Wilhelmine Badl

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Wilhelmine (auch Willy oder Will ) Badl (* 23. Dezember 1899 in Graz ; † 13. Dezember 1956 in Wien ) war eine osterreichische Bildhauerin, Grafikerin und Malerin.

Wilhelmine Badl war eine Schwester des Grazer Architekten Viktor Badl (1900?1971). Sie studierte Bildhauerei an der Kunstgewerbeschule in Graz bei Wilhelm Gosser . Außerdem besuchte sie die Akademien der bildenden Kunste in Rom und Athen. [1]

Nach dem Studium wirkte Badl als freie Kunstlerin in Graz. Sie trat insbesondere als Bildhauerin in Erscheinung, malte aber auch, spielte Orgel und versuchte sich als Dramatikerin, wobei sie mannlich klingende Pseudonyme wie Willy Badl verwendete. Das Grazer Volksblatt bezeichnete sie 1924 als ?eine der originellsten Gestalten der Stadt“. [2]

Badl gehorte der Genossenschaft bildender Kunstler in Graz an. 1928 nahm sie an der Jubilaumsschau des steiermarkischen Kunstlervereins in Graz teil, wo sie Holzplastiken, Bildnisbusten und Terrakotten prasentierte. Um 1930 gab sie Modellierkurse fur Kinder an der evangelischen Schule in Graz. [3] 1931 wurde sie fur ihr Gesamtschaffen mit der silbernen Medaille der Stadtgemeinde Graz ausgezeichnet. [4]

1931 beschickte Badl die Ausstellung der Wiener Frauenkunst in den Raumen des Hagenbundes mit Holzskulpturen. [5] Um dieses Jahr zog sie nach Wien, wo sie weiterhin kunstlerisch tatig war und 1956 im Alter von 56 Jahren starb. [3]

Badl hatte mit dem Grazer Komponisten, Geiger und Musikpadagogen Artur Michl (1897?1965) einen gemeinsamen Sohn, der im Zweiten Weltkrieg fiel. Mit dem Maler und Grafiker Johannes Wohlfart (1900?1975) verband sie eine Kunstlerfreundschaft. [3]

Wilhelmine Badl erlangte vor allem durch ihre Holzplastiken, Portratbusten und Terrakotten Bekanntheit. [1] Die Sammlung der Neuen Galerie Graz halt zwei weibliche Gips-Portratbusten aus 1919 bzw. Anfang der 1920er Jahre, die akademisch-realistisch gestaltet sind. Dagegen weist die dortige Terrakotta-Madonnenskulptur aus dem Jahr 1928 kubisch-vereinfachte Formen auf. Aus Wiener Privatbesitz sind ein Linolschnitt -Zyklus und Aquarelle von Badl bekannt, die wohl in den 1930er Jahren entstanden und die mit ihrer Reduktion und Gesellschaftskritik der Neuen Sachlichkeit nahe stehen. [3]

1924 veroffentlichte Badl Das Lied des Bramo-Pitt , ein Requiem in rhythmisch gefasster Prosa. 75 Exemplare erschienen in luxurioser Ausstattung bei Leuschner & Lubensky, wobei Johannes Wohlfart Buchschmuck und Initialen in Form von Holzschnitten beisteuerte, die nach dem Druck vernichtet wurden. [6]

