimal
Deutscher Meister
und dreimal
DFB-Pokalsieger
wurde. Seit der Ausgliederung profitorientierter und leistungssportlicher Abteilungen des Gesamtvereins zur
Werder Bremen GmbH & Co KGaA
im Mai 2003 gehort Lemke deren Aufsichtsrat an und war ab 2005 auch Vorsitzender dieses Gremiums. Im November 2012 wurde er in seinem Amt als Aufsichtsratsvorsitzender fur weitere vier Jahre bestatigt.
[5]
2014 trat er als Vorsitzender zuruck, blieb aber noch bis Jahresende 2016 Mitglied des Aufsichtsrates.
[6]
Lemke ist zum zweiten Mal verheiratet und hat vier Kinder. Seine Nichte, die
Grunen
-Politikerin
Eveline Lemke
, war
stellvertretende Ministerprasidentin
in Rheinland/Pfalz. Sein Bruder Dietrich Lemke ist Lehrer, war Vorsitzender der
GEW
in Hamburg und ist in der
Arbeitsgemeinschaft SPD 60 plus
aktiv.
Nach der Ankundigung von
Henning Scherf
, im September 2005 als Regierungschef des
Bundeslandes
Bremen zuruckzutreten, trat Lemke in einer Mitgliederbefragung der SPD-Basis zum neuen Burgermeister an. Die Basis entschied sich mit 1924 Stimmen fur
Jens Bohrnsen
als neuen Burgermeister, Lemke erhielt 721 Stimmen.
[7]
Nach der
Burgerschaftswahl 1999
wurde Lemke am 7. Juli desselben Jahres als Senator fur Bildung und Wissenschaft in den von Scherf geleiteten Senat der Freien Hansestadt Bremen gewahlt. Vom 12. Oktober bis zum 2. November 2006 war er zudem kommissarisch Senator fur Arbeit, Frauen, Gesundheit, Jugend und Soziales, nachdem die Amtsinhaberin
Karin Ropke
im Zuge des
Falls Kevin
zuruckgetreten war.
Nach der
Wahl 2007
ubernahm Lemke in der neuen
rot-grunen Koalition
am 29. Juni 2007 das Amt des Senators fur Inneres und Sport.
Ende 2007 wurde Lemke von der Bundesregierung fur das Amt des
UN-Sonderberaters fur Sport im Dienste von Frieden und Entwicklung
vorgeschlagen. Nachdem der Haushaltsausschuss des Deutschen Bundestages zugesichert hatte, die Finanzierung dieses Amtes in Hohe von jahrlich 450.000 Euro zu ubernehmen, wurde Lemke am 18. Marz 2008 von
UN-Generalsekretar
Ban Ki-moon
als Nachfolger von
Adolf Ogi
berufen.
[8]
[9]
Lemke trat deshalb am 6. April 2008 als Innensenator zuruck. Er legte das Amt des UN-Sonderberaters fur Sport zum Jahresende 2016 ab.
[6]
Seit September 2010 ist Lemke Honorarprofessor an der
Western Cape Universitat (UWC)
in Sudafrika.
Lemke ist Kuratoriumsmitglied der
Egidius-Braun-Stiftung
.
[10]
- ↑
Kolner Stadtanzeiger, Interview mit Bruder Dietrich und Nichte
Eveline
5./6. Marz 2016, S. 22
- ↑
Jens Meyer-Odewald:
Deutsche Staffelmeister immer noch fit wie ein Turnschuh.
28. Juni 2010,
abgerufen am 19. September 2020
(deutsch).
- ↑
Freddie Rockenhaus:
Energiebundel mit vielen Talenten
. In:Die Zeit, 18. Februar 1994
- ↑
Focus:
Doppelpaß mit dem KGB
, 14. Dezember 1994
- ↑
Aufsichtsrat: Lemke und Dr. Hess-Grunewald einstimmig bestatigt
(
Memento
vom 12. Februar 2013 im Webarchiv
archive.today
)
- ↑
a
b
Deutsche Welle:
Willi Lemke bows out as UN sports adviser
, 6. Dezember 2016
- ↑
"Lemke macht weiter ? Bohrnsen kundigt Sparkurs fur Bremen an"
- ↑
netzeitung.de vom 18. Marz 2008
(
Memento
vom 19. Marz 2008 im
Internet Archive
)
- ↑
Teurer Sonderberater
. In:
Der Spiegel
.
Nr.
10
, 2008 (
online
–
3. Marz 2008
).
- ↑
Gremien der DFB-Stiftung Egidius Braun.
Abgerufen am 5. September 2023
.
- ↑
Willi Lemke erhalt Integrationspreis.
In:
DFB ? Deutscher Fußball-Bund e. V.
Abgerufen am 18. April 2016
.
- ↑
DBS - Behindertensportler des Jahres 2014
, am 29. November 2014 in Koln
Arbeitssenatoren der Freien Hansestadt Bremen seit 1945