Erzherzog
Wilhelm Franz Karl von Habsburg-Lothringen
(*
21. April
1827
in
Wien
; †
29. Juli
1894
in
Weikersdorf
, Niederosterreich) war der vierte Sohn von
Feldmarschall
Erzherzog
Karl von Osterreich-Teschen
und Prinzessin
Henriette Alexandrine von Nassau-Weilburg
.
Wilhelm Franz Karl war der funfte und jungste Sohn des Paares. Seine Mutter starb bereits 1829. Wilhelm war seit 1842 Oberst der
K.k. Armee
und Inhaber des Infanterie-Regiments Nr. 12. Er nahm an den
italienischen Kriegen
von 1848 und 1849 als Freiwilliger auf Seiten des Kaisertums Osterreich teil. Im Fruhjahr 1854 uberlebte er nur knapp eine
Choleraerkrankung
. 1853 wurde er zum
Feldmarschallleutnant
ernannt und war von 1857 bis 1860 als Chef des Armeeoberkommandos
de facto
Kriegsminister
des Kaisertums Osterreich. 1859 war er zwischenzeitlich Feldartillerieinspektor im
Sardischen Krieg
. 1862 wurde er Gouverneur der
Festung Mainz
(Bundesfestung) und 1864 von Kaiser
Franz Joseph I.
zum Generalinspektor der gesamten k.k. Artillerie ernannt. Außerdem bekleidete er seit 1863 das Amt des
Hoch- und Deutschmeisters
des
Deutschen Ordens
. In der
Schlacht von Koniggratz
1866 befehligte er die Artillerie und wurde verwundet. Am 4. Janner 1867 wurde er vom Kaiser zum
Feldzeugmeister
befordert.
Wilhelm war Bauherr eines der ersten an der neu angelegten
Wiener Ringstraße
erbauten Palais, des
Palais Erzherzog Wilhelm
.
Theophil Hansen
errichtete es im Auftrag des Erzherzogs von 1864 bis 1868 gegenuber dem
Stadtpark
. 1870 verkaufte Wilhelm das Palais an den Deutschen Orden, bewohnte es als Hochmeister aber weiterhin selbst. Seit damals wurde das Gebaude auch als Deutschmeister-Palais bezeichnet.
Wilhelm war eifriger Forderer des
k.k.
Hofwaffenmuseums
(heute
Heeresgeschichtliches Museum
) in Wien. Es bestand als Bauwerk im
Arsenal
bereits seit 1856 und war 1869 zum ersten Mal offentlich zuganglich. In den 1880er Jahren geriet das Haus aber auf Grund von Umgliederungen in den kaiserlichen Sammlungen in Schwierigkeiten. Am 22. Februar 1885 konstituierte sich daher unter dem Protektorat und Vorsitz von
Kronprinz Rudolf
und Wilhelm als seinem Stellvertreter ein Komitee, dem die neue inhaltliche Ausgestaltung des Museums oblag.
Wilhelm suchte und fand die Unterstutzung des Kaisers, seiner Familie, des Adels und des Burgertums sowie des
Reichskriegsministeriums
. Mit seinem Eifer war
eine Fulle von Schatzen zusammengetragen worden, die sich der heutige Mensch kaum mehr vorstellen kann.
Am 25. Mai 1891 wurde das neu gestaltete k.u.k. Heeresmuseum von
Franz Joseph I.
feierlich eroffnet. Dies geschah mit einer Geschwindigkeit und Qualitat, die ohne das Wirken von Erzherzog Wilhelm nicht moglich gewesen ware.
[1]
Der Erzherzog verbrachte vor allem die Sommermonate in dem von seinem Vater,
Erzherzog Karl
, erbauten
Schloss Weilburg
in Weikersdorf,
Baden bei Wien
, wo er bisweilen nicht im Haupthaus, sondern in dem von seinem Bruder
Albrecht
initiierten kleinen Neubau, dem
Stockl
, residierte.
[2]
Ab 1882 betrieb er sein Vorhaben, in nachster Nahe zur Weilburg (300 m) seine eigene Sommerresidenz zu errichten. Der von
Franz Ritter von Neumann
geplanten Villa,
[3]
bis heute nach Wilhelms Erben
Eugen
-Villa
genannt, wurde 1886 die Benutzungsbewilligung erteilt.
[4]
Erzherzog Wilhelm zog sich am 29. Juli 1894 bei einem in Zusammenhang mit einem Zug der elektrischen
Bahn Rauhenstein?Baden
eingetretenen Reitunfall schwere Kopfverletzungen zu und verstarb am gleichen Tag in seiner unweit des Unfallorts gelegenen Villa.