Bildhauerisches Werk (Auswahl)
  • Madchenkopf , 1919, Gips, 51 × 45 × 30 cm, Neue Galerie Graz
  • Frauenbuste (wahrscheinlich Selbstbildnis), ca. 1920, getonter Gips, 35 × 30 × 21, Neue Galerie Graz
  • Frau mit Kind (Madonna), 1928, glasiertes Terracotta, 33 × 22 × 10 cm, Neue Galerie Graz
  • Prozession , bunte Holzgruppe, 1929, 142. Ausstellung des Steiermarkischen Kunstvereines [7]
Grafiken (Auswahl)
  • Zwei Madchen , ca. 1925, Linolschnitt auf Papier, aquarelliert, 14 × 17,7 cm
  • Zwei Frauen , ca. 1925, Bleistiftzeichnung auf Papier, 21,5 × 24 cm
  • Die Weltreligionen , ca. 1925, Bleistiftzeichnung auf Papier, 21 × 12 cm
  • Konzert , ca. 1935, Linolschnitt auf Japanpapier, 25,3 × 20 cm
  • Rechnung am Sonntag , ca. 1935, Linolschnitt auf Japanpapier, 23,5 × 20,4 cm
  • Ausflug am Sonntag , ca. 1935, Linolschnitt auf Japanpapier, 24,6 × 19,7 cm
  • Menschen auf einer Bank , ca. 1935, Linolschnitt auf Japanpapier, 21 × 19 cm
  • Kakteen , ca. 1935, Linolschnitt auf Japanpapier, 23 × 19,7 cm
  • Prozession , ca. 1935, Linolschnitt auf Japanpapier, 16,4 × 17,4 cm
Schriften
  • Das Lied des Bramo-Pitt: Ein Requiem. Holzschnitte Umschlag, Titelblatt und Initialen von Johannes Wohlfahrt. Leuschner & Lubensky, Graz 1924.

Ausstellungen (Auswahl)

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  • 1924, 1928, 1929, 1930, 1931: Steiermarkischer Kunstverein, Graz
  • 1928: Steirische Jubilaums-Kunstschau, Industriehalle, Graz
  • 1931: Wiener Frauenkunst , Raume des Hagenbund, Wien
  • 2020: Ladies first! Kunstlerinnen in und aus der Steiermark 1850?1950 , Neue Galerie Graz
  • Willy Badl. In: Gudrun Danzer (Hrsg.): Ladies First! Kunstlerinnen in und aus der Steiermark 1850?1950. (Ausstellungskatalog) Leykam, Graz 2020, ISBN 978-3-7011-8174-2 , S. 322?325.
  • Jurgen Tiede: Badl, Wilhelmine (Willy) . In: Allgemeines Kunstlerlexikon . Die Bildenden Kunstler aller Zeiten und Volker (AKL). Band 6, Saur, Munchen u. a. 1992, ISBN 3-598-22746-9 , S. 221.
  • Badl, Wilhelmine. In: Felix Czeike : Historisches Lexikon Wien . Band 1. Kremayr & Scheriau, Wien 1992, S. 233.
  • Badl, Wilhelmine. In: Rudolf Schmidt : Osterreichisches Kunstlerlexikon. Von den Anfangen bis zur Gegenwart. Band 1. Tusch, Wien 1980.
  • Badl, Wilhelmine. In: Heinrich Fuchs : Die osterreichischen Maler der Geburtsjahrgange 1881?1900. Band 2, Nachtrage. Wien 1977, S. 169.

Einzelnachweise

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  1. a b Jurgen Tiede: Badl, Wilhelmine (Willy) . In: Allgemeines Kunstlerlexikon . Die Bildenden Kunstler aller Zeiten und Volker (AKL). Band 6, Saur, Munchen u. a. 1992, ISBN 3-598-22746-9 , S. 221.
  2. Grazer Spaziergange. In:  Grazer Volksblatt , 25. Oktober 1924, S. 5 (online bei ANNO ). Vorlage:ANNO/Wartung/gre
  3. a b c d Willy Badl. In: Gudrun Danzer (Hrsg.): Ladies First! Kunstlerinnen in und aus der Steiermark 1850?1950. Leykam, Graz 2020, S. 322.
  4. Ausgezeichnete Grazer Kunstler. In:  Grazer Tagblatt , 6. November 1931, S. 3 (online bei ANNO ). Vorlage:ANNO/Wartung/gtb
  5. Die Ausstellung der Frauen. In:  Die Stunde , 25. Oktober 1931, S. 8 (online bei ANNO ). Vorlage:ANNO/Wartung/std
  6. Rezension von ?Das Lied des Bramo-Pitt“. In:  Neues Grazer Morgenblatt , 20. November 1924, S. 16 (online bei ANNO ). Vorlage:ANNO/Wartung/gtb
  7. 142. Ausstellung des Steiermarkischen Kunstvereines. In:  Grazer Volksblatt , 26. April 1924, S. 2 (online bei ANNO ). Vorlage:ANNO/Wartung/gre