Wilhelm Bentinck

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Wilhelm Bentinck ? Gemalde von Jean-Etienne Liotard , 1750

Wilhelm (auch William) Graf (von) Bentinck , Herr auf Rhoon und Pendrecht (* 6. November 1704 in Whitehall - London ; † 13. Oktober 1774 in Den Haag ), war ein Adeliger und Diplomat niederlandisch - englischer Herkunft. Fur seine Hochzeit mit Charlotte Sophie Reichsgrafin von Aldenburg wurde er zum deutschen Reichsgrafen erhoben und gelangte als Erb- und Landesherr in den Besitz der Herrschaft Kniphausen , wurde Edler Herr zu Varel und Herr zu Doorwerth .

Leben [ Bearbeiten | Quelltext bearbeiten ]

Herkunft [ Bearbeiten | Quelltext bearbeiten ]

Bentinck entstammte dem niederlandischen Adelsgeschlecht Bentinck aus dem Herzogtum Geldern . Das Geschlecht war dort seit 1377 Teil der Ritterschaft . Er wurde 1704 als zweiter Sohn des Johann Wilhelm Bentinck , Herr zu Rhoon und Pendrecht (Niederlande), geboren. Sein Vater wurde am Hofe Wilhelms von Oranien (des kunftigen Konigs Wilhelm III. von England ) erzogen, war mit diesem eng befreundet und bereitete in den Jahren 1687/1688 die Landung Wilhelms in England vor, die dann zur Glorious Revolution fuhrte. Bentincks Vater begleitete Wilhelm schließlich 1688 auch nach England und wurde 1689 Mitglied des Privy Councils und zum Earl of Portland [1] und damit in den englischen Adelsstand erhoben. Durch einen umfangreichen Grundbesitz mit der Republik der Sieben Vereinigten Provinzen blieb die Familie aber auch mit diesen eng verbunden. Daher ging Bentinck, der als zweiter Sohn den englischen Titel nicht erben wurde, zunachst zuruck in die Niederlande. Dort, wohl aufgrund seiner Herkunft und hohen sozialen Stellung, stieg er schnell zum Prasidenten des Rates der Staaten von Holland und Friesland auf. Seine Hauptresidenz war Schloss Zorgvliet bei Den Haag.

Verbindung zum Haus Aldenburg [ Bearbeiten | Quelltext bearbeiten ]

Um 1730 geriet der deutsche Reichsgraf Anton II. von Aldenburg in finanzielle Schwierigkeiten und war gezwungen sich bei verschiedenen Geldgebern zu verschulden. Bentinck ubernahm die Burgschaft fur die in Holland geliehene große Geldsumme und war damit der Hauptglaubiger, sodass Anton II. sich ihm gegenuber stark verpflichtet fuhlte. Daher stimmte er der anscheinend von Bentinck gewunschten Heirat mit Antons erbberechtigter Tochter, Charlotte Sophie (1715?1800), zu. Um Bentincks niedere Stellung auszugleichen, verlieh ihm Kaiser Karl VI. am 29. Dezember 1732 den Titel eines Reichsgrafen. Damit war Bentinck seiner spateren Frau gleichgestellt und er konnte nach der Eheschließung zusammen mit der Aldenburger Grafentochter im Erbfall in deren Herrschaft uber die Aldenburgischen Besitzungen Varel und Kniphausen eintreten. Bentinck begrundete damit zum einen das Haus Aldenburg-Bentinck und wurde außerdem Angehoriger des deutschen Hochadels . In der Folge zog er mit seiner Frau zunachst zuruck nach Den Haag, wo das Paar ihre zwei Sohne Christian Friedrich (1734?1768) und Johann Albrecht (1737?1775) bekam. Wegen der großen Verschiedenheit beider Charaktere stand die Ehe allerdings von Anbeginn unter einem unglucklichen Stern. Nach dem Tode ihres Vaters (1738) verließ Charlotte Sophie schließlich ihre Familie und ließ sich am 15. April 1740 von ihrem Gatten scheiden. Benticks Anspruche auf das Herrschaftsgebiet seiner fruheren Frau blieben davon allerdings unberuhrt und er sollte in Form einer Apanage entschadigt werden. Da seine fruhere Frau ihm diese, sowie die Zinszahlungen fur die geliehenen Gelder ihres Vaters verweigerte, verklagte Bentinck sie vor dem Reichshofrat mit Unterstutzung des danischen Konigs Christian V. , der seinerzeit den Ehevertrag zwischen den jetzt verfeindeten Gatten garantiert hatte. Mit Zustimmung des Kaisers erreichte er, dass eine Untersuchungskommission unter Christian V. zur Feststellung der Schulden des graflich Aldenburgischen Hauses eingesetzt wurde. Diese stellte fest, dass Charlotte Sophie uber Jahre uber ihren Verhaltnissen gelebt hatte und stellte, um die Forderungen der Glaubiger wenigstens teilweise befriedigen zu konnen, die aldenburgischen Guter, soweit sie dem Zugriff der danischen Regierung offen standen, unter Zwangsverwaltung. Der Streit zwischen den verfeindeten Eheleuten um die Aldenburger deutschen Besitzungen endete 1757 vorlaufig mit der Einsetzung der beiden Sohne Christian Friedrich Anton Wilhelm und Johann Albert Bentinck in das Aldenburgische Erbe.

