Herzog Wilhelm von Sachsen-Weimar
Wilhelm von Sachsen-Weimar
(* 11. April
jul.
/
21. April
1598
greg.
in
Altenburg
; † 17. Mai
jul.
/
27. Mai
1662
greg.
in
Weimar
) war von 1620 bis zu seinem Tode
Herzog
von
Sachsen-Weimar
. Er stammte aus der Familie der
ernestinischen
Wettiner
. In der Reihe wettinischer Fursten wird er gelegentlich auch als
Wilhelm IV.
gezahlt.
Herzog Wilhelm IV. war der Sohn von Herzog
Johann von Sachsen-Weimar
und dessen Ehefrau
Dorothea Maria von Anhalt
, einer Schwester von Furst
Ludwig I. von Anhalt-Kothen
. Sein Zwillingsbruder starb bei der Geburt und wurde drei Tage spater in der Altenburger Schlosskirche beigesetzt. Die Herzoge
Friedrich von Sachsen-Weimar
,
Johann Ernst d. J. von Sachsen-Weimar
,
Albrecht von Sachsen-Eisenach
,
Johann Friedrich von Sachsen-Weimar
,
Ernst I. von Sachsen-Gotha
und
Bernhard von Sachsen-Weimar
waren seine Bruder, mit denen er spater zusammen auch Mitglied der Fruchtbringenden Gesellschaft werden sollte.
Gleich seinen Brudern Johann Ernst d. J. und Friedrich studierte Herzog Wilhelm an der
Universitat Jena
. Anschließend begleitete er seinen Bruder, den Herzog Friedrich, auf dessen Cavalierstour. Diese begann Ende August 1617 und fuhrte durch
Frankreich
,
Großbritannien
und die
Niederlande
. 1619 kehrte er mit seinem Bruder wieder nach Hause zuruck.
Kurz zuvor, am 24. August 1617, wurde die
Fruchtbringende Gesellschaft
gegrundet. Dabei beteiligte sich Herzog Wilhelm und wurde 1651 sogar ihr zweites Oberhaupt. Als Mitgliedsname wurde ihm
der Schmackhafte
und als Emblem
eine Birn’ am Baum mit der Wespe und ihrem Stich hangend
verliehen; als Devise
erkannte Gute
zugedacht. Im Kothener Gesellschaftsbuch findet sich Herzog Wilhelms Eintrag unter der Nr. 5. In Weimar ließ er 1617/18 die sog.
Schwedenschanze
errichten.
Nach der verlorenen
Schlacht am Weißen Berg
grundete Herzog Wilhelm am 21. Juli 1621 zusammen mit Freunden, darunter sein
Oberstleutnant
Georg von Uslar
, den
Orden der Bestandigkeit
. Die Mitglieder sollten sich in ritterlicher Tugend uben, die gegenseitige Ehre schutzen, einander Beistand in der Not leisten und aus Gefangenschaft befreien. Der Orden erlosch spatestens nach dem
Prager Frieden (1635)
.
[1]
Zum Jahreswechsel 1622/23 grundete er den patriotischen
Friedbund
, zur Wahrung von standischer und religioser
Libertat
. Dieser Friedbund wurde finanziell außerst großzugig von Furst
Ludwig I. von Anhalt-Kothen
unterstutzt.
Nach der Landung von Konig
Gustav II. Adolf von Schweden
war seine fruhe Parteinahme fur den Konig der schnellen Karriere Herzog Wilhelms außerst forderlich. Doch nach dem Tod des Konigs verhinderte der schwedische Kanzler
Axel Oxenstierna
ein entsprechendes Kommando Herzog Wilhelms als Generalleutnant, wegen dessen mehrfach erwiesener militarischer Unfahigkeit und wegen seines eigenmachtigen und erfolglosen Handelns bei der Belagerung von
Kronach
. Seine von ihm in Franken geworbenen Regimenter kamen unter das Kommando seines Bruders
Bernhard von Sachsen-Weimar
und wurden beim
Kampf um Regensburg
eingesetzt.
[2]
Es ist also nicht verwunderlich, dass Wilhelm 1635 dem
Prager Frieden
, der sich gegen die Schweden richtete, auf Seiten des Kurfurstens von Sachsen und des Kaisers beitrat.
