Wasserwerk

aus Wikipedia, der freien Enzyklopadie
Zur Navigation springen Zur Suche springen

Blick in das Maschinenhaus eines modernen Wasserwerks
Außenanlagen eines Wasserwerks

Ein Wasserwerk ist eine technische Anlage zur Aufbereitung und Bereitstellung von Trinkwasser , sekundar auch von Brauchwasser .

Funktionsprinzip [ Bearbeiten | Quelltext bearbeiten ]

Wesentliche technische Bestandteile des Wasserwerks sind unter anderem Filter , Pumpen und oft auch ein (Frisch-) Wasserspeicher bzw. Wasserbehalter . Dazu kommen Hochbehalter , Armaturen und Schaltraume, wo die Verteilung des Trinkwassers in das Leitungsnetz gesteuert und uberwacht wird. In großeren Wasserwerken werden auch Laboratorien betrieben, die die chemische und biologische Zusammensetzung des Wassers kontrollieren.

Erfolgt die Wasserversorgung aus dem Grundwasser , befindet sich das Wasserwerk oder die Fassungsanlage meist direkt bei den Grundwasserkorpern . Das Gelande ist meist als Zone I eines Trinkwasserschutzgebietes ausgewiesen. [1] Auch Grundwasseranreicherungsanlagen, welche zusatzliches Fließwasser aus Flussen oder Bachen als Uferfiltrat gewinnen, konnen Bestandteil eines solchen Wasserwerks sein. [2] Je nach Art des Untergrundes sowie der hydrogeologischen Gegebenheiten werden darauf abgestimmte Entnahmebauwerke errichtet. Von diesen Lokalitaten wird das Rohwasser zum Wasserwerk befordert. [3]

Wenn die Versorgung aus Quellen oder aus Oberflachenwasser ( Seen ( siehe auch: Seewasserwerk ), Fließwasser ) erfolgt, wird das Wasser uber Leitungen von den Quellfassungen zum Wasserwerk transportiert. Im letzten Fall sind auch Aufbereitungsanlagen zur Wasseraufbereitung im Wasserwerk notwendig, wo die chemische und biologische Qualitat des Trinkwassers hergestellt wird. [4]

Das auffalligste Merkmal eines Wasserwerkes war fruher der im Flachland haufig vorhandene Wasserturm . Heutzutage wird dieser meist durch Tiefbehalter mit entsprechenden Pumpengruppen ersetzt.

Im Unterschied zum gewohnlichen Trinkwasserwerk gibt es auch Wasserwerke, die fur die Gewinnung von Betriebswasser ausgelegt sind.

Moderne Wasserwerke, die ab der zweiten Halfte des 19. Jahrhunderts eingerichtet wurden, waren im Sinne des Munizipalsozialismus in der Regel als kommunale Betriebe organisiert worden.

Geschichte des Wasserwerks [ Bearbeiten | Quelltext bearbeiten ]

Anleihe der Deutschen Wasserwerke AG vom 25. Mai 1898: Die Gesellschaft baute und betrieb Wasserwerke u. a. in Ludenscheid , Gnesen , Tilsit , Oeynhausen , Zehdenick , Pyritz , Ludwigslust , Templin , Deutsch-Krone (Westpr.) , Uelzen und Rheda-Wiedenbruck

In der griechischen Stadt Pergamon (Bergama), etwa 100 Kilometer nordlich des heutigen Izmir in der Turkei, entstand schon rund 200 Jahre v. Chr. ein Wasserwerk, das die Bewohner mit Quell- und Oberflachenwasser aus bis zu 40 Kilometern entfernten Zuflussen versorgte. Glanzstuck war eine drei Kilometer lange Hochdruckleitung, die ein Tal nach dem Prinzip kommunizierender Rohren querte. Bisher hatte man in ahnlichen Fallen teure Aquadukte gebaut, so etwa schon um 800 v. Chr. im Suden des spateren Armenien , wo eine 56 Kilometer lange Leitung jahrlich etwa 40 Millionen Kubikmeter Bergquellwasser in die Stadt Tuschpa der Urartaer brachte. Die assyrische Stadt Ninive wurde im 7. Jahrhundert v. Chr. uber ein insgesamt 80 Kilometer Leitungen umfassendes System aus 18 Quellflussen versorgt. Uber ein Pumpwerk wurden die Hangende Garten der Semiramis in Babylon ? um 600 v. Chr. ? bewassert: Ein gopelbetriebenes Schopfwerk hob eine endlose Kette mit Wasser gefullter Eimer an den oberen Rand der abschussigen Garten. Bekannt sind die Aquadukte in Rom um die Zeitenwende. Vitruv beschreibt im 1. Jahrhundert v. Chr. romische Tretrader, die durch trampelnde Manner im oberen Teil in Betrieb gehalten wurden, die damit die Kraft des fließenden Wassers ersetzten und das Nass aus tiefer liegenden Becken in hoher gelegene Rinnen ?pumpten“. Zu den Wasserwerken Cordobas gehorten um 900, als dieses Maurenzentrum die großte Stadt Europas war, haushohe Schopfrader (Norias), die das Flusswasser in hohere gelegene Primarkanale beforderten, von wo es uber Sekundarkanale flachendeckend verteilt wurde.