Weiteres Wirken [ Bearbeiten | Quelltext bearbeiten ]

Wohnhaus von Wilhelm Bentinck in der Straße Lange Voorhout Nr. 7 in Den Haag. Druck von Paulus Constantijn la Fargue, 1751.

1747 wurde Wilhelm IV. von Oranien zum Erbstatthalter aller sieben niederlandischen Provinzen berufen. Dagegen organisierten sich niederlandische Stadtburger, Demokraten und Republikaner, gefuhrt von den herrschenden Provinzstatthaltern , in der Patriotenpartei , um die Umwandlung der Niederlande in eine absolutistische Erbmonarchie zu verhindern. Bentinck engagierte sich als einer der Anfuhrer der Orangisten auf der Seite Wilhelms IV. Als im Zuge des Osterreichischen Erbfolgekriegs franzosische Truppen in die Niederlande einfielen, nutzte Bentinck geschickt die Stimmung der Bevolkerung, die den Statthaltern Kollaboration mit den franzosischen Besatzern vorwarf, um diese auf die Seite der Orangisten zu ziehen, sodass Wilhelm IV. sich schließlich durchsetzen konnte. Zur gleichen Zeit fuhrte er 1747 auch im Auftrag Wilhelms IV. diplomatische Missionen gegen die Franzosen in England aus und vertrat als Diplomat die niederlandischen Interessen wahrend des Friedensschlusses von Aachen 1748. Seine Bemuhungen, den Barrieretraktat mit Osterreich zu erneuern, waren allerdings nicht erfolgreich.

1749/50 hielt er sich fast ein Jahr in Wien auf, um dort Unterstutzung bei den privaten Prozessen gegen seine ehemalige Frau zu finden, aber auch, um die außenpolitischen Absichten Osterreichs gegenuber den Seemachten Frankreich und England sowie Osterreichs Haltung gegen Preußen zu erkunden. Seine Aufzeichnungen uber diese Sondierungen wurden spater veroffentlicht. Außerdem bemuhte sich Bentinck wiederum im Auftrag Wilhelms IV., den in osterreichischen Diensten stehenden Feldmarschall Ludwig Ernst von Braunschweig-Wolfenbuttel fur die Niederlandische Armee zu gewinnen, was im November 1750 auch gelang. [2]

1751 starb Wilhelm IV. uberraschend und seine Frau Anna von England ubernahm die Herrschaft fur den noch unmundigen Wilhelm V. Obwohl er die Regierungsubernahme durch die Konigin unterstutzt hatte, schwand Bentincks Einfluss zusehends. Zusatzlich erlangte der von ihm in die Niederlande geholte Ludwig Ernst von Braunschweig-Wolfenbuttel mehr und mehr Macht [3] , sodass Bentinck sich auf seinen hollandischen Besitz zuruckzog, wo er schließlich 1774 verstarb.

Nachkommen [ Bearbeiten | Quelltext bearbeiten ]

Mit seiner Frau Charlotte Sophie hatte Bentinck zwei Sohne. Der Altere, Christian Friedrich (1734?1768), war bereits 1757 zur Beendigung der Streitigkeiten seiner Eltern in das Erbe der Besitzungen in den Niederlanden und in Nordwestdeutschland eingesetzt worden und sollte Bentinck als Reichsgraf von Bentinck nachfolgen. Er starb aber noch vor seinem Vater. Die Besitztumer gingen damit an den Sohn Christian Friedrichs Wilhelm Gustav Friedrich Bentinck (1762?1835) uber und wurden bis zu dessen Volljahrigkeit 1787 vormundschaftlich verwaltet. [4] Der zweite Sohn Johann Albrecht (1737?1775) trat in die Britische Marine ein, wurde Offizier und Parlamentsmitglied und tat sich als Erfinder nautischer Instrumente hervor.

Schriften [ Bearbeiten | Quelltext bearbeiten ]

  • Aufzeichnungen des Grafen William Bentinck uber Maria Theresia. Mit einer Einleitung uber die osterreichische Politik in den Jahren 1749-1755. Herausgegeben von Adolf Beer. Wien. 1871.

Literatur [ Bearbeiten | Quelltext bearbeiten ]

Einzelnachweise [ Bearbeiten | Quelltext bearbeiten ]

  1. Powicke & Fryde: Handbook of British Chronology. Second Edition, London, 1961, S. 445
  2. Nieuw Nederlandsch Biografisch Woordenboek . Kurzbiographie von Willem Bentinck (in hollandischer Sprache). Seite 302.
  3. Nieuw Nederlandsch Biografisch Woordenboek. Kurzbiographie von Willem Bentinck (in hollandischer Sprache). Seite 303.
  4. Biographie von Wilhelm Gustav Friedrich Bentinck. In: Hans Friedl u. a. (Hrsg.): Biographisches Handbuch zur Geschichte des Landes Oldenburg. Hrsg. im Auftrag der Oldenburgischen Landschaft. Isensee, Oldenburg 1992, ISBN 3-89442-135-5 , S. 66?67.

Weblinks [ Bearbeiten | Quelltext bearbeiten ]