[5]
[6]
[7]
Aus einer Affare mit der Schauspielerin
Maria Lutz
entstammte sein Sohn Karl Borromaus Rott (1860?1881), den der Schauspieler
Karl Mathias Rott
, der nachmalige Ehemann seiner Mutter und Vater seines alteren Halbbruders
Hans Rott
, als Sohn anerkannte.
[8]
Johann Strauss widmete ihm 1854 den
Erzherzog-Wilhelm-Genesungs-Marsch
.
In Hinblick auf den sich erstmals jahrenden Todestag wurde von Erzherzog
Eugen
, dem Neffen (und Erben) des Verungluckten, ein Denkmal gespendet,
[9]
eine Gedenksaule,
[10]
errichtet von
Paul Wasserburger
.
[10]
Sie wurde am 29. Juli 1895
kirchlich eingesegnet
und vom Spender in das Eigentum der Gemeinde
Weikersdorf
ubertragen. Sie ubernahm die Verpflichtung, die Saule
immerwahrend zu erhalten
.
[11]
Die Gedenksaule sollte ursprunglich direkt am Unglucksort aufgestellt werden, wurde jedoch aus verkehrstechnischen Rucksichten unweit davon, an der Ecke Helenenstraße / Hildegardbrucke, platziert.
[Anm. 3]
Die Inschrift an der Tafel auf der Vorderseite des Sockels lautet:
?Erzherzog Wilhelm von Osterreich Hoch- und Deutschmeister † 29. Juli 1894 ?
Das Andenken des Gerechten wahrt ewiglich. Psalm CXI, 6.“
[12]
Zum 100. Todestag, wurde 1994 die Gedenksaule gemaß Schenkungsverpflichtung renoviert.
Zu Ehren Wilhelms wurde die 1896 in Wien-
Leopoldstadt
in Praternahe eroffnete Artilleriekaserne
Erzherzog-Wilhelm-Kaserne
benannt. Ihr Bau war Folge der so genannten
Kasernentransaktion
. Die letzten Gebaude der Kaserne wurden 2005 demoliert, das Areal wird großtenteils von Wohnbauten eingenommen.
Die
Wilhelmswarte
auf dem
Anninger
wurde 1887 errichtet.
- Die k. k. bzw. k. u. k. Generalitat 1816?1918
, von Antonio Schmidt-Brentano, Osterreichisches Staatsarchiv
- Quellen und Studien zur Geschichte des Deutschen Ordens
, Band 28, Verlag Wissenschaftliches Archiv, 1973
- Johannes Ressel:
Kirchen und Kapellen, religiose Gedenksaulen und Wegzeichen in Baden bei Wien. Ein Beitrag zur Geschichte, Heimatkunde und Kunstgeschichte
. 2., verbesserte und erweiterte Auflage. Grasl, Baden 1982,
ISBN 3-85098-131-2
.
- ↑
Lage
48.008932
16.20462
- ↑
Gebaudeteile links: ehemalige Stallungen, in den 1980er Jahren zu einem Wohntrakt ausgebaut.
- ↑
Lage
48.005811
16.216646
- ↑
Heeresgeschichtliches Museum (Hrsg.):
100 Jahre Heeresgeschichtliches Museum. Bekanntes und Unbekanntes zu seiner Geschichte.
Heeresgeschichtliches Museum, Wien 1991, S. 10
- ↑
(…) Als Neubau ist das sogenannte ?Stockl“ zu betrachten (…).
In:
Badener Bezirks-Blatt
, 20. Februar 1895, S. 2 (online bei
ANNO
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- ↑
Hermina Hasenauer:
Die Villenarchitektur Franz Ritter von Neumanns unter besonderer Berucksichtigung der Villa Erzherzog Wilhelm in Baden (1883?1886)
. Diplomarbeit, Universitat Wien, Wien 2004,
OBV
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Erzherzog Eugen Villa.
In:
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Private Website von Martin Hammerl
;
abgerufen am 1. Januar 1900
, abgerufen am 1. Mai 2011.
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In:
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, Extra-Ausgabe, 30. Juli 1894, S. 1 (online bei
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† Erzherzog Wilhelm..
In:
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, Abendblatt, 30. Juli 1894, S. 1 (online bei
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Rott (eig. Roth), Familie.
In:
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a
b
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Ressel:
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, S. 145.