In Bautzen hob ab dem Jahr 1496 ein wasserradgetriebenes System von Kolbenpumpen das Spreewasser in einen Hochbehalter, von wo es auf den hochsten Punkt der Stadt am Fleischmarkt und von dort schließlich in 86 Brunnen stromte. Im 16. Jahrhundert trieben in Deutschland an mehreren Orten große Muhlrader in fließenden Gewassern Wasserpumpen , die spater Hohenunterschiede bis zu 250 Metern uberwanden. Vor allem in Norddeutschland waren es vor allem die Brauer, die sich zu Gemeinschaften zum Bau solcher ?Wasserkunste“ zusammentaten. 1681 staunte die Welt uber eine Wasserhebemaschine mit 14 gewaltigen Wasserradern bei Le Port-Marly an der Seine , die das Flusswasser in die sechs Kilometer entfernten Garten von Versailles schickten. Fruhe Wasserhebeanlagen sind auch aus Marburg an der Lahn, Bad Wildungen und Rothenburg ob der Tauber bekannt (1573?1599). 1696 staute der Philosoph und Techniker Gottfried Wilhelm Leibniz die Leine auf und nutzte das herabsturzende Wasser als Energiequelle fur ein Wasserhebewerk, das die Herrenhauser Garten in Hannover versorgte.

Fur kleinere Wassermengen in hugeligen Gegenden wurden ab Ende des 18. Jahrhunderts hydraulische Widder eingesetzt. Der franzosische Physiker Denis Papin pumpte mit Hilfe einer von ihm weiter entwickelten Dampfmaschine 1706 Wasser in einen Hochbehalter, das dann Brunnen und Fontanen des Kasseler Schlosses sprudeln ließ. Der preußische Konig Friedrich Wilhelm IV. ließ 1842 fur die Wasserspiele am Schloss Sanssouci ein Pumpwerk im Stil einer maurischen Moschee bauen. Das Minarett verbirgt den 36 Meter hohen Schornstein der Dampfmaschine.

Um 1600 existierten in 33 deutschen Stadten und uber 100 kleineren Orten Wasserkunste , meist technisch interessante Druckanlagen, die Wasser in Brunnen und in eine mehr oder weniger große Anzahl von Hausern und Garten beforderten. Die erste zentrale offentliche Wasserversorgung im heutigen Sinn errichtete Hamburg 1848 mit der ?Zentralen Stadtwasserkunst“ in Rothenburgsort . Zwei aus England importierte Dampfpumpmaschinen von je 70 PS schickten das gereinigte Elbwasser in einen 76 Meter hohen Wasserturm, der neben Behaltern, Steig- und Fallleitungen auch den Schornstein fur die Abgase der mit Kohle gefeuerten Dampfkessel umhullte. Uber 62 Kilometer Leitungen floss das Wasser dann auf die Dachboden von 4000 Stadthausern (einem Drittel der vorhandenen). Berlin , das von leicht zu forderndem Grundwasser profitierte, folgte 1856, Frankfurt am Main 1873.

Siehe auch [ Bearbeiten | Quelltext bearbeiten ]

Literatur [ Bearbeiten | Quelltext bearbeiten ]

  • Harald Bruckert: Vom Laufbrunnen zum Wasserwerk : der Ausbau der Trinkwasserversorgung in der Pfalz im 19. und 20. Jahrhundert . Institut fur pfalzische Geschichte und Volkskunde, Kaiserslautern 2022, ISBN 978-3-948913-05-2 .
  • A. Gericke: 100 Jahre Berliner Wasserwerke (1856?1956) . Verlag Technik, Berlin 1956
  • Eberhard Jungel et al.: Die Talsperre Eibenstock, das Wasserwerk Burkersdorf : die Trinkwasserversorgung aus Talsperren in Sudsachsen . (= Am Auersberg ; 11) Eibenstock 2019, ISBN 978-3-00-064498-6 .
  • Otto Lueger et al.: Der stadtische Tiefbau, Bd. 2, Die Wasserversorgung der Stadte . 1. Auflage, Leipzig 1914 (2. Teil erschien 1916).
  • Shahrooz Mohajeri: 100 Jahre Berliner Wasserversorgung und Abwasserentsorgung 1840?1940 . (= Blickwechsel ; 2) Steiner, Stuttgart 2005, ISBN 978-3-515-08541-0 .
  • Wilhelm Thurnagel, Heinz Beckmann: Trinkwasserversorgung und Abwasserbehandlung in der DDR : die VEB Wasserversorgung und Abwasserbehandlung ; Abriss der Entwicklung, der Organisation, des Leistungsstandes und der Schwachen und Hemmnisse . Hochschule Neubrandenburg, Institut fur Umweltgeschichte und Regionalentwicklung, Friedland 2014, ISBN 978-3-941681-74-3 .
  • Hanno Trurnit : Geschichte(n) hinterm Hahn. Von Wasserkunst und Wasserwerk. Frank Trurnit & Partner Verlag GmbH, Ottobrunn 2006, ISBN 978-3-9806986-9-6 .

Weblinks [ Bearbeiten | Quelltext bearbeiten ]

Commons : Wasserwerke  ? Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien
Wiktionary: Wasserwerk  ? Bedeutungserklarungen, Wortherkunft, Synonyme, Ubersetzungen

Einzelnachweise [ Bearbeiten | Quelltext bearbeiten ]

  1. Bernward Holting : Hydrogeologie. Einfuhrung in die Allgemeine und Angewandte Hydrogeologie . 3. neu bearbeitete Auflage, Ferdinand Enke Verlag, Stuttgart 1989, S. 349.
  2. Bernward Holting: Hydrogeologie. Einfuhrung in die Allgemeine und Angewandte Hydrogeologie . 3. neu bearbeitete Auflage, Ferdinand Enke Verlag, Stuttgart 1989, S. 72.
  3. Nicola Fohrer (Hrsg.): Hydrologie . Haupt Verlag, Bern 2016, S. 105.
  4. Bernward Holting: Hydrogeologie. Einfuhrung in die Allgemeine und Angewandte Hydrogeologie . 3. neu bearbeitete Auflage, Ferdinand Enke Verlag, Stuttgart 1989, S. 279?282.