When the Saints Go Marching In
ist ein in unzahligen Variationen verbreitetes
geistliches Lied
und
Gospelstuck
, das sich zu einem
Evergreen
der
Popularmusik
und einem
Jazzstandard
entwickelt hat.
Die Melodie stammt wahrscheinlich von
Edward Boatner
, der den Song 1927 in
Nashville
in seinem Gesangbuch
Spirituals Triumphant ? Old and New
veroffentlicht hat. Falschlich wird sie manchmal
James Milton Black
zugeschrieben, der aber vielmehr 1896 die Melodie zu
When the Saints are marching in
komponiert hat, einem Stuck, das mit dem vorliegenden auch in der Literatur oft verwechselt wird.
[1]
Gesteigert wird die Verwirrung noch durch zahlreiche ahnliche Titel wie
When the Saints March In for Crowning‘
(1898),
When all the Saints Come Marching In
(1923) oder
When the Saints Go Marching Home
(1927).
Der Text von
When the Saints Go Marching In
knupft an die mundlich tradierten
Spirituals
der schwarzen Bevolkerung der
USA
an. Es existiert eine Vielzahl unterschiedlicher Fassungen, deren Autor meist nicht zuverlassig festgestellt werden kann. Entgegen verbreiteter Annahme stammt keine davon von Catherine Purvis, die vielmehr den Text zum erwahnten
When the Saints Are Marching In
geschrieben hat.
Es entstehen immer neue Textfassungen in allen Weltsprachen, was insbesondere durch die relativ einfache Metrik der Melodie und den großen Anteil des
Refrains
am Gesamttext erleichtert wird.
Unabhangig von der Fassung verleiht der Text der Hoffnung der Glaubigen Ausdruck, am Tag des
Jungsten Gerichts
zu den Auserwahlten zu gehoren, die ins Himmelreich einziehen durfen. Die Strophentexte nehmen meist Bezug auf die
Apokalypse
und berichten etwa von der Verfinsterung der Sonne oder den Trompeten des Erzengels
Gabriel
. Der
Refrain
lautet dagegen ?Oh, when the saints go marching in, Lord, how I want to be in that number, when the saints go marching in“. Mitunter wird hier ein Einfluss des
ambrosianischen
Te Deums
aus dem 4. Jahrhundert vermutet, das eine Verszeile
Aeterna fac cum sanctis tuis in gloria numerari
enthalt.
Mitunter wird das Stuck auch auf Beerdigungen gespielt, insbesondere auf den
Jazz Funerals
in
New Orleans
. Durch die Interpretation von
Louis Armstrong
(1938) wurde das Stuck sogar zur ?Erkennungsmelodie des
Trad Jazz
“ ? von
Sidney Bechet
bis hin zu
Chris Barber
. Hierbei wurden auch neue,
profane
Strophen zum Lied hinzugedichtet, etwa ?When the band begins to play“ oder ?Weil Jimmy Brown nur Dixie spielt“.
[2]
Manche Versionen, wie etwa die von
Bill Haley
, tilgen gar jeglichen religiosen Bezug (?When that rhythm starts to go …“). Dazu kommen zahllose Variationen in der Instrumentierung, so dass es schwerfallt, eine ?kanonische“ Fassung des Stucks auszumachen.
Das Stuck wurde von einer Vielzahl unterschiedlichster Musikrichtungen aufgegriffen und adaptiert. Besonders verbreitet ist das Stuck im
Jazz
und in der
Gospelmusik
.
Charlie Byrd
,
Herb Ellis
und
Barney Kessel
machten daraus modernes Sessionmaterial,
Ray Brown
und
Milt Jackson
interpretierten es nach Art des
Soul Jazz
,
Albert Ayler
nahm das Stuck zum Ausgang einer
Free-Jazz
-Improvisation, der Pianist
Monty Alexander
verpflanzte den Song in die
Karibik
und die britische Sangerin
Beryl Bryden
huldigte Louis Armstrong mit einem neuen Text als
Boy From New Orleans
.
Nachdem 1951
The Weavers
den Song eingespielt hatten, hat er sich auch beim breiten Publikum zum Evergreen entwickelt. So gibt es auch diverse
Blues
,
Pop-
und
Rock-
Fassungen. Bekannte Interpretationen stammen von
Mahalia Jackson
,
Judy Garland
,
Mitch Miller
, dem
Golden Gate Quartet
,
Harry Belafonte
,
Fats Domino
, den
Beatles
,
Jerry Lee Lewis
,
Bill Haley
,
Elvis Presley
,
Bruce Springsteen
und dem
Million Dollar Quartet
.
Im Marz 2021 wurde der Song in das
National Recording Registry
aufgenommen.
[3]
- Carlo Bohlander
, Karl Heinz Holler, Christian Pfarr:
Reclams Jazzfuhrer
.
4., durchgesehene und erganzte Auflage. Reclam, Stuttgart 1990,
ISBN 3-15-010355-X
.
- Hans-Jurgen Schaal
(Hrsg.):
Jazz-Standards. Das Lexikon.
3., revidierte Auflage. Barenreiter, Kassel u. a. 2004,
ISBN 3-7618-1414-3
.
- Dietrich Schulz-Kohn
:
Die Evergreen-Story: 40 x Jazz
Quadriga, Weinheim, Berlin 1990.
ISBN 3-88679-188-2
.
Einige Textvariationen:
- ↑
Vgl. etwa die Ausfuhrungen bei D. Schulz Kohn
Die Evergreen-Story
(S. 328) oder bei H. J. Schaal
Jazz-Standards. Das Lexikon
(S. 538).
- ↑
zitiert nach H. J. Schaal
Jazz-Standards. Das Lexikon
, S. 539.
- ↑
National Recording Registry Adds 'Rhythm Nation' Among 25 New Selections
, Library of Congress, 24. Marz 2021