Bei der
Teilung
der Regentschaften 1641 fielen an Herzog Wilhelm unter anderem Weimar und Jena, nach Herzog Albrechts Tod am 20. Dezember 1644 auch noch Eisenach.
Als am 7. Januar 1650
Furst Ludwig I. von Anhalt-Kothen
starb, waren sich die Mitglieder der
Fruchtbringenden Gesellschaft
sehr daruber einig, dass Wilhelm sein Nachfolger werden sollte. Nach dem obligaten Trauerjahr wurde er am 8. Mai 1651 zum neuen Oberhaupt auf Lebenszeit gewahlt. Im Gegensatz zu seinem Vorganger beschrankte sich er aber im Wesentlichen auf reprasentative Aufgaben.
Sarg von Wilhelm (vorn links) neben seiner Gemahlin in der Furstengruft
Im Alter von 64 Jahren starb Herzog Wilhelm als
Senior der Ernestiner
am 17. Mai 1662 in Weimar. Er wurde in der Schloßkirche zu Weimar in einer neu errichteten Gruft beigesetzt. Im Jahr 1824 brachte man seinen Sarg zum
Historischen Friedhof Weimar
und setzte ihn in der
Furstengruft
bei.
Prinz Johann Wilhelm von Sachsen-Weimar-Eisenach
Am 23. Mai 1625 heiratete Herzog Wilhelm die Prinzessin
Eleonore Dorothea von Anhalt-Dessau
(1602?1664), eine Tochter von Furst
Johann Georg I. von Anhalt-Dessau
. Mit ihr hatte er neun Kinder:
- Frank Boblenz
: Zum Einfluß Wilhelms IV. von Sachsen-Weimar (1598?1662) auf die Entwicklung der Architektur in Thuringen. In: Residenzkultur in Thuringen vom 16. bis 19. Jahrhundert (PALMBAUM Texte: Kulturgeschichte; 8). Bucha bei Jena 1999, S. 114?137.
- Frank Boblenz:
Ein Totenbildnis von Herzog Wilhelm IV. von Sachsen-Weimar (1598?1662) im schwedischen Schloss Skokloster.
In: Weimar-Jena. Die große Stadt. Das kulturhistorische Archiv 5 (2012) H. 3, S. 220?227.
ISSN
1869-7895
- Georg Philipp Harsdorffer
:
Fortpflantzung der hochloblichen Fruchtbringenden Geselschaft: Das ist / Kurtze Erzehlung alles dessen / Was sich bey Erwehlung und Antrettung hochbesagter Geselschaft Oberhauptes / Deß ... Schmackhaften / ... zugetragen. Samt Etlichen Gluckwunschungen / und Einer Lobrede deß Geschmackes
. Endter, Nurnberg 1651 (
Digitalisat
)
- Gustav Lammerhirt:
Wilhelm (Herzog von Sachsen-Weimar)
.
In:
Allgemeine Deutsche Biographie
(ADB). Band 43, Duncker & Humblot, Leipzig 1898, S. 180?195.
- ↑
Gustav Adolph Ackermann
:
Ordensbuch samtlicher in Europa bluhender und erloschener Orden und Ehrenzeichen
. Verlag Rudolf & Dieterici, Annaberg 1855, S. 201.
Digitalisat
- ↑
Peter Engerisser, Pavel Hrn?i?ik:
Nordlingen 1634. Die Schlacht bei Nordlingen ? Wendepunkt de Dreißigjahrigen Krieges
. Verlag Heinz Spathling Weißenstadt 2009,
ISBN 978-3-926621-78-8
, S. 29, 30.
- ↑
Wolfgang Herbst, Art.
Wilhelm II. (IV.), Herzog von Sachsen-Weimar.
In:
Komponisten und Liederdichter des evangelischen Gesangbuches
, hrsg. v.
dems.
Gottingen 1999 (Handbuch zum Evangelischen Gesangbuch Band 2),
ISBN 3-525-50318-0
, S. 350;
Eberhard Weismann u. a.
Liederkunde. Erster Teil: Lied 1 bis 175
, Gottingen 1970 (
Handbuch zum Evangelischen Kirchengesangbuch, Band III, 1. Teil
, hrsg. v. Christhard Mahrenholz u. a.), S. 454?456.